Der zweite Brief an Timotheus 2:1-26
Fußnoten
Studienanmerkungen
mein Kind: Paulus zeigt durch diese Anrede, wie sehr er an Timotheus hing. (Siehe Anm. zu 2Ti 1:2.)
werde weiterhin stark: Paulus legt Timotheus hier ans Herz, die unerschöpfliche Kraft Gottes anzuzapfen. Das entsprechende griechische Verb endynamóō ist mit dem Substantiv dýnamis („Kraft“, „Stärke“) verwandt, das in 2Ti 1:8 vorkommt und in dem Ausdruck „die Kraft Gottes“ enthalten ist. Laut einem Bibelkommentar zeigt die hier verwendete Verbform, „dass Timotheus stets von Gott abhängig war, folglich: ‚werde weiterhin gestärkt‘“. In Eph 6:10 verwendet Paulus dasselbe Verb. Dort ermuntert er die Epheser: „Werdet weiter stark im Herrn [Jehova Gott] und in seiner gewaltigen Kraft.“
in der unverdienten Güte, die in Christus Jesus ist: Wie Paulus erkennen lässt, ist es nur durch „unverdiente Güte“ möglich, stark zu werden. (Siehe Worterklärungen zu „Unverdiente Güte“.) Da Jehova seinem Sohn besondere Güte oder Anerkennung zeigte, konnte von Jesus gesagt werden: „Er war voller göttlicher Anerkennung“ (Joh 1:14 und Anm.). Durch Jesus wiederum wird diese Güte an jeden weitergegeben, der sie schätzt. Deshalb ist in der Bibel nicht nur von der unverdienten Güte Gottes die Rede, sondern auch von „der unverdienten Güte unseres Herrn Jesus Christus“ (1Th 5:28; 2Th 3:18).
ausreichend befähigt: Das entsprechende griechische Wort kann auch „fähig“, „geeignet“ oder „kompetent“ bedeuten. Im 2. Korintherbrief erklärt Paulus, dass Gott Menschen befähigt, alles zu tun, was er ihnen aufträgt, und gebraucht dabei dasselbe Wort. (Siehe Anm. zu 2Ko 3:5.)
als guter Soldat von Christus Jesus: Paulus erklärt Timotheus in Vers 3-6 anhand von drei Veranschaulichungen, dass ein Christ bereit sein muss, Härten auf sich zu nehmen. Im vorliegenden Vers vergleicht Paulus, wie schon in anderen Briefen, Christen mit Soldaten (1Ko 9:7; 2Ko 10:3-5; Eph 6:10-17; Php 2:25; 1Th 5:8; 1Ti 1:18; Phm 2). Ein Soldat folgt den Befehlen seines Vorgesetzten und ist auf Härten eingestellt. Genauso halten sich Christen an die Gebote von Jesus Christus und sind bereit, Schwierigkeiten zu ertragen. Dazu können Hass und sogar Verfolgung gehören. Mit dem Vergleich erinnert Paulus Timotheus daran, dass er „als guter Soldat von Christus Jesus“ Ausdauer, Entschlossenheit und Selbstdisziplin braucht.
gibt sich mit geschäftlichen Angelegenheiten ab: Kein guter Soldat im aktiven Dienst versucht nebenher Geschäfte zu machen (wtl. „lässt sich in … verwickeln“). Solche „geschäftlichen Angelegenheiten“ (evtl. auch „Alltagstätigkeiten“) würden ihn gedanklich von seiner Aufgabe ablenken und ihm Kraft rauben. Da sein Leben und das Leben anderer auf dem Spiel steht, muss ein Soldat jederzeit bereit sein, Befehle von oben auszuführen. Genauso musste sich Timotheus voll auf seinen Dienst konzentrieren und durfte sich nicht von anderen Dingen ablenken lassen (Mat 6:24; 1Jo 2:15-17).
bei den Wettkämpfen: Paulus vergleicht den christlichen Lebensweg mit einem Sportwettkampf. An den damaligen Wettkampfstätten wurden Inschriften mit Regeln aufgestellt, an die sich die Teilnehmer halten mussten. Schiedsrichter achteten darauf, dass sie strikt eingehalten wurden. Bestechung war verboten. Ein Athlet, der im Training oder bei den Wettkämpfen eine oder mehrere Regeln brach, wurde disqualifiziert. Ähnlich müssen sich Christen an Gottes Maßstäbe und Vorgaben halten, wenn sie seine Anerkennung haben möchten. Timotheus durfte nicht versuchen, eine von Gott aufgestellte Regel zu umgehen, um es leichter zu haben. Er musste seinen Teil „am Erleiden von Schwierigkeiten“ tragen (2Ti 2:3; siehe Anm. zu 1Ko 9:24, 25; 1Ti 4:7, 8; siehe auch Mediengalerie, „Eine vergängliche Krone“).
Der schwer arbeitende Landwirt: Das griechische Wort für „schwer arbeiten“ bedeutet wtl. „sich abmühen“, „bis zur Erschöpfung arbeiten“. Ein Bauer, der eine gute Ernte haben wollte, musste bei Wind und Wetter unermüdlich arbeiten. Timotheus sollte ebenfalls fleißig sein. Wenn er Gott gefallen wollte, durfte er sich nicht schonen (1Ko 3:6, 7; Kol 1:28, 29; vgl. Anm. zu 1Ti 4:10).
Denk immer an das, was ich sage: Das griechische Wort für „immer an [etwas] denken“ kann auch mit „gut unterscheiden“ übersetzt werden (Mat 24:15; Mar 13:14). Nachdem Paulus drei Vergleiche angeführt hat (2Ti 2:3-6), fordert er Timotheus dazu auf, darüber nachzudenken und sie auf sein Leben zu übertragen. (Vgl. Anm. zu 1Ti 4:15.) Paulus versichert ihm, der Herr Jehova würde ihm genau das Verständnis oder Unterscheidungsvermögen geben, das er braucht. Möglicherweise spielt Paulus damit auf den ähnlich lautenden väterlichen Rat aus Spr 2:6 an.
Davids Nachkomme: Wtl. „aus dem Samen Davids“. (Siehe Anh. A2.)
Das Wort Gottes lässt sich … nicht in Ketten legen: Gerade hat Paulus erwähnt, dass er „wie ein Verbrecher inhaftiert“ ist. Dabei verwendet er dasselbe griechische Wort, das für die Männer gebraucht wird, die zusammen mit Jesus hingerichtet wurden (Luk 23:32, 33, 39). Doch nun stellt er einen entscheidenden Unterschied heraus: Auch wenn er selbst eingesperrt und gefesselt ist – es gibt kein Gefängnis und keine Ketten, die Gottes Wort aufhalten können (2Ti 1:8, 16). Ein Nachschlagewerk drückt diesen Gedanken so aus: „Sie können zwar den Boten aufhalten, aber nicht die Botschaft.“
Wenn wir weiter ausharren: Oder „… durchhalten“. Mit diesem Ausdruck erinnert Paulus an Jesu Versprechen: „Wer … bis zum Ende ausgeharrt hat, der wird gerettet.“ (Siehe Anm. zu Mat 24:13.) Paulus und sein Freund Timotheus hatten die wunderbare Aussicht, mit Christus zu regieren (Luk 22:28-30). Wie Paulus betont, war dafür entscheidend, dass sie durchhielten. Er ging nie davon aus, seine Hoffnung sei ihm sicher, nur weil er mit heiligem Geist gesalbt war. (Siehe Anm. zu Php 3:14.) Er wusste nur zu gut, dass sich manche gesalbte Christen von der Wahrheit abgewandt hatten (Php 3:18). Dennoch war er zuversichtlich, dass er bis zu seinem Tod treu bleiben würde (2Ti 4:6-8).
er kann sich nicht selbst verleugnen: Jehova wird nie etwas tun, was mit seiner Persönlichkeit und seinen Maßstäben unvereinbar ist (2Mo 34:6, 7; Mal 3:6; Tit 1:2; Jak 1:17). Er wird auch nie gegen sein Vorhaben handeln. Ganz gleich, wie sich andere verhalten, Jehova hält immer Wort (Rö 3:3, 4 und Anm.).
gib ihnen … die Anweisung: Oder „ermahne sie feierlich“. Das entsprechende griechische Verb kann wörtlicher auch mit „gründlich bezeugen“ übersetzt werden (Apg 20:24; 28:23). In einem Fachwörterbuch heißt es zu dem Wort: „Es bedeutet in wichtigen Angelegenheiten ‚als Zeuge aussagen‘ oder im Fall großer Gefahr ‚warnen‘.“
Gott: In maßgebenden griechischen Handschriften steht hier „Gott“, in anderen steht „der Herr“. Einige Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische und in andere Sprachen verwenden an dieser Stelle den Gottesnamen. (Siehe Anh. C1.)
nicht über Worte zu streiten: Paulus warnt die Christen in Ephesus vor einer Angewohnheit, die einige falsche Lehrer anscheinend förderten: das Streiten über Worte. Das entsprechende griechische Verb setzt sich aus dem Substantiv für „Wort“ und dem Verb für „kämpfen“ zusammen. Der Ausdruck ist in der antiken Literatur vor Paulus nicht zu finden. Im 1. Timotheusbrief verwendet Paulus ein verwandtes Substantiv, das wtl. „Wortgefecht“ bedeutet. (Siehe Anm. zu 1Ti 6:4.) Bei den Diskussionen ging es womöglich um unwichtige Bedeutungsunterschiede von einzelnen Wörtern, und doch konnten sich solche Streitereien verheerend auswirken.
schadet nur denen, die zuhören: In dem entsprechenden griechischen Satzteil kommt das Wort katastrophḗ („Zerstörung“, „Untergang“) vor. Man könnte auch übersetzen: „zerstört nur die Zuhörer“. Paulus warnt vor sinnlosen Streitereien, und das mit deutlichen Worten. Timotheus sollte die Epheser „vor Gott“ anweisen, sich nicht auf solche Debatten einzulassen. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:21.)
Tu dein Möglichstes: Das griechische Verb (spoudázō), das Paulus hier verwendet, bedeutet „eifrig (gewissenhaft) sein“, „sich beeilen“, „sich bemühen“. Wenn sich Timotheus nach besten Kräften einsetzte, würde sich Jehova über ihn freuen. Er bräuchte sich nicht zu schämen, auch wenn andere seine Anstrengungen gering schätzten oder sich gegen ihn stellten.
der das Wort der Wahrheit richtig handhabt: Das griechische Verb, das Paulus hier gebraucht, bedeutet wtl. „gerade schneiden“. Dabei könnte er an Verschiedenes gedacht haben, z. B. an seine Arbeit als Zeltmacher, bei der er den Stoff mit geraden Schnitten präzise zuschneiden musste. Oder er könnte das Verb ähnlich verwendet haben wie die Septuaginta in Spr 3:6 und 11:5, wo es darum geht, den eigenen Lebensweg („Pfad“) gerade zu machen. Das Verb konnte auch beschreiben, wie ein Bauer beim Pflügen gerade Furchen in sein Feld zog. Grundsätzlich ging es Paulus darum, dass Timotheus beim Lehren geradlinig blieb. Er sollte Gottes Wort richtig gebrauchen, es korrekt erklären und sich nicht durch Debatten über Wörter, persönliche Meinungen oder andere Belanglosigkeiten davon abbringen lassen (2Ti 2:14, 16).
leeres Gerede: Siehe Anm. zu 1Ti 6:20.
Gottlosigkeit: Siehe Anm. zu Rö 1:18.
Gangrän: Das entsprechende griechische Wort gággraina (sprich: gángraina) ist ein medizinischer Begriff für eine schnell fortschreitende Krankheit, die unbehandelt zum Tod führen kann. Paulus verwendet den Begriff als Bild für Lehren von Abgefallenen und für „leeres Gerede …, das verletzt, was heilig ist“ (2Ti 2:16-18). Diese schädlichen Lehren stellt er mehrfach der „gesunden [wohltuenden] Lehre“ gegenüber, die sich auf die Wahrheit aus Gottes Wort stützt (1Ti 1:10; 6:3; 2Ti 1:13; Tit 1:9; 2:1; siehe auch Anm. zu 1Ti 6:4). Die Formulierung „breitet sich aus wie Gangrän“ betont, wie schnell sich leeres Gerede und falsche Lehren innerhalb einer Versammlung verbreiten und zum Absterben des Glaubens führen können (1Ko 12:12-27).
Hymenäus und Philetus gehören zu denen: Paulus nennt diese beiden Männer als Beispiele für Abtrünnige, gegen deren Lehren Timotheus vorgehen musste. Hymenäus und Philetus hatten die Wahrheit nicht nur verlassen, sondern schadeten mit ihren Lehren auch anderen. Sie verbreiteten z. B. die Ansicht, die Auferstehung habe bereits stattgefunden. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:18.) Hymenäus hatte den Glauben schon aufgegeben, als Paulus den 1. Timotheusbrief schrieb. Offensichtlich war er aus der Versammlung entfernt worden; er sollte „durch Erziehung gelehrt werden, nicht zu lästern“. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:20.) Doch inzwischen war schon mindestens ein Jahr vergangen und er hatte sich nicht geändert.
Sie sagen, die Auferstehung habe schon stattgefunden: Offensichtlich lehrten Hymenäus, Philetus und andere falsche Lehrer in Ephesus, dass keine buchstäbliche Auferstehung zu erwarten sei, weil getaufte Christen bereits eine sinnbildliche Auferstehung erlebt hätten. Vielleicht untermauerten sie das, indem sie Aussagen von Paulus falsch interpretierten. Tatsächlich lehrte Paulus, dass ein Sünder bei seiner Taufe sozusagen stirbt und aufersteht – er lässt sein früheres Leben hinter sich und beginnt ein neues. Damit wollte Paulus aber nicht sagen, dass es keine buchstäbliche Auferstehung geben würde. Wer entgegen den Schriften lehrte, „die Auferstehung habe schon stattgefunden“, war abtrünnig (Rö 6:2-4, 11; Eph 5:14; siehe Anm. zu Eph 2:1).
untergraben den Glauben: Schon rund zehn Jahre früher hatte sich Paulus falschen Lehrern entgegengestellt, die den Glauben an die Auferstehung untergruben (1Ko 15:2 und Anm., 12; vgl. Apg 17:32). Wer leugnete, dass es eine Auferstehung zu ewigem Leben geben würde – ob im Himmel oder auf der Erde –, widersprach eindeutig den inspirierten Schriften (Da 12:13; Luk 23:43; 1Ko 15:16-20, 42-44). Christen, die sich von dieser falschen Lehre beeinflussen ließen, standen in der Gefahr, die Hoffnung zu verlieren, dass sie mit einer Auferstehung belohnt würden (Joh 5:28, 29).
die feste Grundlage Gottes: Paulus sagt nicht genau, was er mit „die feste Grundlage“ meint. Doch in anderen Briefen verwendet er das Wort für „Grundlage“ oder „Fundament“ als Bild für Stabilität und Zuverlässigkeit. Er vergleicht z. B. Jesu Rolle in Gottes Vorhaben mit einem Fundament (1Ko 3:11). In Eph 2:20 spricht er von „der Grundlage der Apostel und Propheten“. Ähnliche Ausdrücke gebraucht er für die Christenversammlung. (Siehe Anm. zu 1Ti 3:15; siehe auch Heb 6:1.) In den beiden vorigen Versen fordert er Timotheus auf, gegen falsche Lehren vorzugehen. Mit der Aussage „Die feste Grundlage Gottes [bleibt] bestehen“ versichert er Timotheus: Jehova ändert sich nicht. Er ist in allem, was er tut, beständig und zuverlässig (Ps 33:11; Mal 3:6; Jak 1:17).
hat dieses Siegel: Mit dem Wort „Siegel“ konnte ein Siegelabdruck oder eine Inschrift gemeint sein, die Echtheit oder Eigentum bestätigte. (Siehe Worterklärungen zu „Siegel“.) Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Inschrift auf dem Fundament oder auf einem anderen Gebäudeteil den Namen des Baumeisters, den des Besitzers oder den Zweck des Gebäudes angab. (Vgl. Anm. zu 2Ko 1:22; Eph 1:13.) In der Offenbarung werden Grundsteine erwähnt, auf denen die Namen der Apostel stehen (Off 21:14). Das hier beschriebene Siegel enthält zwei wichtige Aussagen, auf die die folgenden Studienanmerkungen eingehen.
Jehova: Paulus zitiert hier aus 4Mo 16:5. Nach dem Wortlaut der Septuaginta sagte Moses zu Korah und dessen Anhängern: „Gott hat … erkannt, die zu ihm gehören.“ Im hebräischen Urtext stehen an dieser Stelle für „Gott“ die vier hebräischen Konsonanten des Gottesnamens יהוה (JHWH). Daher wird hier im Haupttext der Name Jehova verwendet. (Siehe Anh. C1 und C2.)
„Jehova kennt die, die ihm gehören“: Paulus zitiert hier aus 4Mo 16:5. Offensichtlich wollte er Timotheus mit dem Bericht über die Rebellion von Korah, Dathan und Abiram daran erinnern, dass Jehova genau weiß, wer sich gegen ihn stellt. Jehova kann und wird gegen schlechte Menschen vorgehen. So wie er damals nicht zuließ, dass Korah und dessen Anhänger sein Vorhaben durchkreuzten, würde er es auch Abtrünnigen im 1. Jh. nicht erlauben. Doch Jehova weiß auch – wie Moses sagte –, wer zu ihm hält. Er kennt seine treuen Diener genau und zeigt ihnen seine Anerkennung. (Siehe Anm. zu Gal 4:9.)
„Jeder, der den Namen Jehovas anruft, soll aufhören, Unrecht zu tun“: Diese Aussage ist wie ein Zitat formuliert. Allerdings gibt es in den Hebräischen Schriften keinen Vers mit dem entsprechenden Wortlaut. Zuvor zitiert Paulus aus 4. Mose, Kapitel 16, wo es um die Rebellion von Korah geht. Möglicherweise bezieht sich Paulus weiter auf diese Begebenheit und lässt die Worte von Moses aus 4Mo 16:26 anklingen. Wer damals zu Jehova hielt, musste entschieden handeln und sich von denen, die Unrecht taten, entfernen. Genauso sollten sich Timotheus und andere treue Christen von allem Schlechten abwenden. Dazu gehörte auch das, was Paulus im Zusammenhang nennt: Streitereien über Worte, „leeres Gerede“, falsche Lehren und „dumme, sinnlose Diskussionen“ (2Ti 2:14, 16, 18, 23).
der den Namen Jehovas anruft: Dieser Teil der Aussage könnte Jes 26:13 gemäß dem Wortlaut der Septuaginta entnommen sein. Im hebräischen Urtext geht es dort eindeutig um den Gottesnamen. (Siehe Anh. C3, Einleitung, 2Ti 2:19b.)
gibt es in einem großen Haus … Gegenstände: Paulus vergleicht die Christenversammlung mit einem „großen Haus“ und die einzelnen Brüder und Schwestern mit Haushaltsgegenständen. Das griechische Wort für „Gegenstand“ oder „Gefäß“ wird in der Bibel an verschiedenen Stellen auf Menschen bezogen (Apg 9:15, Fn.; Rö 9:22 und Anm.; 1Th 4:4 und Anm.; 1Pe 3:7). Im Folgenden gebraucht Paulus dieses Bild, um Timotheus von zu engem Kontakt mit Personen abzuraten, die zwar zur Versammlung gehörten, aber Gottes Maßstäbe immer wieder ignorierten (2Ti 2:21-26).
Instrument: Oder „Gegenstand“, „Gefäß“. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:20.)
Fliehe …, jage … nach: Siehe Anm. zu 1Ti 6:11.
Wünschen der Jugend: Oder „Begierden der Jugend“. Timotheus war wohl schon über 30 Jahre alt und damit erwachsen, als er den vorliegenden Brief erhielt. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:12.) Trotzdem fordert Paulus ihn auf: „Fliehe … vor den Wünschen der Jugend.“ Timotheus sollte sich beherrschen können und Wünschen, die ein junger Mensch gewöhnlich hat, nicht nachgeben (Pr 11:9, 10). Das schloss ein, den eigenen Sexualtrieb zu kontrollieren (Spr 7:7-23; siehe Anm. zu 1Ko 6:18). Zu den „Wünschen der Jugend“ könnte aber auch Konkurrenzdenken gehören, das Streben nach Geld oder Macht sowie die ständige Suche nach Spaß und Ablenkung (Spr 21:17; Luk 12:15; Gal 5:26; 1Ti 6:10; 2Ti 3:4; Heb 13:5).
jage aber der Gerechtigkeit … nach: Siehe Anm. zu 1Ti 6:11 und Worterklärungen zu „Gerechtigkeit“.
denen, die den Herrn … anrufen: Paulus rät Timotheus, mit Glaubensbrüdern Zeit zu verbringen, „die den Herrn … anrufen“. (Siehe Anm. zu Rö 10:13.) Solche Menschen wären guter Umgang für ihn, weil sie ein reines Herz hatten. Sie waren rein, was ihre Moral, ihren Glauben und ihre Beweggründe betraf, und waren Jehova völlig ergeben. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:5.) Sie würden Timotheus dabei unterstützen, vor den „Wünschen der Jugend“ zu fliehen und guten Eigenschaften nachzujagen.
den Herrn: Aus dem Kontext geht hervor, dass hier offensichtlich Jehova Gott gemeint ist (2Ti 2:19). Einige Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische verwenden hier den Gottesnamen (in Anh. C4 als J7, 8, 17, 22 aufgeführt).
Lass dich auch nicht auf dumme, sinnlose Diskussionen ein: Zum dritten Mal fordert Paulus Timotheus in diesem Brief auf, den Ephesern zu helfen, nicht mehr über strittige oder spekulative Themen zu diskutieren (2Ti 2:14 und Anm., 16). Dieses Problem hatte er schon in seinem ersten Brief an Timotheus angesprochen. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:4; 6:20.)
sinnlose: Paulus bezeichnet die Diskussionen in der Versammlung in Ephesus als „sinnlos“ oder wörtlicher übersetzt als „ungebildet“, „unerzogen“. Möglicherweise wollte er damit sagen, dass die Diskutierenden selbst einfachste christliche Lehren, die schon ein Kind erfassen konnte, nicht verstanden hatten. Auf alle Fälle hielten sie sich nicht an die wichtigste christliche Grundlehre: das Gebot der Liebe (Joh 13:34, 35).
Ein Sklave: Das griechische Wort für „Sklave“ bezeichnet im Allgemeinen jemanden, der einem anderen gehört (Tit 1:1; Jak 1:1; siehe Anm. zu Rö 1:1). In einem Nachschlagewerk heißt es zum vorliegenden Vers: „Während es erniedrigend ist, ein Sklave von Menschen zu sein, ist es höchst ehrenvoll, ein Sklave Gottes zu sein.“ (Siehe Anm. zu 1Th 1:9.)
Ein Sklave des Herrn: Wie der Kontext nahelegt, ist „der Herr“ in diesem Fall Jehova Gott (2Ti 2:19). Auch in den Hebräischen Schriften werden Anbeter Jehovas als seine Diener bzw. Sklaven bezeichnet (Jos 1:1; 24:29; Ri 2:8; 2Kö 10:10; 18:12). Hier gibt Paulus Timotheus und anderen Ältesten Anweisungen, wie sie mit schwierigen Situationen in der Versammlung umgehen sollten. Die Wendung ist eine Erinnerung daran, dass sie Gottes Anweisungen befolgen müssen und ihm Rechenschaft dafür schulden, wie sie ihre Glaubensbrüder behandeln. Die erwähnten Eigenschaften ergänzen die in 1Ti 3:1-7 und Tit 1:5-9 aufgelisteten Erfordernisse für Älteste. Da im erweiterten Sinn jeder Christ „ein Sklave des Herrn“ ist, gilt dieser Rat von Paulus für alle.
streiten: Das entsprechende griechische Wort bezieht sich eigentlich auf den Kampf Mann gegen Mann (Apg 7:26). Es kann sich aber auch auf einen verbalen Schlagabtausch beziehen (Joh 6:52; Jak 4:1, 2). Wie Paulus hier zeigt, hat es „ein Sklave des Herrn“ nicht nötig, sich an Streitereien oder sinnlosen Diskussionen zu beteiligen (2Ti 2:14, 16, 23). Er erreicht mehr, wenn er so sanft und mild ist wie Jesus (Mat 11:29; 12:19).
zu allen sanft: Anders als die streitsüchtigen falschen Lehrer in Ephesus sollte Timotheus zu allen sanft und freundlich sein (2Ti 2:23). Man könnte die griechische Wendung auch mit „zu allen taktvoll“ übersetzen. Paulus selbst hatte gelernt, sanft zu sein. Bevor er Christ wurde, setzte er sich vehement für das Judentum ein und ging mit aller Härte gegen Nachfolger Christi vor. Damals war er alles andere als sanft, taktvoll oder freundlich. Doch Jesus behandelte ihn sanft (Apg 8:3; 9:1-6; Gal 1:13, 14; 1Ti 1:13). Paulus hatte auch gelernt, dass Sanftheit nichts mit Schwäche zu tun hat; er zögerte nicht, falsches Verhalten mit deutlichen Worten zu verurteilen (1Ko 15:34). Dabei war er jedoch nicht schroff, sondern ging taktvoll und liebevoll mit seinen Brüdern um (1Th 2:8). Paulus bemühte sich, so sanft zu sein „wie eine stillende Mutter“. (Siehe Anm. zu 1Th 2:7.) Timotheus sollte seinem Beispiel folgen und „zu allen sanft sein“ – nicht nur zu Glaubensbrüdern, die Probleme verursachten, sondern auch zu Gegnern außerhalb der Versammlung. Anstatt Streit und Uneinigkeit anzuheizen, sollte er Liebe und Einheit fördern (2Ti 2:23, 25).
lehrfähig: Dasselbe Wort verwendet Paulus in seiner Liste von Erfordernissen für Älteste. (Siehe Anm. zu 1Ti 3:2.) Timotheus musste ein guter Lehrer sein. Diese Fähigkeit würde ihm auch helfen, mit Problemen in der Versammlung umzugehen. Allerdings bezieht sich die Wendung „ein Sklave des Herrn“ nicht ausschließlich auf Älteste. Alle Christen sollten gute Lehrer sein. (Vgl. Heb 5:12.)
sich beherrschen, wenn ihm Unrecht geschieht: Das entsprechende griechische Wort ist aus zwei Wörtern zusammengesetzt und bedeutet „geduldig Böses ertragen“. Wird ein „Sklave des Herrn“ schlecht behandelt, darf er nicht verbittern oder sich dazu hinreißen lassen, Böses mit Bösem zurückzuzahlen (Rö 12:17). Timotheus brauchte diese Eigenschaft, wenn ihm Glaubensbrüder Unrecht taten. Wie Paulus später schrieb, müssen alle Christen mit Verfolgung rechnen (2Ti 3:12). Deshalb muss jeder lernen, „sich [zu] beherrschen, wenn ihm Unrecht geschieht“. (Siehe Anm. zu Mat 5:39.)
mit Milde … anleiten: Das Wort für „anleiten“ kann in diesem Zusammenhang auch „korrigieren“ oder „belehren“ bedeuten. Laut einem Wörterbuch beschreibt es, dass man jemandem die Fähigkeit vermittelt, gute Entscheidungen zu treffen. Ein „Sklave des Herrn“ muss dabei „mit Milde“ vorgehen, d. h. mit Demut und Geduld. Dann wird er „zu allen sanft sein“ (2Ti 2:24 und Anm.; siehe auch Anm. zu Gal 5:23).
die sich widersetzen: Paulus verwendet hier ein griechisches Wort, das in diesem Zusammenhang Personen beschreibt, die sich christlichen Lehren entgegenstellen. Wahrscheinlich hatte er unter anderem Christen in Ephesus im Sinn, die biblischen Rat nicht umsetzen wollten oder sich von Brüdern mit Verantwortung nichts sagen ließen.
Vielleicht ermöglicht Gott ihnen Reue: Wenn ein Ältester Personen, „die sich widersetzen“, mit Milde auf etwas hinweist oder sie korrigiert, kann das zur Reue führen. Damit ist ein Sinneswandel oder Umdenken gemeint. (Siehe Worterklärungen zu „Reue“.) Dass jemand diesen lebenswichtigen Schritt unternimmt und bereut, ist nicht den Bemühungen von Menschen zu verdanken. Die Ehre dafür gebührt Jehova. Er hilft dem Betreffenden, seine Einstellung zu ändern. Im Anschluss erwähnt Paulus, wie gut sich Reue auswirkt: Sie ermöglicht dem Sünder, die Wahrheit besser zu verstehen, wieder klar zu denken und den Fallen des Teufels zu entkommen (2Ti 2:26).
entkommen der Schlinge des Teufels: Offenbar waren einige in der Versammlung in die „Schlinge des Teufels“ geraten. Sie hatten sich von ihm täuschen lassen und waren von der Wahrheit abgewichen (2Ti 2:18, 23, 25). Das Wort für „lebendig gefangen halten“ deutet an, dass der Teufel sie in eine Falle gelockt hatte. Er tötete sie nicht, sondern brachte sie durch Lügen dazu, unwissentlich „seinen Willen aus[zu]führen“. Timotheus sollte Personen, die der Teufel gefangen hielt, „mit Milde“ anleiten, damit sie „sich besinnen“ (wtl. „nüchtern werden“; siehe Anm. zu 1Ko 15:34). Wer bereute, konnte sich aus der Schlinge des Teufels befreien.
Medien
Paulus ist zum zweiten Mal in Rom in Haft. Er weiß, dass sein Tod kurz bevorsteht (2Ti 4:6). Zu allem Überfluss haben ihn einige seiner Gefährten im Stich gelassen, darunter Demas (2Ti 1:15; 4:10). Trotzdem bleibt Paulus positiv. Einige mutige Brüder haben sich nicht geschämt, ihn zu unterstützen (2Ti 4:21). Onesiphorus z. B. hat in ganz Rom nach ihm gesucht (2Ti 1:16, 17). Paulus liegt zwar in Ketten, doch er ist ungebrochen. Er konzentriert sich auf die Belohnung, die in Christi „himmlischem Königreich“ für ihn aufbewahrt ist (2Ti 4:8, 18). Selbst während dieser schweren Zeit, denkt Paulus nicht an sich, sondern an andere. Aus dem Gefängnis schreibt er seinen zweiten inspirierten Brief an Timotheus und ermutigt ihn, weiter auszuharren (2Ti 1:7, 8; 2:3).
Im Haus wohlhabender Römer gab es die verschiedensten Haushaltsgegenstände. In der Küche z. B. bereiteten Sklaven das Essen in Töpfen und Pfannen aus Bronze oder Ton zu; große Tonkrüge und Amphoren dienten zur Lagerung von Flüssigkeiten wie Wein und Olivenöl. Im Esszimmer nutzte eine römische Familie Geschirr aus Bronze, Silber, Ton oder bunt gefärbtem Glas. Es gab aber auch Gefäße für „unehrenhafte“ Zwecke, wie Müllbehälter und Nachttöpfe. In der Bibel werden Menschen manchmal als Gefäße bezeichnet (Apg 9:15, Fn.). Paulus vergleicht die Christenversammlung mit „einem großen Haus“ und die Einzelnen mit „Gegenständen“ bzw. Gefäßen. So wie Gefäße „für einen ehrenhaften Zweck“ nicht mit Gefäßen „für einen unehrenhaften [Zweck]“ in Berührung kommen dürfen, sollten Christen nicht zu engen Kontakt mit Personen in der Versammlung pflegen, die einen schlechten Einfluss auf sie haben könnten (2Ti 2:20, 21).