Nach Matthäus 22:1-46
Fußnoten
Studienanmerkungen
Vergleiche: Oder „Gleichnisse“. Das griechische Wort parabolḗ bedeutet wtl. „ein Nebeneinander- oder Zusammenstellen“. Damit kann ein Gleichnis, eine Veranschaulichung, ein Sprichwort oder ein Vergleich gemeint sein. Bei seinen Erklärungen stellte Jesus oft Dinge oder Sachverhalte nebeneinander, indem er sie miteinander verglich und Ähnlichkeiten hervorhob (Mar 4:30). Seine Gleichnisse waren kurze und meist erfundene Erzählungen, aus denen man eine moralische oder religiöse Lehre ziehen konnte.
in Bildern: Oder „in Gleichnissen“. (Siehe Anm. zu Mat 13:3.)
Festgewand: Oder „Hochzeitsgewand“. Da es sich hier um eine königliche Hochzeit handelt, hat der Gastgeber den Gästen womöglich ein besonderes Festgewand zur Verfügung gestellt. In diesem Fall wäre es äußerst respektlos, das Gewand nicht zu tragen.
mit den Zähnen knirschen: Siehe Anm. zu Mat 8:12.
mit den Zähnen knirschen: Oder „die Zähne aufeinanderpressen“. Diese Wendung kann den Gedanken von Qual, Verzweiflung und Wut beinhalten, evtl. begleitet von verbalen Attacken und Handgreiflichkeiten.
um ihn … in eine Falle zu locken: Wtl. „um ihn … zu fangen“, und zwar wie man einen Vogel in einem Netz fängt. (Vgl. Pr 9:12, wo in der Septuaginta derselbe griechische Begriff aus der Jägersprache für ein hebräisches Wort verwendet wird, das „fangen“ oder „mit einer Falle fangen“ bedeutet.) Die Pharisäer versuchten durch Schmeicheleien und hinterlistige Fragen etwas aus Jesus herauszulocken, was sie gegen ihn verwenden konnten (Mat 22:16, 17).
Parteianhängern von Herodes: Siehe Worterklärungen.
Cäsar: Oder „dem Kaiser“. Während Jesu Dienst auf der Erde war Tiberius der römische Kaiser. Mit dem Ausdruck „Cäsar“ war jedoch nicht nur der gerade regierende Kaiser gemeint. Er konnte auch für die staatliche Autorität Roms oder den römischen Staat mit seinen rechtmäßig eingesetzten Repräsentanten stehen. Paulus spricht von dem Staat und seinen Repräsentanten als von den „übergeordneten Autoritäten“ und Petrus bezeichnet sie als „König“ und „Statthalter“ (Rö 13:1-7; 1Pe 2:13-17; Tit 3:1; siehe Worterklärungen).
Kopfsteuer: Eine jährlich zu entrichtende Steuer, die vermutlich einen Denar bzw. einen Tagelohn betrug. Die Römer verlangten sie von jedem, den sie bei einer Volkszählung registriert hatten (Luk 2:1-3).
Heuchler: Siehe Anm. zu Mat 6:2.
Heuchler: Das griechische Wort hypokritḗs bezeichnete ursprünglich griechische und später römische Schauspieler, die auf der Bühne zur Stimmverstärkung große Masken trugen. Mit der Zeit wurde dieser Ausdruck im übertragenen Sinn für jemand gebraucht, der seine wirklichen Absichten durch falsches Spiel verschleiert oder seine wahre Persönlichkeit durch Verstellung verbirgt. Jesus nennt hier die jüdischen Geistlichen „Heuchler“ (Mat 6:5, 16).
Denar: Eine römische Silbermünze mit der Aufschrift und dem Bild des römischen Kaisers. Mit dem Denar wurde die Kopfsteuer bezahlt, die die Römer von den Juden verlangten (Mat 22:17). Zur Zeit von Jesus war ein Denar der übliche Lohn, den ein Landarbeiter für einen zwölfstündigen Arbeitstag bekam (Mat 20:2). In den Christlichen Griechischen Schriften werden Geldbeträge oder Preise oft in Denaren angegeben (Mar 6:37; 14:5; Off 6:6). Damals waren in Israel verschiedene Kupfer- und Silbermünzen in Umlauf, darunter auch Silbermünzen, die in Tyrus geprägt und als Tempelsteuer verwendet wurden. Die Steuerabgabe an Rom entrichtete man aber offensichtlich mit dem Silberdenar, auf dem der Kaiser abgebildet war. (Siehe Worterklärungen und Anh. B14.)
Bild und Aufschrift: Zur Zeit Jesu war auf der Vorderseite eines Denars üblicherweise der mit Lorbeer bekränzte Kopf des römischen Kaisers Tiberius abgebildet. Die Aufschrift in Latein lautete: „Tiberius Cäsar Augustus, Sohn des göttlichen Augustus“. Tiberius regierte von 14 bis 37 u. Z. (Siehe auch Anh. B14.)
gebt … zurück: Oder „zahlt … zurück“. Da der Cäsar – der römische Kaiser – die Münzen prägen ließ, hatte er auch das Recht, einige davon zurückzuverlangen. Er hatte aber nicht das Recht, von jemandem zu verlangen, ausschließlich für ihn zu leben oder ihm völlig ergeben zu sein. Gott ist derjenige, der den „Menschen Leben und Atem und alles“ gegeben hat (Apg 17:25). Deshalb kann ein Mensch auch nur Gott sein Leben und seine völlige Ergebenheit „zurückgeben“. Niemand außer Gott hat das Recht, ausschließliche Ergebenheit zu verlangen.
Cäsar …, was Cäsar gehört: Dies ist die einzige schriftlich festgehaltene Situation, bei der Jesus auf den römischen Kaiser Bezug nimmt. (Vgl. auch die Parallelverse Mar 12:17 und Luk 20:25.) Das, „was Cäsar gehört“, schließt Abgaben für staatliche Dienste ein, aber auch die Ehre und die relative Unterordnung, die Staatsvertretern zustehen (Rö 13:1-7).
Gott, was Gott gehört: Dazu zählt, Gott mit ungeteiltem Herzen anzubeten, ihn mit ganzer Seele zu lieben, ihm uneingeschränkt zu gehorchen und loyal zu ihm zu stehen (Mat 4:10; 22:37, 38; Apg 5:29; Rö 14:8).
Auferstehung: Das griechische Substantiv anástasis bedeutet wtl. „Aufrichten“, „Aufstehen“. In den Christlichen Griechischen Schriften kommt es etwa 40-mal in Verbindung mit der Auferstehung der Toten vor (Mat 22:31; Apg 4:2; 24:15; 1Ko 15:12, 13). In der Septuaginta wird in Jes 26:19 das Verb zu anástasis verwendet, um das hebräische Verb für „leben“ in dem Satz „Deine Toten werden leben“ wiederzugeben. (Siehe Worterklärungen.)
heiratete der zweite die Witwe: Wenn bei den Hebräern der alten Zeit ein Mann starb, ohne einen Sohn zu haben, wurde von dem Bruder des Verstorbenen erwartet, die Witwe zu heiraten und mit ihr Kinder zu haben. Dadurch sollte die Abstammungslinie des Verstorbenen erhalten bleiben (1Mo 38:8). Dieser Brauch wurde als Schwager- oder Leviratsehe bezeichnet und später in das Gesetz von Moses übernommen (5Mo 25:5, 6). Wie die Frage der Sadduzäer verrät, wurde die Schwagerehe auch noch zur Zeit Jesu praktiziert. Gemäß dem Gesetz durfte man die Schwagerehe zwar ablehnen, doch wer „das Haus seines Bruders nicht aufbaut[e]“, brachte Schande über sich (5Mo 25:7-10; Ru 4:7, 8).
hinterließ er die Frau seinem Bruder: Siehe Anm. zu Mar 12:21.
die Schriften: Damit waren oft die gesamten Hebräischen Schriften gemeint.
Auferstehung: Das griechische Substantiv anástasis bedeutet wtl. „Aufrichten“, „Aufstehen“. In den Christlichen Griechischen Schriften kommt es etwa 40-mal in Verbindung mit der Auferstehung der Toten vor (Mat 22:31; Apg 4:2; 24:15; 1Ko 15:12, 13). In der Septuaginta wird in Jes 26:19 das Verb zu anástasis verwendet, um das hebräische Verb für „leben“ in dem Satz „Deine Toten werden leben“ wiederzugeben. (Siehe Worterklärungen.)
Auferstehung: Siehe Anm. zu Mat 22:23.
was Gott … gesagt hat: Jesus bezieht sich hier auf ein Gespräch zwischen Moses und Jehova, das um das Jahr 1514 v. u. Z. stattfand (2Mo 3:2, 6). Damals war Abraham schon seit 329 Jahren tot, Isaak seit 224 und Jakob seit 197 Jahren. Trotzdem sagte Jehova, dass er ihr Gott ist, und nicht, dass er ihr Gott war (Mat 22:32).
sondern der Lebenden: Gemäß dem Paralleltext Luk 20:38 sagte Jesus noch: „Denn für ihn [oder „von seinem Standpunkt aus“] leben sie alle.“ Wie aus der Bibel hervorgeht, sind für Jehova Menschen, die von ihm entfremdet sind, tot (Eph 2:1; 1Ti 5:6). Umgekehrt sind Menschen, die seine Anerkennung haben und sterben, von seinem Standpunkt aus immer noch am Leben, denn er wird seine Absicht, sie aufzuerwecken, mit Sicherheit verwirklichen (Rö 4:16, 17).
Er ist nicht der Gott der Toten: Diese Lesart wird von den ältesten und zuverlässigsten Manuskripten gestützt. In einigen Handschriften kommt das Wort „Gott“ jedoch zweimal vor, sodass der Satz wie folgt lautet: „Gott ist nicht der Gott der Toten.“ Diese Lesart findet man auch in einigen Bibelübersetzungen. Eine Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische (im Anh. C unter J18 aufgeführt) verwendet an dieser Stelle das Tetragramm. Der Satz könnte dann so übersetzt werden: „Jehova ist nicht der Gott der Toten.“ (Vgl. 2Mo 3:6, 15.)
sondern der Lebenden: Siehe Anm. zu Mar 12:27.
zum Schweigen gebracht: Oder „sprachlos gemacht“. Wtl. „einen Maulkorb angelegt“. Dieser Ausdruck war wirklich gerechtfertigt, wenn man bedenkt, dass die Sadduzäer mit ihrer Frage schlechte Absichten verfolgten. Doch Jesu bestechender Logik konnten sie einfach nichts entgegensetzen (1Pe 2:15).
geliebt: Hier erscheint im Johannesevangelium zum ersten Mal das griechische Verb agapáō („lieben“). Dieses Verb und das entsprechende Substantiv agápē („Liebe“) kommen in dem Evangelium insgesamt 44 Mal vor – öfter als in den drei anderen Evangelien zusammen. In der Bibel beziehen sich agapáō und agápē häufig auf eine selbstlose Liebe, die sich von Grundsätzen leiten lässt. Das wird hier in diesem Vers deutlich, wenn es heißt, dass Gott die Welt liebt, also die Menschenwelt, die von der Sündhaftigkeit erlöst werden muss (Joh 1:29). Das Substantiv agápē erscheint in 1Jo 4:8, wo gesagt wird: „Gott ist Liebe.“ Und in Gal 5:22 wird agápē als erster Teil der „Frucht, die der Geist hervorbringt“, genannt. In 1Ko 13:4-7 wird diese Form der Liebe ausführlich beschrieben. Die Art und Weise, wie agápē in der Bibel verwendet wird, zeigt, dass es dabei um mehr geht als um eine gefühlsmäßige Reaktion auf jemand anders. In vielen Kontexten hat es ein breiteres Bedeutungsspektrum; hinter dieser Art Liebe steckt häufig eine durchdachte und bewusste Entscheidung (Mat 5:44; Eph 5:25). Die christliche Liebe ist von einem moralischen Empfinden geprägt, das Prinzipien, Pflichten und Anstand mit einschließt – was aber nicht heißt, dass sie emotionslos ist. Häufig schließt sie auch Wärme und Zuneigung ein (1Pe 1:22). Das wird im Johannesevangelium deutlich. Wenn Johannes schreibt: „Der Vater liebt den Sohn“ (Joh 3:35), verwendet er eine Form von agapáō. Doch wenn er Jesus zitiert, der genau das gleiche Verhältnis beschrieb (Joh 5:20), gebraucht er eine Form von philéō („lieb haben“, „Zuneigung haben“).
Denken: Oder „Sinn“, „Verstand“. Um Gott kennenzulernen und die Liebe zu ihm zu vertiefen, muss man seine intellektuellen Fähigkeiten einsetzen (Joh 17:3; Rö 12:1). Die Aussage in diesem Vers ist ein Zitat aus 5Mo 6:5. Dort stehen im hebräischen Urtext die drei Begriffe „Herz“, „Seele“ und „Kraft“. Doch im Markusevangelium, das in Griechisch verfasst wurde, werden vier Begriffe erwähnt: Herz, Seele, Denken und Kraft. Dafür könnte es verschiedene Gründe geben. Das Wort für „Denken“ wurde möglicherweise eingefügt, um die verschiedenen Konzepte vollständig abzubilden, die hinter den hebräischen Wörtern stecken und sich teilweise überschneiden. Das Althebräische hat kein spezielles Wort für „Denken“ oder „Verstand“. Dieses Konzept steckt allerdings oft in dem hebräischen Wort für „Herz“. Im übertragenen Sinn ist mit „Herz“ der gesamte innere Mensch gemeint mit seinen Gedanken, Gefühlen, Beweggründen und seiner inneren Einstellung (5Mo 29:4; Ps 26:2; 64:6; siehe Anm. zu Herzen in diesem Vers). Daher wird in der Septuaginta das hebräische Wort für „Herz“ oft mit dem griechischen Wort für „Denken“ wiedergegeben (2Mo 35:26; Hi 1:5; Spr 2:10; Jes 57:11). Das Wort Denken im Markusevangelium könnte außerdem ein Hinweis darauf sein, dass sich die Bedeutung von „Kraft“ im Hebräischen und die von „Denken“ im Griechischen überschneiden. (Vgl. Mat 22:37, wo statt „Kraft“ „Denken“ steht.) Das mag erklären, warum der Schriftgelehrte in seiner Antwort den Ausdruck „Verstand“ gebrauchte (Mar 12:33). Und es würde auch erklären, weshalb die Evangelisten nicht den exakten Wortlaut aus 5Mo 6:5 übernahmen. (Siehe Anm. zu Kraft in diesem Vers und Anm. zu Mat 22:37; Luk 10:27.)
Liebe: Das hier verwendete griechische Verb für „lieben“ ist agapáō. In den Christlichen Griechischen Schriften kommen agapáō und das entsprechende Substantiv agápē über 250 Mal vor. agápē steht z. B. in 1Jo 4:8 in dem Satz „Gott ist Liebe“. Gott wird in der Bibel als das größte Vorbild dieser selbstlosen, von Grundsätzen geleiteten Liebe herausgestellt. Seine Liebe geht über bloße Gefühle hinaus. Sie zeichnet sich durch Taten aus, durch Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme sowie durch Hingabe und Engagement. Wenn Menschen diese Art von Liebe zum Ausdruck bringen, ist das eine bewusste Entscheidung, weil sie Gott nachahmen möchten (Eph 5:1). Darum können Menschen auch aufgefordert werden, Liebe zu zeigen, wie es bei den beiden größten Geboten der Fall ist, um die es im Kontext geht. Jesus zitiert hier aus 5Mo 6:5. In den Hebräischen Schriften werden in Verbindung mit Liebe hauptsächlich die Verben ʼahév und ʼaháv („lieben“) sowie das Substantiv ʼahaváh („Liebe“) verwendet. Diese Wörter haben ein breites Bedeutungsspektrum, das ungefähr dem der griechischen Wörter entspricht. Auf die Liebe zu Jehova bezogen drücken diese Ausdrücke den Wunsch aus, Gott völlig ergeben zu sein und ihm allein zu dienen. Jesus lebte diese Form der Liebe perfekt vor. Er zeigte, dass die Liebe zu Gott über das bloße Gefühl hinausgeht. Sie bestimmt das ganze Leben eines Menschen: Sie beeinflusst, wie er denkt, spricht und handelt. (Siehe Anm. zu Joh 3:16.)
Jehova: Es handelt sich hier um ein Zitat aus 5Mo 6:5. Dort erscheint der Gottesname im hebräischen Urtext in Form der vier hebräischen Konsonanten יהוה (JHWH). (Siehe Anh. C.)
Herzen: Im übertragenen Sinn ist mit „Herz“ normalerweise der gesamte innere Mensch gemeint. Kommt dieses Wort aber zusammen mit „Seele“ und „Denken“ vor, hat es offenbar eine konkretere Bedeutung und bezieht sich vor allem auf die Wünsche und Gefühle eines Menschen. Die drei hier erwähnten Ausdrücke (Herz, Seele und Denken) schließen einander in ihrer Bedeutung nicht aus, sondern überschneiden sich. Dadurch wird auf die denkbar nachdrücklichste Weise betont, dass unsere Liebe zu Gott uneingeschränkt und absolut sein soll.
ganzen Seele: Oder „ganzen Ich“. (Siehe Worterklärungen.)
Denken: Oder „Sinn“, „Verstand“. Um Gott kennenzulernen und die Liebe zu ihm zu vertiefen, muss man seine intellektuellen Fähigkeiten einsetzen (Joh 17:3; Rö 12:1). Die Aussage in diesem Vers ist ein Zitat aus 5Mo 6:5. Dort stehen im hebräischen Urtext die drei Begriffe „Herz“, „Seele“ und „Kraft“. Doch im Matthäusevangelium steht im Griechischen nicht „Kraft“, sondern „Denken“. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Zum einen hat das Althebräische kein spezielles Wort für „Denken“ oder „Verstand“. Dieses Konzept steckt allerdings oft in dem hebräischen Wort für „Herz“. Im übertragenen Sinn ist mit „Herz“ der gesamte innere Mensch gemeint mit seinen Gedanken, Gefühlen, Beweggründen und seiner inneren Einstellung (5Mo 29:4; Ps 26:2; 64:6; siehe die Anm. zu Herzen in diesem Vers). Wo im Hebräischen „Herz“ steht, gebraucht die Septuaginta deshalb oft das griechische Wort für „Denken“ (2Mo 35:26; Hi 1:5; Spr 2:10; Jes 57:11). Ein weiterer Grund, warum Matthäus in dem Zitat aus 5Mo 6:5 das griechische Wort für „Denken“ benutzt statt das für „Kraft“, könnte darin bestehen, dass das hebräische Wort für „Kraft [oder „Tatkraft“, Fn.]“ außer der körperlichen Kraft auch die Denkfähigkeit oder den Verstand einschließen kann. Welcher Grund auch zutrifft, die sich überschneidenden Bedeutungen der hebräischen und griechischen Begriffe können erklären helfen, warum die Evangelisten beim Zitieren aus 5. Mose nicht exakt dieselbe Wortwahl gebrauchten. (Siehe Anm. zu Mar 12:30; Luk 10:27.)
Herzen, … Seele, … Kraft, … Denken: Ein Gesetzesexperte zitierte hier 5Mo 6:5, wo im hebräischen Urtext drei Begriffe stehen: Herz, Seele und Kraft. Doch gemäß dem in Griechisch geschriebenen Bericht von Lukas nannte der Mann vier Begriffe: Herz, Seele, Kraft und Denken. Wie seine Antwort zeigt, war es zur Zeit Jesu offensichtlich allgemein anerkannt, dass die vier griechischen Begriffe den Bedeutungsumfang der drei hebräischen abbildeten. (Mehr dazu siehe Anm. zu Mar 12:30.)
Das zweite: In Mat 22:37 steht Jesu direkte Antwort auf die Frage des Pharisäers, doch jetzt erläutert Jesus das Thema noch weiter und zitiert ein zweites Gebot (3Mo 19:18). So verdeutlicht er, dass die beiden Gebote untrennbar miteinander verbunden sind und dass sich das ganze Gesetz und die Propheten damit zusammenfassen lassen (Mat 22:40).
Mitmenschen: Wtl. „Nächsten“, „Nachbarn“. Das griechische Wort bezeichnet nicht nur jemanden, der in der Nähe wohnt, sondern kann sich auf jeden beziehen, mit dem man irgendwie zu tun hat (Luk 10:29-37; Rö 13:8-10; siehe Anm. zu Mat 5:43).
Liebe deinen Mitmenschen: Wtl. „Liebe deinen Nächsten“. Im mosaischen Gesetz wurden Israeliten aufgefordert, ihre Mitmenschen zu lieben (3Mo 19:18). Mit „Nächster“ oder „Mitmensch“ war einfach nur ein anderer Mensch gemeint. Doch einige Juden schränkten diesen Begriff ein. Sie betrachteten ausschließlich Juden – vor allem diejenigen, die sich an die mündlich überlieferten Traditionen hielten – als ihre Mitmenschen. Alle anderen waren für sie Feinde.
das Gesetz … die Schriften der Propheten: Mit dem „Gesetz“ sind die fünf Bücher Mose gemeint. „Die Schriften der Propheten“ oder „die Propheten“ bezieht sich auf die prophetischen Bücher der Hebräischen Schriften. Wird beides zusammen erwähnt, können auch die gesamten Hebräischen Schriften gemeint sein (Mat 7:12; 22:40; Luk 16:16).
Diese zwei Gebote sind die Grundlage für: Wtl. „An diesen zwei Geboten hängt“. Das griechische Wort für „hängen“ wird hier im übertragenen Sinn gebraucht für „davon abhängen“, „die Grundlage bilden“. Jesus gab somit zu verstehen, dass nicht nur das Gesetz mit den Zehn Geboten, sondern die gesamten Hebräischen Schriften auf Liebe basieren (Rö 13:9).
das ganze Gesetz und die Propheten: Siehe Anm. zu Mat 5:17.
den Christus: Oder „den Messias“. (Siehe Anm. zu Mat 1:1; 2:4.)
Christus: Dieser Titel ist von dem griechischen Wort Christós abgeleitet und entspricht dem Titel „Messias“ (von hebräisch maschíach). Beides bedeutet „Gesalbter“. In biblischer Zeit war es üblich, einen Regenten bei seiner Amtseinsetzung mit Öl zu salben.
der Christus: Hier steht im Griechischen vor dem Titel „Christus“ der bestimmte Artikel. Dadurch wird offensichtlich Jesu Amt als Messias herausgestellt.
unter Inspiration: Wtl. „in Geist“, d. h. von Gottes Geist inspiriert oder unter seiner Leitung. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.)
Medien

Tiberius kam 42 v. u. Z. zur Welt und wurde 14 u. Z. der zweite Kaiser des Römischen Reiches. Er starb im März 37. Damit war Tiberius während der gesamten Zeit von Jesu Dienst an der Macht. Er war also Cäsar oder Kaiser, als Jesus in Verbindung mit der Steuermünze sagte: „Gebt Cäsar zurück, was Cäsar gehört“ (Mar 12:14-17; Mat 22:17-21; Luk 20:22-25).