An Titus 3:1-15
Studienanmerkungen
sich Regierungen und Autoritäten unterzuordnen: Gemeint sind menschliche Machthaber. Manche von ihnen waren für ihre Ungerechtigkeit bekannt, und es kam immer wieder vor, dass sich ihre Untertanen gegen sie auflehnten. Titus sollte die Christen auf Kreta daran erinnern, Autoritätspersonen zu respektieren und ihnen zu gehorchen, solange nichts von ihnen verlangt wurde, was Gottes Geboten widersprach (Mat 22:21; Apg 5:29; Rö 13:1-7).
bereit zu sein für jede gute Tat: Der Ausdruck „jede gute Tat“ kann Verschiedenes einschließen, was man für andere tut. (Siehe Anm. zu Tit 2:14.) Paulus könnte hier insbesondere Arbeiten im Sinn gehabt haben, die der Staat von seinen Bürgern verlangt. Solange die Tätigkeiten nicht im Widerspruch zu Gottes Gesetzen standen, konnten Christen sie ohne Weiteres ausführen (Mat 5:41 und Anm.; Rö 13:1, 7). Wenn es in einer Gegend zu einer Notsituation kam, z. B. einer Naturkatastrophe, sollten Christen nicht nur ihren Brüdern, sondern auch anderen Betroffenen helfen (Gal 6:10). Durch solche guten Taten würde deutlich, dass echte Christen „in jeder Hinsicht“ einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten (Mat 5:16; Tit 2:7, 8; 1Pe 2:12).
nicht streitsüchtig: Wtl. „ohne Kampf“. Christen sollen im Umgang mit anderen nicht auf Streit aus sein, auch nicht, wenn sie mit Amtspersonen zu tun haben (Tit 3:1). Manche Wörterbücher definieren das entsprechende griechische Wort als „friedfertig“. Es kommt auch in der Auflistung der Voraussetzungen für Älteste in 1Ti 3:3 vor.
vernünftig: Siehe Anm. zu Php 4:5; 1Ti 3:3.
immer gegenüber allen Menschen Milde zeigen: Wtl. „gegenüber allen Menschen alle Milde zeigen“. Milde zu zeigen bedeutet, unter Druck ruhig zu bleiben und im Umgang mit anderen, auch Außenstehenden, friedlich zu sein. Paulus verwendet hier zwei Mal das griechische Wort für „alle“. In einem Nachschlagewerk heißt es dazu, dass Milde „nicht nur teilweise, sondern uneingeschränkt gezeigt werden sollte“, und zwar „ausnahmslos ‚gegenüber jedem‘“. (Siehe Anm. zu Gal 5:23.)
auch wir waren früher unverständig: Das griechische Wort für „unverständig“ meint in diesem Zusammenhang nicht, dass es jemandem an Intelligenz fehlt, sondern dass er sich unklug oder unvernünftig verhält. Mit dem Wort „wir“ schließt sich Paulus ein; er selbst hatte sich früher unverständig verhalten, als er die Christen verfolgte (1Ti 1:13). Doch Paulus wurde barmherzig behandelt und änderte sich (Apg 9:17). Er bat Titus also aus gutem Grund, die Kreter daran zu erinnern, dass auch sie in der Vergangenheit nicht nach Jehovas Maßstäben gelebt hatten. Wenn sie sich das demütig eingestanden, würden sie sich eher bemühen, mit Personen, die noch nicht gläubig waren, sanft und nachsichtig umzugehen.
Gottes, unseres Retters: Siehe Anm. zu 1Ti 1:1.
seine Liebe zur Menschheit: Paulus beschreibt hier mit dem griechischen Wort philanthrōpía (wtl. „Menschenfreundlichkeit“) welche Empfindungen Gott, „unser Retter“, für Menschen hat – auch für diejenigen, die ihm noch nicht dienen (Joh 3:16). Laut einem Lexikon beschreibt philanthrōpía an dieser Stelle, dass Gott „liebevoll um die Menschheit besorgt ist und sich für sie interessiert“. (Vgl. Anm. zu Apg 28:2; siehe auch Tit 2:11.) In außerbiblischen Texten wurde dieses Wort im Zusammenhang mit Richtern verwendet, die gegenüber Verurteilten Gnade zeigten.
das Bad, das uns zum Leben brachte: Oder „das Bad der Wiedergeburt“. Wtl. „Bad [der] Erneuerung“. Mit diesem „Bad“ meinte Paulus nicht die Wassertaufe. Der Ausdruck bezieht sich auf die Reinigung, über die der Apostel Johannes schrieb: „Das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde“ (1Jo 1:7). Nachdem Gott Paulus und andere Christen durch das Loskaufsopfer gereinigt hatte, konnte er sie in einem besonderen Sinn zum Leben bringen: Sie konnten „als Folge des Glaubens für gerecht erklärt“ werden (Rö 5:1).
unsere Erneuerung durch heiligen Geist: Gott hatte Paulus und andere Christen nicht nur durch das zuvor erwähnte „Bad“ gereinigt, sondern auch mit seinem heiligen Geist gesalbt und als Söhne adoptiert. Dadurch wurden sie „eine neue Schöpfung“. (Siehe Anm. zu 2Ko 5:17.) Mit ihrer Geistsalbung fing für sie ein völlig neues Leben an: Sie hatten nun die Aussicht, für immer im Himmel zu leben. (Vgl. Anm. zu Joh 3:5.)
Diesen Geist goss er durch Jesus Christus … aus: Das hier verwendete griechische Verb bezieht sich normalerweise auf das Ausgießen einer Flüssigkeit. In den Christlichen Griechischen Schriften beschreibt es manchmal bildlich, dass Gott Christen mit seinem heiligen Geist, seiner aktiven Kraft, erfüllt. (Siehe Worterklärungen zu „Salben“.) Das Verb kommt auch in Verbindung mit der Austeilung des Geistes an Pfingsten 33 vor. (Siehe Anm. zu Apg 2:17.) Gemäß Apg 2:16-18 erfüllte sich damals die Prophezeiung aus Joel 2:28. Wie aus Apg 2:33 hervorgeht, hatte Jesus „den versprochenen heiligen Geist vom Vater empfangen“ und ihn bei dieser Gelegenheit auf seine Jünger ausgegossen. Im vorliegenden Vers zeigt Paulus, dass Jehova seinen Geist auch weiterhin durch seinen Sohn ausgießen ließ.
Jesus Christus, unseren Retter: Siehe Anm. zu Tit 1:4; 2:13.
für gerecht erklärt: Oder „gerechtgesprochen“. (Siehe Anm. zu Rö 3:24.)
unsinnigen Auseinandersetzungen: Wie in der Versammlung in Ephesus gab es auch auf Kreta Personen, die immer wieder sinnlose Streitgespräche anfingen. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:23.) Ganz gleich, ob es dabei um das mosaische Gesetz, Abstammungslisten oder unwahre Geschichten ging: Titus sollte mit solchen Diskussionen nichts zu tun haben. Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „sich umdrehen (um auszuweichen)“, „meiden“. Wenn Titus unsinnigen Auseinandersetzungen aus dem Weg ging, konnte er anderen vermitteln, dass sie reine Zeit- und Kraftverschwendung waren.
Abstammungslisten: Siehe Anm. zu 1Ti 1:4.
Diskussionen über das Gesetz: Christen waren nicht an das mosaische Gesetz gebunden (Rö 6:14; Gal 3:24, 25). Doch manche in den Versammlungen auf Kreta behaupteten, Christen müssten sich an die vielen Vorschriften im Gesetz halten (Tit 1:10, 11). In Wirklichkeit lehnten sie dadurch Gottes Mittel zur Rettung ab: das Loskaufsopfer Jesu Christi (Rö 10:4; Gal 5:1-4; siehe Anm. zu Gal 2:16; 1Ti 1:8).
denn sie sind sinn- und zwecklos: Paulus bezeichnet die zuvor erwähnten Streitigkeiten und Diskussionen als sinnlos oder „ohne jeden Nutzen“, wie es ein Lexikon ausdrückt. Außerdem sagt er, sie seien zwecklos oder „leer“, „wertlos“, „unwahr“. Die Christen auf Kreta sollten ihre Zeit nicht mit Auseinandersetzungen verschwenden, die sie nur entzweiten und von ihrem Dienst ablenkten.
Einen Menschen, der eine Sekte fördert: Oder „Einen Menschen, der Spaltungen verursacht“. (Siehe Worterklärungen zu „Sekte“ und Anm. zu Apg 24:5; 1Ko 11:19.)
weise … ab: Oder „Halte dich von … fern“. Das entsprechende griechische Verb vermittelt den Gedanken von „ausschließen“ oder „wegschicken“ (z. B. aus einem Haus). Würde jemand in der Versammlung anfangen, eine Sekte zu fördern, wäre es Aufgabe der Ältesten, ihn liebevoll zu korrigieren. Falls er trotz ihrer Ermahnung nicht auf sie hörte, sollten ihn die Ältesten „abweisen“, womit offenbar gemeint ist, dass sie den Betreffenden aus der Versammlung entfernen sollten (Rö 16:17; 1Ko 5:12, 13; 1Ti 1:20; 2Jo 10). Andernfalls würde er die Einheit der Versammlung gefährden (2Ti 2:16-18).
Ermahnung: Das entsprechende griechische Wort kann sich auch auf „Anleitung“ oder „Schulung“ beziehen. (Siehe Anm. zu Eph 6:4.) Hier hat es den Sinn von „Warnung“. (Vgl. 1Th 5:14 und Anm.)
vom Weg abgewendet: Dieser Ausdruck beschreibt eine Person, die sich von dem weggewendet hat, „was als wahr und moralisch richtig gilt“. Gemäß manchen Bibelwissenschaftlern bedeutete das entsprechende griechische Verb ursprünglich „verdrehen“, „verbiegen“. Das könnte darauf hindeuten, dass der Betreffende versuchte, die Wahrheit der Bibel zu verdrehen oder zu verfälschen. So jemand musste abgewiesen, d. h. aus der Versammlung entfernt werden.
durch sich selbst verurteilt: Dieser Ausdruck zeigt, wie schwerwiegend es war, in der Versammlung eine Sekte zu fördern. Der Fall lag anders als bei jemandem, der mit Zweifeln zu kämpfen hatte, aber mit sich reden ließ (Jud 22, 23). Wer sich „nach einer ersten und zweiten Ermahnung“ nicht änderte, war unbelehrbar und spaltete bewusst die Versammlung (Tit 3:10). Dadurch verurteilte er sich selbst, und letztendlich würde er „Vernichtung über sich bringen“ (2Pe 2:1).
Artemas: Artemas wird in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier erwähnt. Paulus wollte entweder ihn oder Tychikus nach Kreta schicken. Vielleicht sollte er Titus ersetzen, der zu Paulus nach Nikopolis kommen sollte. (Siehe Mediengalerie, „Reisen von Paulus nach ca. 61 u. Z.“.) Wann und wo sich Paulus und Artemas kennenlernten, ist nicht bekannt. Doch offensichtlich vertraute Paulus ihm und hielt ihn für geeignet, auf Kreta zu dienen.
Tychikus: Siehe Anm. zu Kol 4:7.
Rüste … aus … auf ihrer Reise: Das griechische Wort für „zur Reise ausrüsten“ ist weit gefasst. Es kann auch einschließen, jemanden auf einer Reise teilweise oder ganz zu begleiten. (Vgl. Apg 20:38; 21:5; Rö 15:24; 1Ko 16:6.) Gemäß einem Handbuch für Übersetzer könnte die Unterstützung für Zenas und Apollos Verschiedenes umfasst haben, wie z. B. „Lebensmittel, Geld, Reisebegleiter, Transportmittel und Gastgeber entlang der Reiseroute“. In einem anderen Handbuch heißt es, dass „es damals üblich war, reisende Christen zu unterstützen. Solche Hilfe war nötig, weil das Reisen beschwerlich war, und Christen fühlten sich bestimmt viel wohler, wenn sie unterwegs mit anderen Christen zusammen waren.“ Paulus fordert Titus auf, beim Geben dieser Hilfe sorgfältig zu sein. Das entsprechende griechische Wort kann auch „aufmerksam“, „eifrig“, „fleißig“ bedeuten. (Vgl. Anm. zu Php 2:30; 2Ti 4:21.)
Zenas, den Gesetzesexperten: Wtl. „Zenas, den Juristen“. Das hier verwendete griechische Wort nomikós kann einen Rechtsanwalt bezeichnen, aber wahrscheinlich meinte Paulus, dass sich Zenas sehr gut im mosaischen Gesetz auskannte. In diesem Fall war er möglicherweise Jude, vielleicht sogar ein Schriftgelehrter. Zenas ist zwar ein griechischer Name, doch damals war es nicht ungewöhnlich, dass Juden griechische oder römische Namen trugen (Apg 1:23; 9:36 und Anm.; 12:25). Er könnte aber auch ein Nichtjude gewesen sein, der zunächst den jüdischen Glauben angenommen hatte und dann Christ wurde. Wie dem auch sei, der vorliegende Vers zeigt, dass Zenas bei anderen in gutem Ruf stand.
Apollos: Hier wird zum letzten Mal in den Christlichen Griechischen Schriften von Apollos gesprochen. Zum ersten Mal wird dieser treue Mann in der Apostelgeschichte erwähnt. Apollos war ein „redegewandter Mann“ und predigte zunächst in Ephesus; allerdings fehlte es ihm damals noch an Wissen. Später ging er nach Achaia und war den Jüngern dort „eine große Hilfe“ (Apg 18:24-28; siehe Anm. zu Apg 18:24). Mit der Zeit wurde er sehr geschätzt. Es kam sogar so weit, dass einige unreife Christen in Korinth darüber stritten, ob sie zu Apollos oder zu Paulus gehörten (1Ko 1:12; 3:5, 6). Apollos behielt jedoch die richtige Einstellung bei, und auch Paulus betrachtete ihn weiter als eifrigen Missionar. (Siehe Anm. zu 1Ko 16:12.) Im vorliegenden Vers weist er Titus an, Apollos sorgfältig mit allem auszurüsten, was er für seine Reise benötigte. Vielleicht sollte er als reisender Aufseher Versammlungen besuchen.
euch alle: Paulus schrieb diesen Brief zwar an Titus, doch offensichtlich sollte er auch in den Versammlungen vorgelesen werden. Die Brüder wären dann eher bereit, auf Titus zu hören und ihn zu unterstützen, wenn er Korrekturen vornahm (Tit 1:5, 10), Älteste ernannte (Tit 1:6-9), Zurechtweisungen erteilte (Tit 1:13; 2:15), an Wichtiges erinnerte (Tit 3:1, 8) und für bestimmte Brüder um materielle Hilfe bat (Tit 3:13, 14).
Medien
Die Karte zeigt die Lage der römischen Stadt Nikopolis (bedeutet „Stadt des Sieges“) in der Region Epirus im NW des heutigen Griechenland. In der Antike gab es mehrere Städte mit diesem Namen. Bei dem Nikopolis, das Paulus auf seinen Reisen irgendwann nach seiner ersten Haft in Rom besuchte, handelt es sich sehr wahrscheinlich um die hier abgebildete Stadt (Tit 3:12; siehe Karte „Reisen von Paulus nach ca. 61 u. Z.“). Gegründet wurde sie nach 31 v. u. Z. von Oktavian (später bekannt als Cäsar Augustus). Viele Menschen wurden dorthin umgesiedelt, weshalb die Stadt schnell zu einem Handelszentrum heranwuchs. Paulus plante, den Winter in der Stadt zu verbringen, womöglich weil es dort reichlich Gelegenheit zum Predigen gab. Einige gehen davon aus, dass Paulus vor seiner zweiten und letzten Haft in Rom in Nikopolis wohnte und dort festgenommen wurde. (Siehe Anm. zu Apg 28:30.) Auf den Fotos sind verschiedene Ruinen von Nikopolis zu sehen.
(1) Römischer Aquädukt; möglicherweise wurde mit dem Bau während der Regierungszeit von Kaiser Nero (54–68 u. Z.) begonnen
(2) Blick auf einen der Häfen von Nikopolis; im Vordergrund ist das Odeon (ein kleines Theater) zu sehen, das vermutlich in der ersten Hälfte des 2. Jh. u. Z. erbaut wurde