Apostelgeschichte 9:1-43
Fußnoten
Studienanmerkungen
Saulus: Von dem hebräischen Namen Saul, der „[Von Gott] Erbetener“ bedeutet. Saulus, auch unter dem römischen Namen Paulus bekannt, war „aus dem Stamm Benjamin, ein Hebräer, geboren von Hebräern“ (Php 3:5). Er besaß von Geburt an das römische Bürgerrecht (Apg 22:28). Daher ist es naheliegend, dass seine jüdischen Eltern ihm auch einen römischen Namen gaben, nämlich Paulus, was „der Kleine“, „der Geringe“ bedeutet. Wahrscheinlich trug er beide Namen von klein auf. Seine Eltern könnten ihn aus verschiedenen Gründen Saulus (bzw. Saul) genannt haben. „Saul“ war bei den Benjaminitern ein bedeutsamer Name mit einer langen Tradition, denn ein Mann aus ihrem Stamm namens Saul wurde der erste König von Israel (1Sa 9:2; 10:1; Apg 13:21). Vielleicht entschieden sich die Eltern von Saulus aber auch wegen der Bedeutung „[Von Gott] Erbetener“ für diesen Namen. Oder Saulus könnte, wie damals oft üblich, nach seinem Vater benannt worden sein. (Vgl. Luk 1:59.) Was auch immer der Grund für die Namensgebung war – vermutlich verwendete Saulus seinen hebräischen Namen, wenn er mit anderen Juden zu tun hatte, vor allem während seiner Ausbildung und seiner Zeit als Pharisäer (Apg 22:3). Und wie es scheint, war er auch in den ersten zehn Jahren nach seiner Bekehrung als Christ bei den meisten unter seinem hebräischen Namen bekannt (Apg 11:25, 30; 12:25; 13:1, 2, 9).
Kaiphas: Dieser von Rom eingesetzte Hohe Priester war ein geschickter Diplomat. Er war von etwa 18 bis 36 u. Z. im Amt und damit länger Hoher Priester als alle seine unmittelbaren Vorgänger. Kaiphas war derjenige, der Jesus verhörte und zu Pilatus brachte (Mat 26:3, 57; Joh 11:49; 18:13, 14, 24, 28). In der Apostelgeschichte wird er nur hier namentlich erwähnt. Ansonsten wird er als „der Hohe Priester“ bezeichnet (Apg 5:17, 21, 27; 7:1; 9:1).
Saulus: Siehe Anm. zu Apg 7:58.
Hohen Priester: D. h. Kaiphas. (Siehe Anm. zu Apg 4:6.)
Weg Jehovas: In erhalten gebliebenen griechischen Handschriften steht hier „Weg des Herrn“. Es gibt jedoch gute Gründe, im Haupttext den Namen Gottes zu verwenden. Im nächsten Vers findet man den synonymen Ausdruck „Weg Gottes“. Mit „der Weg“ oder „dieser Weg“ ist in der Apostelgeschichte die christliche Lebensweise gemeint, in deren Mittelpunkt die Anbetung des einzig wahren Gottes, Jehova, und der Glaube an seinen Sohn Jesus Christus steht (Apg 19:9, 23; 22:4; 24:22; siehe Anm. zu Apg 9:2). In den Evangelien erscheint der Ausdruck, der mit „Weg Jehovas“ wiedergegeben wird, vier Mal, und zwar jeweils in einem Zitat aus Jesaja 40:3. (Siehe Anm. zu Mat 3:3; Mar 1:3; Luk 3:4; Joh 1:23.) In Jes 40:3 steht im hebräischen Urtext das Tetragramm. Der Ausdruck „Weg Jehovas“ erscheint außerdem in Ri 2:22, Jer 5:4, 5. (Siehe Anm. zu Apg 19:23 und Anh. C3, Einleitung, Apg 18:25.)
des Weges: Wie die Anm. zu Apg 9:2 erklärt, wurde die Bezeichnung „der Weg“ für die frühe Christenversammlung verwendet. Bei dem wahren Christentum geht es nicht um den äußeren Eindruck oder um eine rein formelle Anbetung. Es ist ein Lebensweg – geprägt von der Anbetung Gottes und der Leitung durch seinen Geist (Joh 4:23, 24). In der syrischen Peschitta steht hier „des Weges Gottes“ und in der lateinischen Vulgata (nach der Clementinischen Rezension) „des Weges des Herrn“. Es gibt Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische (in Anh. C4 unter J17, 18 aufgeführt), die hier den Gottesnamen enthalten; dort steht: „des Weges Jehovas“.
Briefe: Im 1. Jh. war man darauf angewiesen, dass ein Fremder Briefe von einer vertrauenswürdigen Stelle vorlegte, in denen er vorgestellt und seine Identität oder Befugnis bestätigt wurde (Rö 16:1; 2Ko 3:1-3). Auf diese Art der Informationsübermittlung bezogen sich auch die Juden in Rom (Apg 28:21). Die Briefe, um die Saulus den Hohen Priester bat, berechtigten ihn, die in Damaskus lebenden Judenchristen zu verfolgen. Sie waren an die Synagogen in Damaskus adressiert und enthielten offenbar die Aufforderung, Saulus bei der Bekämpfung der Christen zu unterstützen (Apg 9:1, 2).
Damaskus: Diese Stadt im heutigen Syrien gilt als eine der ältesten Städte der Welt, die seit ihrer Entstehung ununterbrochen bewohnt sind. Schon der Patriarch Abraham könnte auf seinem Weg nach Kanaan durch Damaskus gekommen oder zumindest daran vorbeigezogen sein. Irgendwann nahm er einen „Mann aus Damaskus“ namens Elieser als Diener in seine Hausgemeinschaft auf (1Mo 15:2). Fast 1000 Jahre später taucht Damaskus erneut im Bibelbericht auf, und zwar als die Syrer (Aramäer) und die Israeliten zu Feinden wurden und sich bekriegten (1Kö 11:23-25; siehe Worterklärungen zu „Aram; Aramäer“). Im 1. Jh. gehörte Damaskus zu der römischen Provinz Syrien. Damals lebten vielleicht 20 000 Juden in der Stadt und es gab dort etliche Synagogen. Saulus könnte ausgerechnet die Christen in Damaskus ins Visier genommen haben, weil die Stadt ein Knotenpunkt wichtiger Handelsrouten war und er befürchtete, dass sich die christliche Lehre von dort aus schnell verbreiten würde. (Siehe Anh. B13.)
Weg: In der Apostelgeschichte bezieht sich die Bezeichnung „der Weg“ sowohl auf die christliche Lebensweise als auch auf die frühe Christenversammlung. Sie könnte auf Jesu Aussage in Joh 14:6, „Ich bin der Weg“, zurückgehen. Von seinen Jüngern sagte man, sie würden zum „Weg“ gehören, und meinte damit, dass sie auf ihrem Lebensweg dem Beispiel Jesu folgten (Apg 19:9). Sein Leben drehte sich um die Anbetung des allein wahren Gottes Jehova. Bei denen, die Jesus nachfolgten, drehte sich das Leben zusätzlich um den Glauben an Jesus. Irgendwann nach 44 u. Z. wurden sie dann in Antiochia in Syrien „durch göttliche Vorsehung erstmals Christen genannt“ (Apg 11:26). Doch auch noch nachdem dieser Name in Gebrauch gekommen war, bezeichnete Lukas die Versammlung als den „Weg“ (Apg 19:23; 22:4; 24:22; siehe Anm. zu Apg 18:25; 19:23).
sie hörten nicht die Stimme: Oder „sie verstanden nicht, was die Stimme sagte“. In Apg 9:3-9 schildert Lukas die gleiche Begebenheit. Beide Berichte zusammen ergeben ein vollständiges Bild der Ereignisse: Wie die Anm. zu Apg 9:7 erklärt, hörten die Begleiter von Paulus zwar den „Klang einer Stimme“, konnten aber offensichtlich nicht verstehen, was gesagt wurde. Sie hörten die Stimme also anders als Paulus. Das passt zu Apg 22:7. Dort erzählt Paulus, dass er die Stimme hörte, und gibt auch wieder, was sie sagte. Er hatte die Worte also verstanden, seine Mitreisenden dagegen nicht – vielleicht weil sie die Stimme nur gedämpft oder verzerrt wahrnahmen. Mit „sie hörten nicht die Stimme“ ist also anscheinend gemeint, dass sie nicht verstanden, was gesagt wurde. (Vergleiche Mar 4:33; 1Ko 14:2, wo das griechische Wort für „hören“ mit „zuhören“, „aufnehmen“ oder „verstehen“ übersetzt werden könnte.)
hörten … den Klang einer Stimme: Bei einer späteren Gelegenheit schilderte Paulus selbst, was er auf der Straße nach Damaskus erlebt hatte (Apg 22:6-11). Nimmt man beide Berichte zusammen, erhält man ein vollständiges Bild von den Ereignissen. Im griechischen Text stehen in beiden Berichten die gleichen Wörter, doch die Grammatik ist unterschiedlich. Das griechische Wort phōnḗ kann man sowohl mit „Klang“ als auch mit „Stimme“ wiedergeben. Im vorliegenden Vers steht es im Genitiv und wird deshalb mit „Klang einer Stimme“ übersetzt. (In Apg 22:9 steht phōnḗ im Akkusativ und ist deshalb nur mit „Stimme“ wiedergegeben.) Daraus ergibt sich, dass die Begleiter von Paulus zwar den Klang einer Stimme hörten, offensichtlich aber weder hören noch verstehen konnten, was gesagt wurde. Sie hörten die Stimme also anders als Paulus (Apg 26:14; siehe Anm. zu Apg 22:9).
Straße, die man die Gerade nennt: Das ist der einzige Straßenname, der in den Christlichen Griechischen Schriften erscheint. Die Straßen in Damaskus waren im 1. Jh. gitterförmig angelegt. Man nimmt an, dass die Gerade Straße die Hauptverkehrsader war, die von O nach W verlief. Sie war ca. 1,5 km lang und einschließlich Gehwegen 26 m breit. Möglicherweise war sie von Kolonnaden gesäumt. Noch heute führt durch die Überreste der alten Römerstadt eine Hauptstraße, die in etwa dem Verlauf der antiken Via Recta, der Geraden Straße, folgt.
in einer Vision: Diese Worte sind nicht in allen Handschriften enthalten, doch sie sind in einer Reihe von frühen Handschriften zu finden.
festzunehmen: Oder „einzusperren“. Wtl. „zu binden“, „in Fesseln zu legen“. (Vgl. Kol 4:3.)
Söhnen Israels: Oder „Volk Israel“, „Israeliten“. (Siehe Worterklärungen zu „Israel“.)
große Körbe: Oder „Proviantkörbe“. Das griechische Wort sphyrís bezeichnet anscheinend größere Körbe als die, die verwendet wurden, als Jesus 5000 Männer mit Essen versorgte. (Siehe Anm. zu Mat 14:20.) Dasselbe griechische Wort wird auch für den Korb gebraucht, in dem Paulus durch eine Öffnung in der Stadtmauer von Damaskus hinuntergelassen wurde. (Siehe Anm. zu Apg 9:25.)
Korb: Lukas verwendet hier das griechische Wort sphyrís. Man findet es auch bei Matthäus und Markus in dem Bericht über die Begebenheit, als Jesus 4000 Männern zu essen gab und man die Reste in sieben Körbe einsammelte. (Siehe Anm. zu Mat 15:37.) sphyrís bezeichnet einen großen Korb. Als Paulus den Christen in Korinth seine Flucht schilderte, verwendete er das Wort sargánē, das einen aus Seilen geflochtenen Korb oder auch einen Weidenkorb beschreibt. Mit beiden griechischen Wörtern kann dieselbe Korbart gemeint sein (2Ko 11:32, 33, Fn.).
unter uns tätig war: Wtl. „bei uns ein und aus ging“. Die entsprechende griechische Formulierung bildet eine semitische Wendung ab, die ausdrückt, dass jemand seinen alltäglichen Aktivitäten in Gesellschaft von anderen nachgeht. Man könnte sie hier auch mit „unter uns lebte“ übersetzen. (Vgl. 5Mo 28:6, 19; Ps 121:8, Fn.)
bewegte sich frei: Oder „ging seinem täglichen Leben nach“. Wörtlich steht hier: „ging ein und aus“, was eine semitische Wendung wiedergibt. Sie vermittelt das Bild von jemandem, der ungehindert seinem Alltag nachgeht und mit anderen Kontakt pflegt. (Vgl. 5Mo 28:6, 19; Ps 121:8, Fn.; siehe Anm. zu Apg 1:21.)
Griechisch sprechenden Juden: Wtl. „Hellenisten“. Das griechische Wort Hellēnistḗs findet sich weder in der griechischen noch in der hellenistisch-jüdischen Literatur, doch der Kontext wie auch viele Nachschlagewerke stützen die Wiedergabe „Griechisch sprechende Juden“. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Jünger von Jesus in Jerusalem entweder gebürtige Juden oder jüdische Proselyten – auch die, die Griechisch sprachen (Apg 10:28, 35, 44-48). Das Wort, das mit „Griechisch sprechende Juden“ übersetzt ist, wird dem Wort für „Hebräisch sprechende Juden“ (wtl. „Hebräer“; Plural von Hebráios) gegenübergestellt. Daraus lässt sich schließen, dass „die Hellenisten“ Juden waren, die aus den verschiedensten Teilen des Römischen Reiches, vielleicht auch aus der Dekapolis, nach Jerusalem gekommen waren und miteinander Griechisch sprachen. Die meisten Hebräisch sprechenden Juden dagegen stammten wahrscheinlich aus Judäa und Galiläa. Diese beiden Gruppen hatten offensichtlich etwas unterschiedliche kulturelle Hintergründe. (Siehe Anm. zu Apg 9:29.)
Griechisch sprechenden Juden: Im griechischen Text steht wtl. „Hellenisten“. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um Juden, die im Alltag nicht Hebräisch, sondern Griechisch sprachen. Vermutlich waren sie aus verschiedenen Teilen des Römischen Reiches nach Jerusalem gekommen. In Apg 6:1 bezieht sich diese Bezeichnung auf Christen. Hier jedoch zeigt der Kontext, dass die Betreffenden keine Jünger von Christus waren. Wie die Theodotos-Inschrift, die man auf dem Ophel in Jerusalem gefunden hat, belegt, kamen damals viele Griechisch sprechende Juden nach Jerusalem. (Siehe Anm. zu Apg 6:1.)
Ehrfurcht vor Jehova: Die Wendung „Ehrfurcht vor Jehova“ kommt häufig in den Hebräischen Schriften vor. Sie setzt sich aus dem hebräischen Wort für „Ehrfurcht“ und dem Tetragramm zusammen (Beispiele: 2Ch 19:7, 9; Ps 19:9; 111:10; Spr 2:5; 8:13; 9:10; 10:27; 19:23; Jes 11:2, 3). Die Wendung „Ehrfurcht vor dem Herrn“ dagegen findet man im hebräischen Urtext kein einziges Mal. Die Gründe, warum in der Neuen-Welt-Übersetzung im vorliegenden Vers „Ehrfurcht vor Jehova“ steht, obwohl die meisten griechischen Handschriften die Lesart „Ehrfurcht vor dem Herrn“ enthalten, werden in Anh. C1 erläutert sowie in Anh. C3, Einleitung, Apg 9:31.
Tabitha: Dieser Name kommt aus dem Aramäischen und bedeutet „Gazelle“. Er entspricht offensichtlich dem hebräischen Wort zevijjáh, was „Gazellenweibchen“ bedeutet (Hoh 4:5; 7:3). Der griechische Name Dorkas bedeutet ebenfalls „Gazelle“. In einer Hafenstadt wie Joppe, wo neben Juden auch Nichtjuden lebten, war es vielleicht nichts Ungewöhnliches, wenn jemand unter zwei Namen bekannt war. Deswegen könnte diese Christin sowohl Tabitha als auch Dorkas genannt worden sein, je nachdem, in welcher Sprache man sich unterhielt. Es ist aber auch denkbar, dass Lukas den Namen einfach nur für nicht jüdische Leser übersetzt hat.
unterstützte die Armen: Oder „gab viele Gaben der Barmherzigkeit“. (Siehe Worterklärungen.)
Obergewänder: Das griechische Wort himátion bezeichnete anscheinend manchmal eine Art Mantel, in der Regel handelte es sich jedoch um ein großes rechteckiges Tuch.
Tabitha, steh auf!: Petrus ging ganz ähnlich vor wie Jesus, als dieser die Tochter von Jairus auferweckte (Mar 5:38-42; Luk 8:51-55). Das ist die erste Stelle in der Bibel, wo berichtet wird, dass ein Apostel jemanden auferweckte. Durch dieses Wunder kamen in ganz Joppe viele Leute zum Glauben (Apg 9:39-42).
Simon, einem Gerber: Gerber verarbeiteten Tierhäute zu Leder. Mithilfe einer Kalklösung entfernten sie zunächst das Fell sowie sämtliche Fleisch- und Fettreste von der Haut und behandelten sie anschließend mit einer Gerbflüssigkeit. Dann konnte man die Häute für die Herstellung von Lederartikeln verwenden. Der Gerbprozess war sehr geruchsbelästigend und erforderte eine große Menge Wasser, was erklären könnte, warum Simon am Meer wohnte, vermutlich am Stadtrand von Joppe. Nach dem mosaischen Gesetz war jemand, der bei seiner Arbeit mit Tierkadavern zu tun hatte, rituell unrein (3Mo 5:2; 11:39). Deswegen blickten viele Juden auf Gerber herab und hätten auch nur ungern bei einem von ihnen übernachtet. Im später verfassten Talmud wurden Gerber sogar noch niedriger eingestuft als Dungsammler. Petrus ließ sich jedoch durch solche Vorurteile nicht davon abhalten, bei Simon als Gast zu wohnen. Seine Unvoreingenommenheit in dieser Situation war eine gute Voraussetzung für seine nächste Aufgabe: einen unbeschnittenen Nichtjuden zu Hause zu besuchen. Manche Bibelwissenschaftler vermuten, das griechische Wort für „Gerber“ (byrseus) sei ein Beiname von Simon gewesen.
Gerber namens Simon: Siehe Anm. zu Apg 10:6.
Medien

Im 1. Jh. u. Z. sah der Grundriss von Damaskus wahrscheinlich in etwa so aus wie hier abgebildet. Damaskus war ein bedeutendes Handelszentrum. Der Fluss Barada (in 2Kö 5:12 „Abana“ genannt) machte das Umland zu einer regelrechten Oase. In der Stadt gab es etliche Synagogen. Saulus reiste nach Damaskus, um dort „alle, die zum Weg gehörten [gemeint sind Jesu Nachfolger] und die er aufspüren würde“, zu verhaften (Apg 9:2; 19:9, 23; 22:4; 24:22). Doch auf dem Weg dorthin erschien ihm der verherrlichte Jesus. Nach diesem Erlebnis wohnte Saulus eine Zeitlang in Damaskus bei einem gewissen Judas, dessen Haus sich in der Geraden Straße befand (Apg 9:11). Jesus erschien dem Jünger Ananias in einer Vision und schickte ihn zu Saulus, um dessen Sehkraft wiederherzustellen. Danach ließ sich Saulus taufen. Statt also die jüdischen Christen einzusperren, wurde Saulus selbst einer von ihnen. Er begann seine Laufbahn als Prediger der guten Botschaft in den Synagogen von Damaskus. Im Anschluss an eine Reise nach Arabien und einem weiteren Aufenthalt in Damaskus kehrte er um das Jahr 36 u. Z. nach Jerusalem zurück (Apg 9:1-6, 19-22; Gal 1:16, 17).
(A) Damaskus
(1) Straße nach Jerusalem
(2) Gerade Straße
(3) Agora
(4) Jupitertempel
(5) Theater
(6) Theater für Musikveranstaltungen (?)
(B) Jerusalem

Nach Damaskus ist es nicht mehr weit. Plötzlich wird Saulus von einem Lichtblitz geblendet und fällt zu Boden. Dann hört er eine Stimme sagen: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ (Apg 9:3, 4; 22:6-8; 26:13, 14). So vereitelt Jesus den Plan von Saulus, seine Jünger in Damaskus gefangen zu nehmen und in Jerusalem vor Gericht zu stellen. Die ca. 240 km lange Reise von Jerusalem nach Damaskus endet völlig anders, als Saulus es erwartet hat. Die Begegnung mit Jesus macht aus dem glühenden Christenverfolger Saulus (später besser bekannt unter seinem römischen Namen Paulus) einen der unerschrockensten Verteidiger des Christentums. In der Apostelgeschichte ist detailreich festgehalten, mit welchem Feuereifer Paulus seinen Dienst durchführte.

Tarsus, die Geburtsstadt von Saulus, dem späteren Apostel Paulus (Apg 9:11; 22:3), war die Hauptstadt der Provinz Zilizien (Kilikien) am südöstlichen Ende von Kleinasien (heute gehört das Gebiet zur Türkei). Die große, wohlhabende Handelsstadt lag strategisch günstig an einer bedeutenden O-W-Handelsstraße, die sich durch das Taurusgebirge schlängelte und durch die Kilikische Pforte führte, eine enge Schlucht, in die man einen Weg für Fuhrwerke in den Fels gehauen hatte. In Tarsus gab es auch einen Hafen, der den Fluss Kydnos mit dem Mittelmeer verband. Die Stadt war einerseits ein Zentrum griechischer Kultur, andererseits lebten dort auch viele Juden. Das Bild zeigt antike Ruinen, die man immer noch in Tarsus besichtigen kann. Heute liegt die Stadt rund 16 km von der Stelle entfernt, wo der Kydnos ins Mittelmeer mündet. Im Laufe der Geschichte stattete eine ganze Reihe berühmter Persönlichkeiten Tarsus einen Besuch ab, darunter Marcus Antonius, Kleopatra, Julius Cäsar und verschiedene Kaiser. Der römische Staatsmann und Schriftsteller Cicero hatte von 51 bis 50 v. u. Z. als Statthalter von Zilizien seinen Sitz in Tarsus. Im 1. Jh. u. Z. war die Stadt ein viel gerühmtes Zentrum der Gelehrsamkeit, das nach Aussage des griechischen Geografen Strabo sogar Athen und Alexandria übertraf. Paulus bezeichnete Tarsus also völlig zu Recht als „eine nicht unbekannte Stadt“ (Apg 21:39).

Das ausgedehnte Straßennetz der Römer half den ersten Christen, die gute Botschaft im gesamten Reich zu verbreiten. Der Apostel Paulus legte auf diesen Straßen ohne Frage unzählige Kilometer zurück (Kol 1:23). Die Abbildung zeigt, wie die Römer eine typische Pflasterstraße bauten. Als Erstes wurde der Straßenverlauf festgelegt. Dann hoben Arbeiter einen Graben aus und füllten ihn mit verschiedenen Schichten aus Steinen, Zement und Sand auf. Anschließend pflasterten sie die Straße mit großen Steinplatten und verlegten Randsteine, die den Pflastersteinen Halt gaben. Die verwendeten Materialien und eine leichte Wölbung der Straße sorgten dafür, dass Wasser gut ablaufen konnte. Zwischen den Randsteinen ließ man in regelmäßigen Abständen Öffnungen, durch die das Wasser in Rinnen abfloss, die neben der Straße verliefen. Die Straßenbauer leisteten so hervorragende Arbeit, dass einige dieser Straßen heute noch existieren. Allerdings waren die meisten Wege im Römischen Reich nicht so aufwendig gebaut. Der Großteil bestand einfach nur aus verdichtetem Kies oder Schotter.

Die hier abgebildete Theodotos-Inschrift befindet sich auf einer 72 cm x 42 cm großen Kalksteinplatte. Sie wurde Anfang des 20. Jh. auf dem Ophel, einem Hügel in Jerusalem, entdeckt. Der in Griechisch verfasste Text sagt über den Priester Theodotos (auch Theodotus): „[Er] erbaute die(se) Synagoge zur Vorlesung des Gesetzes und zum Unterricht in den Geboten“. Die Inschrift wird in die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems 70 u. Z. datiert. Sie belegt, dass sich im 1. Jh. in Jerusalem Griechisch sprechende Juden aufhielten (Apg 6:1). Wie einige vermuten, könnte es sich bei der Synagoge um die „sogenannte Synagoge der Freigelassenen“ gehandelt haben (Apg 6:9). Die Inschrift erwähnt außerdem, dass Theodotos genauso wie sein Vater und Großvater den Titel archisynágōgos („Synagogenvorsteher“) trug. Dieser Titel kommt in den Christlichen Griechischen Schriften mehrmals vor (Mar 5:35; Luk 8:49; Apg 13:15; 18:8, 17). Laut der Inschrift baute Theodotos ein Gästehaus für Besucher aus dem Ausland. Wahrscheinlich wurde es von Juden genutzt, die vor allem zu den jährlichen Festen nach Jerusalem kamen (Apg 2:5).

Dieses Video zeigt, wo früher Joppe lag. Es befand sich an der Mittelmeerküste auf halber Strecke zwischen dem Berg Karmel und der Stadt Gasa. An der Stelle des alten Joppe befindet sich das heutige Jaffa (hebräisch Yafo), das 1950 mit Tel Aviv vereinigt wurde. Die Doppelstadt ist als Tel Aviv-Jaffa bekannt. Jaffa liegt auf einem 35 m hohen Felshügel. Sein Hafen wird durch ein niedriges Riff gebildet, das in einer Entfernung von etwa 100 m parallel zur Küste verläuft. Zur Zeit von König Salomo brachten die Tyrer über den Seeweg Holz aus den Libanonwäldern nach Joppe, das für den Bau des Tempels bestimmt war (2Ch 2:16). Später bestieg der Prophet Jona dort ein Schiff Richtung Tarschisch, um einem Auftrag Gottes zu entkommen (Jon 1:3). Im 1. Jh. u. Z. gab es in Joppe eine Christengemeinde. Zu ihr gehörte auch Dorkas (Tabitha), die vom Apostel Petrus auferweckt wurde (Apg 9:36-42). In Joppe befand sich außerdem das Haus des Gerbers Simon, wo Petrus in einer Vision darauf vorbereitet wurde, dem Nichtjuden Kornelius zu predigen (Apg 9:43; 10:6, 9-17).

Einige Häuser in Israel hatten ein Obergeschoss. Es war entweder über eine Leiter oder Holztreppe im Inneren des Hauses oder über eine Steintreppe oder Leiter außen am Haus zu erreichen. In einem Obergeschoss befand sich auch der große Raum, in dem Jesus mit seinen Jüngern sein letztes Passah feierte und wo er die Abendmahlsfeier einführte (Luk 22:12, 19, 20). Der Raum könnte ähnlich ausgesehen haben wie hier abgebildet. Pfingsten 33 waren etwa 120 Jünger offensichtlich ebenfalls im Obergeschoss eines Hauses in Jerusalem versammelt, als auf sie Gottes Geist ausgegossen wurde (Apg 1:13, 15; 2:1-4).

In biblischer Zeit gehörte die Kleidung zu den wichtigsten Dingen, die eine Person besaß. Dorkas war sehr großzügig und fertigte Unter- und Obergewänder für Witwen an (Apg 9:39). Das mit „Untergewand“ übersetzte griechische Wort chitṓn bezeichnete eine Art Tunika (1). Bei den Griechen und Römern reichten die Tuniken der Frauen üblicherweise bis zu den Knöcheln, die Männer trugen kurze Tuniken. Das mit „Obergewand“ wiedergegebene griechische Wort himátion bezeichnete ein Kleidungsstück oder einen Umhang, den man gewöhnlich über der Tunika oder dem Untergewand trug (2).