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Schöpfung

Schöpfung

Die Handlung des Erschaffens oder das Entstehenlassen von etwas oder jemandem. Es kann sich auch auf das Geschaffene oder Hervorgebrachte beziehen. Das hebräische Wort baráʼ und das griechische Wort ktízō, die beide „schaffen“, „erschaffen“ bedeuten, werden ausschließlich mit Bezug auf die göttliche Schöpfung gebraucht.

In der ganzen Bibel wird Jehova Gott als der Schöpfer bezeichnet. Er ist „der Schöpfer der Himmel, ... der Bildner der Erde und der sie gemacht hat“ (Jes 45:18). Er ist „der Bildner der Berge und der Schöpfer des Windes“ (Am 4:13) und der, „der den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat“ (Apg 4:24; 14:15; 17:24). „Gott [hat] ... alle Dinge erschaffen“ (Eph 3:9). Jesus Christus würdigte Jehova als denjenigen, der die Menschen erschuf und sie männlich und weiblich machte (Mat 19:4; Mar 10:6). Demzufolge wird Jehova zu Recht und als Einziger „der Schöpfer“ genannt (Jes 40:28).

Gottes Willens wegen ‘existierten alle Dinge und wurden sie erschaffen’ (Off 4:11). Vor Beginn der Schöpfung war Jehova, der immer existierte, allein (Ps 90:1, 2; 1Ti 1:17).

Jehova, der ein Geist ist (Joh 4:24; 2Ko 3:17), existiert schon immer, nicht aber die Materie, aus der das Universum besteht. Als daher Jehova die buchstäblichen Himmel und die Erde erschuf, gebrauchte er dazu keine schon vorhandene Materie. Das wird in 1. Mose 1:1 deutlich, wo es heißt: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde.“ Hätte die Materie schon immer existiert, wäre der Ausdruck „Anfang“ mit Bezug auf materielle Dinge unzutreffend gewesen. Nach der Erschaffung der Erde aber bildete Gott „aus dem Erdboden jedes wild lebende Tier des Feldes und jedes fliegende Geschöpf der Himmel“ (1Mo 2:19). Auch bildete er den Menschen „aus Staub vom Erdboden“ und blies in seine Nase den Odem des Lebens, sodass der Mensch eine lebende Seele wurde (1Mo 2:7).

Treffend heißt es in Psalm 33:6: „Durch das Wort Jehovas sind die Himmel selbst gemacht worden und durch den Geist seines Mundes all ihr Heer.“ Während sich die Erde noch als „formlos und öde“ erwies und „Finsternis ... auf der Oberfläche der Wassertiefe“ war, bewegte sich Gottes wirksame Kraft hin und her über der Oberfläche der Wasser (1Mo 1:2). So gebrauchte Gott seine wirksame Kraft, seinen „Geist“ (hebr. rúach), um sein Schöpfungsvorhaben zu verwirklichen. Die von ihm gemachten Dinge zeugen nicht nur von seiner Macht, sondern auch von seiner Göttlichkeit (Jer 10:12; Rö 1:19, 20). Weil Jehova außerdem „nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ ist (1Ko 14:33), ist sein Schöpfungswerk von Ordnung geprägt, nicht von Chaos oder Zufall. Jehova erinnerte Hiob daran, dass er bestimmte Schritte unternommen hatte, die Erde zu gründen und das Meer abzusperren, und ließ erkennen, dass es „Satzungen der Himmel“ gibt (Hi 38:1, 4-11, 31-33). Darüber hinaus sind Gottes Schöpfungswerke und seine anderen Werke vollkommen (5Mo 32:4; Pr 3:14).

Jehovas erste Schöpfung war sein ‘einziggezeugter Sohn’ (Joh 3:16), „der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Off 3:14). Durch ihn, ‘den Erstgeborenen aller Schöpfung’, erschuf Jehova alles andere, die Dinge in den Himmeln und die Dinge auf der Erde, „die sichtbaren und die unsichtbaren“ (Kol 1:15-17). Über diesen Sohn, das WORT, sagte Johannes unter Inspiration: „Alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein, und ohne ihn kam auch nicht e i n Ding ins Dasein.“ Der Apostel identifiziert das WORT als Jesus Christus, der Fleisch geworden war (Joh 1:1-4, 10, 14, 17). Als personifizierte Weisheit sagte dieser von sich: „Jehova selbst brachte mich als den Anfang seines Weges hervor“, und er berichtet von seiner Zusammenarbeit mit Gott, dem Schöpfer, als „Werkmeister“ Jehovas (Spr 8:12, 22-31). Angesichts der engen Gemeinschaft zwischen Jehova und seinem einziggezeugten Sohn bei der Schöpfungstätigkeit und weil der Sohn „das Bild des unsichtbaren Gottes“ ist (Kol 1:15; 2Ko 4:4), war es offensichtlich Jehovas einziggezeugter Sohn und Werkmeister, zu dem er die Worte sprach: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bilde“ (1Mo 1:26).

Nachdem Jehova seinen einziggezeugten Sohn erschaffen hatte, brachte er durch ihn die Engel hervor. Das geschah vor der Gründung der Erde, wie aus der Frage Jehovas an Hiob hervorgeht: „Wo befandest du dich, als ich die Erde gründete ..., als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes beifällig zu jauchzen begannen?“ (Hi 38:4-7). Erst nach der Erschaffung dieser himmlischen Geistgeschöpfe wurden die materiellen Himmel und die Erde sowie alle Elemente geschaffen oder hervorgebracht. Da Jehova den Anstoß zu diesem Schöpfungswerk gab, wird es auch ihm zugeschrieben (Ne 9:6; Ps 136:1, 5-9).

Durch die Worte: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde“ (1Mo 1:1) lässt die Bibel die Frage offen, wann dies geschah. Ihre Erklärung: „Im Anfang“ ist daher unanfechtbar, ganz gleich, welches Alter Wissenschaftler für den Erdball sowie für die verschiedenen Planeten und anderen Himmelskörper annehmen mögen. Die Erschaffung der materiellen Himmel und der Erde kann tatsächlich Milliarden Jahre zurückliegen.

Weitere schöpferische Tätigkeit in Verbindung mit der Erde. In 1. Mose, Kapitel 1 bis Kapitel 2, Vers 3 wird nach dem Bericht über die Erschaffung der materiellen Himmel und der Erde (1Mo 1:1, 2) weitere schöpferische Tätigkeit in Verbindung mit der Erde beschrieben. 1. Mose, Kapitel 2 enthält, beginnend mit Vers 5, einen Parallelbericht, der am dritten Tag einsetzt, nachdem das trockene Land erschienen war, aber noch vor Erschaffung der Landpflanzen. Darin werden Einzelheiten erwähnt, die in der allgemeinen Übersicht in 1. Mose, Kapitel 1 nicht zu finden sind. Der inspirierte Bericht spricht von sechs Schöpfungsperioden, „Tage“ genannt, und einer siebten Periode, dem „siebten Tag“, währenddessen Gott von Schöpfungswerken in Verbindung mit der Erde abließ und zu ruhen begann (1Mo 2:1-3). Obwohl der Bericht in 1. Mose über die Schöpfungstätigkeit hinsichtlich der Erde keine Einzelheiten über botanische und zoologische Unterscheidungsmerkmale wie die heute üblichen enthält, schließt die darin verwendete Ausdrucksweise hinreichend die Hauptgruppen der Lebensformen ein und zeigt, dass diese so erschaffen wurden, dass sie sich nur nach ihren bestimmten „Arten“ fortpflanzen (1Mo 1:11, 12, 21, 24, 25; siehe ART).

Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, was Gott gemäß dem Bericht in 1. Mose während der sechs „Tage“ erschuf.

SCHÖPFUNGSWERKE JEHOVAS AUF DER ERDE

Tag

Schöpfungswerke

Schriftstellen

1

Licht; Scheidung zwischen Tag und Nacht

1Mo 1:3-5

2

Ausdehnung, eine Scheidung zwischen den Wassern unterhalb der Ausdehnung und den Wassern oberhalb davon

1Mo 1:6-8

3

Trockenes Land; Pflanzen

1Mo 1:9-13

4

Himmlische Lichter werden von der Erde aus erkennbar

1Mo 1:14-19

5

Seelen im Wasser und fliegende Geschöpfe

1Mo 1:20-23

6

Landtiere; Mensch

1Mo 1:24-31

In 1. Mose 1:1, 2 wird auf eine Zeit vor den oben erwähnten sechs „Tagen“ Bezug genommen. Zu der Zeit, als diese „Tage“ begannen, existierten Sonne, Mond und Sterne bereits, denn ihre Erschaffung wird in 1. Mose 1:1 erwähnt. Vor Beginn der sechs „Tage“ der Schöpfungstätigkeit erwies sich die Erde jedoch „als formlos und öde, und Finsternis war auf der Oberfläche der Wassertiefe“ (1Mo 1:2). Offenbar war die Erde immer noch von einer Wolkenschicht umgeben, die verhinderte, dass das Licht die Erdoberfläche erreichte.

Als Gott am ersten Tag sagte: „Es werde Licht“, drang offensichtlich diffuses Licht durch diese Wolkenschicht, obwohl die Lichtquellen von der Erdoberfläche aus noch nicht erkennbar waren. Anscheinend handelte es sich dabei um einen allmählichen Vorgang, wie in der Übersetzung von J. W. Watts angedeutet wird: „Und allmählich kam das Licht ins Dasein“ (1Mo 1:3; A Distinctive Translation of Genesis). Gott führte eine Scheidung zwischen dem Licht und der Finsternis herbei, und er nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Daraus geht hervor, dass sich die Erde während ihres Umlaufs um die Sonne um ihre eigene Achse drehte, sodass sich jeweils eine Hälfte der Erde im Licht und eine in der Finsternis befand (1Mo 1:3, 4).

Am zweiten Tag machte Gott eine Ausdehnung, indem er eine Scheidung herbeiführte „zwischen den Wassern und den Wassern“. Ein Teil des Wassers verblieb auf der Erde, doch wurde eine große Menge Wasser hoch über die Erdoberfläche gehoben, und dazwischen entstand eine Ausdehnung. Gott nannte die Ausdehnung Himmel, doch diese Bezeichnung steht im Verhältnis zur Erde, denn von den oberhalb der Ausdehnung schwebenden Wassern wird nicht gesagt, darin seien Sterne oder andere Himmelskörper eingeschlossen (1Mo 1:6-8; siehe AUSDEHNUNG).

Am dritten Tag wurden zufolge der wunderwirkenden Macht Gottes die Wasser auf der Erde gesammelt, und trockenes Land erschien, das Gott Erde nannte. Es geschah auch an diesem Tag – und zwar nicht etwa durch Zufall oder zufolge eines evolutionären Vorgangs –, dass Gott Atomen der Materie den Bauplan des Lebens übertrug, sodass Gras, Pflanzen und Fruchtbäume ins Dasein gebracht wurden. Jede dieser drei grundlegenden Arten konnte sich nach ihrer „Art“ fortpflanzen (1Mo 1:9-13).

Der göttliche Wille hinsichtlich der Lichter wurde am vierten Tag verwirklicht, denn es heißt: „Gott machte dann die beiden großen Lichter, das größere Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht, und auch die Sterne. So setzte Gott sie in die Ausdehnung der Himmel, damit sie auf die Erde leuchten und bei Tag und bei Nacht herrschen und zwischen dem Licht und der Finsternis eine Scheidung herbeiführen“ (1Mo 1:16-18). Gemäß der Beschreibung dieser Lichter handelte es sich bei dem größeren Licht offensichtlich um die Sonne und bei dem kleineren Licht um den Mond, auch wenn in der Bibel Sonne und Mond erst nach dem Bericht über die Flut der Tage Noahs ausdrücklich erwähnt werden (1Mo 15:12; 37:9).

Vorher, im Bericht über den ersten „Tag“, wurde der Ausdruck „Es werde Licht“ verwendet. Das hebräische Wort, das dort für „Licht“ gebraucht wird, ist ʼōr und bedeutet Licht im allgemeinen Sinn. Im Bericht über den vierten „Tag“ wird jedoch das hebräische Wort maʼṓr verwendet, das die Quelle des Lichts bezeichnet (1Mo 1:14). Zwar wurde also am ersten „Tag“ die Lufthülle offensichtlich von diffusem Licht durchdrungen, aber die Lichtquellen hätten von der Erde aus nicht gesehen werden können. Jetzt, am vierten „Tag“, trat offenbar ein Wechsel ein.

Es ist auch beachtenswert, dass in 1. Mose 1:16 nicht das hebräische Verb baráʼ, „erschaffen“, „schaffen“, gebraucht wird, sondern das hebräische Verb ʽaßáh, „machen“. Da Sonne, Mond und Sterne in dem in 1. Mose 1:1 erwähnten Begriff „Himmel“ eingeschlossen sind, müssen sie lange vor dem vierten Tag erschaffen worden sein. Am vierten Tag ging Gott daran, diese Himmelskörper zu „machen“, indem er sie in ein neues Verhältnis zur Erdoberfläche und zu der darüber befindlichen Ausdehnung brachte. Wenn gesagt wird: „So setzte Gott sie in die Ausdehnung der Himmel, damit sie auf die Erde leuchten“, deutet das an, dass sie nun von der Erdoberfläche aus sichtbar wurden, so als ob sie sich in der Ausdehnung befänden. Diese Lichter sollten auch „als Zeichen und zur Bestimmung von Zeitabschnitten und Tagen und Jahren dienen“, nach denen sich später der Mensch in verschiedener Beziehung richten könnte (1Mo 1:14).

Der fünfte Tag war von der Erschaffung der ersten nichtmenschlichen Seelen auf der Erde geprägt. Nicht lediglich ein Geschöpf, aus dem sich nach Gottes Vorsatz etwa andere Lebensformen hätten entwickeln sollen, sondern buchstäblich ein Gewimmel lebender Seelen wurde damals zufolge der göttlichen Macht hervorgebracht. Es heißt: „Gott ging daran, die großen Seeungetüme zu erschaffen und jede lebende Seele, die sich regt, die die Wasser hervorwimmelten, nach ihren Arten und jedes geflügelte fliegende Geschöpf nach seiner Art.“ Zufrieden mit dem, was er ins Dasein gebracht hatte, segnete Gott sie und befahl ihnen, ‘viele zu werden’, was möglich war, weil Gott diese Geschöpfe aus vielen verschiedenen Familienarten mit der Fähigkeit ausgestattet hatte, sich „nach ihren Arten“ fortzupflanzen (1Mo 1:20-23).

Am sechsten Tag ging Gott daran, „die wild lebenden Tiere der Erde zu machen nach ihrer Art und das Haustier nach seiner Art und jedes sich regende Tier des Erdbodens nach seiner Art“, und wie alle vorhergehenden Schöpfungswerke Gottes war auch dieses Werk gut (1Mo 1:24, 25).

Gegen Ende des sechsten Tages der schöpferischen Tätigkeit brachte Gott eine völlig neue Art Geschöpf ins Dasein, die zwar geringer als die Engel war, den Tieren aber überlegen. Es war der Mensch, geschaffen im Bilde Gottes, gemäß seinem Gleichnis. Während in 1. Mose 1:27 nur kurz erwähnt wird, dass Gott den Menschen „männlich und weiblich erschuf“, zeigt der Parallelbericht in 1. Mose 2:7-9, dass Jehova Gott den Menschen aus Staub vom Erdboden bildete, in seine Nase den Odem des Lebens blies und der Mensch so eine lebende Seele wurde, der ein paradiesisches Heim sowie Nahrung zur Verfügung gestellt wurde. In diesem Fall verwendete Jehova bei seiner schöpferischen Tätigkeit die Elemente der Erde, und nachdem er den Mann gebildet hatte, erschuf er aus einer Rippe Adams als Grundstoff den weiblichen Menschen (1Mo 2:18-25). Mit der Erschaffung der Frau war die „Art“ Mensch vollständig (1Mo 5:1, 2).

Darauf segnete Gott die Menschheit, indem er zum ersten Menschen und seiner Frau sagte: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1Mo 1:28; vgl. Ps 8:4-8). Gott sorgte ausreichend für die Menschheit und für die anderen irdischen Geschöpfe, indem er ihnen „alle grünen Pflanzen zur Speise“ gab. Über das Ergebnis dieser schöpferischen Tätigkeit sagt der inspirierte Bericht: „Nach diesem sah Gott alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (1Mo 1:29-31). Nachdem der sechste Tag erfolgreich abgeschlossen war und Gott seine schöpferische Tätigkeit vollendet hatte, „begann [er] am siebten Tag von all seinem Werk zu ruhen, das er gemacht hatte“ (1Mo 2:1-3).

Am Ende des Überblicks über die Ergebnisse jedes einzelnen der sechs Schöpfungstage wird gesagt: „Und es wurde Abend, und es wurde Morgen“, ein erster, zweiter, dritter Tag usw. (1Mo 1:5, 8, 13, 19, 23, 31). Da jeder Schöpfungstag länger dauerte als 24 Stunden (wie später noch gezeigt wird), bezieht sich dieser Ausdruck nicht buchstäblich auf Nacht und Tag, sondern ist bildlich zu verstehen. Zur Abendzeit waren die Dinge nicht klar erkennbar, aber am Morgen waren sie deutlich sichtbar. Am „Abend“ oder Anfang jeder Schöpfungsperiode oder jedes „Tages“ wusste Gott zwar genau, was er sich für den betreffenden Tag vorgenommen hatte, aber für die Engel, die das Ganze beobachteten, war es nicht deutlich zu erkennen. Doch wenn der „Morgen“ kam, erschien das, was sich Gott für jenen Tag vorgenommen hatte, wie in vollem Licht, da es dann vollbracht war. (Vgl. Spr 4:18.)

Länge der Schöpfungstage. Die Bibel sagt nicht, wie lang die einzelnen Schöpfungsperioden waren. Sie endeten aber alle, denn vom sechsten Tag (wie auch von jedem der fünf vorausgehenden Tage) wird gesagt: „Und es wurde Abend, und es wurde Morgen, ein sechster Tag“ (1Mo 1:31). Vom siebten Tag, an dem Gott zu ruhen begann, wird das jedoch nicht gesagt, was andeutet, dass er noch nicht zu Ende war (1Mo 2:1-3). Mehr als 4000 Jahre nach dem Beginn des siebten Tages oder des göttlichen Ruhetages wies Paulus darauf hin, dass er immer noch andauerte. In Hebräer 4:1-11 bezog sich Paulus auf Davids früher geäußerte Worte (Ps 95:7, 8, 11) sowie auf 1. Mose 2:2 und fügte dann noch die Aufforderung hinzu: „Lasst uns daher unser Äußerstes tun, in jene Ruhe einzugehen.“ Zur Zeit des Apostels hatte der siebte Tag bereits Tausende von Jahren gedauert und war noch nicht zu Ende. Die Tausendjahrherrschaft Jesu Christi, der in der Bibel als der „Herr des Sabbats“ bezeichnet wird (Mat 12:8), ist offensichtlich Teil des großen Sabbats, des Ruhetages Gottes (Off 20:1-6). Das würde andeuten, dass vom Beginn des Ruhetages Gottes bis zu seinem Ende Tausende von Jahren vergehen würden. Die Woche von Tagen, die in 1. Mose 1:3 bis 2:3 beschrieben wird und deren letzter Tag ein Sabbat ist, scheint mit der Woche vergleichbar zu sein, in die die Israeliten ihre Zeit aufteilten, wobei sie dem Willen Gottes entsprechend am siebten Tag den Sabbat hielten (2Mo 20:8-11). Da außerdem der siebte Tag schon Tausende von Jahren andauert, kann vernünftigerweise daraus gefolgert werden, dass jede einzelne der sechs Schöpfungsperioden, jeder Tag, mindestens einige Jahrtausende lang war.

Dass ein Tag länger sein kann als 24 Stunden, geht aus 1. Mose 2:4 hervor, wo von der gesamten Schöpfungsperiode als von einem „Tag“ die Rede ist. Das wird auch durch die inspirierte Bemerkung des Petrus bestätigt, „dass e i n Tag bei Jehova wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie e i n Tag“ (2Pe 3:8). Der Gedanke, dass die einzelnen Schöpfungstage nicht nur 24 Stunden dauerten, sondern sich über längere Zeitabschnitte, ja über Jahrtausende erstreckten, lässt sich auch eher mit den Erkenntnissen vereinbaren, die die Erde selbst liefert.

Schöpfungswerke gingen menschlichen Erfindungen voraus. Tausende von Jahren bevor menschliche Erfindungen auf der Bildfläche erschienen, hatte Jehova seine Geschöpfe mit einer eigenen Version dieser Erfindungen ausgestattet. So war der Vogelflug der Entwicklung von Flugzeugen um Jahrtausende voraus. Nautilus und Tintenfisch gebrauchen Schwimmtanks, um wie Unterseeboote im Meer auf- oder abzusteigen. Krake und Kalmar verwenden Düsenantrieb. Fledermäuse und Delphine sind geschickt in der Verwendung von Sonarsystemen. Verschiedene Reptilien und Seevögel haben eingebaute „Entsalzungsanlagen“ in ihrem Körper, die es ihnen ermöglichen, Meerwasser zu trinken.

Mithilfe eines genial konstruierten Nests und unter Verwendung von Wasser klimatisieren Termiten ihren Bau. Mikroskopisch kleine Pflanzen, Insekten, Fische und Bäume haben ihr eigenes Frostschutzsystem. Eingebaute Thermometer ermöglichen es gewissen Schlangen, Stechmücken, Thermometerhühnern und Buschhühnern, minimale Temperaturschwankungen wahrzunehmen. Hornissen, Wespen und Faltenwespen stellen Papier her.

Thomas Edison wird die Erfindung der elektrischen Glühbirne zugeschrieben, doch hat diese den Nachteil, dass durch die Wärmeabgabe Energie verloren geht. Jehovas Geschöpfe – Schwämme, Pilze, Bakterien, Leuchtkäfer, Insekten und Fische – erzeugen kaltes Licht in vielen Farben.

Viele Zugvögel haben nicht nur einen Kompass in ihrem Kopf, sondern verfügen auch über eine biologische Uhr. Einige mikroskopisch kleine Bakterien verfügen über Rotationsmotoren, die sie vorwärts oder rückwärts bewegen können.

Aus gutem Grund heißt es in Psalm 104:24: „Wie viele sind deiner Werke, o Jehova! Sie alle hast du in Weisheit gemacht. Die Erde ist voll deiner Erzeugnisse.“

Einige versuchen, den biblischen Schöpfungsbericht mit heidnischen Mythen in Verbindung zu bringen wie dem bekannten babylonischen Schöpfungsepos. Eigentlich gab es im alten Babylon mehrere Schöpfungsgeschichten, doch bei der zu Bekanntheit gelangten Geschichte handelt es sich um einen Mythos, der mit Marduk, dem nationalen Gott der Babylonier, zu tun hat. Kurzgefasst berichtet die Geschichte von der Existenz der Göttin Tiamat und des Gottes Apsu, die zu Eltern anderer Gottheiten wurden. Die Handlungen dieser Gottheiten empfand Apsu als so bedrückend, dass er beschloss, sie zu vernichten. Doch wurde Apsu von Ea, einer dieser Gottheiten, getötet, und als Tiamat Apsu rächen wollte, wurde sie von Eas Sohn Marduk getötet, der dann ihren Leib entzweiteilte und aus der einen Hälfte die Luft formte und die andere Hälfte bei der Errichtung der Erde verwendete. Danach erschuf Marduk unter anderem (mit Eas Hilfe) die Menschheit, wobei er das Blut Kingus, eines anderen Gottes und Führers der Horden Tiamats, verwendete.

Ist der Bibelbericht babylonischen Schöpfungsgeschichten entlehnt?

Wie P. J. Wiseman in seinem Buch zeigt, erwarteten einige Gelehrte nach der Entdeckung der babylonischen Schöpfungstafeln, dass weitere Entdeckungen und Forschungen eine Übereinstimmung mit dem Schöpfungsbericht des ersten Buches Mose erkennen ließen. Einige dachten, es würde sich zeigen, dass der Bericht in 1. Mose dem babylonischen Bericht entlehnt sei. Weitere Entdeckungen und Nachforschungen haben jedoch lediglich gezeigt, welch große Kluft zwischen den beiden Berichten besteht. Sie lassen sich nicht miteinander vergleichen. Wiseman zitiert aus The Babylonian Legends of the Creation and the Fight between Bel and the Dragon, herausgegeben von den Kuratoren des Britischen Museums, die der Meinung sind, dass „sich die Grundkonzepte der babylonischen und der hebräischen Berichte wesentlich unterscheiden“. Er selbst bemerkt dann: „Es ist sehr bedauerlich, dass viele Theologen weiterhin an der nun widerlegten Theorie von hebräischen ‚Entlehnungen‘ aus babylonischen Quellen festhalten, statt mit der heutigen archäologischen Forschung Schritt zu halten“ (Creation Revealed in Six Days, London 1949, S. 58).

Einige weisen zwar auf angebliche Ähnlichkeiten zwischen dem babylonischen Epos und dem Schöpfungsbericht aus 1. Mose hin, doch ist aus der vorangehenden Besprechung der biblischen Schöpfungserzählung und der obigen kurzen Darstellung des babylonischen Mythos nur zu offensichtlich, dass zwischen beiden keine wirkliche Ähnlichkeit besteht. Deshalb ist eine genaue vergleichende Untersuchung nicht notwendig. Bei der Betrachtung von scheinbaren Ähnlichkeiten und Unterschieden (wie der Reihenfolge der Ereignisse) der beiden Berichte machte Professor George A. Barton jedoch folgende Beobachtung: „Ein sehr wichtiger Unterschied liegt in der religiösen Vorstellung der beiden. Die babylonische Dichtung ist mythologisch und polytheistisch. Ihre Vorstellung der Gottheit ist keineswegs erhaben. Ihre Götter lieben und hassen, sie schmieden böse Pläne und Intrigen, kämpfen und zerstören. Marduk geht erst nach brutalem Kampf, der seine Kräfte aufs Äußerste in Anspruch nimmt, als Sieger hervor. In der Genesis zeigt sich andererseits der erhabenste Monotheismus. Gott ist so gründlich Herr aller Elemente des Universums, dass sie der geringsten Äußerung seinerseits gehorchen. Mühelos beherrscht er sie alle. Er spricht und es geschieht. Angenommen, es gäbe, entsprechend der Meinung der meisten Gelehrten, eine Verbindung zwischen den beiden Erzählungen, so ließe sich die Inspiration des Bibelberichts durch nichts Besseres ermessen, als ihn dem babylonischen Bericht gegenüberzustellen. Beim Lesen des Kapitels in der Genesis offenbart sich uns heute nach wie vor die Majestät und Macht des einen Gottes, und im modernen Menschen wird geradeso wie im alten Hebräer eine ehrfurchtsvolle Haltung gegenüber dem Schöpfer geweckt“ (Archaeology and the Bible, 1949, S. 297, 298).

Über alte Schöpfungsmythen im Allgemeinen wurde festgestellt: „Bis heute ist kein Mythos gefunden worden, der ausführlich auf die Erschaffung des Universums Bezug nimmt, und diejenigen, die vom Aufbau des Universums und seinen kulturellen Vorgängen, von der Erschaffung des Menschen und dem Entstehen der Zivilisation handeln, sind geprägt von Polytheismus und den Kämpfen der Gottheiten nach Vorherrschaft und stehen in krassem Gegensatz zum hebr. Monotheismus in Gn. 1-2“ (New Bible Dictionary, herausgegeben von J. Douglas, 1985, S. 247).

„Eine neue Schöpfung“. Nach der sechsten Schöpfungsperiode oder dem sechsten „Tag“ hörte Jehova auf, in Bezug auf die Erde schöpferisch tätig zu sein (1Mo 2:2). In geistiger Hinsicht hat er seither jedoch Großartiges geleistet. Der Apostel Paulus schrieb zum Beispiel: „Wenn somit jemand in Gemeinschaft mit Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung“ (2Ko 5:17). „In Christus“ oder mit ihm „in Gemeinschaft“ zu sein bedeutet hier, mit ihm als ein Teil seines Leibes, seiner Braut, eins zu sein (Joh 17:21; 1Ko 12:27). Um dieses Verhältnis herbeizuführen, zieht Jehova Gott jemand zu seinem Sohn und zeugt ihn dann durch den heiligen Geist. Als geistgezeugter Sohn Gottes ist der Betreffende „eine neue Schöpfung“ und hat die Aussicht, mit Jesus Christus im himmlischen Königreich vereint zu sein (Joh 3:3-8; 6:44).

Wiedererschaffung. Jesus sprach zu seinen Aposteln auch über eine „Wiedererschaffung“ und verknüpfte sie mit der Zeit, „wenn sich der Menschensohn auf seinen Thron der Herrlichkeit setzt“ (Mat 19:28; Luk 22:28-30). Das mit „Wiedererschaffung“ übersetzte griechische Wort palingenesía setzt sich aus Bestandteilen zusammen, die „wieder, aufs Neue“ und „Geburt, Entstehung“ bedeuten. Philo gebrauchte den Ausdruck mit Bezug auf das Wiederaufleben der Welt nach der Sintflut. Josephus bezeichnete damit die Neugründung Israels nach dem Exil. In dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von G. Kittel, wird gesagt, dass der Gebrauch von palingenesía in Matthäus 19:28 „völlig dem bei Josephus und Philo beobachteten“ entspricht (Bd. I, 1932, S. 687). Hier ist also nicht von einer neuen Schöpfung die Rede, sondern von einer Wiederherstellung oder Erneuerung, wodurch Jehovas Vorsatz hinsichtlich der Erde völlig verwirklicht werden wird. (Siehe STAMM [„Die zwölf Stämme Israels richten“].)

Großartige Segnungen werden unter der Königreichsherrschaft der gehorsamen Menschheit zugesichert, „der Schöpfung“, die „von der Sklaverei des Verderbens frei gemacht werden wird zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Rö 8:19-21; siehe SOHN [SÖHNE] GOTTES [Die herrliche Freiheit der Kinder Gottes]). In dem von Gott verheißenen und geschaffenen System der Dinge „wird Gerechtigkeit wohnen“ (2Pe 3:13). Dass es garantiert aufgerichtet werden wird, betont die Vision der Offenbarung des Johannes und seine Äußerung: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Off 21:1-5).