Apostelgeschichte 20:1-38
Fußnoten
Studienanmerkungen
wir: Die Apostelgeschichte wird bis Kapitel 16, Vers 9 durchgehend in der dritten Person erzählt, d. h., der Schreiber Lukas bezieht sich in die Handlung nicht mit ein. Ab Vers 10 ändert sich das jedoch und Lukas steigt in das Geschehen ein: Von nun an gebraucht er immer wieder die Pronomen „wir“ und „uns“, und zwar dann, wenn er von Begebenheiten erzählt, bei denen er Paulus und dessen Reisegefährten offenbar begleitete. (Siehe Anm. zu Apg 1:1 und „Einführung in die Apostelgeschichte“.) Das erste Mal schloss sich Lukas Paulus um das Jahr 50 u. Z. an, als dieser von Troas nach Philippi reiste. Als Paulus Philippi verließ, war Lukas jedoch nicht mehr dabei (Apg 16:10-17, 40; siehe Anm. zu Apg 20:5; 27:1).
uns: Durch das Pronomen „uns“ deutet Lukas an, dass er sich Paulus in Philippi erneut anschloss; die beiden hatten sich einige Zeit zuvor dort getrennt (Apg 16:10-17, 40). Nun reisten sie zusammen von Philippi nach Jerusalem, wo Paulus später festgenommen wurde (Apg 20:5 bis 21:18, 33). Das ist die zweite Passage in der Apostelgeschichte, wo sich Lukas in die Erzählung mit einbezieht. (Siehe Anm. zu Apg 16:10; 27:1.)
wir: Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, verwendet in manchen Passagen die Pronomen „wir“ und „uns“ (Apg 27:20; siehe Anm. zu Apg 16:10 und 20:5). Offenbar begleitete Lukas den Apostel Paulus hin und wieder auf seinen vielen Reisen. Eine der Passagen, wo sich Lukas in den Bericht mit einbezieht, beginnt im vorliegenden Vers und endet in Apg 28:16. Lukas muss also mit Paulus nach Rom gereist sein.
Tagen der ungesäuerten Brote: Siehe Worterklärungen zu „Fest der ungesäuerten Brote“ und Anh. B15.
Mahlzeit: Wörtlich steht hier im Griechischen der Ausdruck „Brot brechen“. Da Brot im Vorderen Orient das Grundnahrungsmittel schlechthin war, verstand man unter „Brot brechen“ im Laufe der Zeit jede Art von Mahlzeit. In der Regel machte man Brot aus flachen Teigfladen, die beim Backen hart wurden. Daher war es üblich, Brot auseinanderzubrechen, statt es zu schneiden. Das war etwas völlig Alltägliches – etwas, das auch Jesus oft machte. (Siehe Anm. zu Mat 14:19; siehe auch Mat 15:36; Luk 24:30.) Auch als Jesus die Abendmahlsfeier einführte, brach er ein Brot auseinander. Die Handlung an sich hatte keine tiefere Bedeutung. (Siehe Anm. zu Mat 26:26.) Einige behaupten, dass an bestimmten Stellen in der Apostelgeschichte, wo vom Brotbrechen die Rede ist, die Abendmahlsfeier gemeint ist (Apg 2:42, 46; 20:7, 11). Allerdings wird in der Bibel, wenn das Abendmahl erwähnt wird, neben dem Brotbrechen auch immer das Trinken von Wein aus einem Becher erwähnt (Mat 26:26-28; Mar 14:22-25; Luk 22:19, 20; 1Ko 10:16-21; 11:23-26). Beide Handlungen sind gleich wichtig. Wenn also nur vom Brotbrechen die Rede ist, geht es immer um eine normale Mahlzeit und nicht um das Abendmahl des Herrn. Hinzu kommt, dass die Abendmahlsfeier die Passahfeier ablöste, die nur ein einziges Mal im Jahr stattfand. Jesus hat nirgends angedeutet, dass die Feier zum Gedenken an seinen Tod öfter stattfinden sollte.
nahm Jesus ein Brot, … brach … es: Im Vorderen Orient war das Brot gewöhnlich dünn und, wenn ungesäuert, auch brüchig. Als Jesus das Brot brach, hatte das keine besondere Bedeutung; es war ganz normal, diese Art von Brot auseinanderzubrechen. (Siehe Anm. zu Mat 14:19.)
brach die Brote: Brot wurde oft aus flachen Teigfladen gemacht, die durch das Backen hart wurden. Daher war es üblich, das Brot vor dem Essen auseinanderzubrechen (Mat 15:36; 26:26; Mar 6:41; 8:6; Luk 9:16).
er lebt: Oder „seine Seele [d. h. „sein Leben“] ist in ihm“. Mit anderen Worten: Das Leben des jungen Mannes wurde wiederhergestellt. Wie an vielen anderen Stellen in den Christlichen Griechischen Schriften bezeichnet das Wort psychḗ auch hier das Leben einer Person (Mat 6:25; 10:39; 16:25, 26; Luk 12:20; Joh 10:11, 15; 13:37, 38; 15:13; siehe Worterklärungen zu „Seele“).
Mahlzeit: Wörtlich steht hier im Griechischen der Ausdruck „Brot brechen“. Da Brot im Vorderen Orient das Grundnahrungsmittel schlechthin war, verstand man unter „Brot brechen“ im Laufe der Zeit jede Art von Mahlzeit. In der Regel machte man Brot aus flachen Teigfladen, die beim Backen hart wurden. Daher war es üblich, Brot auseinanderzubrechen, statt es zu schneiden. Das war etwas völlig Alltägliches – etwas, das auch Jesus oft machte. (Siehe Anm. zu Mat 14:19; siehe auch Mat 15:36; Luk 24:30.) Auch als Jesus die Abendmahlsfeier einführte, brach er ein Brot auseinander. Die Handlung an sich hatte keine tiefere Bedeutung. (Siehe Anm. zu Mat 26:26.) Einige behaupten, dass an bestimmten Stellen in der Apostelgeschichte, wo vom Brotbrechen die Rede ist, die Abendmahlsfeier gemeint ist (Apg 2:42, 46; 20:7, 11). Allerdings wird in der Bibel, wenn das Abendmahl erwähnt wird, neben dem Brotbrechen auch immer das Trinken von Wein aus einem Becher erwähnt (Mat 26:26-28; Mar 14:22-25; Luk 22:19, 20; 1Ko 10:16-21; 11:23-26). Beide Handlungen sind gleich wichtig. Wenn also nur vom Brotbrechen die Rede ist, geht es immer um eine normale Mahlzeit und nicht um das Abendmahl des Herrn. Hinzu kommt, dass die Abendmahlsfeier die Passahfeier ablöste, die nur ein einziges Mal im Jahr stattfand. Jesus hat nirgends angedeutet, dass die Feier zum Gedenken an seinen Tod öfter stattfinden sollte.
begann die Mahlzeit: Wtl. „brach das Brot“. (Siehe Anm. zu Apg 20:7.)
Ältesten: Wtl. „älteren Männer“. Der griechische Ausdruck presbýteros bezeichnet in der Bibel vor allem Personen, die in einer Gemeinschaft oder einem Volk eine mit Autorität und Verantwortung verbundene Position haben. Im alten Israel wurden die Führungs- und Verwaltungsaufgaben von „älteren Männern“ übernommen – also Männern, die qualifiziert und reif genug dafür waren. Ebenso übernahmen in den Versammlungen der Christen im 1. Jh. u. Z. qualifizierte, reife Männer die Führung. Der Bericht über das Treffen von Paulus mit den Ältesten aus Ephesus zeigt ganz klar, dass es in dieser Versammlung mehr als einen Ältesten gab. Die Anzahl der Ältesten in einer Versammlung hing davon ab, wie viele qualifizierte, reife Männer es dort gab (1Ti 3:1-7; Tit 1:5-8). Als Paulus seinen ersten Brief an Timotheus schrieb, der damals wahrscheinlich in Ephesus wohnte, sprach er darin von einer „Ältestenschaft“ – also einem Gremium, das aus mehreren Ältesten bestand (1Ti 1:3; 4:14).
Demut: Ein demütiger Mensch ist nicht stolz oder arrogant. Ob man demütig ist, zeigt sich daran, wie man sich selbst im Verhältnis zu Gott und zu anderen Menschen sieht. Demut ist keine Schwäche. Es ist eine innere Haltung, über die Gott sich freut. Christen, deren Demut echt ist, können gut zusammenarbeiten (Eph 4:2; Php 2:3; Kol 3:12; 1Pe 5:5). In den Christlichen Griechischen Schriften ist „Demut“ die Wiedergabe des Wortes tapeinophrosýnē, das von den Wörtern tapeinóō („niedrig machen“) und phrēn („Sinn“, „Gesinnung“) abgeleitet ist. Sinngemäß bedeutet es also, nicht zu hoch von sich zu denken. Das entsprechende Adjektiv tapeinós wird mit „demütig“ (Mat 11:29) und „die Demütigen“ (Jak 4:6; 1Pe 5:5) wiedergegeben. (Siehe Anm. zu Mat 11:29.)
von Herzen demütig: Das griechische Wort für „demütig“ bezeichnet jemand, der nicht stolz oder arrogant ist, sondern sich selbst für nicht so wichtig hält. In Jak 4:6 und 1Pe 5:5 wird es mit „die Demütigen“ wiedergegeben. Wie es im Herzen einer Person aussieht, zeigt sich an ihrer Einstellung gegenüber Gott und anderen Menschen.
von Haus zu Haus: Oder „in verschiedenen Häusern“. Wie der Zusammenhang zeigt, hatte Paulus diese Männer zu Hause besucht, um sie zu lehren. Er hatte ihnen ans Herz gelegt, „dass sie bereuen und sich Gott zuwenden und an unseren Herrn Jesus glauben sollten“ (Apg 20:21). Paulus sprach hier also nicht von Besuchen, wie er sie bei neuen Mitchristen gemacht hätte, um ihnen Mut zuzusprechen. Wären diese Männer bereits Christen gewesen, hätten sie schon bereut und Glauben an Jesus entwickelt. In dem Buch Word Pictures in the New Testament von Dr. A. T. Robertson heißt es zu Apg 20:20: „Es ist beachtenswert, dass dieser größte Prediger von Haus zu Haus predigte und aus seinen Besuchen nicht nur gesellschaftliche Besuche machte“ (Bd. III, 1930, S. 349, 350). In The Acts of the Apostles With a Commentary schrieb Abiel Abbot Livermore zu der Aussage von Paulus in Apg 20:20: „Er gab sich nicht damit zufrieden, lediglich in einer öffentlichen Versammlung Vorträge zu halten, … sondern verrichtete mit Eifer sein großes Werk auf persönlicher Ebene und von Haus zu Haus; ja er brachte die Botschaft des Himmels buchstäblich ins Haus, in die Heime und Herzen der Epheser“ (1844, S. 270). (Eine Erklärung zur Übersetzung des griechischen Ausdrucks katʼ óikous [wtl. „je Häuser“] enthält die Anm. zu Apg 5:42.)
von Haus zu Haus: Diese Wendung gibt den griechischen Ausdruck katʼ óikon wieder, der wtl. „je Haus“ bedeutet. Verschiedenen Fachwörterbüchern und Bibelkommentatoren zufolge kann die Präposition katá als Distributivum oder Verteilungszahlwort verstanden werden. So heißt es in einem Werk zu dem griechischen Ausdruck: „distributiv … in den einzelnen Häusern“ (Walter Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, 6., völlig neu bearbeitete Auflage, 1988). In einem anderen Nachschlagewerk heißt es unter katá: „(distributiv:) Apg 2, 46 u. 5, 42 κατ’ οἶκον ‚(Haus für Haus) / in den (einzelnen) Häusern‘“ (Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von Horst Balz und Gerhard Schneider, 2. Auflage, 1992). Der Bibelwissenschaftler R. C. H. Lenski schrieb dazu: „Für keinen Augenblick ließen die Apostel in ihrem gesegneten Werk nach. ‚Jeden Tag‘ fuhren sie fort, und dies offen ‚im Tempel‘, wo der Sanhedrin und die Tempelpolizei sie sehen und hören konnten, und natürlich auch κατ’ οἶκον, was distributiv zu verstehen ist, ‚von Haus zu Haus‘, nicht einfach adverbial, ‚zu Hause‘“ (The Interpretation of The Acts of the Apostles, 1961). Diese Quellen stützen das Verständnis, dass die Jünger in einem Haus nach dem anderen oder von Haus zu Haus predigten. In Luk 8:1 wird katá in dem gleichen Sinn verwendet, wenn es von Jesus heißt, dass er „von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf“ zog und predigte. Die Methode, zu den Menschen direkt nach Hause zu gehen, war außerordentlich erfolgreich (Apg 6:7; vgl. Apg 4:16, 17; 5:28).
Angetrieben vom Geist: Wtl. „Gebunden im Geist“. Paulus fühlte sich verpflichtet, der Leitung von Gottes Geist zu folgen, und war bereit, nach Jerusalem zu gehen.
mein eigenes Leben: Oder „meine Seele“. Das griechische Wort psychḗ bezieht sich hier auf das Leben einer Person. (Siehe Worterklärungen zu „Seele“ und Anh. A2.)
Königreich: Es geht hier um das Königreich Gottes, das übergeordnete Thema der Bibel, das sich auch durch die gesamte Apostelgeschichte zieht (Apg 1:3; 8:12; 14:22; 19:8; 20:25; 28:23, 31). In einigen frühen Übersetzungen wie der lateinischen Vulgata und der syrischen Peschitta steht hier: „das Königreich Gottes“. Eine Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische (in Anh. C4 unter J17 aufgeführt) verwendet an dieser Stelle den Namen Gottes; auf Deutsch würde sie lauten: „das Königreich Jehovas“.
gepredigt: Das entsprechende griechische Wort hat die Grundbedeutung „als Herold (Amtsbote) verkünden“. Es betont die Art und Weise des Verkündens: In der Regel ist ein Ausrufen in der Öffentlichkeit gemeint, nicht eine Predigt vor einer bestimmten Gruppe. Die Botschaft, die die Christen verkündeten, drehte sich genau wie bei Jesus um das Königreich Gottes (Apg 28:31).
rein … vom Blut aller Menschen: Als Christ würde man vor Gott Blutschuld auf sich laden, wenn man es versäumt, anderen die gute Botschaft vom Königreich zu bringen. Paulus war frei von Blutschuld, da er die lebensrettenden Informationen dieser Botschaft nicht für sich behalten hatte (Apg 18:6; vgl. Hes 33:6-8). Er hatte den Jüngern in Ephesus „den ganzen Rat Gottes“ mitgeteilt, weil er nicht wollte, dass irgendeiner von ihnen sein Leben verliert, wenn Gott ein Urteil über sie spricht (Apg 20:27). Als Christ lädt man auch dann Blutschuld vor Gott auf sich, wenn man jemanden absichtlich oder unabsichtlich tötet. Das Gleiche gilt, wenn man direkt oder indirekt eine Organisation unterstützt, die Blutschuld auf sich geladen hat. Das schließt „Babylon die Große“ ein (Off 17:6; 18:2, 4) sowie andere Organisationen, die unschuldiges Blut vergießen (Off 16:5, 6; vgl. Jes 26:20, 21). Man lädt außerdem Blutschuld auf sich, wenn man Blut in irgendeiner Form isst oder trinkt (Apg 15:20).
den ganzen Rat Gottes: Oder „das ganze Vorhaben Gottes“, „den ganzen Willen Gottes“. Wie der Kontext zeigt, hängt „der ganze Rat Gottes“ mit dem Königreich zusammen (Apg 20:25). Gemeint ist alles, was Gott durch sein Königreich erreichen will; das schließt auch alles ein, was er festgelegt hat, um Rettung zu ermöglichen. Im Griechischen steht hier für „Rat“ das Wort boulḗ. In Luk 7:30 wird es ebenfalls mit „Rat“ bzw. mit „Anweisung“ (Fn.) wiedergegeben und in Heb 6:17 mit „Vorhaben“.
Gebt acht: Oder „Passt auf“. Jehova bedeuten die Schafe in seiner Herde viel, schließlich hat er sie mit dem kostbaren „Blut seines eigenen Sohnes“ erworben. Er hätte keinen höheren Preis für sie bezahlen können. Aufseher, die demütig sind, denken daran, wie sehr Jehova seine Schafe liebt, und achten auf jedes einzelne von ihnen (1Pe 5:1-3).
Aufsehern: Das griechische Wort für „Aufseher“, epískopos, ist mit dem Verb episkopéō verwandt, das „gut aufpassen“ bedeutet (Heb 12:15), sowie mit dem Substantiv episkopḗ, das mit „Begutachtung“ (Luk 19:44), „Besichtigung“ (1Pe 2:12), „Aufseher werden“ (1Ti 3:1) und „Aufsichtsamt“ (Apg 1:20) übersetzt worden ist. Ein Aufseher war also jemand, der die Einzelnen in einer Versammlung besuchte, nach ihnen sah und ihnen Anleitung gab. In dem griechischen Wort steckt der Gedanke von schützender Fürsorge. Aufseher in der Versammlung haben die Aufgabe, ihren Mitgläubigen zu helfen, einen starken Glauben zu haben. Wenn Paulus hier von „Aufsehern“ sprach, meinte er die „Ältesten“ in der Versammlung in Ephesus (Apg 20:17). Als er in seinem Brief an Titus die Erfordernisse für einen „Ältesten“ (presbýteros) beschrieb, gebrauchte er auch den Ausdruck „Aufseher“ (epískopos) (Tit 1:5, 7). Beide Begriffe beziehen sich also auf dasselbe Amt, wobei „Ältester“ eher auf die Reife des Betreffenden hindeutet, während „Aufseher“ die damit verbundenen Aufgaben betont. Wie der Bericht zeigt, gab es in der Versammlung in Ephesus nicht nur einen, sondern mehrere Älteste. Es war nicht festgelegt, wie viele Aufseher es in einer Versammlung geben sollte; ihre Zahl hing davon ab, wie viele Brüder die Erfordernisse dafür erfüllten. Auch in seinem Brief an die Christen in Philippi wandte sich Paulus an „die Aufseher“ dort (Php 1:1), was zeigt, dass sie sich als Gruppe um die Angelegenheiten der Versammlung kümmerten. (Siehe Anm. zu Apg 1:20.)
Versammlung Gottes: In einigen alten Manuskripten steht hier „Versammlung des Herrn“. Die Lesart „Versammlung Gottes“ ist jedoch besser belegt, und viele Textforscher gehen davon aus, dass diese im ursprünglichen Text zu finden war.
mit dem Blut seines eigenen Sohnes: Wtl. „durch das Blut des Eigenen“. Nach der griechischen Grammatik wären hier zwei Wiedergaben denkbar: entweder „mit dem Blut seines Eigenen“ oder „mit seinem eigenen Blut“. Deswegen ist bei der Übersetzung der Kontext ausschlaggebend. Im Griechischen kann der Ausdruck ho ídios („der Eigene“) für sich stehen, also ohne ein Substantiv oder Pronomen, das ihn näher bestimmt. Beim Übersetzen ist zum besseren Verständnis manchmal eine Ergänzung nötig. Beispiele, wie der Ausdruck an anderen Stellen wiedergegeben wird, sind: „sein eigenes Zuhause“ (Joh 1:11), „die, die zu ihm gehörten“ (Joh 13:1), „den anderen Jüngern“ (Apg 4:23, siehe auch Fn.), „seinen Leuten“ (Apg 24:23). In nicht biblischen Papyrushandschriften wird der Ausdruck als liebevolle Bezeichnung für enge Verwandte gebraucht. Wer damals diesen Vers las, hätte vom Kontext her verstanden, dass sich der Ausdruck hier auf eine weitere Person bezieht, nämlich auf Gottes einziggezeugten Sohn Jesus Christus, dessen Blut vergossen wurde. Dieser Meinung sind auch eine ganze Reihe Bibelwissenschaftler und -übersetzer; sie geben die Stelle mit „durch das Blut seines eigenen Sohnes“ wieder.
Sein Aufsichtsamt: Oder „Seine Aufgabe als Aufseher“. Das hier verwendete griechische Wort episkopḗ ist mit dem Substantiv epískopos („Aufseher“) und dem Verb episkopéō verwandt, das in Heb 12:15 mit „gut aufpassen“ übersetzt wurde. Petrus zitierte als Begründung für seinen Vorschlag, den Platz des untreu gewordenen Apostels Judas neu zu besetzen, aus Ps 109:8. Dort steht im hebräischen Text das Wort pequddáh, das mit Ausdrücken wie „Aufsichtsamt“, „Aufsicht“ und „Aufseher“ wiedergegeben werden kann (4Mo 4:16; Jes 60:17). Dieses Wort wird in der Septuaginta (Ps 108:8, LXX) mit dem gleichen griechischen Wort übersetzt, das Lukas hier in Apg 1:20 gebraucht. Die inspirierte Aussage von Petrus macht deutlich, dass die Apostel ein Aufsichtsamt oder eine Aufgabe als Aufseher übertragen bekommen hatten. Sie waren direkt von Jesus ernannt worden (Mar 3:14). Somit hatte die Christenversammlung bei ihrer Gründung am Pfingsttag 33 u. Z. zwölf Aufseher. An diesem Tag stieg die Anzahl ihrer Mitglieder von rund 120 auf etwa 3000 (Apg 1:15; 2:41). Um für die wachsende Versammlung sorgen zu können, wurden später noch mehr Aufseher ernannt. Das Aufsichtsamt der Apostel hatte jedoch weiterhin eine Sonderstellung, denn es war offensichtlich Jehovas Wille, dass die zwölf Apostel die „zwölf Grundsteine“ des Neuen Jerusalem bilden sollten (Off 21:14; siehe Anm. zu Apg 20:28).
Gott: In einigen wenigen Handschriften findet man hier die Lesart „dem Herrn“, in den meisten steht aber „Gott“.
was der Herr Jesus selbst gesagt hat: Nur Paulus zitierte die nachfolgende Aussage von Jesus. Sinngemäß findet man den Gedanken allerdings auch in den Evangelien und in anderen Teilen der inspirierten Schriften (Ps 41:1; Spr 11:25; 19:17; Mat 10:8; Luk 6:38). Vielleicht hatte Paulus mit jemandem gesprochen, der diese Worte direkt von Jesus gehört hatte. Es könnte aber auch sein, dass der auferstandene Jesus selbst sie zu ihm gesagt hatte oder dass sie ihm in einer göttlichen Offenbarung übermittelt wurden (Apg 22:6-15; 1Ko 15:6, 8).
küsste ihn sanft: Das mit „sanft küssen“ wiedergegebene griechische Verb ist eine intensivierte Form des Verbs „küssen“, das in Mat 26:48 gebraucht wird. Durch diese vertraute, herzliche Begrüßung wird deutlich, wie hinterhältig und verlogen Judas war.
fielen Paulus um den Hals und küssten ihn liebevoll: Oder „umarmten Paulus und küssten ihn zärtlich“. Paulus war seinen Brüdern wegen seiner aufrichtigen Liebe sehr ans Herz gewachsen. Ein Kuss war in biblischer Zeit oft ein Zeichen von Freundschaft (1Mo 27:26; 2Sa 19:39). Manchmal küsste man den anderen nicht nur, sondern umarmte ihn auch herzlich unter Tränen (1Mo 33:4; 45:14, 15; Luk 15:20). Das griechische Wort, das mit „liebevoll küssen“ übersetzt ist, wird als intensivierte Form des Verbs philéō verstanden. philéō wird manchmal mit „küssen“ wiedergegeben (Mat 26:48; Mar 14:44; Luk 22:47), häufiger hat es jedoch die Bedeutung von „lieben“, „lieb haben“ oder „Zuneigung haben“ (Joh 5:20; 11:3; 16:27). (Vgl. Anm. zu Mat 26:49.)
Medien

Die Karte zeigt die Lage der antiken Stadt Milet an der W-Küste Kleinasiens (heute Türkei). Aus dem Bibelbericht kann man schließen, dass Paulus die Stadt mindestens zwei Mal besuchte – das erste Mal gegen Ende seiner dritten Missionsreise (ca. 56 u. Z.). Auf seinem Weg nach Jerusalem legte er mit dem Schiff in Milet an und rief die Ältesten aus Ephesus zu einem wichtigen Treffen zu sich. Sie reisten aus dem rund 70 km entfernten Ephesus über Land und wahrscheinlich mit der Fähre nach Milet. Nach einem bewegenden Abschied begleiteten sie Paulus zum Schiff (Apg 20:17-38). Offensichtlich besuchte Paulus nach seiner Freilassung aus der ersten Haft in Rom Milet noch einmal. Er schrieb: „Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen“ (2Ti 4:20; siehe Karte „Reisen von Paulus nach ca. 61 u. Z.“).
(1) Überreste eines der antiken Häfen von Milet. Als Folge von Verlandung befinden sich die Ruinen von Milet heute etwa 8 km landeinwärts
(2) Ruinen des antiken Theaters. Es wurde im 3. Jh. v. u. Z. gebaut und mehrmals renoviert
(3) Die Karte zeigt den Küstenverlauf im Altertum

In der Zeit nach Pfingsten 33 u. Z. gingen Jesu Jünger weiterhin zu den Menschen direkt nach Hause, um ihnen die gute Botschaft zu bringen. Obwohl man ihnen befahl, „nicht mehr unter Berufung auf den Namen Jesu zu reden“, „hörten [sie] nicht auf, jeden Tag im Tempel und von Haus zu Haus zu lehren und die gute Botschaft über den Christus, Jesus, bekannt zu machen“ (Apg 5:40-42). Um das Jahr 56 sagte der Apostel Paulus zu den Ältesten aus Ephesus: „Ich habe mich nicht zurückgehalten, … euch öffentlich und von Haus zu Haus zu lehren“ (Apg 20:20). Paulus sprach hier von seinen Bemühungen, diesen Männern zu predigen, als sie noch nicht gläubig waren. Damals mussten sie erst noch erfahren, „dass sie bereuen und sich Gott zuwenden und an unseren Herrn Jesus glauben sollten“ (Apg 20:21). Wenn Paulus auf Menschen traf, die für die gute Botschaft aufgeschlossen waren, besuchte er sie zweifellos wieder, um ihnen noch mehr zu erklären und, wenn sie dann Christen waren, ihren Glauben zu vertiefen. (Siehe Anm. zu Apg 5:42; 20:20.)

Der Wolf (Canis lupus) ist ein aggressives, gieriges und unerschrockenes Tier. Oft reißt er mehr Schafe, als er fressen oder fortschleppen kann. Die in Israel lebenden Wölfe jagen vor allem nachts (Hab 1:8). In der Bibel werden Tiere mit ihren typischen Merkmalen und Verhaltensweisen häufig als Bild für positive oder negative Eigenschaften gebraucht. In der Sterbebettprophezeiung von Jakob beispielsweise wird der Stamm Benjamin als kämpferisch wie ein Wolf beschrieben (1Mo 49:27). Meistens steht der Wolf jedoch für schlechte Eigenschaften wie Aggressivität, Gier und Hinterhältigkeit. Mit Wölfen verglichen werden z. B. falsche Propheten (Mat 7:15), bösartige Gegner des Predigtwerks (Mat 10:16; Luk 10:3) und falsche Lehrer, die innerhalb der Christenversammlung Schaden anrichten (Apg 20:29, 30). Hirten waren sich der Gefahr bewusst, die von Wölfen ausging. Jesus sagte einmal: „Der Lohnarbeiter, der kein Hirte ist …, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht“, ja er „kümmert sich nicht um die Schafe“. Jesus dagegen – „der gute Hirte“ – gab sogar „sein Leben für die Schafe“ (Joh 10:11-13).