An die Hebräer 6:1-20

6  Deshalb wollen wir jetzt, nachdem wir die Grundlehren+ über den Christus hinter uns gelassen haben, nach Reife streben+ und nicht wieder eine Grundlage legen, nämlich Reue über tote Werke und Glauben an Gott,   die Lehre über Taufen und Händeauflegen,+ die Auferstehung von den Toten+ und ewiges Gericht.   Das werden wir tun, wenn Gott es erlaubt.  Was die betrifft, die einmal erleuchtet worden sind+ und das Geschenk vom Himmel geschmeckt haben, die Anteil am heiligen Geist bekommen haben   und die das gute Wort Gottes sowie die Kräfte des kommenden Weltsystems geschmeckt haben,   die aber abgefallen sind+ – sie können unmöglich wieder zur Reue belebt werden,+ weil sie den Sohn Gottes für sich aufs Neue an den Pfahl nageln und ihn öffentlich der Schande aussetzen.+  Denn: Wenn der Boden den Regen aufnimmt, der immer wieder auf ihn fällt, und dann Pflanzen wachsen lässt, die denen nutzen, für die er bebaut wird, erhält er Segen von Gott.   Wachsen aber Dornen und Disteln darauf, wird er wertlos und ist nahe daran, verflucht zu werden. Und am Ende wird er verbrannt.  Auch wenn wir so reden, ihr Lieben, sind wir in eurem Fall von etwas Besserem überzeugt, von etwas, was zur Rettung führt.  10  Denn Gott ist nicht ungerecht. Er vergisst eure Arbeit und die Liebe nicht, die ihr für seinen Namen gezeigt habt,+ indem ihr den Heiligen gedient habt und weiter dient.  11  Wir wünschen uns aber, dass ihr alle denselben Fleiß zeigt, damit ihr euch der Hoffnung+ bis ans Ende ganz sicher sein könnt.+ 12  Werdet nicht träge,+ sondern nehmt euch die zum Vorbild, die durch Glauben und Geduld die Versprechen erben. 13  Denn als Gott Abraham sein Versprechen gab, schwor er bei sich selbst,+ da er bei keinem Größeren schwören konnte.  14  Er sagte: „Ich werde dich ganz bestimmt segnen und dich ganz bestimmt zu vielen werden lassen.“+ 15  So bekam Abraham, nachdem er Geduld bewiesen hatte, dieses Versprechen.  16  Menschen schwören bei jemandem, der größer ist, und ihr Eid beendet jede Auseinandersetzung, da er eine rechtsgültige Garantie ist.+ 17  So hat es auch Gott gemacht. Als er den Erben des Versprechens+ noch deutlicher zeigen wollte, wie unveränderlich sein Vorhaben ist, gab er mit einem Eid die Garantie dafür.  18  So sind wir, die wir an den Zufluchtsort geflohen sind, durch zwei unveränderliche Dinge, bei denen Gott unmöglich lügen kann,+ sehr dazu ermutigt worden, die uns in Aussicht gestellte Hoffnung fest zu ergreifen.  19  Diese Hoffnung+ ist wie ein Anker für unsere Seele, der sowohl sicher als auch fest ist und bis hinter den Vorhang reicht.+ 20  Dorthin ist ein Vorläufer für uns gegangen, Jesus,+ der für immer Hoher Priester nach der Art Melchisẹdeks geworden ist.+

Fußnoten

Studienanmerkungen

wollen wir … nach Reife streben: Hier fordert Paulus seine Glaubensbrüder auf, als Nachfolger Christi Fortschritte zu machen. Dabei bezieht er sich selbst mit ein. Laut einem Bibelkommentar sagt er quasi: „Lasst uns gemeinsam vorwärtsgehen.“ Paulus war bereits ein reifer Christ, trotzdem wollte er Christus immer besser nachahmen (Php 3:13-16).

die Grundlehren über den Christus: Damit ist das Grundwissen gemeint, das sich Christen aneignen, wenn sie Nachfolger Jesu werden (Heb 5:12 und Anm.). Sechs von diesen Grundlehren nennt Paulus hier und im nächsten Vers. Er bezeichnet sie als eine Grundlage oder ein Fundament. So wie ein Haus auf einem Fundament steht, baut der christliche Glaube auf bestimmten Lehren auf. Reife Christen geben sich mit diesen Grundlehren nicht zufrieden, sondern haben sie hinter sich gelassen. Das heißt, sie haben darauf aufgebaut, haben ihr Wissen vergrößert und befassen sich auch mit komplexeren Lehren, wie sie z. B. in den Paulusbriefen zu finden sind. Das hilft ihnen, biblische Grundsätze zu durchdenken und sich danach auszurichten (Heb 5:14).

Reife: Paulus betont, wie wichtig es ist, ein „erwachsener“ Christ zu werden – jemand, der sich bemüht, nicht nur grundlegende, sondern auch komplexere Lehren zu verstehen und ein besserer Lehrer zu werden. Das griechische Wort für „Reife“ ist verwandt mit dem Wort für „reife Menschen“ oder „Erwachsene“ in Heb 5:14 (siehe Anm.); Paulus stellt dort „reife Menschen“ einem „kleinen Kind“ gegenüber (Heb 5:13 und Anm.). Ein reifer Christ hat sein „Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt …, um zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden“ (Heb 5:14). Er lässt sich von anderen nicht so schnell negativ beeinflussen oder in die Irre führen, wenn es z. B. um das Verständnis von Glaubenslehren geht (Eph 4:11-14).

Reue über tote Werke: Zu „toten Werken“ gehört sowohl verkehrtes Verhalten als auch der Versuch, Rettung zu erlangen, ohne den Willen Gottes zu berücksichtigen (Mat 7:21). Damals versuchten einige z. B. durch das Einhalten des mosaischen Gesetzes gerettet zu werden, obwohl es nicht mehr gültig war (Rö 10:2-4; Gal 2:16 und Anm.). Selbst scheinbar gute Taten können „tot“ bzw. nutzlos sein, wenn sie nicht von Liebe motiviert sind (1Ko 13:3). Um reifer zu werden, mussten die hebräischen Christen „tote Werke“ bereuen, d. h. damit aufhören (Heb 9:14).

Glauben an Gott: Wie Paulus sagt, bildet unter anderem der Glaube an Gott die Grundlage dafür, ein Christ zu werden (Heb 11:6). Paulus richtet sich im Hebräerbrief an ehemalige Juden, die schon immer an Gott geglaubt hatten. Ein Bibelkommentar erläutert das Wort „Glaube“ in diesem Zusammenhang daher wie folgt: „Hier geht es nicht lediglich um Glauben an die Existenz Gottes, … sondern um Vertrauen zu Gott.“ Diese Art Glaube gehörte zu den „Grundlehren über den Christus“. Der Glaube an Jesus als den von Gott eingesetzten „Hauptvermittler ihrer Rettung“ war für die hebräischen Christen also ebenfalls eine Grundvoraussetzung (Heb 2:10 und Anm.; Joh 14:1; Apg 4:12; 1Pe 1:21).

die Lehre über Taufen: Wie Paulus zeigt, gehört auch diese Lehre zu den „Grundlehren über den Christus“ (Heb 6:1). Mit der Taufe beginnt für einen Christen ein Lebensweg, auf dem er sich um immer größere Reife bemüht. Auch nach der Taufe ist es nötig, dazuzulernen und weiter an sich zu arbeiten (Mat 28:19, 20; Apg 2:38).

Taufen: Die Leser des Hebräerbriefs kannten verschiedene Wassertaufen. Aus dem Judentum waren ihnen z. B. „rituelle Waschungen“ (wtl. „Taufen“) bekannt (Heb 9:10 und Anm.; Mar 7:4 und Anm.). Sie kannten auch „die Taufe des Johannes“ (Apg 18:25 und Anm.). Diese Taufen wurden durch die christliche Lehre über die Taufe abgelöst. Es gab nur noch eine einzige gültige Wassertaufe (Eph 4:5 und Anm.).

Händeauflegen: Jesus und seine Jünger legten anderen die Hände auf, wenn sie sie segneten (Mat 19:13-15), sie heilten (Apg 28:8) oder ihnen eine Dienstaufgabe übertrugen (Apg 6:6 und Anm.; 13:2, 3; 2Ti 1:6). Wahrscheinlich spricht Paulus hier jedoch davon, Mitgläubigen die „Gaben des Geistes“ durch Händeauflegen zu übertragen, sodass sie Wunder wirken konnten (1Ko 14:12; Apg 8:17, 18; 19:6). An diesen Wundern konnten aufrichtige Menschen leicht erkennen, dass nicht mehr die Nation Israel in Gottes Gunst stand, sondern das geistige Israel (Mat 21:43; Apg 15:14; Gal 6:16; Heb 2:3, 4 und Anm.). Deshalb gehörte das Händeauflegen, wie Paulus schreibt, zur „Grundlage“ des christlichen Glaubens, also zu den ersten Dingen, die man als Christ kennenlernte (Heb 6:1).

die Auferstehung von den Toten: Paulus zählt die Lehre von der Auferstehung zu den Grundlehren des Christentums (Heb 6:1). Sie ist wesentlich für den christlichen Glauben (Joh 5:28, 29; 1Ko 15:12-19) und ist untrennbar mit anderen Grundlehren der Bibel verbunden. (Siehe Anm. zu 1Ko 15:14 und Worterklärungen zu „Auferstehung“.)

ewiges Gericht: Hier scheint sich das Wort „Gericht“ auf alle Gerichtsentscheidungen Gottes zu beziehen. Sie sind „ewig“, weil ihre Auswirkungen für immer bestehen bleiben. (Vgl. Joh 5:24 und Anm.; Rö 2:3, 6-8; Off 20:12, 15.)

wenn Gott es erlaubt: Paulus will damit nicht sagen, dass Gott den hebräischen Christen womöglich verweigern würde, reifer zu werden. Vielmehr erkennt er durch diese Formulierung an, dass Christen nur mit der Hilfe und dem Segen Gottes Fortschritte machen können. (Siehe Anm. zu 1Ko 4:19; 16:7.)

die …, die einmal erleuchtet worden sind: Paulus beschreibt hier Christen, die „abgefallen“ waren (Heb 6:6). Sie hatten den Glauben bewusst aufgegeben, nachdem Jehova ihnen das Licht der Wahrheit geschenkt hatte. Dieses Licht – die genaue Erkenntnis der Wahrheit – hatte sie aus der Finsternis befreit, d. h. von ihrem Unwissen und ihrem sündigen Lebenswandel (Joh 3:19-21). Als Christen waren sie auf dem Weg des Lichts gegangen und hatten ihr Leben nach dem Willen Gottes ausgerichtet (Joh 8:12; Eph 5:8, 9; Heb 10:26, 32; 1Jo 1:7; vgl. 1Pe 2:9).

das Geschenk vom Himmel geschmeckt: Zu diesem „Geschenk“ (oder „freien Gabe“) gehört das Lösegeld und die Einladung, mit Christus im Himmel zu regieren. Denjenigen, die bereut und ihren sündigen Lebensweg aufgegeben hatten, kam das Lösegeld bereits zugute (Apg 3:19; 2Ko 9:15). Sie hatten die Aussicht auf Leben im Himmel erhalten. (Siehe Anm. zu Eph 1:18; Heb 3:1.) In diesem Sinn hatten sie „das Geschenk vom Himmel“ bereits „geschmeckt“ bzw. davon profitiert.

die Anteil am heiligen Geist bekommen haben: Von Pfingsten 33 an salbte Gott Einzelpersonen mit heiligem Geist und nahm sie als seine Kinder an, damit sie „Miterben mit Christus“ im Himmel werden könnten (Rö 8:14-17; 2Ko 5:5). Zusätzlich erhielten einige getaufte Christen Gaben des Geistes (Apg 19:5, 6; 1Ko 12:7-11; vgl. Worterklärungen zu „Hände auflegen“).

die das gute Wort Gottes … geschmeckt haben: Mit dem „guten Wort Gottes“ ist anscheinend das Versprechen Gottes gemeint, einige Menschen mit Leben im Himmel zu belohnen (2Ko 5:5; Eph 1:18). Gesalbte Christen hatten dieses Versprechen „geschmeckt“, als der heilige Geist ihnen offenbarte, dass ihnen Leben im Himmel in Aussicht stand. Von da an warteten sie darauf, dass sich alles vollständig erfüllte, was Gott ihnen versprochen hatte.

die Kräfte des kommenden Weltsystems: Oder „die Kräfte des kommenden Zeitalters (der kommenden Ära)“. Der Ausdruck „kommendes Weltsystem“ bezieht sich auf die Zeit, wenn gesalbte Christen mit Christus in „seinem himmlischen Königreich“ regieren werden (2Ti 4:18; siehe Anm. zu Eph 2:7 und Worterklärungen zu „Weltsystem; Systeme“). Paulus schrieb an Personen, die Gottes heiligen Geist als „Pfand für das, was kommen soll“, erhalten hatten (2Ko 1:22 und Anm.). Viele von ihnen hatten selbst erlebt, wie Gott „Zeichen und Wunder“ wirkte (Heb 2:4 und Anm.). Jehova zeigte unter anderem durch diese Wunder, was sein Sohn als König über „die künftige bewohnte Erde“ bewirken wird (Heb 2:5 und Anm.). In gewisser Hinsicht hatten die hebräischen Christen schon „geschmeckt“ oder erlebt, was durch die Kraft Gottes im „kommenden Weltsystem“ erreicht wird. (Vgl. Anm. zu Eph 1:3.)

sie können unmöglich wieder zur Reue belebt werden: Paulus spricht hier von Personen, die vom christlichen Glauben abgefallen waren. Offensichtlich hatten sie sich bewusst entschieden, abtrünnig zu werden, obwohl sie „einmal erleuchtet worden“ waren (Heb 6:4 und Anm.). Wie Paulus unter Leitung des Geistes zeigt, hatten sie absichtlich gegen Gottes heiligen Geist gesündigt. Wer das tut, bereut nicht (Mar 3:28, 29; Heb 10:26, 27; 12:25).

weil sie den Sohn Gottes für sich aufs Neue an den Pfahl nageln: Paulus verurteilt hier mit äußerst drastischen Worten gesalbte Christen, die sich bewusst vom christlichen Glauben abgewandt hatten. Seine Aussage ist natürlich nicht buchstäblich zu verstehen. Jesus starb „ein für alle Mal“; er ist jetzt unsterblich und kann nicht noch einmal getötet werden (Heb 9:12; 1Ti 6:16 und Anm.). Auf der anderen Seite ist es durchaus möglich, dass den römischen Soldaten, die Jesus buchstäblich an den Pfahl nagelten, vergeben wird (Luk 23:34 und Anm.). Paulus stellt offenbar reuelose Abtrünnige auf eine Stufe mit Menschen wie Judas Iskariot und den religiösen Führern, die für Jesu Hinrichtung verantwortlich waren (Joh 19:11 und Anm.; 15, 16). Genauso wie diese bösartigen Menschen verachteten die Abtrünnigen Jesus und sein Opfer, und es erwartete sie dieselbe Strafe: ewige Vernichtung (Heb 10:29).

Wenn der Boden den Regen aufnimmt …, erhält er Segen: Christen hatten den Segen erlebt, kostbare Wahrheiten über Jesus zu erfahren. Deshalb vergleicht Paulus sie mit einem Feld, das Regen abbekommen hat und dementsprechend gute Erträge bringen müsste (Luk 13:6-9; 1Ko 3:9). Doch wie der nächste Vers zeigt, brachten manche Christen keine guten Früchte hervor und standen in der Gefahr, verflucht zu werden (Heb 6:8).

Wachsen aber Dornen und Disteln darauf: Anstatt den „Segen von Gott“ zu schätzen (Heb 6:7), sündigten einige Christen willentlich (Heb 6:4-6). Sie ließen bewusst Undankbarkeit und andere schlechte Eigenschaften in sich aufkeimen. Damit waren sie wie Boden, auf dem nur „Dornen und Disteln“ wachsen. Wer damals so ein Feld besaß, bekämpfte das Unkraut mit Feuer. Entsprechend stand Personen, die vom christlichen Glauben abgefallen waren, endgültige Vernichtung bevor – als würden sie mit Feuer verbrannt (Heb 6:6 und Anm.; vgl. Jes 5:1-7).

von etwas Besserem überzeugt: Paulus hatte Christen, die im Glauben schwach geworden waren, in diesem Brief bereits ernsten Rat gegeben (Heb 3:12; 5:11 und Anm.). In den vorhergehenden Versen verurteilt er Abtrünnige (Heb 6:4-8). Jetzt wählt er einen sanfteren Ton: Er spricht die hebräischen Christen mit ihr Lieben an und drückt großes Vertrauen zu ihnen aus. (Vgl. Rö 15:14; 2Th 3:4.) Anders als den Abgefallenen, für die es keine Hoffnung mehr gab, stand den treuen hebräischen Christen „etwas Besseres“ in Aussicht – etwas, was zur Rettung führt. Dazu gehörte, mit Christus im Himmel zu regieren. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:12.)

Gott ist nicht ungerecht. Er vergisst eure Arbeit … nicht: In diesem Zusammenhang ist mit „vergessen“ gemeint, dass jemandem etwas gleichgültig wird oder er es nicht mehr beachtet. (Vgl. Luk 12:6.) Paulus versichert Christen hier nicht lediglich, dass Gott ihre guten Taten im Sinn behält. Er verleiht dieser Aussage besonderen Nachdruck, indem er mit der Feststellung beginnt: „Gott ist nicht ungerecht.“ Das Gute zu ignorieren, das seine treuen Diener tun, wäre aus Jehovas Sicht ungerecht – und es ist für ihn unmöglich, ungerecht zu handeln. Er kann z. B. nicht lügen. (Siehe Anm. zu Heb 6:18.) Es ist unvorstellbar, dass er sich jemals ungerecht verhält, da es mit seiner Persönlichkeit absolut nicht vereinbar ist. (Siehe auch Hi 34:12; Jak 1:13.) Die hebräischen Christen konnten sich sicher sein: Jehova würde sich immer an ihre guten Taten erinnern und sie schätzen, selbst wenn Menschen – sogar sie selbst – sie längst vergessen hätten.

die Liebe …, die ihr für seinen Namen gezeigt habt: Das Wort „Name“ wird in der Bibel nicht nur im eigentlichen Sinn verwendet, sondern steht oft auch für alles, was den Namensträger ausmacht, insbesondere für seinen Ruf. (Siehe Anm. zu Mat 6:9.) Christen zeigen ihre Liebe zum Namen Gottes dadurch, dass sie wie Jesus diesen Namen bekannt machen. Aus Liebe zu Jehova gebrauchen sie seinen Namen und machen ihm durch vorbildliches Verhalten und gute Taten alle Ehre. Wie Paulus hervorhebt, ist für einen Nachfolger Christi die Liebe zu dem heiligen Namen Gottes das Wichtigste. In einem Gebet zu seinem Vater fasste Jesus seinen Dienst auf der Erde mit folgenden Worten zusammen: „Ich habe den Menschen … deinen Namen offenbart. … Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht.“ (Siehe Anm. zu Joh 17:6, 26.)

indem ihr den Heiligen … weiter dient: Mit den „Heiligen“ sind hier geistgesalbte Nachfolger Christi gemeint, also Männer und Frauen, die die Hoffnung haben, im Himmel zu leben. (Siehe Anm. zu Rö 1:7.) Die hebräischen Christen hatten einander schon jahrzehntelang auf unterschiedliche Weise geholfen (Apg 4:32-35; 12:5). Dazu gehörte wahrscheinlich auch materielle Unterstützung. (Vgl. Anm. zu Luk 8:3.) Paulus lobt sie nicht nur für vergangene Taten, sondern auch dafür, dass sie diese gute Gewohnheit beibehielten. Er erinnert sie daran: Aus Jehovas Sicht ist es ein Ausdruck der Liebe zu seinem Namen, wenn man sich um seine Diener kümmert. (Siehe auch Heb 10:32-34; 13:1-3.)

dass ihr alle denselben Fleiß zeigt: Wie Paulus im vorhergehenden Vers schreibt, hatten die hebräischen Christen „den Heiligen gedient“. Jetzt fordert er alle auf, mit der gleichen Bereitwilligkeit weiterzumachen und „denselben Fleiß“ zu zeigen, d. h., eifrig, ernsthaft und einsatzfreudig zu sein. (Siehe Anm. zu Rö 12:11.)

Werdet nicht träge: Das griechische Wort für „träge“ beschreibt jemanden, der faul ist oder der sich nicht anstrengt. Laut einem Nachschlagewerk bedeutet es hier „langsam oder schwerfällig im Verstehen oder Reagieren“. Um nicht so zu werden, mussten die hebräischen Christen weiter fleißig sein. (Siehe Anm. zu Heb 6:11.) Das Wort für „träge“ kann auch mit „abgestumpft“ übersetzt werden. (Siehe Anm. zu Heb 5:11.)

nehmt euch … zum Vorbild: Paulus spricht hier ein Thema an, das er in Hebräer, Kapitel 11, weiter vertieft: Es ist wichtig, von Glaubensvorbildern zu lernen und sie nachzuahmen. (Siehe auch Heb 13:7.) Im Folgenden geht er kurz auf Abraham ein. Unter denen, die die Versprechen erben, ist sein Vorbild besonders bemerkenswert. Die Versprechen oder Verheißungen, die Gott Abraham gegeben hatte, waren ein kostbares Erbe. Sie gaben ihm Hoffnung und stärkten seinen Glauben. Da sich einige Versprechen Jehovas schon zu seinen Lebzeiten erfüllten, konnte Abraham erkennen, wie verlässlich sie sind. Die Erfüllung anderer Versprechen wird er nach seiner Auferstehung erleben (1Mo 18:14, 18; 21:1-3; Heb 6:13-16). Abraham war sein Leben lang ein herausragendes und nachahmenswertes Beispiel für Glauben und Geduld (Heb 11:8-10, 17-19).

schwor er bei sich selbst: In dieser Formulierung klingt 1Mo 22:16 an, wo Jehova zu Abraham sagte: „Ich [schwöre] bei mir selbst.“ Jehova ist ein „Gott, der nicht lügen kann“ (Tit 1:2). Allein sein Name bzw. sein Ruf ist Garantie genug, dass jedes seiner Versprechen wahr wird. (Vgl. Jes 45:23.) Doch aus Liebe bekräftigte er seine Äußerungen manchmal zusätzlich durch einen Eid. Weil Abraham bemerkenswerten Glauben und bedingungslosen Gehorsam zeigte, schwor Jehova ihm einen Eid und gab ihm damit eine „rechtsgültige Garantie“ für sein Versprechen (Heb 6:16 und Anm.; siehe auch Anm. zu Heb 6:17 und Worterklärungen zu „Eid“). Er versicherte Abraham doppelt, dass „alle Völker der Erde“ durch seinen Nachkommen „gesegnet werden“ würden (1Mo 22:17, 18).

nachdem er Geduld bewiesen hatte: Jehova versprach Abraham, aus ihm „ein großes Volk“ zu machen. Außerdem versprach er ihm: „Alle Familien der Erde werden ganz bestimmt durch dich gesegnet werden“ (1Mo 12:1-4; vgl. Apg 7:2, 3 und Anm.). Als Abraham in Kanaan lebte, sicherte Jehova ihm das Gleiche noch einmal zu (1Mo 13:16). Zu diesem Zeitpunkt hatte Abraham allerdings noch keinen Sohn. Erst 25 Jahre nachdem das Versprechen gegeben worden war, begann es sich mit der Geburt Isaaks zu erfüllen (1Mo 21:2, 5). Weitere 25 Jahre später (nach der jüdischen Überlieferung) war Abraham bereit, Isaak zu opfern. Zu diesem Zeitpunkt bestätigte Jehova sein ursprüngliches Versprechen mit einem Eid, den er „bei sich selbst“ schwor (Heb 6:13 und Anm., 14; 11:17; 1Mo 22:15-18).

eine rechtsgültige Garantie: Das entsprechende griechische Wort kommt, wie auch andere Begriffe in dieser Passage, aus der Rechtssprache. Es bezieht sich auf die gängige Praxis, etwas durch einen Eid zu bekräftigen. (Weitere Beispiele für rechtliche Fachbegriffe in Heb 6:13-18 sind „schwören“, „Eid“, „Auseinandersetzung“, „unveränderlich“, „eine Garantie geben“. Siehe auch Anm. zu Php 1:7, wo dasselbe griechische Wort mit „gesetzliche Befestigung“ wiedergegeben ist.) Wie Beispiele aus den Hebräischen Schriften zeigen, schworen Menschen oft bei Gott oder bei seinem Namen (1Mo 14:22; 31:53; 5Mo 6:13; Jos 9:19, 20; Jer 12:16). Paulus bezieht sich auf diesen Brauch, um seinen nächsten Punkt zu betonen: Durch den Eid, den Jehova Abraham schwor, ist die Erfüllung des Versprechens absolut sicher (Heb 6:17, 18).

den Erben des Versprechens: Paulus ermutigt die hebräischen Christen, indem er sie daran erinnert, dass sie etwas mit Abraham verbindet. Jehova versprach diesem Glaubensmann einen Nachkommen, der „alle Völker der Erde“ segnen würde (1Mo 22:17, 18). Da die Juden von Abraham abstammten, standen sie als „Erben des Versprechens“ an erster Stelle. Doch die meisten von ihnen lehnten den Messias ab. Deshalb wurde ihnen das Erbrecht entzogen. Anders war es bei den hebräischen Christen: Sie nahmen Christus (den primären Teil von Abrahams Nachkommen) an und wurden seine gesalbten Nachfolger. Deswegen und nicht aufgrund ihrer Abstammung wurden sie „Erben des Versprechens“. (Siehe Anm. zu Gal 3:29.) Mit der Zeit würde Gottes Versprechen gegenüber Abraham für alle treuen Christen Gutes bewirken, auch für diejenigen, denen ewiges Leben auf der Erde in Aussicht steht.

wie unveränderlich sein Vorhaben ist: In dieser Passage kommen mehrere Begriffe aus der Rechtssprache vor. Dazu gehört das hier und im nächsten Vers mit „unveränderlich“ wiedergegebene griechische Wort. (Siehe Anm. zu Heb 6:16.) Das mit „Vorhaben“ übersetzte Wort beinhaltet den Gedanken von „Entscheidung“, „Absicht“, „Entschluss“, „Wille“, „Rat“. (Siehe Anm. zu Apg 20:27; siehe auch Anm. zu Eph 3:11, wo ein synonymes griechisches Wort mit „Vorsatz“ wiedergegeben ist.)

gab er mit einem Eid die Garantie dafür: Als Jehova Abraham ein Versprechen gab, „schwor er bei sich selbst“ (Heb 6:13 und Anm.). Dazu war er nicht verpflichtet. Doch er entschied sich, die Wahrhaftigkeit seiner Versprechen mit einem Eid zu bekräftigen, weil er Menschen seine absolute Vertrauenswürdigkeit zeigen wollte. Eine verbindlichere Garantie gibt es nicht. In diesem Zusammenhang kann das mit „er gab eine Garantie“ übersetzte griechische Verb auch den Gedanken vermitteln, dass Gott mit einem Eid „eintrat“, um sein Versprechen zu bekräftigen. Gemäß einem Bibelkommentar betont das Wort „die Gültigkeit der Versprechen Gottes. Gott ist der Bürge … seiner eigenen Zusagen“. (Siehe Worterklärungen zu „Eid“.)

an den Zufluchtsort geflohen: Im Griechischen steht für diese Wendung ein einziges Wort. Es ist von einem Verb abgeleitet, das „fliehen“, „entkommen“, „Zuflucht nehmen“ bedeutet (Apg 14:6). Die hebräischen Christen kannten es aus der Septuaginta, wo damit das Fliehen in eine Zufluchtsstadt ausgedrückt wird (5Mo 4:42; 19:5; Jos 20:9). Vielleicht dachten sie beim Lesen dieses Ausdrucks daran, dass sie dem jüdischen System entkommen waren, das nicht mehr Gottes Segen hatte und bald zerstört werden würde (Mat 21:43; 23:37, 38). Sie hatten in der Freundschaft zu ihrem vertrauenswürdigen Gott und Vater, Jehova, Zuflucht gefunden – dem sichersten „Ort“ überhaupt (Ps 118:8; 143:9). Der Gedanke könnte laut einem Fachbuch auch wiedergegeben werden mit: „wir, die wir zu Gott gelaufen sind, um Schutz zu finden“.

zwei unveränderliche Dinge: Gemeint sind der Eid und das Versprechen Gottes. Durch beides bestätigte Jehova, dass sein Vorhaben, „alle Völker der Erde“ durch Abrahams Nachkommen zu segnen, unveränderlich ist. Jehova hält immer Wort (1Mo 22:16-18; Heb 6:17; siehe Anm. zu Heb 6:13).

Gott unmöglich lügen kann: Diese Aussage erinnert an 4Mo 23:19 und 1Sa 15:29. (Siehe auch Anm. zu Tit 1:2.)

sehr … ermutigt worden: Das griechische Substantiv, das hier mit „ermutigt werden“ übersetzt ist, bezeichnet etwas, das andere zum Handeln motiviert und ihnen Mut macht. (Vgl. Anm. zu Rö 12:8.) Das Versprechen Jehovas und sein Eid sind unwiderlegbare Beweise dafür, dass sein Vorhaben, die Menschheit zu segnen, feststeht. Diese Zusicherung ist „keine gewöhnliche Ermutigung“, wie es ein Bibelwissenschaftler ausdrückt. Vielmehr ist es eine „starke Ermutigung“ für Christen, ihre „Hoffnung fest zu ergreifen“.

Diese Hoffnung ist wie ein Anker: Dieses Sprachbild unterstreicht den Gedanken aus den vorangehenden Versen: Die Hoffnung, dass sich Gottes Versprechen erfüllen, ist begründet und sicher. So wie ein Anker einem Schiff sogar im Sturm Halt gibt, kann die christliche Hoffnung auch in turbulenten Zeiten Halt und Stabilität geben. (Vgl. Ps 46:1-3.) Paulus wusste, wie wertvoll ein Anker ist, schließlich hatte er auf See gefährliche Situationen erlebt (Apg 27:13, 29; siehe Anm. zu 2Ko 11:25; siehe Mediengalerie, „Anker im 1. Jahrhundert“). Zu seiner Zeit wurde der Anker auch in außerbiblischer Literatur als Symbol der Hoffnung verwendet.

für unsere Seele: Oder „für unser Leben“. (Siehe Worterklärungen zu „Seele“.)

sowohl sicher als auch fest: Paulus erklärt, warum die christliche Hoffnung so verlässlich ist: Dieser „Anker“ reicht „bis hinter den Vorhang“. (Siehe Anm. zu bis hinter den Vorhang reicht in diesem Vers.) Wie damit angedeutet wird, ist es Gott, der die Hoffnung garantiert. Dazu heißt es in einem Bibelkommentar: „Andere Anker gehen in die Tiefe. Dieser reicht bis in den höchsten Himmel; er ist tatsächlich am Thron Gottes befestigt.“

bis hinter den Vorhang reicht: Wie Paulus erklärt, ist die christliche Hoffnung nicht von etwas oder jemandem auf der Erde abhängig. Sie ist „hinter dem Vorhang“, also im Himmel, verankert. Die Hoffnung ist an Gott gebunden, der für das Lösegeld sorgte, und an Jesus, der sein Leben als Lösegeld gab. In der Stiftshütte war das Allerheiligste durch einen Vorhang abgetrennt. Einmal im Jahr ging der Hohe Priester „hinter den Vorhang“ und leistete im Allerheiligsten Sühne für die Sünden der Israeliten (Heb 9:7). Wie Paulus im weiteren Verlauf des Briefes erklärt, steht das Allerheiligste für den Himmel (Heb 9:24). Der Vorhang steht für Jesu Körper aus Fleisch und Blut, der ihn daran hinderte, in den Himmel zu gelangen (1Ko 15:50; Heb 10:20 und Anm.). Dadurch, dass Jesus diesen Körper opferte und nach seiner Auferstehung als Geistwesen in den Himmel zurückkehrte, ging er „hinter den Vorhang“ (1Pe 3:18). Er leistete direkt vor Gott Sühne für die Sünden der Menschheit, indem er ihm den Wert seines Blutes als Lösegeld übergab (Heb 6:20; 9:12). Auf dieser Grundlage kann Gott sein Versprechen an Abraham erfüllen (Heb 6:13, 14). Die Sündensühnung durch das Lösegeld Christi gibt allen gehorsamen Menschen Hoffnung (Mat 20:28).

ein Vorläufer: Jesus war der erste Mensch, der in den Himmel zu Jehova auffuhr (Joh 3:13; 1Ko 15:20; Heb 9:24). Dadurch wurde er ein „Vorläufer“ oder Wegbereiter für andere. Als er im Himmel den Wert seines Loskaufsopfers darbrachte, machte er den Weg für alle frei, die mit ihm im Himmel regieren sollen (Joh 14:2, 3; Heb 10:19, 20).

für immer Hoher Priester nach der Art Melchisedeks: Siehe Anm. zu Heb 5:6.

Medien

Anker im 1. Jahrhundert
Anker im 1. Jahrhundert

(1) Stock

(2) Schaft

(3) Flunke

(4) Arm

(5) Metallring

In dem Bericht über die Reise von Paulus nach Rom werden mehrfach Anker erwähnt (Apg 27:13, 29, 30, 40). Die frühesten Anker waren Gewichte aus Stein oder andere schwere Gegenstände. Zur Zeit von Paulus gab es schon technisch ausgefeiltere Anker. Das Bild zeigt einen zweiarmigen Anker aus römischer Zeit. Es handelt sich um einen Stockanker aus Holz mit Verbindungsteilen aus Metall. Der schwere Ankerstock war meist aus Blei und drückte den Anker zu Boden, sodass sich einer der Arme in den Meeresboden bohrte. Große Schiffe hatten oft mehrere Anker an Bord (Apg 27:29, 30). In der Nähe von Kyrene an der afrikanischen Küste hat man einen 545 kg schweren Anker gefunden. Das macht noch anschaulicher, was Paulus mit den Worten meinte: „Diese Hoffnung ist wie ein Anker für unsere Seele“ (Heb 6:19).