An die Römer 1:1-32
Fußnoten
Studienanmerkungen
An die Römer: Titel gehörten wahrscheinlich nicht zum ursprünglichen Text eines Bibelbuches. Sie wurden offenbar später hinzugefügt, damit man die verschiedenen Bibelbücher leichter voneinander unterscheiden konnte. Der Titel des Römerbriefes erscheint unter anderem in folgenden Handschriften: Codex Vaticanus und Codex Sinaiticus, beide aus dem 4. Jh., sowie Codex Alexandrinus und Codex Ephraemi Syri rescriptus, beide aus dem 5. Jh. In der frühesten noch erhaltenen Sammlung von insgesamt neun Paulusbriefen (Papyruskodex P46) fehlt der Anfang des Römerbriefes. Da jedoch die anderen acht Briefe der Sammlung einen Titel tragen, kann man davon ausgehen, dass der Römerbrief auch einen Titel hatte. Diese Sammlung wird allgemein auf ca. 200 u. Z. datiert. Somit begannen Abschreiber schon früh damit, Bibelbücher durch Titel zu unterscheiden. (Siehe „Der erste Brief von Paulus an die Korinther“ in der Mediengalerie.)
Paulus: Oder „Von Paulus“. Paulus beginnt seinen Brief nach dem damals gängigen Muster. Briefe leitete man mit dem Namen des Absenders ein, dem Namen des Empfängers und einem Gruß (Rö 1:7). Die Einleitung des Römerbriefes umfasst Vers 1 bis 7 und ist damit ungewöhnlich lang (im Griechischen ein einziger Satz). Paulus erwähnt darin seine Berufung zum Apostel und fasst die Botschaft, die er predigt, zusammen. Manche führen diese ausführliche Vorstellung darauf zurück, dass Paulus die Versammlung in Rom noch nicht besucht hatte, auch wenn ihn viele dort schon kannten. (Vgl. Anm. zu Apg 15:23; 23:26.) Paulus wird zwar in der Bibel zunächst mit seinem hebräischen Namen Saulus bezeichnet, aber von Apg 13:9 an wird sein römischer Name Paulus (griechische Schreibung Paulos) verwendet. Er selbst nennt sich in seinen Briefen immer Paulus – außer im Hebräerbrief, wo sein Name nicht vorkommt. Vielleicht gebrauchte er diesen Namen, weil er als „Apostel für die anderen Völker“ ausgesandt worden war und die römische Form seines Namens für Nichtjuden geläufiger war (Rö 11:13; Apg 9:15; Gal 2:7, 8; siehe Anm. zu Apg 7:58; 13:9).
ein Sklave von Christus Jesus: Das griechische Wort doúlos („Sklave“) bezeichnet im Allgemeinen jemanden, der einem anderen gehört; oft geht es um einen gekauften Sklaven (Mat 8:9; 10:24, 25; 13:27). doúlos wird auch übertragen für Menschen gebraucht, die Gott und Jesus Christus ergeben dienen (Apg 2:18; 4:29; Gal 1:10; Off 19:10). Als Jesus sein Leben als Lösegeld gab, zahlte er den Preis für das Leben eines jeden Christen. Deshalb gehören Christen nicht sich selbst, sondern sehen sich als „Sklaven von Christus“ (Eph 6:6; 1Ko 6:19, 20; 7:23; Gal 3:13). Die Schreiber der inspirierten Briefe der Christlichen Griechischen Schriften bezeichneten sich alle mindestens einmal in ihren Schriften als Sklaven von Christus; dadurch machten sie den Versammlungen, denen sie Rat gaben, deutlich, dass sie sich Christus als ihrem Herrn unterordneten (Rö 1:1; Gal 1:10; Jak 1:1; 2Pe 1:1; Jud 1; Off 1:1).
Apostel: Das griechische Substantiv apóstolos ist von dem Verb apostéllō abgeleitet, das „wegsenden“ oder „aussenden“ bedeutet (Mat 10:5; Luk 11:49; 14:32). Die Grundbedeutung von apóstolos geht klar aus Jesu Aussage in Joh 13:16 hervor, wo es mit „Abgesandter“ wiedergegeben wird. Paulus wurde vom auferstandenen Jesus Christus persönlich zum Apostel berufen und vor allem „zu den anderen Völkern“, d. h. den Nichtjuden, geschickt (Apg 9:1-22; 22:6-21; 26:12-23). Als Beleg dafür, dass er wirklich ein Apostel war, führte Paulus an, dass der Herr Jesus Christus ihm erschienen war (1Ko 9:1, 2) und dass er Wunder wirken konnte (2Ko 12:12). Außerdem empfingen andere getaufte Christen durch Paulus den heiligen Geist (Apg 19:5, 6). Paulus erwähnt zwar häufig sein Apostelamt, zählt sich aber nie zu „den Zwölf“ (1Ko 15:5, 8-10; Rö 11:13; Gal 2:6-9; 2Ti 1:1, 11).
ausgesondert: Das hier verwendete griechische Wort aphorízō bedeutet wtl. „trennen“ und im erweiterten Sinn, dass jemand für eine Aufgabe ausgewählt wird oder ein Amt übertragen bekommt. Paulus spricht von seiner Aufgabe, die gute Botschaft Gottes zu verkünden – die Botschaft von Gottes Königreich und der Rettung durch Glauben an Jesus Christus (Luk 4:18, 43; Apg 5:42; Off 14:6). Paulus verwendet im Römerbrief auch die Formulierungen die „gute Botschaft über seinen [Gottes] Sohn“ (Rö 1:9), „die gute Botschaft Gottes“ (Rö 15:16) und „die gute Botschaft über den Christus“ (Rö 15:19).
Paulus: Der lateinische Name Paulus („der Kleine“, „der Geringe“) wurde im ursprünglichen Text der Christlichen Griechischen Schriften mit Paulos wiedergegeben. Er wird dort 157 Mal für den Apostel Paulus gebraucht und ein Mal für den Prokonsul von Zypern, Sergius Paulus (Apg 13:7).
Saulus: Von dem hebräischen Namen Saul, der „[Von Gott] Erbetener“ bedeutet. Saulus, auch unter dem römischen Namen Paulus bekannt, war „aus dem Stamm Benjamin, ein Hebräer, geboren von Hebräern“ (Php 3:5). Er besaß von Geburt an das römische Bürgerrecht (Apg 22:28). Daher ist es naheliegend, dass seine jüdischen Eltern ihm auch einen römischen Namen gaben, nämlich Paulus, was „der Kleine“, „der Geringe“ bedeutet. Wahrscheinlich trug er beide Namen von klein auf. Seine Eltern könnten ihn aus verschiedenen Gründen Saulus (bzw. Saul) genannt haben. „Saul“ war bei den Benjaminitern ein bedeutsamer Name mit einer langen Tradition, denn ein Mann aus ihrem Stamm namens Saul wurde der erste König von Israel (1Sa 9:2; 10:1; Apg 13:21). Vielleicht entschieden sich die Eltern von Saulus aber auch wegen der Bedeutung „[Von Gott] Erbetener“ für diesen Namen. Oder Saulus könnte, wie damals oft üblich, nach seinem Vater benannt worden sein. (Vgl. Luk 1:59.) Was auch immer der Grund für die Namensgebung war – vermutlich verwendete Saulus seinen hebräischen Namen, wenn er mit anderen Juden zu tun hatte, vor allem während seiner Ausbildung und seiner Zeit als Pharisäer (Apg 22:3). Und wie es scheint, war er auch in den ersten zehn Jahren nach seiner Bekehrung als Christ bei den meisten unter seinem hebräischen Namen bekannt (Apg 11:25, 30; 12:25; 13:1, 2, 9).
Grüße!: Das griechische Verb cháirō, das wtl. „sich freuen“ bedeutet, wird hier als Gruß verwendet und heißt so viel wie: „Hoffentlich geht es euch gut!“ Die Einleitung dieses Briefes an die Versammlungen zum Thema Beschneidung entspricht der damals üblichen Form. Zuerst wurde der Schreiber genannt, dann der Adressat und danach folgte eine Grußformel. (Siehe Anm. zu Apg 23:26.) Von den Briefen der Christlichen Griechischen Schriften wird cháirō nur im Jakobusbrief als Gruß verwendet, wie das hier in dem Brief der leitenden Körperschaft der Fall ist (Jak 1:1). Am Verfassen dieses Briefes war der Jünger Jakobus beteiligt, der bei der in Apostelgeschichte, Kapitel 15 beschriebenen Sitzung eine führende Rolle spielte. Das unterstützt die These, dass er mit dem Schreiber des Jakobusbriefes identisch ist.
Claudius Lysias an Seine Exzellenz, den Statthalter Felix: Grüße!: In der Antike war das eine übliche Einleitung in Briefen. Zuerst wurde der Schreiber genannt, dann der Adressat und danach folgte eine Grußformel. Als Gruß verwendete man oft das griechische Verb cháirō (wtl. „sich freuen“), das so viel ausdrückt wie: „Hoffentlich geht es dir (euch) gut!“ Dieser Gruß taucht auch häufig in außerbiblischen Papyrusbriefen auf. Im vorliegenden Kontext ist „Grüße!“ eine angemessene Wiedergabe für cháirō. In Apg 15:23 und Jak 1:1 findet man eine ähnliche Briefeinleitung. (Siehe Anm. zu Apg 15:23.)
Saulus, der auch Paulus genannt wird: Saulus wird ab hier Paulus genannt. Der Apostel war von Geburt an Hebräer mit römischem Bürgerrecht (Apg 22:27, 28; Php 3:5). Deshalb hatte er wahrscheinlich von klein auf zwei Namen: Saulus, einen Namen hebräischen Ursprungs, und den römischen Namen Paulus. Damals hatten Juden nicht selten zwei Namen, vor allem wenn sie außerhalb von Israel lebten (Apg 12:12; 13:1). Einige Verwandte von Paulus besaßen ebenfalls einen römischen oder einen griechischen Namen (Rö 16:7, 21). Als „Apostel für die anderen Völker“ hatte Paulus den Auftrag, die gute Botschaft unter den Nichtjuden bekannt zu machen (Rö 11:13). Offenbar entschied er sich dafür, im nicht jüdischen Umfeld seinen römischen Namen zu gebrauchen, weil er dachte, dass das gewisse Vorteile hätte (Apg 9:15; Gal 2:7, 8). Einige vermuten, er habe den römischen Namen zu Ehren von Sergius Paulus angenommen. Das ist aber eher unwahrscheinlich, da Paulus diesen Namen auch nach seiner Abreise von Zypern weiter verwendete. Andere meinen, Paulus habe seinen hebräischen Namen Saulus deshalb nicht gebraucht, weil dieser griechisch ausgesprochen ähnlich klang wie das griechische Wort für eine Person oder ein Tier, das herumstolziert. (Siehe Anm. zu Apg 7:58.)
in eurem Gesetz: Der Ausdruck „Gesetz“ bezieht sich hier auf die gesamten Hebräischen Schriften, nicht nur auf das Gesetz von Moses. Das nachfolgende Zitat stammt aus Ps 82:6. In Joh 12:34; 15:25 hat das Wort „Gesetz“ dieselbe Bedeutung.
heiligen Schriften: Gemeint sind die Hebräischen Schriften. Sie werden in den Christlichen Griechischen Schriften auch einfach als „die Schriften“ bezeichnet (Mat 21:42; Mar 14:49; Luk 24:32; Joh 5:39; Apg 18:24; Rö 15:4). Manchmal bezieht sich auch das Wort „Gesetz“ (Joh 10:34; 12:34; 15:25; 1Ko 14:21) oder der Ausdruck „das Gesetz und die Propheten“ (Mat 7:12; Luk 16:16) auf die Gesamtheit der Hebräischen Schriften (Mat 22:40; siehe Anm. zu Mat 5:17; Joh 10:34).
das Gesetz … die Schriften der Propheten: Mit dem „Gesetz“ sind die fünf Bücher Mose gemeint. „Die Schriften der Propheten“ oder „die Propheten“ bezieht sich auf die prophetischen Bücher der Hebräischen Schriften. Wird beides zusammen erwähnt, können auch die gesamten Hebräischen Schriften gemeint sein (Mat 7:12; 22:40; Luk 16:16).
als Mensch: Wtl. „nach dem Fleisch“. Das griechische Wort sarx („Fleisch“) kann sich auf Blutsverwandtschaft beziehen. Hier ist Jesu irdische Abstammung gemeint. Maria kam aus dem Stamm Juda und stammte von David ab. Jesus kam also als Mensch aus der Nachkommenschaft Davids. Durch seine Mutter war er „die Wurzel und der Nachkomme Davids“ und hatte daher ein Erbrecht auf „den Thron Davids, seines Vaters“ (Off 22:16; Luk 1:32). Durch seinen Adoptivvater Joseph, der ebenfalls ein Nachkomme Davids war, hatte Jesus auch ein gesetzliches Anrecht auf den Thron Davids (Mat 1:1-16; Apg 13:22, 23; 2Ti 2:8; Off 5:5).
Nachkommenschaft: Wtl. „Samen“. (Siehe Anh. A2.)
Das ist mein Sohn: Als Geistwesen war Jesus der Sohn Gottes (Joh 3:16). Vom Zeitpunkt seiner Geburt an war er dann wie der vollkommene Adam ein menschlicher „Sohn Gottes“ (Luk 1:35; 3:38). Doch es ist naheliegend, dass es bei Gottes Aussage hier um mehr geht als nur um Jesu Identität. Gott machte durch diese Erklärung zusammen mit der Ausgießung des heiligen Geistes offenbar deutlich, dass der Mensch Jesus sein geistgezeugter Sohn war. D. h., Jesus wurde mit der Hoffnung „wiedergeboren“, in den Himmel zurückzukehren, und mit heiligem Geist zu Gottes auserwähltem König und Hohen Priester gesalbt (Joh 3:3-6; 6:51; vgl. Luk 1:31-33; Heb 2:17; 5:1, 4-10; 7:1-3).
Geist der Heiligkeit: Gemeint ist Gottes heiliger Geist. Der entsprechende griechische Ausdruck ist genauso aufgebaut, wie der hebräische Ausdruck, der in Ps 51:11 und Jes 63:10, 11 vorkommt und dort mit „heiliger Geist“ (wtl. „Geist deiner [seiner] Heiligkeit“) übersetzt wird. Jehovas Geist, seine aktive Kraft, bewirkt immer das, was Jehova will, und kann nicht unabhängig von ihm wirken. Diese Kraft ist rein und heilig und wird ausschließlich von ihm gebraucht.
zum Sohn Gottes erklärt: Oder „als Sohn Gottes bestätigt“. Paulus schreibt hier, dass Jesus durch die Auferstehung von den Toten zum Sohn Gottes erklärt wurde. Etwas Ähnliches sagte er auch in Apg 13:33, wo er den Gedanken mit einem Zitat aus Ps 2:7 stützte. Ps 2:7 erfüllte sich auch bei Jesu Taufe, als Gott sagte: „Das ist mein Sohn.“ (Siehe Anm. zu Mat 3:17.)
wir: Oder „ich“. Grammatisch gesehen könnte „wir“ auch andere einschließen. Es ist jedoch naheliegend, dass Paulus hier den sogenannten Autorenplural verwendet und nur sich meint. Paulus erklärt nämlich, dass sein Apostelamt anders ist als das der anderen Apostel; er ist als Apostel für die anderen Völker berufen worden. Außerdem nennt er als Absender des Briefes nur sich (Rö 1:1) und verwendet in Rö 1:8-16 die erste Person Singular.
alle, die in Rom … sind: Gemeint sind die Christen in Rom. Pfingsten 33 waren „Besucher aus Rom, sowohl Juden als auch Proselyten“, in Jerusalem, als der heilige Geist ausgegossen wurde. Sie konnten die Auswirkungen mit eigenen Augen sehen. Einige von ihnen gehörten bestimmt zu den 3000, die sich am Pfingsttag taufen ließen (Apg 2:1, 10, 41). Wahrscheinlich gründeten sie nach ihrer Rückkehr in Rom eine Versammlung, die sehr eifrig war. Denn Paulus schreibt, dass „in der ganzen Welt von … [ihrem] Glauben gesprochen wird“ (Rö 1:8). Sogar Tacitus und Sueton, zwei römische Historiker, die im 1. Jh. geboren wurden, erwähnen die Christen in Rom (Tacitus, Annalen, 15. Buch, Abs. 44; Sueton, Kaiserbiographien, Nero Claudius Caesar, Abs. 16).
Heiligen: In den Christlichen Griechischen Schriften werden die Brüder Christi in den Versammlungen häufig als „Heilige“ bezeichnet (Apg 9:13; 26:10; Rö 12:13; 2Ko 1:1; 13:13). Der Ausdruck bezieht sich auf Menschen, die Jehova in den neuen Bund aufgenommen hat, und zwar durch das vergossene Blut Jesu, das „Blut eines ewigen Bundes“ (Heb 10:29; 13:20). Durch sein Blut sind sie gereinigt und geheiligt worden. Sie werden von Gott zu Heiligen erklärt – nicht erst nach ihrem Tod, sondern sobald ihr geheiligter Lebensweg beginnt. Es gibt also keine biblische Grundlage dafür, dass jemand von einem Menschen oder einer Organisation heiliggesprochen werden kann. Petrus schrieb, dass sie heilig sein sollen, weil Gott heilig ist (1Pe 1:15, 16; 3Mo 20:7, 26). Die „Heiligen“ sind mit Christus eng verbunden und seine Miterben. Schon über 500 Jahre bevor Christi Jünger als Heilige berufen wurden, offenbarte Jehova, dass zusammen mit Christus Personen regieren würden, die als „die Heiligen des Allerhöchsten“ bezeichnet wurden (Da 7:13, 14, 18, 27).
Ich wünsche euch unverdiente Güte und Frieden: Diesen Gruß verwendet Paulus in elf seiner Briefe (1Ko 1:3; 2Ko 1:2; Gal 1:3; Eph 1:2; Php 1:2; Kol 1:2; 1Th 1:1; 2Th 1:2; Tit 1:4; Phm 3). In seinen beiden Briefen an Timotheus fügt er noch „Barmherzigkeit“ hinzu (1Ti 1:2; 2Ti 1:2). Interessanterweise verwendet Paulus nicht das übliche Wort für „Grüße!“, cháirein (Form von cháirō), sondern das ähnlich klingende Wort cháris („unverdiente Güte“). Damit wünscht er den Versammlungen, dass sie Gottes unverdiente Güte in vollem Maß verspüren. (Siehe Anm. zu Apg 15:23.) Das Wort „Frieden“ erinnert an den im Hebräischen üblichen Gruß schalṓm. (Siehe Anm. zu Mar 5:34.) Durch die Ausdrücke „unverdiente Güte“ und „Frieden“ will Paulus offenbar hervorheben, was für ein Verhältnis Christen dank des Lösegelds zu Jehova haben. Wenn Paulus von der Quelle der unverdienten Güte und des Friedens spricht, unterscheidet er zwischen „Gott, unserem Vater“ und dem „Herrn Jesus Christus“.
unverdiente Güte: Oder „große Güte“. (Siehe Worterklärungen.) Paulus gebraucht das entsprechende griechische Wort (cháris) in seinen 14 Briefen ganze 90 Mal und damit weit häufiger als die anderen Bibelschreiber. Zum Beispiel erwähnt er in allen seinen Briefen die unverdiente Güte Gottes oder Jesu sowohl in der Einleitung (mit Ausnahme des Hebräerbriefes) als auch in den Schlussworten. Aber auch andere Bibelschreiber sprechen in ihren einleitenden Worten oder Schlussbemerkungen von „unverdienter Güte“ (1Pe 1:2; 2Pe 1:2; 3:18; 2Jo 3; Off 1:4; 22:21; siehe Anm. zu Apg 13:43).
unverdienten Güte Gottes: Aufgrund seiner Vergangenheit als Gegner von Jesus und seinen Jüngern (Apg 9:3-5) hatte Paulus allen Grund, Jehovas unverdiente Güte in den Vordergrund zu stellen. (Siehe Worterklärungen zu „Unverdiente Güte“.) Ihm war klar: Er hatte es einzig und allein der unverdienten Güte Gottes zu verdanken, dass er seinen Dienst durchführen konnte (1Ko 15:10; 1Ti 1:13, 14). Bei seinem Treffen mit den Ältesten aus Ephesus erwähnte er diese Eigenschaft zwei Mal (Apg 20:24, 32). Und in seinen 14 Briefen sprach er um die 90 Mal von der „unverdienten Güte“, weit häufiger als jeder andere Bibelschreiber. Zum Beispiel erwähnte er in allen seinen Briefen die unverdiente Güte Gottes oder Jesu sowohl in der Einleitung (mit Ausnahme des Hebräerbriefs) als auch in den Schlussworten.
Geh in Frieden: Diese Wendung wird sowohl in den Griechischen als auch den Hebräischen Schriften häufig im Sinn von „Lass es dir gut gehen“ verwendet (Luk 7:50; 8:48; Jak 2:16; vgl. 1Sa 1:17; 20:42; 25:35; 29:7; 2Sa 15:9; 2Kö 5:19). Das hebräische Wort schalṓm, das oft mit „Frieden“ übersetzt wird, hat ein breites Bedeutungsspektrum. Es bezeichnet die Abwesenheit von Kriegen oder Konflikten (Ri 4:17; 1Sa 7:14; Pr 3:8) und kann darüber hinaus den Gedanken von Gesundheit und Sicherheit (1Sa 25:6, Fn.; 2Ch 15:5, Fn.; Hi 5:24, Fn.) sowie von Wohlbefinden (Est 10:3, Fn.) oder Freundschaft (Ps 41:9) vermitteln. In den Christlichen Griechischen Schriften hat das griechische Wort für „Frieden“ (eirḗnē) den gleichen breiten Bedeutungsumfang angenommen wie das hebräische Wort schalṓm. Neben Konfliktfreiheit drückt es den Gedanken von Wohlergehen und Harmonie sowie von Rettung aus.
Grüße!: Das griechische Verb cháirō, das wtl. „sich freuen“ bedeutet, wird hier als Gruß verwendet und heißt so viel wie: „Hoffentlich geht es euch gut!“ Die Einleitung dieses Briefes an die Versammlungen zum Thema Beschneidung entspricht der damals üblichen Form. Zuerst wurde der Schreiber genannt, dann der Adressat und danach folgte eine Grußformel. (Siehe Anm. zu Apg 23:26.) Von den Briefen der Christlichen Griechischen Schriften wird cháirō nur im Jakobusbrief als Gruß verwendet, wie das hier in dem Brief der leitenden Körperschaft der Fall ist (Jak 1:1). Am Verfassen dieses Briefes war der Jünger Jakobus beteiligt, der bei der in Apostelgeschichte, Kapitel 15 beschriebenen Sitzung eine führende Rolle spielte. Das unterstützt die These, dass er mit dem Schreiber des Jakobusbriefes identisch ist.
für den ich … heiligen Dienst tue: Oder „dem ich … diene“, „den ich … anbete“. Das griechische Verb latreuō hat die Grundbedeutung von „dienen“. In der Bibel bedeutet es, Gott zu dienen oder Dienste in Verbindung mit seiner Anbetung zu verrichten (Mat 4:10; Luk 2:37; 4:8; Apg 7:7; Php 3:3; 2Ti 1:3; Heb 9:14; 12:28; Off 7:15; 22:3). Paulus erwähnt seinen heiligen Dienst hier zusammen mit der guten Botschaft über Gottes Sohn. Das Predigen der guten Botschaft ist somit heiliger Dienst, es gehört zur Anbetung Gottes.
mit meinem Geist: Das Wort für Geist (pneuma) bezieht sich hier wahrscheinlich auf die treibende Kraft, die vom sinnbildlichen Herzen eines Menschen ausgeht und ihn veranlasst, etwas Bestimmtes zu sagen oder zu tun. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Paulus möchte damit ausdrücken, dass er Gott mit seinem ganzen Sein dient; man könnte die Formulierung auch mit „von ganzem Herzen“ übersetzen.
geistige Gabe: Das griechische Wort chárisma („Gabe“, „Geschenk“) ist verwandt mit dem Wort cháris, das oft mit „unverdiente Güte“ übersetzt wird. Das Wort chárisma kommt in den Christlichen Griechischen Schriften 17 Mal vor. Es bezieht sich darauf, dass Gott jemandem etwas schenkt, ihn segnet oder ihm seine Gunst erweist, ohne dass derjenige es verdient oder etwas dafür getan hat, sondern nur weil Gott großzügig und gut ist. Das Wort chárisma wird zwar auch für die übernatürlichen Gaben des Geistes gebraucht (1Ko 12:4, 9, 28-31). Doch der Zusammenhang und die Kombination mit dem Adjektiv pneumatikós („geistig“) zeigen, dass Paulus hier etwas anderes meinte. Er wollte seinen Brüdern und Schwestern helfen, ein enges Verhältnis zu Gott zu haben, und sie im Glauben stärken. Dass Christen sich gegenseitig Mut machen und im Glauben festigen können, ist also ein Geschenk von Gott, eine „geistige Gabe“. (Vgl. 1Pe 4:10, 11.)
damit wir uns …gegenseitig Mut machen können: Wtl. „um miteinander … ermutigt (getröstet) zu werden“. Das Verb synparakaléomai kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Das verwandte Verb parakaléō, das wtl. „jemanden an seine Seite rufen“ bedeutet, verwendet Paulus jedoch oft, und zwar im Sinn von „trösten“ oder „ermutigen“ (Rö 12:8; 2Ko 1:4; 2:7; 7:6; 1Th 3:2, 7; 4:18; 5:11; Heb 3:13; 10:25). Paulus betont, dass sein geplanter Besuch in Rom nicht nur den Christen dort guttun würde, sondern auch ihm. Es wäre für beide Seiten eine Ermunterung zu sehen, wie sich der Glaube im Leben eines jeden zeigt.
Brüder: Manchmal wird in der Bibel ein Christ als „Bruder“ bezeichnet und eine Christin als „Schwester“ (1Ko 7:14, 15). Doch hier und an anderen Stellen schließt das Wort „Brüder“ auch Frauen ein. Eine gemischte Gruppe mit „Brüder“ anzusprechen, war allgemein üblich (Apg 1:15; 1Th 1:4). Der Ausdruck wird in den meisten Briefen der Christlichen Griechischen Schriften so verwendet. Im Brief an die Römer spricht Paulus alle in der Versammlung mehrmals mit „Brüder“ an (Rö 7:1, 4; 8:12; 10:1; 11:25; 12:1; 15:14, 30; 16:17).
damit meine Tätigkeit unter euch … Frucht trägt: Paulus gebraucht hier das griechische Wort karpós, das aus der Landwirtschaft kommt und „Frucht“ oder „Ertrag“ bedeutet. Im übertragenen Sinn kann es sich auch auf Wachstum oder Stabilität im Glauben beziehen (Mat 3:8; 13:8; Joh 15:8, 16; Php 1:11, 22). Paulus könnte „die Frucht, die der Geist hervorbringt“ gemeint und gehofft haben, dass seine Mitchristen diese Eigenschaften noch stärker entwickeln (Gal 5:22, 23; Rö 1:11, 12). Doch anscheinend hatte er mehr im Sinn. Der Satzteil „wie unter den übrigen Völkern“ deutet an, dass Paulus in Rom und vielleicht auch über Rom hinaus noch mehr Menschen für den christlichen Glauben gewinnen wollte (Rö 15:23, 24).
Ich habe … eine Verpflichtung: Wtl. „Ich bin ... ein Schuldner“. Das entsprechende griechische Substantiv und verwandte Begriffe beziehen sich in der Bibel nicht nur auf Geldschulden. Es können auch Verpflichtungen anderer Art gemeint sein. In Joh 13:14 steht z. B. das verwandte griechische Verb mit der Grundbedeutung „jemandem etwas schuldig sein“; es ist dort mit „solltet“ übersetzt. (Siehe Anm.) Für Paulus war es so, als würde er jedem Menschen, dem er begegnete, etwas schulden. Diese Schuld konnte er nur begleichen, wenn er allen von der guten Botschaft erzählte (Rö 1:15). Paulus war so dankbar für Gottes Barmherzigkeit, dass er anderen unbedingt ermöglichen wollte, auch Gottes unverdiente Güte zu verspüren (1Ti 1:12-16). Sinngemäß sagte er: „Weil Gott für die Menschheit und für mich persönlich so viel getan hat, bin ich verpflichtet, jedem voller Begeisterung die gute Botschaft zu verkünden.“
Griechen: Mit „Griechen“ sind hier nicht unbedingt Menschen griechischer Herkunft gemeint, sondern alle, die Griechisch sprachen oder von der griechischen Kultur beeinflusst waren. Mit der Wendung „Griechen wie auch Ausländern“ meinte Paulus offenbar alle Menschen. (Siehe Anm. zu Ausländern in diesem Vers.)
Ausländern: Oder „Nichtgriechen“. Im Griechischen steht hier das Wort bárbaroi (Plural von bárbaros), das in einigen Bibelübersetzungen mit „Barbaren“ wiedergegeben wird. Die Dopplung der Silbe „bar“ ist eine lautmalerische Nachahmung von Gestammel oder Wörtern, die man nicht versteht. Der Ausdruck war damals nicht abfällig gemeint. Man verstand darunter nicht wie heute unzivilisierte, rohe Menschen, sondern einfach Personen, die kein Griechisch sprachen. Mit diesem Wort unterschied man lediglich Griechen von Nichtgriechen. Jüdische Schreiber wie Josephus hatten nichts dagegen einzuwenden, von den Griechen als „Barbaren“ bezeichnet zu werden. Die Römer bezeichneten sich sogar selbst als Barbaren, bis sie die griechische Kultur übernahmen. Paulus verwendet hier also das Wort bárbaroi („Ausländer“) neben dem Wort „Griechen“ in einem ganz neutralen Sinn und schließt damit alle Menschen ein.
solltet auch ihr: Oder „seid auch ihr verpflichtet“. Das zugrunde liegende griechische Verb wird oft in finanziellen Kontexten gebraucht und hat die Grundbedeutung von „jemandem etwas schuldig sein“ (Mat 18:28, 30, 34; Luk 16:5, 7). Hier und an anderen Stellen wird es jedoch in einer erweiterten Bedeutung gebraucht, im Sinne von „verpflichtet sein“ (1Jo 3:16; 4:11; 3Jo 8).
Griechen: Mit dem entsprechenden Wort Héllēnes (Plural von Héllēn) waren im 1. Jh. nicht ausschließlich Personen griechischer Herkunft gemeint. Paulus spricht hier über jeden, der Glauben hat, und erwähnt dabei die Griechen zusammen mit den Juden. Offensichtlich fasst er alle Nichtjuden unter dem Begriff „Griechen“ zusammen (Rö 2:9, 10; 3:9; 10:12; 1Ko 10:32; 12:13). Er konnte den Begriff so verwenden, weil das Römische Reich damals maßgeblich von der griechischen Sprache und Kultur beeinflusst war.
In den Schriften steht: Paulus gebraucht die griechische Wendung kathṓs gégraptai (von gráphō, „schreiben“) häufig, um Zitate aus den Hebräischen Schriften einzuleiten (Rö 2:24; 3:10; 4:17; 8:36; 9:13, 33; 10:15; 11:26; 15:3, 9, 21; 1Ko 1:31; 2:9; 2Ko 8:15). Im Römerbrief zitiert Paulus über 50 Mal direkt aus den Hebräischen Schriften und nimmt auch oft indirekt darauf Bezug.
Der Gerechte aber wird wegen seines Glaubens leben: In Rö 1:16, 17 findet man die Kernaussage des Römerbriefes: Gott ist unparteiisch und ermöglicht jedem Rettung, der Glauben hat (Rö 1:16). Paulus betont im Römerbrief, wie wichtig Glaube ist, und verwendet darin rund 60 Mal griechische Ausdrücke, die mit dem Glauben zu tun haben (Beispiele: Rö 3:30; 4:5, 11, 16; 5:1; 9:30; 10:17; 11:20; 12:3; 16:26). Im vorliegenden Vers zitiert er aus Hab 2:4. Auch in zwei weiteren Briefen zitiert Paulus diese Stelle, wenn er Christen ans Herz legt, Glauben zu haben (Gal 3:11; Heb 10:38; siehe Anm. zu wegen seines Glaubens in diesem Vers).
wegen seines Glaubens: Paulus zitiert hier aus Hab 2:4, wo es heißt: „wegen seiner Treue“. Die Konzepte von Treue, Vertrauen und Glauben sind in vielen Sprachen eng miteinander verknüpft. Das hebräische Wort für „Treue“ (ʼemunáh) ist mit dem Verb ʼamán verwandt, das „treu sein“ oder „vertrauenswürdig sein“ bedeutet, aber auch den Gedanken von „Glauben haben“ einschließen kann (1Mo 15:6; 2Mo 14:31, Fn.; Jes 28:16). Demnach kann die Wendung in Habakuk auch mit „wegen seines Vertrauens“ oder „wegen seines Glaubens“ übersetzt werden (Hab 2:4, Fn.). Paulus könnte aus der Septuaginta zitiert haben, wo das griechische Wort pístis verwendet wird. Es hat die Grundbedeutung von Vertrauen und starker Überzeugung und wird meistens mit „Glaube“ wiedergegeben (Mat 8:10; 17:20; Rö 1:8; 4:5). Je nach Kontext kann es aber auch mit „Treue“ übersetzt werden (Mat 23:23, Fn.; Rö 3:3). In Heb 11:1 ist eine inspirierte Definition von pístis zu finden. (Siehe Anm. zu Der Gerechte aber wird wegen seines Glaubens leben in diesem Vers.)
Gottlosigkeit: Oder „Ehrfurchtslosigkeit“. In der Bibel wird das griechische Wort asébeia und damit verwandte Ausdrücke gebraucht, um eine fehlende Ehrfurcht vor Gott oder sogar Auflehnung gegen Gott auszudrücken (Jud 14, 15). Es ist das Gegenteil von eusébeia, das mit „Gottergebenheit“ wiedergegeben wird. Wer Ehrfurcht vor Gott hat, betet ihn an und dient ihm mit Hingabe (Apg 3:12; 1Ti 2:2; 4:7, 8; 2Ti 3:5, 12).
Erschaffung der Welt: In den Christlichen Griechischen Schriften bezeichnet das griechische Wort für „Welt“ (kósmos) meistens die Menschenwelt oder einen Teil davon. Hier meint Paulus mit „Erschaffung der Welt“ offensichtlich die Erschaffung des Menschen. Schließlich konnte erst ab diesem Zeitpunkt jemand auf der Erde die sichtbare Schöpfung beobachten und darin Gottes unsichtbare Eigenschaften erkennen – sie wurden wahrnehmbar. In der griechischen Literatur wurde der Begriff kósmos auch für das Universum und die Schöpfung allgemein verwendet. In diesem Sinn könnte Paulus ihn in einem Vortrag vor einer griechischen Zuhörerschaft gebraucht haben (Apg 17:24; siehe auch Anm.).
Göttlichkeit: Oder „göttliche Natur“, „göttliches Wesen“. Das entsprechende griechische Wort theiótēs ist mit dem Wort theós („Gott“) verwandt. Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, erklärt Paulus, dass die materielle Schöpfung für die Existenz eines Schöpfers spricht. Die Bibel ist zwar nötig, um etwas über Gottes Vorhaben, seinen Namen und seine Persönlichkeit zu erfahren. Doch die Schöpfung macht seine unsichtbaren Eigenschaften (wtl. „sein Unsichtbares“) wahrnehmbar, z. B. seine ewige Macht, mit der er das Universum erschaffen hat und es erhält. Die materielle Schöpfung bezeugt die „Göttlichkeit“ des Schöpfers. Er verdient unsere Anbetung (Off 4:11).
keine Entschuldigung haben: Wtl. „verteidigungslos sind“. Das entsprechende griechische Adjektiv anapológētos war ein juristischer Begriff, der verwendet wurde, wenn ein Angeklagter keine entlastenden Beweise zu seiner Verteidigung vorlegen konnte. Hier wird das Wort auf Menschen angewandt, die Gott nicht anerkennen. „Seit Erschaffung der Welt“ legt die Schöpfung Zeugnis davon ab, dass es einen Schöpfer gibt. Da seine Eigenschaften klar zu erkennen sind, haben diejenigen, die seine Existenz leugnen, keine stichhaltigen Argumente für ihre Haltung. Paulus führt aus, dass Gottes Eigenschaften in den Schöpfungswerken wahrnehmbar sind. Das mit „wahrnehmbar sein“ übersetzte griechische Verb ist mit dem Wort für „Verstand“ (nous) verwandt und vermittelt den Gedanken, etwas zu verstehen oder zu begreifen. Eine andere Bibelübersetzung sagt an dieser Stelle, dass Gottes Eigenschaften „durch die Vernunft zu erkennen“ sind. Wenn man sich die Schöpfungswerke ansieht und darüber nachdenkt, kann man Rückschlüsse auf viele Eigenschaften des Schöpfers ziehen. Kombiniert man diese Erkenntnisse mit dem, was man durch ein Studium der Bibel über die Denkweise und das Vorhaben des Schöpfers erfährt, kann man einen starken Glauben entwickeln.
Welt: Das griechische Wort kósmos wird in der klassischen griechischen Literatur und vor allem in der Bibel eng mit der Menschheit in Verbindung gebracht. (Siehe Anm. zu Joh 1:10.) Manchmal bezieht es sich in der griechischen Literatur aber auch auf das Weltall und die Schöpfung im Allgemeinen. Es ist gut möglich, dass Paulus, der im Gespräch mit den Athenern Gemeinsamkeiten herausarbeiten wollte, kósmos hier in diesem Sinn gebrauchte.
überließ Gott sie … der Unreinheit: Paulus könnte hier die abtrünnigen Israeliten gemeint haben, die über Jahrhunderte hinweg nicht nach dem lebten, was sie über Gott und seine gerechten Anordnungen wussten. Sie vertauschten „die Wahrheit Gottes mit der Lüge“ (Rö 1:16, 21, 25, 28, 32). Obwohl Gott die Israeliten ausdrücklich vor Götzendienst und sexueller Unmoral gewarnt hatte (3Mo 18:5-23; 19:29; 5Mo 4:15-19; 5:8, 9; 31:16-18), wandten sie sich immer wieder Gottheiten zu, die als Tiere oder Menschen dargestellt wurden (4Mo 25:1-3; 1Kö 11:5, 33; 12:26-28; 2Kö 10:28, 29; vgl. Off 2:14). Deswegen „überließ Gott sie … der Unreinheit“ – er wandte sich von ihnen ab und ließ sie ihre unreinen Wünsche ausleben. Die Ausdrucksweise von Paulus deutet an, dass auch Nichtjuden hätten merken müssen, wie unsinnig es ist, Tiere oder Menschen zu verehren, und dass es Gott zornig macht (Rö 1:22).
Lüge: Mit der „Lüge“ ist hier Götzendienst gemeint. Götzen sind eine Lüge (Jer 10:14). Die Schöpfung bezeugt, dass es Gott gibt; und doch unterdrückten einige, die „Gott kannten“, die Wahrheit über ihn (Rö 1:18, 21, 25). Anstatt die Wahrheit über Gottes ewige Macht und Göttlichkeit zu akzeptieren und ihm zu dienen, machten sie sich Götzen und beteten diese an. Das führte zu vielen verschiedenen entwürdigenden Verhaltensweisen und Bräuchen (Rö 1:18-31).
Amen: Oder „So soll es sein“. Das griechische Wort amḗn ist eine Transliteration eines hebräischen Wortes, das abgeleitet ist von ʼamán („treu sein“, „zuverlässig sein“). (Siehe Worterklärungen.) Man sagte „amen“, um einem Eid, einem Gebet oder einer Erklärung zuzustimmen. Wenn Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften Gott preisen, bekräftigen sie ihre Aussage oft mit dem Wort „amen“, so wie Paulus hier (Rö 16:27; Eph 3:21; 1Pe 4:11). Manchmal wird damit auch ein Segenswunsch für die Empfänger eines Briefes bekräftigt (Rö 15:33; Heb 13:20, 21). Es wird außerdem gebraucht, wenn der Schreiber einer Aussage voller Überzeugung zustimmt (Off 1:7; 22:20).
entehrenden sexuellen Leidenschaften: Das griechische Wort páthos bezieht sich auf Begierden oder unkontrollierte Leidenschaften. Dass es sich hier um sexuelle Begierden handelt, wird aus dem Zusammenhang deutlich. Die Leidenschaften werden als „entehrend“ (griechisch atimía, „Unehre“, „Schande“) bezeichnet, weil sie einen Menschen entwürdigen.
natürlichen Geschlechtsverkehr: Das griechische Wort physikós („natürlich“) bezieht sich auf etwas, das in der Natur vorkommt oder dem Ablauf in der Natur entspricht. Um seine Argumentation zu unterstützen, spielt Paulus möglicherweise auf den Schöpfungsbericht an. Er verwendet hier und im nächsten Vers nämlich nicht die üblichen griechischen Wörter für „Mann“ und „Frau“, sondern die eher biologischen Bezeichnungen „männlich“ und „weiblich“. Darin klingt der Wortlaut aus 1Mo 1:27 gemäß der Septuaginta an, wo ebenfalls diese Bezeichnungen verwendet werden. Außerdem kommen sie in Mat 19:4 und Mar 10:6 vor, wo 1Mo 1:27 zitiert wird. Gemäß dem Schöpfungsbericht segnete Gott das erste Ehepaar und gebot den beiden, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern (1Mo 1:28). Da homosexuelle Handlungen vom Schöpfer nicht vorgesehen waren und durch sie keine Kinder gezeugt werden können, sind sie widernatürlich. In der Bibel werden homosexuelle Handlungen auf die gleiche Stufe gestellt wie die sexuellen Beziehungen, die rebellische Engel (Dämonen) vor der Sintflut mit Frauen hatten (1Mo 6:4; 19:4, 5; Jud 6, 7). Beides ist für Gott nicht natürlich. (Siehe Anm. zu Rö 1:27.)
natürlichen Geschlechtsverkehr: Wtl. „natürlichen Gebrauch“. Das griechische Wort physikós („natürlich“) bezieht sich auf etwas, das in der Natur vorkommt oder dem Ablauf in der Natur entspricht. Dieser und der vorhergehende Vers zeigen, dass Homosexualität nicht mit Gottes Willen für die Menschen vereinbar ist (1Mo 1:27; siehe Anm. zu Rö 1:26). Wie Gott über homosexuelles Verhalten denkt, wird in den Hebräischen Schriften in 3Mo 18:22 deutlich. Das Verbot von homosexuellen Handlungen war eines von vielen Moralgesetzen, die Gott dem Volk Israel gab. Bei den Nachbarvölkern dagegen waren Homosexualität, Inzest, Sodomie und andere im mosaischen Gesetz verbotene Praktiken üblich (3Mo 18:23-25). Gottes Ablehnung von homosexuellen Handlungen gilt nicht nur für Juden. Das wird daran deutlich, dass er dieses Verhalten auch in den Christlichen Griechischen Schriften verurteilt (1Ko 6:9, 10).
natürlichen Geschlechtsverkehr: Wtl. „natürlichen Gebrauch“. Das griechische Wort physikós („natürlich“) bezieht sich auf etwas, das in der Natur vorkommt oder dem Ablauf in der Natur entspricht. Dieser und der vorhergehende Vers zeigen, dass Homosexualität nicht mit Gottes Willen für die Menschen vereinbar ist (1Mo 1:27; siehe Anm. zu Rö 1:26). Wie Gott über homosexuelles Verhalten denkt, wird in den Hebräischen Schriften in 3Mo 18:22 deutlich. Das Verbot von homosexuellen Handlungen war eines von vielen Moralgesetzen, die Gott dem Volk Israel gab. Bei den Nachbarvölkern dagegen waren Homosexualität, Inzest, Sodomie und andere im mosaischen Gesetz verbotene Praktiken üblich (3Mo 18:23-25). Gottes Ablehnung von homosexuellen Handlungen gilt nicht nur für Juden. Das wird daran deutlich, dass er dieses Verhalten auch in den Christlichen Griechischen Schriften verurteilt (1Ko 6:9, 10).
trieben obszöne Dinge: Oder „verübten Schamlosigkeiten“. Das griechische Wort bezieht sich auf unanständiges, schamloses Verhalten.
die gebührende Strafe: Oder „die volle Vergeltung“. Das griechische Wort meint einen Lohn oder eine Gegenleistung, die man sich verdient hat. Hier wird es negativ verwendet, im Sinn einer angemessenen Strafe oder anderer unangenehmer Folgen. In 2Ko 6:13 hat es eine positive Bedeutung und ist dort mit „im Gegenzug“ übersetzt.
natürlichen Geschlechtsverkehr: Das griechische Wort physikós („natürlich“) bezieht sich auf etwas, das in der Natur vorkommt oder dem Ablauf in der Natur entspricht. Um seine Argumentation zu unterstützen, spielt Paulus möglicherweise auf den Schöpfungsbericht an. Er verwendet hier und im nächsten Vers nämlich nicht die üblichen griechischen Wörter für „Mann“ und „Frau“, sondern die eher biologischen Bezeichnungen „männlich“ und „weiblich“. Darin klingt der Wortlaut aus 1Mo 1:27 gemäß der Septuaginta an, wo ebenfalls diese Bezeichnungen verwendet werden. Außerdem kommen sie in Mat 19:4 und Mar 10:6 vor, wo 1Mo 1:27 zitiert wird. Gemäß dem Schöpfungsbericht segnete Gott das erste Ehepaar und gebot den beiden, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern (1Mo 1:28). Da homosexuelle Handlungen vom Schöpfer nicht vorgesehen waren und durch sie keine Kinder gezeugt werden können, sind sie widernatürlich. In der Bibel werden homosexuelle Handlungen auf die gleiche Stufe gestellt wie die sexuellen Beziehungen, die rebellische Engel (Dämonen) vor der Sintflut mit Frauen hatten (1Mo 6:4; 19:4, 5; Jud 6, 7). Beides ist für Gott nicht natürlich. (Siehe Anm. zu Rö 1:27.)
Geschwätz: Oder „Flüsterei“, „Ohrenbläserei“. Mit dem griechischen Wort ist gemeint, dass hinter dem Rücken anderer schlecht über sie geredet wird oder bösartige Gerüchte verbreitet werden. Es kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Ein verwandtes Wort steht in Rö 1:29 in einer Aufzählung schlechter Verhaltensweisen und ist dort mit „Schwätzer“ übersetzt. (Siehe Anm.) In der Septuaginta kommt in 2Sa 12:19 und Ps 41:7 (40:8, LXX) das dazugehörige Verb vor, das „flüstern“ bedeutet. Es wird dort ebenfalls in einem negativen Sinn verwendet.
Gier: Oder „Habsucht“. Das griechische Wort pleonexía bedeutet wtl. „Mehr-Haben“ und beschreibt ein unstillbares Verlangen nach mehr. pleonexía steht außerdem in Eph 4:19; 5:3. Und in Kol 3:5 sagt Paulus, dass Gier Götzendienst ist.
Schwätzer: Oder „Flüsterer“. Wtl. „Ohrenbläser“. Das griechische Wort meint jemand, der die Gewohnheit hat, hinter dem Rücken anderer schlecht über sie zu reden oder bösartige Gerüchte zu verbreiten. (Siehe Anm. zu 2Ko 12:20.)
vertragsbrüchig: Neben der Bedeutung, dass jemand einen Vertrag bricht, kann das entsprechende griechische Wort auch jemanden beschreiben, der nicht zuverlässig ist oder Versprechen nicht hält. Gemäß einem Nachschlagewerk kann es sich auch auf jemanden beziehen, der nicht bereit ist, zur Lösung eines Problems beizutragen.
lieblos: In anderen Bibelübersetzungen werden auch die Wörter „herzlos“ oder „gefühllos“ verwendet. Das entsprechende griechische Wort ástorgos setzt sich aus der Vorsilbe a („ohne“) und storgḗ („natürliche Zuneigung“) zusammen. Es bezieht sich auf Lieblosigkeit in der Familie, insbesondere zwischen Eltern und Kindern. Wer schon mit den eigenen Angehörigen lieblos umgeht, ist bestimmt nicht in der Lage, mit anderen gut auszukommen. Geschichtsschreiber aus der Antike berichten darüber, dass Väter ihre Familien im Stich ließen, Kinder ihre betagten Eltern vernachlässigten und Eltern ungewollte, schwache oder behinderte Kinder töteten. Hier gebraucht Paulus den Ausdruck, um zu beschreiben, wie weit sich die Menschen von der ursprünglichen Vollkommenheit entfernt hatten. In 2Ti 3:3 gebraucht er ihn für das Verhalten der Menschen in den letzten Tagen.
Medien


So könnten große Mietshäuser in Rom und im nahe gelegenen Ostia (dem Hafen von Rom) ausgesehen haben. Die Gebäude konnten mehrere Stockwerke hoch sein, hatten üblicherweise einen Innenhof (Atrium) und an allen Seiten Zugang zu einer Straße. Im Erdgeschoss befanden sich normalerweise Läden, die von der Straße aus betreten werden konnten und denen Wohnraum angegliedert war. Im ersten Stock gab es Wohnungen mit mehreren Zimmern. Meist lebten dort wohlhabende Personen. In den oberen Stockwerken gab es verschieden große Zimmer, je kleiner desto günstiger. Die Mieter in den oberen Zimmern mussten sich ihr Wasser in der Regel an öffentlichen Brunnen holen und die öffentlichen Bäder nutzen. Die meisten Menschen in Rom wohnten in solchen Mietshäusern – bestimmt auch einige Christen.

Die Hauptstadt des Römischen Reichs lag am Tiber und wurde ursprünglich auf sieben Hügeln errichtet. In der Blütezeit des Reichs dehnte sie sich immer weiter aus. Mitte des 1. Jh. u. Z. lebten in Rom rund eine Million Menschen, einschließlich vieler Juden. Die ersten Christen von Rom waren wahrscheinlich Juden und jüdische Proselyten, die Pfingsten 33 u. Z. in Jerusalem gewesen waren und vom Apostel Petrus und von den anderen Jüngern die christliche Botschaft gehört hatten. Es ist davon auszugehen, dass sie diese Botschaft mit nach Rom zurückbrachten (Apg 2:10). In seinem Brief an die Römer, den der Apostel Paulus um das Jahr 56 u. Z. schrieb, sagte er über die treuen Brüder und Schwestern dort, dass in der ganzen Welt von ihrem Glauben gesprochen wurde (Rö 1:7, 8). Das Video zeigt in einem Modell, wie einige bedeutende Bauten in Rom zur Zeit von Paulus ausgesehen haben könnten.
(1) Via Appia
(2) Circus Maximus
(3) Palatin mit Kaiserpalast
(4) Tempel des Cäsar
(5) Theater
(6) Pantheon
(7) Tiber

Das Bild zeigt die Überreste einer Synagoge in Ostia, der Hafenstadt des antiken Rom. Auch wenn das Gebäude im Laufe der Zeit renoviert und verändert wurde, geht man davon aus, dass es in der zweiten Hälfte des 1. Jh. u. Z. als Synagoge erbaut wurde. Das Vorhandensein einer Synagoge in der Umgebung von Rom deutet darauf hin, dass dort lange Zeit Juden lebten. Als Kaiser Claudius um 49 oder 50 u. Z. alle Juden aus Rom vertreiben ließ, blieben die jüdischen Gemeinden im Umland womöglich bestehen (Apg 18:1, 2). Nach dem Tod von Claudius im Jahr 54 kehrten viele Juden nach Rom zurück. Als Paulus um das Jahr 56 seinen Brief an die Christen in Rom schrieb, bestand die Versammlung dort sowohl aus Juden als auch aus Nichtjuden. Das erklärt, warum Paulus auf die Bedürfnisse von beiden Gruppen einging und ihnen zeigte, wie sie in Einheit zusammenleben könnten (Rö 1:15, 16).
(1) Rom
(2) Ostia