Sambia
Sambia
Der afrikanische Kontinent ist wie ein riesengroßes, bunt besticktes Kleid. Ein Zehntel der Weltbevölkerung lebt dort: von den weißen Küsten des Mittelmeeres über die goldene Sahara durch die smaragdgrünen Wälder bis hin zur weißen, windgepeitschten Küste des Kaps der Guten Hoffnung. Afrika ist von vielen Flüssen durchzogen — der Nil, der Niger, der Kongo und der Sambesi, um nur einige zu nennen. Und wie in Kleiderfalten tief verborgen liegen Unmengen von Gold, Kupfer und Edelsteinen.
Dort, wo sich der tropische Regenwald des Kongobeckens erhebt und auf die sanften Hügel der Savanne trifft, die das zentralafrikanische Plateau ausmachen, liegt Sambia eingebettet. Manche meinen, das Land würde auf der Karte aussehen wie ein einflügliger Riesenschmetterling. Sambias ungewöhnlich verlaufende Grenze, ein Vermächtnis der Kolonialzeit, umschließt ein Gebiet von über 750 000 Quadratkilometern, ist also mehr als doppelt so groß wie Deutschland.
Nordöstlich vom heutigen Sambia liegt der Ostafrikanische Graben. Im Westen und im Süden fließt der gewaltige Sambesi. Das Land blieb bis ins späte 19. Jahrhundert unzugänglich für Fremde, die Afrika in ihrer Gier nach Gold, Elfenbein und Sklaven ausplünderten. Durch den Afrikaforscher David Livingstone, Sohn eines schottischen Müllers, begann die Welt im Jahr 1855 dieses Land wahrzunehmen, das jenseits vom „donnernden Rauch“ liegt — einem überwältigenden Wunder, dem Livingstone später zu Ehren von Königin Victoria von England den Namen Victoriafälle gab.
Es dauerte nicht lange und Missionare der Christenheit kamen ins Land. Sie waren entschlossen, „das Christentum, den Handel und die Zivilisation“ zu fördern und dadurch das Herzstück des Kontinents zu erschließen. Wie sie dabei vorgingen, warf oft kein gutes Licht auf ihren Anspruch, im Dienst Gottes zu stehen. Doch schon bald sollten Menschen kommen, die sich mit der Hilfe Gottes wirklich als seine Diener empfehlen würden (Die Anfangszeit
Bis zum Jahr 1890 hatten sich im Gebiet des heutigen Sambia fünf Missionsgesellschaften etabliert. Um die Jahrhundertwende waren immer mehr Afrikaner, die sich wegen des Vormarsches von Kolonialmächten und Handelsunternehmen schwer bedrängt fühlten, auf der Suche nach einer Anleitung. Überall auf dem Kontinent entstanden exotische und groteske religiöse Bewegungen. Doch war bereits echte Hilfe in Sicht. Schon 1911 hatten Exemplare der Schriftstudien ihren Weg in die Hände aufrichtiger Menschen im südlichen Afrika gefunden. Die biblischen Wahrheiten daraus verbreiteten sich schnell nordwärts, allerdings nicht immer durch Menschen, die ehrlich und von Herzen daran interessiert waren, Gott zu dienen.
Im Jahr 1910 schickte Charles Taze Russell, der damals die Leitung des Königreichspredigtwerks hatte, William W. Johnston, einen verlässlichen, nüchtern denkenden Bruder aus Glasgow (Schottland), um die Brüder in Njassaland (heute Malawi) zu unterstützen. Leider hatten einige seiner Vorgänger, Einheimische und Ausländer, selbstsüchtige Interessen verfolgt und die biblischen Wahrheiten verdreht. In den darauf folgenden Jahren kamen selbst ernannte Prediger und Pastoren nach Nordrhodesien (heute Sambia) und machten Werbung für eine aufputschende Mischung aus Religion, Befreiungsversprechungen und unreinen Handlungen. Bruder Johnston beschrieb die Menschen, denen er in Njassaland zur Seite stand, als „von dem
starken Wunsch beseelt, besser mit Gottes Wort vertraut zu werden“. Den westlicheren Gebieten wurde hingegen nicht so zielgerichtet Aufmerksamkeit geschenkt. Biblische Literatur gelangte zwar per Post und durch Wanderarbeiter nach Nordrhodesien, aber das Werk des Predigens vom Königreich blieb in jenen Jahren weitgehend unorganisiert.Unklare Verhältnisse
In den frühen 1920er Jahren herrschten unklare Verhältnisse. Einheimische „Watch-Tower-Bewegungen“ brachten den wahren christlichen Dienst von Gottes Dienern schwer in Verruf. Partnertausch und andere unrechte Handlungen wurden von einigen begangen, die kaum etwas über die biblische Wahrheit wussten und auch noch fälschlicherweise behaupteten, sie würden zu den Bibelforschern gehören (wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden). Offensichtlich gab es allerdings viele Gruppen, deren aufrichtiges Eintreten für biblische Grundsätze und deren Predigteifer den Stempel der Wahrheit trugen.
Die Problematik lag darin, herauszufinden, wer aufrichtig daran interessiert war, Gott zu dienen. Thomas Walder und George Phillips, beide aus Großbritannien, trafen 1924 im Büro der Bibelforscher in Kapstadt (Südafrika) ein. Bruder Walder, ein Mann Anfang Dreißig, bereiste die beiden Rhodesien, um festzustellen, wer mit dem Namen „Watch Tower“ verbunden wurde. Im Jahr darauf erhielt William Dawson, ein europäischer Bruder, die Aufgabe, die Gruppen zu besuchen. Er bemerkte, dass einige selbst ernannte Pastoren eifrig Unmengen von Leuten tauften, von denen die meisten die biblische Wahrheit weder verstanden noch schätzten. Llewelyn Phillips (mit George Phillips nicht verwandt) schrieb später: „Es wurde ganz deutlich, dass die allermeisten wie die Menschen in Ninive waren, ‘die nicht einmal den Unterschied zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken kannten’ “ (Jona 4:11). Viele Menschen waren aufrichtig, aber da es in ihren Landessprachen fast keine Publikationen gab, war es für sie schwierig, die Wahrheit zu erfassen. Da man wiederholt erfolglos versucht hatte, die behördliche Genehmigung für eine dauerhafte Beaufsichtigung des Werkes zu bekommen, wurde vom Büro in Kapstadt entschieden, das öffentliche Predigen einzustellen und niemanden mehr zu taufen. Man riet zwar nicht von Bibelstudien und Zusammenkünften ab, aber Bruder Walder schrieb den Gruppen von Interessierten einen Brief, in dem er sie dazu anhielt, sich an die vorübergehende Vereinbarung zu halten, bis ein dauerhafter Repräsentant der Bibelforscher eingesetzt werden könne.
Entlang der Eisenbahnlinie
Jahrhundertelang hatten die Einheimischen Kupfererz im Tagebau abgebaut und aus dem Kupfer Werkzeuge und dekorative Gegenstände gefertigt. Mitte der 1920er Jahre begann die British South Africa Company — eine Gesellschaft, die nicht nur die gesamte Gegend, sondern auch die Bergwerksrechte unter Kontrolle hielt — die riesigen unterirdischen Vorräte abzubauen. Dazu wurden Arbeiter benötigt. Zu Tausenden kamen sie aus den ländlichen Gebieten in die neuen Ortschaften und Städte entlang der Eisenbahnlinie, die ursprünglich von Kapstadt bis nach Kairo verlaufen sollte.
James Luka Mwango erinnert sich: „Das Gründen von Gruppen, wie Versammlungen damals genannt wurden, unterschied sich sehr vom heutigen Vorgehen. Vor 1930 wurden Zusammenkünfte zum Bibelstudium im kleinsten Kreis abgehalten. Einige Interessierte hatten Verbindung zum Büro in Kapstadt, andere schrieben direkt nach Brooklyn, um Literatur zu bestellen. Da die Veröffentlichungen in Englisch waren, hatten viele es schwer, die Wahrheit richtig zu verstehen.“ Auch wenn die Gruppen in der Regel nicht groß waren, machten sie doch Fortschritte. Durch ihren unermüdlichen Eifer ging es immer mehr in Richtung organisiertes Predigen. Das blieb von der Geistlichkeit nicht unbemerkt.
Unterdrückungsaktionen
Bis zum Mai 1935 hatten sich einflussreiche religiöse Gruppen dafür stark gemacht, dass das Strafrecht von Nordrhodesien abgeändert wurde: Die Einfuhr und die Verbreitung so genannter aufwieglerischer Literatur sollte als schwerwiegender Verstoß eingestuft werden. Bei der Entscheidung, was aufwieglerisch oder umstürzlerisch ist, spielt natürlich auch immer die persönliche oder die religiöse Überzeugung mit hinein. Wie sich noch zeigen würde, bestanden kaum Zweifel daran, dass Gegner damit nur einen Vorwand suchten, Jehovas Zeugen zu verbieten.
Als es nach Bekanntwerden einer neuen Besteuerung in den Bergarbeitergemeinden zu Unruhen kam, sahen Gegner dies als gute Gelegenheit an, die Zeugen als Regierungsfeinde anzuprangern. Anfang des Monats hielten Jehovas Zeugen einen Kongress in Lusaka ab. Gegner behaupteten offenbar, dass dieser kleine Kongress irgendwie mit den mehr als 300 Kilometer entfernten Unruhen im Norden zu tun hatte. Thomson Kangale — damals ein junger Mann — erinnert sich: „Wir wussten, dass sich etwas zusammenbraute. Statt predigen zu gehen, beschlossen wir, zu Hause zu bleiben und Königreichslieder zu singen. Uns war klar, dass wir uns weder in die Streiks noch in gewalttätige Auseinandersetzungen hineinziehen lassen durften.“ Trotzdem wurden schon bald Brüder verhaftet, und in vielen Orten verjagte man sie aus ihren Häusern und beschlagnahmte oder beseitigte ihre biblische Literatur. Der Gouverneur erließ ein Verbot für 20 unserer Veröffentlichungen.
Es wurde ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der sich mit den Unruhen auseinander setzte. Der Bezirkskommissar des Gebiets, das insbesondere betroffen war, gab zu verstehen: „Zeugen Jehovas und
Watch Tower als Organisation an sich hatten keinen Anteil an dem Streik.“ Kein einziger Zeuge Jehovas war irgendwie an irgendeinem Krawall beteiligt. Dennoch hielt der Untersuchungsausschuss, wie das Buch Christians of the Copperbelt dokumentiert, „viele schwerwiegende Vorwürfe für gerechtfertigt, für die es so gut wie keine Beweise gab; und aufgrund des Untersuchungsausschussberichtes wurde die Literatur der Zeugen Jehovas verboten. In einigen Bezirken gingen Häuptlinge vehement zu Unterdrückungsaktionen über und brannten Watchtower-Zusammenkunftsstätten nieder.“Das Büro in Kapstadt hatte sich inzwischen wiederholt an den britischen Kolonialminister gewandt. Es ging darum, den Zeugen zu gestatten, das ihnen von Gott gegebene Recht auszuüben, Jehova Gott gemäß ihrem Gewissen ohne Beeinträchtigung anzubeten. Außerdem bat man darum, ein ständiges Büro mit einem Repräsentanten eröffnen zu dürfen. Die Bemühungen hatten Jehovas Segen. Im März 1936 gestattete der Kolonialminister das Einrichten eines Literaturdepots in Lusaka mit Llewelyn Phillips als Repräsentanten.
Die vier Erfordernisse
Das Einrichten eines Literaturdepots in Lusaka war ein bedeutsamer Erfolg. Doch wollte man die Genehmigung für die rechtliche Anerkennung von Jehovas Zeugen als Religionsgemeinschaft so lange zurückhalten, bis es annehmbare Beweise für eine geregeltere Aufsicht über die Versammlungen gab. In den darauf folgenden Jahren arbeitete Bruder Phillips mit treuen Brüdern eifrig daran, den Aufrichtigen beizustehen und sich von denen zu distanzieren, die ein unbiblisches Verhalten
förderten. Pioniere wurden in Fragen der Lehre, Moral und Organisation geschult und zogen dann hinaus, um den Gruppen und Versammlungen zur Seite zu stehen.Über diese Phase sagte ein Bruder: „Für Verkündiger in Sambia war 1940 das beste Jahr. Damals wurde die Taufe wieder zugelassen. Seit 1925 war niemand mehr getauft worden.“
„Wollte sich jemand als Bibelforscher taufen lassen“, erinnert sich James Mwango, „musste er nun vorher das studieren, was wir die vier Erfordernisse nannten. Dann wurde er von dem Täufer oder von einem anderen Bruder, den der Gruppendiener beauftragt hatte, gefragt, was die vier Erfordernisse bedeuteten, nämlich erstens die Wahrheit zu hören, zweitens zu bereuen, drittens Gottes Wort zu erforschen und viertens sich Gott hinzugeben. Hatte jemand, mit dem studiert wurde, diese vier Erfordernisse richtig verstanden, konnte er sich taufen lassen. Damit wollte man sichergehen, dass jeder, der sich untertauchen ließ, auch wusste, was er tat.“
Literaturverbot
Vor allem im Zweiten Weltkrieg hielten Regierungsbeamte die Neutralität der Zeugen fälschlicherweise für Widerstand gegen ihr Rekrutierungssystem. Im Dezember 1940 wurde die Liste der verbotenen Literatur auf sämtliche Veröffentlichungen, die von Jehovas Zeugen herausgegeben wurden, ausgeweitet. Auch der Import unserer Literatur wurde untersagt. Im Frühling 1941 gab es einen Regierungsbescheid, der dazu aufforderte, sämtliche Wachtturm-Publikationen abzuliefern. Das zu unterlassen werde strafrechtlich verfolgt und einen möglichen Gefängnisaufenthalt nach sich ziehen.
Solomon Lyambela, ein ehemaliger reisender Aufseher, der später die Gileadschule besuchte, erzählt rückblickend: „Wir brachten die Literatur in Kanus auf dem Sambesi unter. Bücher banden wir unter Betten fest und versteckten sie sogar in unseren Maismehl- und Hirsevorräten.“
Ein anderer Bruder sagt: „Wir mussten unsere Bücher vergraben. Aber die Beröer-Bibel, die wir sehr schätzten, brauchten wir nicht zu vergraben, denn sie war nicht verboten. Viele Bücher gingen uns verloren; sie wurden von Termiten gefressen oder von Dieben gestohlen. Da wir oft zu den Stellen hingingen, wo die Bücher vergraben waren, dachten die Diebe, dass dort etwas von materiellem Wert versteckt war. Ich weiß noch, dass ich einmal, als ich zum Studieren in den Busch ging, unsere Bücher überall verstreut vorfand. Wir sammelten sie wieder ein und versteckten sie erneut, diesmal woanders.“
Llewelyn Phillips legte beim Gouverneur Beschwerde gegen das Literaturverbot ein. Bruder Phillips war bereits wegen Militärdienstverweigerung im Gefängnis gewesen und wurde nun zu weiteren sechs Monaten verurteilt. Ein freiwilliger Helfer, der vorübergehend im Literaturdepot in Lusaka tätig war, erzählt: „Wir hatten häufig jemand vom Kriminalamt zu Besuch und Bruder Phillips wurde oft zur Polizei zitiert.“ Dennoch konnte er weiter für mehr Ordnung in den Versammlungen sorgen und den Brüdern helfen, noch eifriger zu werden. Als fähige Brüder zur Verfügung standen, wurden sie geschult und als reisende Prediger (die so genannten Diener für die Brüder) hinausgeschickt. Sie trugen mit dazu bei, dass es im Jahr 1943 eine Höchstzahl von 3 409 Verkündigern gab.
Stetig vorwärts in Richtung größerer Freiheiten
Nach dem Krieg appellierten die Büros der Zeugen Jehovas in Großbritannien und Südafrika wiederholt an das Kolonialamt in London, unsere Publikationen wieder zuzulassen. Durch eine Petition mit über 40 000 Unterschriften von Personen, die das Bildungswerk der Zeugen Jehovas unterstützten, erreichte man, dass einige Artikel von der Liste der verbotenen Literatur gestrichen wurden. Der Wachtturm blieb allerdings nach wie vor verboten.
Im Januar 1948 besuchten Nathan Knorr und Milton Henschel vom Hauptbüro der Zeugen Jehovas in Brooklyn zum ersten Mal das Land. Nach einem viertägigen Kongress in Lusaka kamen sie mit dem Sekretär für Eingeborenenfragen und dem Generalstaatsanwalt zusammen. Man sagte ihnen, dass die verbliebenen Einschränkungen schon bald aufgehoben werden würden. Die Freude war groß, als das Werk, das Jehovas Volk durchführt, schließlich rechtlich anerkannt wurde. Am 1. September 1948 wurde ein neues Zweigbüro eingerichtet, und zwar unter dem Namen Jehovas Zeugen, nicht Wachtturm-Gesellschaft. Die Behörden, die Bevölkerung und sogar die Brüder konnten nun klar unterscheiden zwischen Jehovas Zeugen und den Anhängern einheimischer, nicht mit uns verbundener „Watch-Tower“-Sekten.
In den vorausgegangenen vierzig Jahren hatten sich religiöse Gegner, die wenig Interesse dafür zeigten, Jünger Christi zu machen, sehr darum bemüht, den Glauben derjenigen zu untergraben, die auf die gute Botschaft hörten. Jehovas Zeugen, die man zuvor als „Betrüger“ hingestellt hatte, konnten eine Zeit lang weiter unter Beweis stellen, dass sie wahrhaftige Diener Gottes waren (2. Kor. 6:8). Man erwartete für die Nachkriegszeit größere Freiheiten und so brachten die Brüder Vielversprechendes ins Rollen, um auf die anstehende Mehrung vorbereitet zu sein.
Missionardienst
„Zu den vielen schönen Seiten des Missionardienstes gehört es, zu erleben, wie Jehova die unterschiedlichsten Männer und Frauen gebraucht, um das zu erreichen, was er sich vorgenommen hat. Außerdem ist die Freude immer groß, wenn man sieht, wie sehr die Menschen, denen man helfen kann, Gott kennen zu lernen, das schätzen“, bemerkte Ian (John) Fergusson, der viele Jahre in Sambia war. Missionare anderer Religionen sind oft mit sozialen und wirtschaftlichen Fragen beschäftigt. Die Missionare der Zeugen Jehovas dagegen konzentrieren sich darauf, wirklich Jünger Christi zu machen. Dadurch dass sie diesen göttlichen Auftrag erfüllen, haben diese Missionare ihre „ungeheuchelte Liebe“ unter Beweis gestellt (2. Kor. 6:6).
Ein Inbegriff von Missionseifer ist zum Beispiel William Johnston, der einige Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ins südliche Afrika kam und dort weit umherreiste. Oder Piet de Jager, Parry Williams und andere, die Anfang 1921 in Salisbury (heute Harare), der Hauptstadt des benachbarten Südrhodesien, eintrafen. George Phillips, Thomas Walder und William Dawson waren Mitte der 1920er Jahre in Nordrhodesien tätig. Wieder andere hatten mit Bibelforschern Kontakt bekommen, Röm. 10:15). Auch Manasse Nkhoma und Oliver Kabungo waren in jenen frühen Jahren ausgesprochen aktiv. Joseph Mulemwa, der aus Sambia stammte, hatte auf der Zeche Wankie (heute Hwange) im Norden von Simbabwe Kontakt zur Wahrheit bekommen. Später diente er treu im Westen Sambias. Fred Kabombo war der erste reisende Aufseher in jener Gegend. All diese Brüder waren echte Pioniere; sie drangen in Gebiete vor, wo die gute Botschaft zuvor nur wenig oder gar nicht gepredigt worden war, und legten eine gute Grundlage für weitere Mehrung.
als sie woanders arbeiteten, und waren dann nach Nordrhodesien zurückgegangen, um dort „die gute Botschaft guter Dinge“ zu verkündigen (Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs reagierte Charles Holliday aus Südafrika positiv auf die Einladung von George Phillips vom Kapstädter Büro, die Gruppen von Interessierten in der Westprovinz zu besuchen. Bruder Holliday wurde von einem einheimischen Bruder begleitet, der für ihn dolmetschte. Unterwegs waren sie mit dem Holztransportzug, dem Kanu oder auch mit einem kleinen Schienenwagen, der per Hand angetrieben wurde. Als sie in Senanga, einer Ortschaft rund 250 Kilometer nördlich der Victoriafälle ankamen, wurden sie von einer großen Menschenmenge empfangen. Einige waren tagelang unterwegs gewesen und begierig, von diesem Besucher biblische Wahrheiten erklärt zu bekommen.
Die ersten Gileadmissionare kommen
1948 trafen zwei Missionare in Sambia ein, Harry Arnott und Ian Fergusson. Nun wurde den Tausenden von Europäern Aufmerksamkeit geschenkt, die wegen des Kupferbergbaus dorthin gezogen waren. Die Resonanz war groß: 61 Prozent mehr aktive Zeugen Jehovas in einem Jahr!
Vielerorts war es nichts Ungewöhnliches, dass die Missionare Wartelisten hatten für die Leute, die gern die Bibel studieren wollten. Das Zweigbüro kaufte einen zehn Jahre alten
Dodge. Der Lieferwagen wurde von zwei Missionaren benötigt — reisende Aufseher —, damit sie die Gebiete außerhalb der gewerblichen Zentren erreichen konnten. „Der Wagen lief eigentlich gut“, so hieß es in einem Bericht vom Zweigbüro, „nur, dass er halt manchmal auf drei Rädern oder das halbe Fahrgestell hinter sich herziehend wieder eintrudelte.“Bis 1951 waren sechs Missionare im Land. Im Dezember 1953 trafen sechs weitere zur Unterstützung ein. Zu ihnen gehörten Valora und John Miles, die sechs Jahre in Sambia gewesen waren, bevor sie erst nach Simbabwe und später nach Lesotho geschickt wurden. In den nächsten Jahren kamen noch mehr: Joseph Hawryluk, John und Ian Renton, Eugene Kinaschuk, Paul Ondejko, Peter und Vera Palliser sowie Avis Morgan. Sie und andere Missionare bemühten sich liebevoll. Natürlich mussten sie Opfer bringen und sich anpassen, um in ihrem besonderen Dienst etwas zustande zu bringen.
„Das ist ja noch ein Kind!“
„Da haben sie sich bestimmt vertan“, meint Wayne Johnson. Mit diesen Worten beschreibt er, wie er sich fühlte, als er seine Auslandszuteilung erhielt: Sambia. Wayne hatte die 36. Gileadklasse besucht und kam Anfang 1962 zusammen mit Earl Archibald nach Sambia. Heute ist er ein reisender Aufseher in Kanada und seine Frau Grace begleitet ihn. Bruder Johnson kann sich gut erinnern, wie es war: „Ich war erst 24 und sah auch noch jünger aus. Dadurch dass ich Tschewa lernte, konnte ich verstehen, was sich die Schwestern, die mich zum ersten Mal sahen, zuflüsterten: ,akali mwana‘ (Das ist ja noch ein Kind!).
Mir wurde bewusst, dass ich mich völlig auf Jehova und seine Organisation verlassen musste. Jeder sollte wissen, dass ich im Geist der Worte aus Apostelgeschichte 16:4 kam und einfach nur die Anleitung und die Gedanken vermittelte, die von Jehova und seiner Organisation vorbereitet worden waren. Außerdem versuchte ich, mich so zu verhalten, dass andere sich wohl fühlten. Wenn ich so zurückdenke, frage ich mich immer noch, wieso gerade ich diese große Aufgabe wahrnehmen durfte.“
Des Landes verwiesen
Die 1960er und 70er Jahre waren Jahre des Umbruchs. Immer wieder brach im ganzen Land Verfolgung aus. Nach der Unabhängigkeit Sambias im Jahr 1964 gerieten Zeugen Jehovas in immer größere Schwierigkeiten wegen der Fahnengruß- und Nationalhymnenfrage. Gegen Ende der 60er Jahre sahen einige Politiker den Einfluss der Missionare als regierungsfeindlich an. In einem Bericht des Zweigbüros hieß es: „Am 20. Januar 1968 kamen morgens früh lauter Anrufe von den Versammlungsaufsehern fast aller englischsprachigen Versammlungen. Wie sie dem Zweigbüro mitteilten, hatten sie einen Ausweisungsbescheid erhalten. Interessanterweise waren nicht nur ausländische Zeugen Jehovas davon betroffen, sondern auch sambische Staatsbürger, so zum Beispiel George Morton und Isaac Chipungu.“
Es ging Schlag auf Schlag. Noch am gleichen Tag erschienen morgens um 10 Uhr Beamte von der Einwanderungsbehörde beim Zweigbüro mit dem Ausweisungsbescheid für fünf Missionarehepaare. „Ehe wir uns versahen“, erinnert sich der Missionar Frank Lewis, „standen sie schon vor der Haustür. Die Anweisung für Missionare lautete, das Zweigbüro durch die Hintertür zu verlassen und schnell zu einem bestimmten Bruder zu gehen, um alle nötigen Vorkehrungen für den Fall eines Verbots in Gang zu setzen. Aber wir zögerten, denn eine Missionarin lag schwer krank oben im Haus — sie hatte Malaria. Doch die einheimischen Brüder bestanden darauf, dass wir gingen, und versprachen, sich um die Schwester zu kümmern. Und wir wussten, sie würden genau das tun.
Es war ein eigenartiges Gefühl, in der Times of Zambia zu lesen, dass der Wachtturm, wie sie uns nannten, nun verboten
war und die ,Führer‘ sich versteckt hielten. Unsere Namen standen auf der Titelseite der Zeitung — mit der Anmerkung, dass man nach uns die Stadt durchsuchte, Haus um Haus. Die einheimischen Brüder, die im Büro geblieben waren, machten ihre Sache gut. Sie brachten die Ordner und die Literatur an verschiedenen Orten unter. Als das erledigt war, kehrten wir am nächsten Tag zum Zweigbüro zurück und stellten uns den Behörden.“Ein Polizist wurde vor dem Gebäude als Wache postiert und schon bald erhielten bestimmte Missionare und andere Ausländer den Ausweisungsbescheid ausgehändigt. „Wir gehörten zu den Letzten, die gehen mussten“, erklärt Bruder Lewis. „Noch immer spüren wir einen Kloß im Hals, wenn wir an die Schwestern denken, die wir gar nicht persönlich kannten, die aber mitsamt ihren Kindern 20 Kilometer von Kalulushi zu Fuß angelaufen kamen, um uns Lebewohl zu sagen und uns die Hand zu schütteln!“
Eine zweite Ausweisungswelle
Inzwischen schrieb man das Jahr 1975. Albert Musonda, der heute zum Zweigkomitee in Sambia gehört, war damals 22 und im Bethel in der Abteilung Kasse tätig, als plötzlich die Polizei kam. Er erzählt: „Sie gaben den Missionaren keine zwei Tage, um das Land zu verlassen.“
John Jason ergänzt: „Im Dezember 1975 wurden wir von der Einwanderungsbehörde brieflich aufgefordert, das Land innerhalb von 36 Stunden zu verlassen.“ Durch einen lokalen Rechtsanwalt legten wir dagegen Beschwerde ein, und die Frist für die Missionare wurde verlängert, sodass sie ihre persönlichen Sachen noch halbwegs ordnen konnten. „Danach“, so erzählt Bruder Jason, „mussten wir von einem Volk fort, das uns sehr ans Herz gewachsen war.“
Alberts Frau Dailes sagt: „Wir begleiteten unsere Brüder zum Southdown Airport, um sie zu verabschieden. John Jason
flog nach Kenia und Ian Fergusson nach Spanien.“ Wie war es zu dieser zweiten Ausweisungswelle gekommen?Viele denken, dass der Kongress 1975 der sprichwörtliche Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. John Jason erinnert sich noch gut daran. „Es war einer der größten Kongresse, die in jener turbulenten Zeit abgehalten wurden. Über 40 000 waren anwesend.“ Zufällig fand ganz in der Nähe auch eine politische Veranstaltung statt. Auf dieser Veranstaltung forderten einige, gegen Jehovas Zeugen wegen ihrer neutralen Haltung in politischen Angelegenheiten entschieden vorzugehen. Bruder Jason weiß noch, dass man den Kongress für den schwachen Besuch der politischen Veranstaltung verantwortlich machte.
Missionare kehren zurück
Es sollten zehn Jahre vergehen, bis die ersten Missionare wieder ins Land gelassen wurden. In den 1980er Jahren war die Lage politisch stabiler und die Auflagen lockerten sich. 1986 kamen Edward Finch und seine Frau Linda aus Gambia. Es folgten Alfred und Helen Kyhe sowie Dietmar und Sabine Schmidt.
Im September 1987 kamen Dayrell und Susanne Sharp aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, nach Sambia. Sie hatten 1969 die Gileadschule besucht und waren im Reisedienst im gesamten Kongo unterwegs gewesen. Daher war ihnen das Leben in Zentralafrika schon vertraut. Dayrell, ein Mann mit einer robusten Natur, ist seit über 40 Jahren im Vollzeitdienst. Er sagt: „Viele Jahre lang wohnten wir im Missionarheim in Lubumbashi, unweit der Grenze, und wir reisten regelmäßig nach Sambia.“
Susanne erinnert sich noch lebhaft an diese Zeit. Sie erzählt: „Wegen der Nahrungsmittelknappheit Anfang der 1970er Jahre im Kongo mussten wir alle paar Monate nach Sambia, um uns dort einzudecken. Anfang 1987 bat uns dann die leitende Körperschaft, ein neues Gebiet zu betreuen. Und wo war das?
In Sambia!“ Da das Arbeiten im Kongo immer mehr Einschränkungen unterworfen wurde, waren die Sharps froh, in ein Land zu ziehen, in dem die Brüder immer größere Religionsfreiheit genossen.Im Predigtdienst und im Zweigbüro musste man sich allerdings etwas umstellen. Wegen des bedingten Verbots, mit dem der offizielle Predigtdienst belegt war, beschränkten sich die meisten Brüder auf Bibelstudien. Vielen Verkündigern war der Gedanke fremd, ganz offen von Haus zu Haus zu predigen, und sie fühlten sich dabei unbehaglich. Doch der Haus-zu-Haus-Dienst ist ein elementarer Bestandteil des öffentlichen Dienstes der Zeugen Jehovas. Daher ermunterte man die Brüder, freier und mutiger von Haus zu Haus zu predigen, vor allem da sich die Lage im Land entspannt hatte und die Polizei kaum Notiz von unserer Tätigkeit nahm.
Fortschritt statt Rückschritt
Das Zweigkomitee machte sich Sorgen, da es in den 1970er Jahren mit dem Wachstum offensichtlich nicht voranging. Bedingt durch Traditionen war es für die Brüder schwierig, mit den eigenen Kindern zu studieren. Das Predigen von Haus zu Haus war verboten, und es hatte sich eingebürgert, dass Väter andere baten, mit ihren Kindern zu studieren. Die Väter selbst wiederum studierten mit den Kindern anderer Brüder. Nun war es an der Zeit, mutige Entscheidungen zu treffen. In den nächsten Jahren wurde den Verkündigern gut zugesprochen, unbiblische Traditionen und Gewohnheiten abzulegen. In dem Maß, wie sich die Versammlungen dazu ermuntern ließen, wurden sie auch gesegnet. Und die Brüder strengten sich sehr an, ihr Leben auf die biblischen Grundsätze und die weltweite Bruderschaft abzustimmen.
In den fünf Jahren nach den Ausweisungen von 1975 hatte es einen Rückgang an Verkündigern von fast 11 Prozent gegeben. In den fünf Jahren nach der Wiederkehr der Missionare 1986 wuchs die Verkündigerzahl dagegen um über 50 Prozent. Und seitdem hat sich die Zahl der Verkündiger mehr als verdoppelt.
Silas Chivweka, damals reisender Aufseher, schrieb in einem Brief an das Zweigbüro: „Seit den 1950er Jahren haben die Gileadmissionare anderen geholfen, an Reife zuzunehmen. Die Missionare waren sehr geduldig, verständnisvoll und lieb. Dadurch, dass sie Nähe zu den Verkündigern aufbauten, merkten sie bald, was korrigiert werden musste.“ Dieser ungeheuchelte, liebevolle Beistand vonseiten der Missionare ist für das Wachstum nach wie vor förderlich.
Das gedruckte Wort
Zeugen Jehovas der Neuzeit beweisen wie einst Paulus und seine Begleiter, dass sie Diener Gottes sind, indem sie „Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken“ einsetzen 2. Kor. 6:7). Gerechte „Waffen“, sprich: Mittel und Wege, um die wahre Anbetung voranzubringen, gehören nach wie vor zu ihrer geistigen Kriegführung.
(Im Anfang waren unsere Veröffentlichungen nur in Englisch verfügbar. Zwar hatten schon 1909 einige im südlichen Afrika den Wachtturm abonniert, aber verbreitet wurde die biblische Wahrheit größtenteils von Mund zu Mund. Ein Bruder berichtete aus jener Zeit: „Jedes Dorf hat einen Dorfplatz, auf dem man das Neuste erfährt. Der umherreisende Bruder liest das Englische und übersetzt die Absätze möglichst einfach in die Muttersprache der Zuhörer. Dann werden Fragen besprochen.“ Wie genau die Wahrheiten übermittelt wurden, hing natürlich entscheidend von den Fähigkeiten und Motiven desjenigen ab, der übersetzte. Deswegen brauchte man im Interesse einer genauen Erkenntnis und der Einheit unter den Interessierten unbedingt eine verlässliche Zufuhr von Publikationen in ihren Sprachen.
Veröffentlichungen bereitgestellt
Anfang der 1930er Jahre wurden das Buch Die Harfe Gottes und einige Broschüren in die Sprache Chinyanja übersetzt und herausgegeben. Bis 1934 hatte die kleine Gruppe von Verkündigern mehr als 11 000 Bücher und Broschüren verteilt. Das machte den Gegnern schwer zu schaffen und später schmiedeten sie dann ja „durch Verordnung Unheil“ (Ps. 94:20). Dennoch wurde Ende 1949, als der Wachtturm nicht länger verboten war, eine monatliche Ausgabe in der Sprache Bemba vervielfältigt und an Abonnenten verschickt.
Jonas Manjoni erinnert sich noch gut an seine Arbeit an der Zeitschrift Anfang der 1950er Jahre. Er erzählt: „Das Übersetzen in Bemba bewältigte ich ganz allein. Ich bekam die englischen Manuskripte, übersetzte sie und nahm dann die Korrekturen vor. Danach tippte ich den Text neu auf eine Matrize, mit der ich anschließend die Kopien herstellte. Das dauerte
schon seine Zeit. Manchmal wurden von jeder Ausgabe 7 000 Stück benötigt. Ich stellte jede Zeitschrift per Hand her und heftete sie dann zusammen. Danach verschickte ich die Zeitschriften an die Versammlungen. Die Zeitschriftenrollen zu frankieren und sie in Kartons zur Post zu schaffen war eine Heidenarbeit.“Ungeachtet der begrenzten technischen Möglichkeiten gingen die Brüder, die damals mit dem Übersetzen zu tun hatten, voller Hingabe ans Werk, denn ihnen war bewusst, wie viel Gutes dadurch eingebracht wurde. James Mwango, der im Reisedienst unterwegs war, schrieb seine Übersetzungen mit der Hand, und das meist bei Kerzenlicht. Er sagt: „Dazu war ich nie zu müde. Ich tat es mit Vergnügen, denn dadurch durfte ich ja meinen Brüdern geistige Speise zugänglich machen, durch die sie zur Reife gelangen konnten.“
„Hände wechseln“
Um die Wahrheit korrekt zu übermitteln, muss ein Übersetzer nicht nur der eigenen Sprache mächtig sein, sondern auch den englischen Text richtig verstehen. Aaron Mapulanga sagt dazu: „Es gibt Passagen, die etwas anderes bedeuten, als man vom reinen Wortlaut her meinen würde. Ich weiß noch, dass wir einmal darüber diskutierten, was die englische Wendung ,to change hands‘ [in Deutsch: den Besitzer wechseln oder in andere Hände übergehen] in einer Veröffentlichung bedeutete, in der es um die Übertragung der Verantwortung von Elia auf Elisa ging. Ein Bruder übersetzte es wortwörtlich. Ich bezweifelte, dass der Text wirklich „Hände wechseln“ bedeutete. Nachdem wir uns noch mit anderen Brüdern beraten hatten, verstanden wir die korrekte Bedeutung. Ich kann mich auch noch erinnern, dass uns geraten wurde, nicht Wort für Wort zu übersetzen, weil sich das dann Englisch anhören würde. Wir bemühten uns sehr, uns von einer wörtlichen Übersetzung zu lösen und dem Sprachaufbau der Zielsprache zu folgen.“
Technische Hilfen
Seit 1986 steht den Zweigbüros ein vielsprachiges elektronisches Fotosatzsystem zur Verfügung, genannt MEPS. Dieses ist eine große Hilfe gewesen, schneller zu übersetzen, zu checken und den Text zu gestalten. In jüngerer Zeit wird ausgiebig mit der „Watchtower Translation System Software“ und mit Übersetzungshilfen gearbeitet. Derzeit übersetzen Teams in mehrere wichtige einheimische Sprachen, um biblische Publikationen bereitzustellen, die die meisten Sambier verstehen. Die Neue-Welt-Übersetzung und andere „Waffen der Gerechtigkeit“ werden auch weiter wesentlich dazu beitragen, dass aufrichtige Menschen Jehova kennen lernen können (2. Kor. 6:7).
Flüchtlingshilfe
Viele Menschen in Afrika leben glücklich und in Frieden. Doch leider sind auch immer mehr von Kriegen betroffen. Über Nacht werden Nachbarn zu Feinden, unschuldige Menschen müssen aus ihren Häusern fliehen und Gemeinden werden verwüstet. Flüchtlinge versuchen, sich mit nur wenigen Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen, wohin auch immer. Diese Erfahrung machen heute Millionen von Menschen.
Im März 1999 strömten die Menschen zu Tausenden nach Sambia. Sie waren auf der Flucht vor dem Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo. Wie in vielen Kriegen, so wurden auch hier die Männer von den vorrückenden plündernden Truppen gezwungen, schwere Lasten zu tragen; Frauen und Kinder wurden misshandelt. Da Zeugen Jehovas nicht zu den Waffen greifen, wurden viele gedemütigt und brutal geschlagen. Katatu Songa, ein eifriger Pionier in den 50ern, erinnert sich: „Ich musste mich vor Frauen und Kindern auf den Boden legen, und dann peitschten sie mich so lange aus, bis ich bewusstlos wurde.“
Um diesen Misshandlungen zu entgehen, flohen viele Familien. Als Mapengo Kitambo in den Busch rannte, verlor er
dabei seine Söhne aus den Augen. Er erklärt: „Wir hatten keine Zeit, nach irgendjemand zu suchen. Wir mussten einfach immer weiter, obwohl wir uns schreckliche Sorgen um unsere Lieben machten.“ Viele legten auf der Flucht Hunderte von Kilometern zu Fuß oder mit dem Rad zurück, um sich in Sicherheit zu bringen.Die Ortschaft Kaputa wurde von Flüchtlingen überschwemmt. Auch fast 5 000 Brüder und ihre Familien waren darunter — völlig erschöpft von dem langen und beschwerlichen Weg, den sie hinter sich hatten. Wenngleich die 200 Verkündiger, die in dem Ort lebten, auf die Flüchtlinge nicht vorbereitet waren, erwiesen sie ihren Brüdern und Schwestern gern christliche Gastfreundschaft. Manda Ntompa, einer der Flüchtlinge, erinnert sich: „Wir waren zutiefst beeindruckt von der Liebe und Gastfreundschaft, die man uns entgegenbrachte. Als die einheimischen Brüder erfuhren, dass wir Zeugen Jehovas sind, öffneten sie ihr Heim. Wie die Witwe von Zarephath
waren sie bereit, das bisschen, was sie hatten, mit uns zu teilen.“In der Nähe des Mwerusees im Norden nahmen sich einige wenige Zeugen Hunderter von Flüchtlingen an. Sie organisierten die Versorgung mit Nahrungsmitteln und sorgten für Unterkünfte. Versammlungen in der Nähe lieferten Maniok und Fisch. Nach drei Monaten wurden die kongolesischen Zeugen schließlich registriert und in ein Flüchtlingslager gebracht.
Wer vor gewalttätigen Auseinandersetzungen flieht, bringt kaum Bücher und Zeitschriften mit. Oft muss der am meisten geschätzte Besitz zurückgelassen werden, denn man versucht einfach nur verzweifelt, sich in Sicherheit zu bringen. Ganz anders sah das unter Gottes Volk aus. So überstürzt die Flucht auch war, gelang es einigen dennoch, ihre Literatur mitzunehmen. Allerdings waren Bibeln und biblische Publikationen trotzdem rar. Auf 150 Anwesende bei einer Zusammenkunft kamen meist nur 5 Bücher, die ihnen zur Verfügung
standen. Wie beteiligten sie sich an der Zusammenkunft? Ein Bruder erklärt: „Wer eine Bibel hatte, schlug die Texte auf, und die anderen, die keine hatten, hörten ganz genau zu. So konnten alle Kommentare geben und dadurch Jehova preisen und sich gegenseitig aufbauen.“Bedürfnissen gerecht werden
Die meisten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Wenn sie ankommen, sind sie meist krank und haben nichts zu essen. Wie haben Zeugen Jehovas ihnen unter die Arme gegriffen? Die Times of Zambia berichtet: „Es ist erfreulich, dass die Gesellschaft der Zeugen Jehovas in Sambia Freiwillige und Hilfsmannschaften in das ehemalige Zaire geschickt hat, einfach, um im Gebiet der Großen Seen die Last der Flüchtlinge zu erleichtern.“ Wie der Artikel ausführte, versorgten Zeugen Jehovas aus Belgien, Frankreich und der Schweiz „die Flüchtlinge mit insgesamt 500 Kilogramm Medikamenten, 10 Tonnen Vitaminpräparaten, 20 Tonnen Lebensmittelpaketen und über 90 Tonnen Kleidung sowie 18 500 Paar Schuhen und 1 000 Decken — im Wert von insgesamt fast 1 Million Dollar“.
Bruder Ntompa erzählt: „Es war ein aufregender und glaubensstärkender Tag für uns alle, als die Hilfsgüter eintrafen. Wie fürsorglich doch die Organisation ist, zu der wir gehören! Dieser große Liebesbeweis war für viele Angehörige unserer Brüder, die nicht in der Wahrheit waren, der Wendepunkt. Einige haben sich uns nun angeschlossen und machen als Anbeter Jehovas schöne Fortschritte.“ Die Hilfsgüter wurden allen Flüchtlingen gespendet, ohne Bevorzugung.
Bis zum Ende des Jahres 1999 war die Zahl der Vertriebenen im Land auf über 200 000 angestiegen. Eine Lokalzeitung berichtete: „Sambia ist zu einem der größten Asylländer für Kriegsflüchtlinge in Afrika geworden.“ Trotz der Anstrengungen von behördlicher Seite, den Bedürfnissen gerecht zu werden, führten Frustration und Unzufriedenheit bei den
Flüchtlingen zu gewalttätigen Protesten. Nach einem Krawall kamen einige Verantwortliche des Lagers zu dem Kreisaufseher und beschuldigten ihn, nicht gerade hilfreich gewesen zu sein, als es darum ging, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Allerdings waren Zeugen Jehovas in keiner Weise an den Unruhen beteiligt. Der Kreisaufseher erwiderte deshalb freundlich, aber bestimmt: „Ich habe Ihnen geholfen! Stellen Sie sich bitte einmal vor, wie viel schlimmer es hätte sein können, wenn die aufgebrachte Menge um 5 000 Menschen größer gewesen wäre. Seien Sie froh und dankbar, dass zumindest 5 000 Flüchtlinge bei dem Krawall nicht mitgemacht haben, weil sie Zeugen Jehovas sind. Das sind meine Brüder!“Zeugen Jehovas werden in der Flüchtlingsgemeinschaft als ein stabilisierender Faktor angesehen. Ein Regierungsbeamter bemerkte: „Wir haben gehört, dass Zeugen Jehovas tief religiös sind, und wir haben viele von ihnen als Blockleiter eingesetzt. Seit sie uns helfen, ist es im Lager ruhig, und jeder konzentriert sich darauf, in der Bibel zu lesen. Ich danke Gott, dass uns solche Leute erhalten bleiben und dass es im Lager völlig friedlich ist.“
Das göttliche Blutverbot einhalten
Obwohl die praktische Weisheit des biblischen Gebots, ‘sich des Blutes zu enthalten’, schon lange klar zu sehen ist, hat es im Sub-Sahara-Raum Afrikas viele Vorurteile und Missverständnisse zu medizinischer Behandlung ohne Bluttransfusionen gegeben (Apg. 15:28, 29). Leider wurden Zeugen Jehovas deshalb rücksichtslos behandelt und gedemütigt. Es war nichts Ungewöhnliches, einem Kind, das im Krankenhaus lag, bei Nacht und Nebel und ohne Wissen der Eltern eine Bluttransfusion zu geben.
Jenala Mukusaos sechsjähriger Enkel Michael, den sie betreute, wurde mit schwerer Anämie ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte ordneten eine Bluttransfusion an. Als Schwester Mukusao
nicht einwilligte, hatte das zur Folge, dass man sie vier Tage lang beschimpfte und einschüchterte. Sie sagt: „Ich flehte sie an und zeigte ihnen mein Dokument zur ärztlichen Versorgung, aber sie waren nicht bereit, mich anzuhören. Die Krankenschwestern beschuldigten mich, eine Hexe zu sein, die ihren Enkel töten wolle.“Wegen dieser feindlichen Haltung zögerten manche, überhaupt in ein Krankenhaus zu gehen. Viele Ärzte ignorierten das Recht des Patienten auf Einwilligung nach hinreichender Aufklärung. Die wenigen Ärzte, die bereit waren zu helfen, riskierten, von ihren Kollegen scharf kritisiert oder sogar geächtet zu werden, weil viele die von ihnen praktizierten Behandlungsmethoden für unannehmbar hielten. Erschwert wurde alles noch durch eine unterentwickelte Infrastruktur und dadurch, dass nur wenige Alternativen zur Behandlung mit Bluttransfusionen im Land verfügbar waren. Im Jahr 1989 sagte jedoch der höchste Gesundheitsbeamte der Kupferindustrie, dass „man Bluttransfusionen nicht gegen den ausdrücklichen Wunsch des Patienten verabreichen sollte“. Es zeichnete sich ab, dass einige aus der Ärzteschaft ihre Ansichten milderten.
Komitees, die viel bewirken
1995 wurde der Krankenhausinformationsdienst mit den ihm angeschlossenen Krankenhaus-Verbindungskomitees (KVKs) in Sambia eingerichtet. Kaum jemand konnte vorhersehen, wie sehr diese Komitees die Meinungsbildung in medizinischen Kreisen beeinflussen würden, was die Behandlung ohne Bluttransfusion und das Patientenrecht angeht. Zur Arbeit der KVKs gehört es, Krankenhäuser aufzusuchen, mit Ärzten zu sprechen und Präsentationen vor der medizinischen Belegschaft vorzuführen — all das mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zu fördern und Konfrontationen vorzubeugen. Von der Professionalität dieser Präsentationen war man sehr angetan.
In einem Krankenhaus im Süden des Landes kam zum Beispiel ein Clinical Officer nicht umhin, zu den Brüdern zu sagen: „Sie sind Ärzte — wollen es bloß nicht zugeben.“Ein holländischer Arzt, der in einem Bezirkshospital im Westen Sambias arbeitet, sagte: „Vor 14 Tagen erst sprachen wir davon, weniger Blut zu verwenden wegen der damit verbundenen Risiken. Und heute haben Experten auf diesem Gebiet mit uns gerade darüber geredet.“ Und diejenigen vom Krankenhauspersonal, die die Präsentationen des KVKs erlebt hatten, empfahlen sie schon bald an ihre Kollegen weiter. Das Programm wurde in medizinischen Kreisen anerkannt und statt Konfrontation gab es zunehmend Kooperation.
Manche Brüder von den Komitees hatten anfangs Minderwertigkeitsgefühle, wenn sie es mit Ärzten zu tun hatten, die man schon seit Jahren quasi als „Götter in Weiß“ betrachtete. Bruder Smart Phiri, der früher Vorsitzender des Lusaka-Komitees war, erinnert sich: „Mir fehlte einfach der medizinische Hintergrund und ich fühlte mich sehr unsicher.“
Aber auf Jehova zu vertrauen und nicht aufzugeben, das wurde belohnt. Ein anderer Bruder vom Komitee erzählt aus jenen Anfangsjahren: „Drei von uns machten sich einmal auf, einen Doktor zu besuchen, einen sehr einflussreichen Mann, der als Gesundheitsminister tätig gewesen war. Wir waren sehr nervös! Vor seinem Büro sprachen wir auf dem Flur ein Gebet und baten Jehova um Hilfe, damit wir mit Freimut reden konnten. Als wir eintraten, konnten wir uns mit dem Doktor sehr gut unterhalten und er erwies sich als höchst kooperativ. Mir wurde klar, dass wir Jehovas volle Unterstützung hatten und es keinen Grund gab, sich zu fürchten.“
Medizinische Fachkräfte arbeiten immer besser mit den KVKs zusammen, was sich darin zeigt, dass immer mehr Ärzte bereit sind, schwierige Fälle zu übernehmen, die sie noch vor einigen Jahren ohne die Freiheit, Bluttransfusionen zu geben, abgelehnt hätten. Im Oktober 2000 entschieden sich
zwei Chirurgen mutigerweise dafür, die sechs Monate alte Beatrice aus der Demokratischen Republik Kongo zu operieren. Obwohl die Gallenblasenatresie ohne Bluttransfusion erfolgreich operiert wurde, löste der Fall eine Flut von Negativpublicity aus.Den Wendepunkt brachte eine Pressemitteilung von Professor Lupando Munkonge, dem Leiter des Operationsteams. Darin machte er deutlich, dass er den Standpunkt von Beatrices Eltern respektierte. Das trug deutlich zu einer Entschärfung der Medienkritik bei. Zwei Monate später beschäftigte man sich in einer Fernsehdokumentation mit dem Fall und vermittelte ein positives Bild von unserem Standpunkt zu Behandlungen und Operationen ohne Bluttransfusionen.
„Machen Sie bitte schnell“
Einige Ärzte sind gegenüber der Gewissensentscheidung in Sachen Blut skeptisch geblieben. Aber die meisten sehen nun, dass Alternativen zu Bluttransfusionen sicher, einfach und wirkungsvoll sind — selbst im ländlichen Afrika. Viele Patienten haben gelernt, ihre Rechte unerschrocken zu verteidigen. Für sie bedeutet das, sich in wichtigen Angelegenheiten weiterzubilden und zu lernen, wie sie der Stimme ihres Gewissens Geltung verschaffen können.
Selbst Kindern wird „die Zunge der Belehrten gegeben“ (Jes. 50:4). Der achtjährige Nathan, der eine Knochenmarkentzündung im linken Oberschenkelknochen hatte, sagte vor seiner Operation zu dem Ärzteteam: „Wenn Sie operieren, machen Sie bitte schnell, damit ich nicht viel Blut verliere. Geben Sie mir keine Bluttransfusion, sonst werden meine Eltern Ihnen das nicht verzeihen und Jehova auch nicht.“ Nach der Operation lobte einer vom OP-Team Nathans Eltern für ihre Erziehung. Bescheiden sagte der Arzt: „Es ist das allererste Mal, dass mich ein kleiner Patient daran erinnert hat, wie wichtig es ist, Gott zu respektieren.“
2. Kor. 6:3-5). Das ist bei den Brüdern vom KVK oft der Fall. Unbemerkt bleibt diese Selbstaufopferung nicht. Eine Schwester sagte: „Mir fehlen die Worte, um meine Dankbarkeit richtig ausdrücken zu können. Die Einsatzbereitschaft der Brüder vom KVK zu sehen, baut mich auf und tröstet mich. Sie sind mir ganz kurzfristig zu Hilfe gekommen und immer für mich da gewesen, selbst zu den unmöglichsten Zeiten. Als ich das zweite Mal innerhalb von 24 Stunden in den Operationsraum kam, bin ich nicht in Panik geraten. Ich habe mich durch die ermutigenden Worte der Brüder überaus gestärkt gefühlt.“ Trotz ‘schlechter Berichte’ empfehlen sich Jehovas Zeugen nach wie vor als Gottes Diener, indem sie gern mit Medizinern zusammenarbeiten (2. Kor. 6:8). Durch ‘gute Berichte’ gestärkt, sind sie entschlossen, dem göttlichen Gebot, sich von Blut zu enthalten, gehorsam zu bleiben.
Wie der Apostel Paulus sagte, empfehlen wir uns als Gottes Diener auch in schlaflosen Nächten. Wenn Gottes Diener schlaflose Nächte haben, ist das meist darauf zurückzuführen, dass sie sich um ihre Glaubensbrüder oder um die Förderung der wahren Anbetung sorgen (Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung
„In vielen Ländern würde man eine Gruppe von etwa 25 jungen Männern misstrauisch als potentielle Unruhestifter beäugen“, bemerkt Cyrus Nyangu, der zum sambischen Zweigkomitee gehört. „In den 31 Klassen der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung (SDW) dagegen wurden durchweg Gruppen energiegeladener, engagierter christlicher Männer geschult, die sich als ein wahrer Segen für die Gemeinschaft, in der sie aktiv sind, erweisen.“ Über 600 Absolventen dieser internationalen Schule dienen in verschiedenen Zweigen des Vollzeitdienstes in den sechs Ländern des südlichen Afrika. In Sambia haben über die Hälfte der reisenden Aufseher diese Schule besucht. Wieso braucht man so eine Schule und was wird durch sie erreicht?
Seit der Abschlussfeier der ersten Klasse 1993 ist die Zahl der Zeugen, die in Sambia predigen, um fast 60 Prozent gestiegen. Es besteht ein Bedarf an befähigten Männern, die sich um die Versammlungen kümmern, denn der Druck von außen ist stark, was Traditionen und Bräuche angeht, die mit biblischen Grundsätzen kollidieren. Ein Absolvent der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung macht diesen Bedarf an fähigen Hirten und Lehrern deutlich, wenn er sagt: „Ein Problem bei uns im Gebiet ist, dass die Menschen Fehlverhalten leicht tolerieren. Ich habe gelernt, dass wir fest für das Recht eintreten müssen und nicht über das Geschriebene hinausgehen dürfen.“
An die Vielfalt des Stoffes und die Tiefe des Studiums müssen sich die Schüler erst einmal gewöhnen. Aber die Unterweiser sind sehr darauf bedacht zu helfen. Sarel Hart, einer von ihnen, sagt: „Das Unterrichten jeder Klasse war für mich wie das Führen von Bergwanderern entlang eines Gebirgspfads. Am Anfang sind sich alle Teilnehmer fremd, und sie versuchen, sich
an die ungewohnte und ehrfurchteinflößende Umgebung zu gewöhnen. Manchmal liegen große Brocken vor ihnen und behindern ihren Weg. Die Schüler überwinden diese Hindernisse und klettern weiter hinauf, dabei drehen sie sich hin und wieder um und sehen scheinbar unüberwindliche Hindernisse hinter sich liegen, die dann gar keine mehr sind.“Der geistige Fortschritt durch den Besuch dieser Schule wird von vielen als eine Art Metamorphose empfunden. Elad ist heute Sonderpionier und sagt: „In meinen Augen war ich ungeeignet zu lehren und zu jung für mehr Verantwortung in der Versammlung. Die Schule half mir, mir darüber im Klaren zu werden, dass ich brauchbar sein kann. In der Versammlung, der ich zuerst zugeteilt wurde, hatten die 16 Verkündiger Probleme damit, Bibelstudien durchzuführen, die gute Fortschritte machen. Wir besprachen regelmäßig Empfehlungen für den Dienst und übten Darbietungen, bevor wir losgingen. Bis 2001 war die Versammlung auf 60 Verkündiger angewachsen plus einer allein stehenden Gruppe von 20 Verkündigern.“
Woran sich Erfolg ausmachen lässt
Woran lässt sich der Erfolg der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung unter anderem ausmachen? „Wir legen viel Wert darauf, zu zeigen, wie wichtig es ist, stets demütig zu bleiben und niemals höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist“, erklärt Richard Frudd, einer der Unterweiser. „Gesucht sind Reife, Mitgefühl und die Fähigkeit, schwierige Herausforderungen zu meistern, ohne dabei das Lächeln zu verlieren. Wenn Brüder mit anderen auf liebevolle Art umgehen können und es herüberkommt, dass sie dienen wollen und nicht bedient werden wollen — dann hat die Schule unserer Meinung nach ihren Zweck erfüllt.“
Und dass dem wirklich so ist, wird von Schülern bestätigt. So sagt Emmanuel, der die 14. Klasse besucht hat: „Wenn wir einer Versammlung zugeteilt werden, heißt das nicht, dass wir schnurstracks jede Kleinigkeit korrigieren sollten. Stattdessen gilt es, sich darauf zu konzentrieren, mit der Versammlung zusammen das wichtigste Werk überhaupt durchzuführen: das Predigen der guten Botschaft.“
Moses ist Pionier und sagt: „Mir ist klar geworden, dass Jehova jeden demütigen Menschen gebrauchen kann und dass nicht immer nur Wissen und Erfahrung zählen. Liebe zu den Brüdern in der Versammlung und zu den Menschen im Gebiet sowie gut mit anderen zusammenzuarbeiten, das zählt bei Jehova.“
Große Kongresse
Die Feste der Israeliten in vorchristlicher Zeit und ihre „heiligen Zusammenkünfte“ waren freudige Anlässe, bei denen den Anwesenden geholfen wurde, sich auf Geistiges zu konzentrieren (3. Mo. 23:21; 5. Mo. 16:13-15). Das trifft auf die neuzeitlichen großen Zusammenkünfte des Volkes Gottes ganz genauso zu. In Sambia werden Kongresse nicht in schicken, modernen Sportkomplexen abgehalten, sondern die Brüder errichten so genannte Kongressdörfer, zu denen auch kleine Hütten zum Schlafen gehören.
Nach und nach sind die Konstruktionen an diesen Kongressorten immer dauerhafter und stabiler geworden. Die Anfangsjahre hingegen waren höchst schwierig und man musste gut improvisieren können. „Auf dem Kreiskongressgelände“, so weiß ein Bezirksaufseher zu berichten, „haben die Brüder immer für mich eine Hütte gebaut, normalerweise aus Gras. Dann haben sie einen Zaun um die vorgesehenen Sitzplätze gezogen. Die Sitzplätze waren Erdhügel und auf diese legte man ,Kissen‘ aus Gras. Manchmal flachten die Brüder einen unbewohnten Termitenhügel ab, um eine Bühne daraus zu machen. Obenauf bauten sie eine kleine Hütte, von der aus das Programm dargeboten wurde.“
Der Missionar Peter Palliser erinnert sich: „Auf einem Kongress wollten die Brüder gern eine erhöhte Bühne haben. Ein Bruder kannte sich mit Sprengstoffen aus. Er richtete alles entsprechend her und sprengte einfach die Spitze eines verlassenen Ameisenhügels weg, der rund sechs Meter hoch gewesen war. Übrig blieb ein Hügel, auf dem wir eine Bühne bauen konnten.“
Was manche tun, um dabei zu sein
Die meisten Plätze für die Kongresse lagen weit von Hauptstraßen entfernt und waren schwer zu erreichen. Robinson Shamuluma kann sich noch gut an einen Kongress erinnern, bei dem er 1959 dabei war. Er erzählt: „Etwa 15 von uns radelten
nach Kabwe in der Zentralprovinz. Zum Essen nahmen wir uns ,mealie-meal‘ und getrockneten Fisch mit. Nachts schliefen wir immer im Busch. Ab Kabwe fuhren wir mit dem Zug. Schließlich kamen wir nach fast viertägiger Reise am Kongressort an.“Lamp Chisenga erinnert sich an einen Bruder, der mit seinen sechs Kindern rund 130 Kilometer zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs war, um bei einem Kongress dabei zu sein. Er sagt: „Als Reiseproviant bereiteten sie gerösteten Maniok, Erdnüsse und Erdnussbutter vor. Oft mussten sie im Freien draußen im Busch übernachten.“
Während Wayne Johnson als Bezirksaufseher umherreiste, bekam er mit, was manche alles taten, um dabei zu sein. Er schreibt: „Ein Sonderpionier war fast eine Woche mit dem Rad unterwegs, um einen Kongress mitmachen zu können. Andere fuhren hinten auf einem Lkw mit. Viele waren früh da, schon zu Beginn der Woche, in der der Kreis- oder Bezirkskongress stattfand. Abends wurde am Lagerfeuer gesungen. Manchmal
waren in der Woche so viele im Predigtdienst, dass wir das Gebiet dreimal durchgearbeitet haben.“Bekämpft, aber nicht besiegt
Sich in großem Kreis zu treffen, das ermuntert die Brüder nach wie vor und gibt ihnen Auftrieb. Heute finden Kongresse in der Presse viel positive Resonanz. Während der Zeiten politischer Veränderungen und besonders in den 1960er und 70er Jahren waren solche Anlässe dagegen vielen suspekt. In Regierungskreisen setzten manche alles daran, unsere Anbetung einzuschränken. Da die Brüder es ablehnten, die Nationalhymne zu singen, verweigerte man ihnen die nötigen polizeilichen Genehmigungen für öffentliches Zusammenkommen. Später durfte dann nur eine bestimme Anzahl von Personen zu solchen Zusammenkünften kommen. Darlington Sefuka erzählt rückblickend: „Das letzte Jahr, in dem Zeugen Jehovas sich im Freien versammelten, war 1974. Der Minister für innere Angelegenheiten gab bekannt, dass keine öffentliche Versammlung stattfinden dürfe, bei der nicht die Nationalhymne gesungen werde und die Fahne zu sehen sei.“ Trotzdem durften sich die Brüder in Königreichssälen versammeln, wenn das Gelände einen Graszaun hatte. Der Zweig passte sich den Umständen an: Das Kreiskongressprogramm wurde in Königreichssälen abgehalten, wobei oft nur ein paar Versammlungen anwesend waren.
Auch die Bezirkskongresse fanden in kleinem Rahmen statt. „Anstatt eines großen Bezirkskongresses hatten wir 20 kleinere“, erzählt ein Bruder, der die Kongresse mit organisierte. „Viele Brüder wurden geschult und waren am Programm beteiligt, sodass wir viele erfahrene Männer hatten, die man, als das Verbot aufgehoben wurde, gut in der Kongressorganisation gebrauchen konnte.“
Taufen
Schon Anfang der 1940er Jahre wurde viel getan, um sicherzugehen, dass jemand, der sich taufen lassen wollte, völlig Offb. 18:2, 4). Das wurde noch dadurch erschwert, dass nur wenige richtig lesen konnten, und viele Versammlungen erhielten nicht genügend Bibelstudienhilfsmittel. Also interviewten Kreis- und Bezirksaufseher jeden, der sich taufen lassen wollte, um zu sehen, ob er die Voraussetzungen erfüllte. Geoffrey Wheeler, der die 33. Gileadklasse besucht hatte, weiß noch gut, wie es war: „Wir guckten uns die Babys der stillenden Mütter, die sich taufen lassen wollten, ganz genau an, um zu sehen, ob sie Glücksperlen oder Amulette trugen. Oft waren wir in der Kongresswoche jeden Tag bis Mitternacht auf; es waren so viele Taufbewerber da.“ Solche Interviews waren dann irgendwann nicht mehr so notwendig, denn reisende Aufseher griffen Versammlungsältesten liebevoll unter die Arme, und es gab später Bücher wie „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß“ sowie organisatorische Läuterungen.
die Bedeutung dieses Schrittes verstand. Für manche war es schwierig, „Babylon die Große“ und verkehrte religiöse Bräuche völlig aufzugeben (Lampenfieber
Zu den Höhepunkten eines Kongresses gehören nach wie vor die Dramen, die in Kostümen aufgeführt werden. Jeder Mitwirkende nimmt seine Verantwortung ernst, die Person, die er darstellt, gut rüberzubringen. Und dass ein Sambier mit sparsamer Mimik und Gestik schauspielern würde, kann man auch nicht gerade behaupten. Frank Lewis, der früher im Missionardienst war und heute zur Bethelfamilie in den Vereinigten Staaten gehört, erinnert sich: „Die ersten Dramen gab es nicht auf
Kassette. Die Brüder mussten ihren jeweiligen Rollentext auswendig lernen. Ich weiß noch, wie wir einmal zu einem Kongress in der Nordprovinz fuhren, wo wir unser erstes Drama hatten, nämlich das über Joseph. Die Post war halt ein bisschen langsam und das Manuskript war noch nicht bei den Brüdern angekommen. Wir mussten bis tief in die Nacht hinein arbeiten, um den Brüdern zu helfen, ihren Text zu lernen. Als das Drama dann aufgeführt wurde, kam die Szene, wo Potiphars Frau lautstark gegenüber ihrem Mann behauptet, Joseph habe versucht, sie zu vergewaltigen. Der Bruder, der Potiphar spielte, bekam auf einmal Lampenfieber, und weg war er. Ich war hinter der Bühne und machte den Souffleur, da sah ich den Bruder von der Bühne zu mir herunterkommen. Schnell erinnerte ich ihn an seinen kurzen Text und schob ihn zurück auf die Bühne. Dann stieß er seine Worte der Verachtung für diesen Mann aus, der der versuchten Vergewaltigung beschuldigt wurde. Er machte das ganz hervorragend. Auch wenn diese Szene bei dem Kongress beinah missglückt wäre, so denke ich doch jedes Mal, wenn ich den Bericht in der Bibel lese: Vielleicht war es ja so! Vielleicht verließ Potiphar wutentbrannt den Raum, beruhigte sich draußen und kehrte dann zurück, um Joseph zu verurteilen.“1978 wurde das vierjährige Verbot gelockert, mit dem die Regierung die Größe von Kongressen eingeschränkt hatte. Was Dramen angeht, war der Kongress „Siegreicher Glaube“ in diesem Jahr eine ziemliche Herausforderung. Ein ehemaliger reisender Aufseher erzählt: „Auf dem Kongress wurden alle Dramen der letzten Jahre aufgeführt, die für uns ausgefallen waren, weil wir uns in Königreichssälen versammeln mussten. Der Kongress dauerte fünf Tage, und wir hatten fünf Dramen — jeden Tag eins! Damit hatten wir die verpassten Dramen aufgeholt. Es war wirklich schön. Für den Bruder aus dem Bethel allerdings, der alle Dramen abnehmen musste, war das keine leichte Aufgabe, sondern viel Arbeit!“
Heb. 10:24, 25). Auch wenn man ‘betrübt’ ist wegen persönlicher Schwierigkeiten oder wegen religiöser Gegnerschaft, so weiß man in Jehovas Volk doch, dass das Zusammenkommen in großem Kreis ein Grund ist, sich ‘stets zu freuen’ (2. Kor. 6:10).
Ein Bruder vom Zweigkomitee erzählt noch: „Ich muss ehrlich sagen, dass das die schönsten Kongresse waren, auf denen ich je gewesen bin. Morgens kamen die Familien aus ihren kleinen Hütten, adrett und blitzsauber. Vor Jehova erscheint man schließlich nur in seinen allerbesten Sachen. Oft sitzen sie nicht im Schatten, sondern in der Sonne. Aber sie bleiben den ganzen Tag und hören aufmerksam zu. Das zu sehen, ist so schön!“ Die Gemeinschaft miteinander ist für Zeugen Jehovas ein ganz wichtiger Teil der Anbetung (Königreichssaalbau
„Ich schreibe diesen Brief, um die oben genannte Versammlung zu ermächtigen, ihr eigenes Land zu besitzen. Die Besitzverhältnisse sind dauerhaft, und ich habe ihnen zugebilligt, dort 150 Jahre zu verweilen. Niemand soll sie bis zum Paradies behelligen“ (Häuptling Kalilele).
Wahrheitssuchende Menschen im südlichen Afrika erkannten schon Anfang des letzten Jahrhunderts, wie wichtig es ist, zur Anbetung zusammenzukommen. Wie William Johnston um das Jahr 1910 mitteilte, errichteten die schnell wachsenden Gruppen aus traditionellen Baustoffen Versammlungsräume, von denen manche bis zu 600 Personen fassten. Viele wollten zwar gern eigene Anbetungsstätten haben, andere aber auch nicht. Holland Mushimba lernte die Wahrheit Anfang der 1930er Jahre kennen. Er erzählte: „Zwar wurde empfohlen, sich gemeinsam zur Anbetung zu versammeln, aber die Brüder vor Ort legten eigentlich kaum Wert auf einen regulären Zusammenkunftsort. Man traf sich überall, wo es gerade passte: im Schatten eines großen Baumes oder im Hof eines Bruders. Manche orientierten sich an Lukas 9:58 und argumentierten: ,Wenn selbst Jesus keinen Saal hatte, den er ständig benutzte, warum sollte uns dann der Bau eines Saales Kopfzerbrechen machen?‘ “
Vor 1950 waren die meisten Versammlungsräume höchst einfache, instabile Bauwerke aus unbearbeitetem Holz und Schlamm. Ian Fergusson brachte im geschäftigen Copperbelt einen Minenleiter dazu, für einen Königreichssaal ein Stück Land zur Verfügung zu stellen. 1950 wurde der erste Königreichssaal in Wusikili errichtet. Zehn Jahre sollten ins Land ziehen, bevor die Brüder Pläne für ein einheitliches Bauen entwarfen. Der erste nach diesen Plänen konstruierte Königreichssaal war ein schöner Flachbau, der rund 12 000 sambische Kwacha kostete. Damals war das eine Menge Geld, in der von Inflation arg gebeutelten Wirtschaft entspricht das heute gerade noch rund zwei Euro!
Da Zeugen Jehovas keine politischen Mitgliedskarten kauften, erlebten sie nach wie vor heftige Gewalt vonseiten patriotischer Militanter. Anbetungsstätten wurden niedergebrannt. Manche Brüder dachten, in Anbetracht künftiger möglicher Angriffe wäre es sicherer, keine Säle mehr zu bauen, sondern sich im Freien zu versammeln. Nach weiteren Einschränkungen Anfang der 1970er Jahre wurde es immer schwieriger, Land zu kaufen. Zwar wusste man im Allgemeinen, dass Zeugen Jehovas keine Partei unterstützen, dennoch bestanden Behörden in manchen Gegenden darauf, dass sämtlichen Anträgen Parteikarten beigelegt wurden.
Wiston Sinkala erzählt aus dieser Zeit: „Wir bekamen praktisch kein Land, geschweige denn eine Baugenehmigung. Als wir dem Stadtrat mitteilten, dass wir vor Gericht gehen würden, hielt man das für einen Scherz. Aber wir fanden einen fähigen Rechtsanwalt. Nach zwei Jahren entschied das Gericht zu unseren Gunsten und verfügte, dass man uns Land bereitstellen musste. Dieser Gerichtsfall ebnete den Weg für künftige Freiheiten.“
Der Rappe
Als Versammlung ein Stück Land mit einer richtigen Eigentumsurkunde zu erhalten — das war eher die Ausnahme. Oft fanden die Brüder zwar unbebautes Land, aber ohne Papiere konnten sie keine bleibenden Gebäude errichten. Baustoffe waren teuer, und viele verwendeten gebrauchtes Wellblech oder leere Benzinfässer, die aufgeschnitten, ausgebeult und dann an einen Holzrahmen genagelt wurden. Ein Ältester bemerkt dazu: „Wir hatten das Wellblech geteert und von weitem sah der Saal aus wie ein riesiger Rappe. Innen drin war die Hitze schier unerträglich.“
Ein Exkreisaufseher drückt sich so aus: „Ich muss sagen, im Rückblick ist mir nicht wohl in meiner Haut, dass wir diese Gebilde Königreichssäle genannt haben. Sie waren wirklich
nicht dazu geeignet, den allerhöchsten Gott Jehova zu vertreten.“Manche Versammlungen entschieden sich daher dafür, einen Saal zu mieten. Diese Lösung war zwar preisgünstig, aber ebenfalls problematisch. Edrice Mundi, die in den 1970er Jahren mit der einzigen englischsprachigen Versammlung in Lusaka verbunden war, erzählt: „Wir mieteten einen Raum, der auch als Disco benutzt wurde. Samstags kamen die Leute und tranken und tanzten bis in den frühen Morgen hinein. Und wir mussten dann sonntags früh immer hin und sauber machen. Der Raum stank nach Bier und Zigaretten; es war einfach kein gutes Gefühl, Jehova an so einem Ort anzubeten.“
Edrices Mann Jackson kann sich noch gut an folgende Episode erinnern: „Eines Sonntags platzte ein junger Mann mitten in die Zusammenkunft hinein, stapfte ganz nach vorn, holte sich einen Kasten Bier, den er dort am Abend zuvor stehen gelassen hatte, und stapfte dann völlig unbeeindruckt wieder hinaus.“ Da verwundert es wirklich nicht, dass sich die Brüder nach eigenen Königreichssälen sehnten!
Ein bedeutsames Bauprojekt
Die Resonanz auf die Königreichsbotschaft wurde immer größer und damit auch der Bedarf an würdigen Sälen. Aber selbst wenn die Begeisterung und der Eifer groß waren, so konnten manche Brüder ja kaum für die Lebensmittel ihrer Familie aufkommen, geschweige denn einen Königreichssaal finanzieren. Jehova, dessen Hand nie zu kurz ist, hatte eine Überraschung für sie parat.
Als sich herausstellte, dass es in 40 Entwicklungsländern in der ganzen Welt einen Bedarf an mehr als 8 000 Königreichssälen gab, entschied die leitende Körperschaft, das Bauen zu beschleunigen. Es war klar, dass sich in manchen Gegenden nur wenige Handwerker zur Verfügung stellen könnten. Auch Werkzeug könnte schon mal knapp sein. In unterentwickelten Wirtschaftsregionen
waren viele Versammlungen zudem nicht in der Lage, hohe Darlehen zurückzuzahlen. Außerdem war es für die Zweige in manchen Gebieten, in denen die Verkündigerzahl in die Höhe schnellte, schwierig, ein gut durchorganisiertes Projekt zu planen. All dies wurde berücksichtigt, und die leitende Körperschaft gründete in den Vereinigten Staaten ein Komitee zur Aufsicht über die Entwicklung von weltweiten Königreichssaalbauprojekten. Richtlinien für Königreichssaalbauten in Ländern mit begrenzten Mitteln wurden herausgegeben. Und freiwillige Facharbeiter wurden eingesetzt, um die Bauprojekte zu beaufsichtigen.Mitunter musste man sich von traditionellen Vorstellungen vom Bauen lösen. In Sambia beispielsweise unterstützten Frauen die Bauprojekte dadurch, dass sie kochten, Wasser schöpften und Sand schleppten. Doch wollten die Bauteams gern Schwestern auch bei den eigentlichen Bauarbeiten mit einbeziehen, um ihr Potenzial voll zu nutzen.
Ein Häuptling in der Ostprovinz beobachtete, wie eine Schwester eine Mauer an einem Königreichssaal hochzog. Er konnte es einfach nicht fassen und rief aus: „Ich hab mein Lebtag noch keine Frau gesehen, die gemauert hat, und dabei so gut! Wie schön, dass ich das erleben darf!“
„Geistig aufgepäppelt“
Das Bauprogramm hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Gemeinden. Viele Menschen, die entweder gleichgültig oder gegnerisch gegenüber Jehovas Zeugen gewesen waren, sind nun toleranter. Ein Häuptling in der Ostprovinz zum Beispiel, der sich zunächst gegen den Bau von Königreichssälen in seiner Gegend gestellt hatte, sagte später: „Es lag nicht allein an mir, dass ich zunächst gegen Ihr Projekt gewesen bin, sondern ich habe mich von Geistlichen anderer Religionsgemeinschaften beeinflussen lassen. Jetzt sehe ich, dass Sie zu einem guten Zweck hier sind. In diesem schönen Gebäude wird man geistig aufgepäppelt.“
2. Kor. 6:5; Mat. 24:14). Doch genauso wie der heilige Geist Gottes Volk dazu bringt, zu predigen, spornt er es auch an, fleißig die Königreichsinteressen durch den Bau von würdigen Zusammenkunftsstätten zu fördern. Der Daseinszweck von Versammlungen wird aufgewertet. Ein Bruder sagt: „Jetzt sind wir zuversichtlich, wenn wir in den Dienst gehen und zu unseren Zusammenkünften einladen. Denn wir wissen: Die Leute werden nicht in einen Schuppen kommen, sondern in einen Königreichssaal, der Jehova verherrlicht.“
Zum „Aufpäppeln“ gehört vor allem, dass Christen die „gute Botschaft vom Königreich“ predigen (Ein anderer Bruder meint: „Wir verdienen so einen netten Königreichssaal mitten im Busch vielleicht nicht, aber Jehova verdient ihn. Ich bin froh, dass Jehova durch bessere Anbetungsorte geehrt wird.“
Der Reisedienst
Diener Gottes brauchen unbedingt Durchhaltevermögen (Kol. 1:24, 25). Reisende Aufseher sind beispielhaft darin, sich im Interesse des Königreiches einzubringen. Ihre liebevolle Arbeit als Hirten, die die Versammlungen stärken, beweist, dass sie „Gaben in Form von Menschen“ sind (Eph. 4:8; 1. Thes. 1:3).
Ende der 1930er Jahre wurden befähigte Männer als Zonen- und Bezirksdiener geschult (heute sagt man dazu Kreis- und Bezirksaufseher). „Zu den Versammlungen hinzukommen, war nicht einfach“, erzählt James Mwango. „Wir wurden mit Fahrrädern ausgerüstet, aber die Brüder mussten uns zu Fuß begleiten, um uns beim Tragen des Gepäcks zu helfen. Es dauerte mehrere Tage, bis wir an unserem Zielort angelangt waren. Mit jeder Versammlung verbrachten wir jeweils 14 Tage.“
„Er ... fiel prompt in Ohnmacht“
Das Reisen in ländlichen Gegenden war damals wie heute keine Kleinigkeit. Robinson Shamuluma ist jetzt über 80 und war mit seiner Frau Juliana im Reisedienst tätig. Robinson
erinnert sich, wie sie einmal in der Regenzeit von einem besonders heftigen Regensturm erwischt wurden. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, war der Weg vor ihnen im Prinzip zwar frei, nur mussten sie sich durch Schlamm hindurchbewegen, der ihnen bis zum Fahrradsattel reichte! Als sie endlich bei der nächsten Versammlung ankamen, war Juliana dermaßen entkräftet, dass sie noch nicht einmal mehr die Energie aufbringen konnte, einen Schluck Wasser zu trinken.Enock Chirwa, der in den 1960er und 70er Jahren sowohl im Kreis- als auch im Bezirksdienst gewesen war, erklärt: „Der Montag hatte es immer in sich: Reisetag! Doch wenn wir bei den Versammlungen eintrafen, dann vergaßen wir die Reisestrapazen. Mit den Brüdern zusammen zu sein machte uns glücklich.“
Große Entfernungen und Unannehmlichkeiten waren nicht das Einzige, was ihnen zu schaffen machte. Bei einer Reise zu einer Versammlung im Norden des Landes wurde Lamp Chisenga einmal von zwei Brüdern begleitet. Auf einer staubigen Straße sahen sie in der Ferne ein Tier. „Die Brüder konnten es nicht genau erkennen“, erzählt Bruder Chisenga, „aber es saß am Straßenrand wie ein Hund. ,Seht ihr’s?‘, fragte ich. ,Könnt ihr’s sehen?‘ Dann erkannte ein Bruder, dass das Tier die Gestalt eines Löwen hatte. Er stieß einen Schrei aus und fiel prompt in Ohnmacht. Wir rasteten lieber eine Weile, um dem Löwen Gelegenheit zu geben, sich wieder in den Busch zurückzuziehen.“
John Jason und seine Frau Kay, die während ihrer 26 Jahre in Sambia auch im Bezirksdienst unterwegs waren, erfuhren, wie wichtig Geduld ist. Vor allem, wenn der „Fluch der Technik“ sie erreichte. John erzählt: „Ich weiß noch, wie wir einmal über 150 Kilometer mit gebrochenen Federn fuhren, weil wir weder die nötigen Ersatzteile hatten noch irgendwo hätten um Hilfe bitten können. Und irgendwann passierte es — wir blieben liegen. Mit einem überhitzten Fahrzeug gestrandet, blieb uns nur eins übrig: Alles Wasser, das wir hatten, nehmen, um den Motor
herunterzukühlen und eine letzte Tasse Tee zu kochen! Einsam, erhitzt und müde, so saßen wir im Auto und beteten zu Jehova um Hilfe. Nachmittags um drei kam ein Baufahrzeug vorbei, das erste Fahrzeug überhaupt. Die Straßenarbeiter sahen unser Dilemma und boten an, uns abzuschleppen. Bei unseren Brüdern kamen wir gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit an.“Vertrauen lernen
Unter solchen Umständen lernen reisende Aufseher schnell, ihr Vertrauen nicht auf persönliches Können oder materielle Dinge zu setzen, sondern auf zuverlässigere Rettungsanker: Jehova Gott und die christliche Bruderschaft (Heb. 13:5, 6). „Wir waren erst drei Wochen im Bezirksdienst, da passierte es“, erinnert sich Geoffrey Wheeler. „Wir befanden uns auf dem Kongressgelände und waren ganz auf das Wochenendprogramm eingestellt. Es war ein heißer, windiger Tag. Ich hatte einen defekten Gaskocher vermacht bekommen, und als ich ihn anzündete, schoss eine Stichflamme empor. Innerhalb von wenigen Minuten war das Feuer außer Kontrolle geraten. Ein Vorderreifen unseres Landrovers fing Feuer und die Flammen griffen schnell auf den gesamten Wagen über.“
Der Verlust des Fahrzeugs war schon schlimm genug, aber es galt noch mehr zu bewältigen. Geoffrey sagt: „Unsere Kleidung war in einem schwarzen Blechkoffer im Landrover. Verbrannt sind die Sachen zwar nicht, aber verschrumpelt! Die Brüder liefen um den Wagen herum und retteten unser Bettzeug, ein Hemd und meine Schreibmaschine. Was waren wir froh, dass sie so blitzschnell reagierten!“ Ihre persönlichen Sachen waren also in dem schrottreifen Fahrzeug und in der Stadt würden sie erst wieder in zwei Monaten sein. Wie kamen sie damit zurecht? Geoffrey erzählt weiter: „Ein Bruder lieh mir eine Krawatte, und ich hielt den öffentlichen Vortrag in einer Art Gummiüberschuhen. Wir haben’s überlebt, und die Brüder taten, was sie konnten, um ihren unerfahrenen Bezirksaufseher zu trösten.“
Ein schlangensicheres Bett
Die Liebe und das Interesse der Versammlungen, die ‘dem Weg der Gastfreundschaft folgen’, geben reisenden Aufsehern und ihren Frauen die Kraft, sich weiter aufopfernd einzusetzen. Es gibt unzählige Berichte darüber, wie sie von Versammlungen, die selbst kaum etwas haben, liebevoll versorgt werden. Das wird überaus geschätzt (Röm. 12:13; Spr. 15:17).
Die Unterkünfte für die reisenden Aufseher sind meist sehr einfach, werden aber immer voller Liebe zur Verfügung gestellt. Fred Kashimoto, der in den frühen 1980er Jahren Kreisaufseher war, weiß noch genau, wie er einmal in einem Dorf in Sambias Nordprovinz abends ankam. Die Brüder hießen ihn sehr herzlich willkommen. Nachdem sie alle in ein Häuschen gegangen waren, stellten die Brüder seine Koffer auf einen großen Tisch, der rund eineinhalb Meter hohe Beine hatte. Als es spät wurde, fragte Bruder Kashimoto, wo er schlafen werde.
Die Brüder zeigten auf den Tisch und antworteten: „Das ist das Bett — da!“ Weil es so viele Schlangen gab, hatten die Brüder extra ein sichereres Bettgestell gebaut. Grasrollen dienten Bruder Kashimoto als Matratze und so legte er sich schlafen.
Auf dem Land werden gern Geschenke in Form von Naturalien gemacht. Lächelnd erinnert sich Geoffrey Wheeler: „Einmal schenkten uns die Brüder ein Huhn. Noch bevor es dunkel wurde, setzten wir es am Plumpsklo auf eine Stange. Aber das dumme Ding sprang ab und fiel direkt in die Öffnung. Mit einer Hacke konnten wir es sicher herausfischen. Dann hat meine Frau es mit heißem Seifenwasser und Unmengen Desinfektionsmitteln gewaschen. Am Ende der Woche haben wir es zubereitet. Und es hat wunderbar geschmeckt!“
Auch zu den Jasons war man großzügig. John erzählt: „Immer wieder bekamen wir von Brüdern ein lebendes Huhn. Wir hatten ein Körbchen, mit dem wir eine Henne herumtrugen, wenn wir durch unseren Bezirk reisten. Jeden Morgen legte sie ein Ei, sodass wir diese Henne nicht essen wollten. Wenn wir zusammenpackten, um an einen neuen Ort zu ziehen, machte sie uns unmissverständlich klar, dass sie mitwollte.“
Lebende Bilder
Das Jahr 1954 leitete eine begeisternde Bildungskampagne ein. Es wurden Filme wie Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit vorgeführt. „Viele fühlten sich dadurch angespornt, sich im Dienst und auch in der Versammlung voll und ganz einzusetzen“, hieß es damals in einem Bericht vom Zweigbüro. Für den Abbau nach den Filmvorführungen hatten sich manche beispielsweise den Slogan ausgedacht: „Kommt, wir machen es wie die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit.“ Sprich: voller Schwung und Elan. Im ersten Jahr nach der Filmpremiere sahen ihn über 42 000, darunter auch hoch gestellte Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik und Bildung. Man war beeindruckt von dem Film. Letztlich wurden so mehr als eine Million Menschen in Sambia über Jehovas Zeugen und ihre christliche Organisation informiert.
Wayne Johnson weiß noch gut, welche Wirkung die Kampagne damals hatte. Er erzählt: „Um die Filme zu sehen, kamen
die Leute von weit her, und sie erfuhren dadurch eine Menge über Jehovas Organisation. Oft gab es mittendrin begeisterten, lang anhaltenden Szenenapplaus.“Eine Zeit lang war es üblich, bei Kreiskongressen samstags nachmittags einen der Filme zu zeigen. Im Busch war das eine aufregende Sache. Die Kampagne hinterließ Eindruck — auch wenn bestimmte Filmszenen manchmal missverstanden wurden, weil die Leute mit dem Leben woanders nicht vertraut waren. In einem Film sah man zum Beispiel, wie in New York eine Menschenmenge aus einer U-Bahn strömte. Viele glaubten, damit wäre die Auferstehung dargestellt! Nichtsdestoweniger konnten sich die Leute durch die Filme ein besseres Bild von Jehovas Zeugen machen. Doch die Zeiten änderten sich, und durch den wachsenden Wunsch nach nationaler Unabhängigkeit stellten sich viele Sambier gegen die Brüder. Versammlungen und reisende Aufseher erlebten Situationen, in denen es noch mehr als zuvor darauf ankam durchzuhalten.
Politische Einmischung
Am 24. Oktober 1964 wurde Nordrhodesien von Großbritannien unabhängig und zur Republik Sambia erklärt. Es bauten sich starke politische Spannungen auf. Die Neutralität der Zeugen Jehovas wurde fälschlicherweise so gedeutet, dass sie den Fortbestand der Kolonialherrschaft stillschweigend unterstützten.
Einmal reiste Lamp Chisenga während dieser Zeit zum Bangweolosee. Er hatte geplant, mit einem Boot zu Inseln zu fahren, wo es Fischer gab, die Zeugen Jehovas waren. Das Unterfangen begann mit einer Busfahrt zum Seeufer. Als er ausstieg, forderte man ihn auf, seine Parteikarte zu zeigen. Natürlich hatte er keine. Politische Funktionäre nahmen ihm seine Brieftasche ab. Dann sah einer ein Fach, das mit „Wachtturm“ gekennzeichnet war. Er blies laut auf seiner Trillerpfeife und fing an zu schreien: „Wachtturm! Wachtturm!“
Ein Beamter, der Unruhe vermeiden wollte, schubste Lamp samt seinem Gepäck zurück in den Bus. Es war eine große Menge zusammengelaufen und die Leute bewarfen den Bus mit Steinen. Die Tür, die Reifen und die Fenster wurden getroffen. Mit Vollgas preschte der Fahrer los und fuhr nonstop bis nach Samfya, rund 90 Kilometer weit. Über Nacht beruhigte sich die Lage. Am nächsten Morgen ging Lamp an Bord des Schiffes, das ihn zu den kleinen Versammlungen rund um den See brachte.
Reisende Aufseher empfehlen sich nach wie vor „durch das Ausharren in vielem“ als Gottes Diener (2. Kor. 6:4). Fanwell Chisenga, dessen Kreis entlang des Sambesi lag, bemerkt dazu: „Kreisaufseher zu sein, das bedeutet ganzherzige Hingabe und Aufopferung.“ In diesem Gebiet von Versammlung zu Versammlung zu reisen, bedeutete auch lange Bootsfahrten, und zwar in einem alten, lecken Kanu auf einem Fluss, wo sich ein wütendes Nilpferd das Kanu schnappen kann, als wär’s ein trockener Zweig. Was half Fanwell, im Kreisdienst Durchhaltevermögen zu beweisen? Er lächelt, während er sich die Bilder von Brüdern aus den Versammlungen anschaut, die ihn zu einem Flussufer begleitet haben. Dabei nennt er, was ihn unter anderem motivierte: seine Brüder und Schwestern. Wehmütig fragt er: „Wo sonst in dieser schlimmen Welt findet man so glückliche Gesichter?“
Neutralität
„Ein Krieger, der ins Feld zieht, wird sich nicht in die Geschäfte der Welt verstricken lassen — damit er dem Heerführer 2. Timotheus 2:4 laut der Weymouth-Übersetzung. Es wird von Christen also gefordert, sich nicht in die politischen und religiösen Organisationen der Welt hineinziehen zu lassen. Diese Haltung hat für wahre Christen, die in weltlichen Angelegenheiten neutral bleiben möchten, Herausforderungen und „Drangsale“ mit sich gebracht (Joh. 15:19).
gefalle, der ihn in den Dienst genommen hat.“ Das schrieb der Apostel Paulus inWeil sie keinen „Patriotismus“ zeigten, wurden im Zweiten Weltkrieg viele brutal misshandelt. „Wir sahen, wie alte Männer auf Lastwagen geworfen wurden, als wären sie Mehlsäcke, weil sie den Militärdienst verweigerten“, erinnert sich Benson Judge, der später ein fleißiger reisender Aufseher wurde. „Wir hörten diese Männer sagen: ‚Tidzafera za Mulungu.‘ (Wir werden für Gott sterben.)“
Mukosiku Sinaali war zu der Zeit noch nicht getauft. Er kann sich gut daran erinnern, dass die Neutralitätsfrage stets präsent war. „Von jedem wurde erwartet, die Wurzeln des mambongo-Weines, der wertvollen Latex abgibt, auszugraben und zu sammeln. Die Wurzeln wurden geschält und breit geklopft, sodass man aus den Bündeln später einen Gummiersatz für Militärstiefel herstellen konnte. Wegen der Verbindung zum Krieg lehnten die Zeugen es ab, diese Wurzeln zu ernten. Infolgedessen wurden die Brüder für ihr unkooperatives Verhalten bestraft. Sie wurden zu ,unerwünschten Personen‘.“
Joseph Mulemwa war so eine unerwünschte Person. Er stammte aus Südrhodesien und war 1932 in die Westprovinz Nordrhodesiens gekommen. Es wurde behauptet, er würde die Leute dazu anhalten, ihre Felder nicht mehr zu bebauen, weil sich das Königreich genaht habe. Diese falsche Behauptung hatte ein Prediger der Mavumbo-Mission, der Joseph verachtete, in Umlauf gebracht. Joseph wurde inhaftiert und mit Handschellen an einen Mann mit psychischen Störungen gekettet. Manche hofften, dass der Mann Joseph angreifen würde. Aber dieser beruhigte den verstörten Mann. Als Joseph wieder frei war,
predigte er weiter und besuchte verschiedene Versammlungen. Mitte der 1980er Jahre starb er in Treue.Gestärkt, Prüfungen zu begegnen
Die nationalistische Ideologie und die politischen Spannungen führten dazu, dass man Menschen unter Druck setzte, die sich nicht guten Gewissens in die politischen Bestrebungen einbeziehen lassen konnten. Die Stimmung im Land war angespannt, aber der Landeskongress „Mutige Diener Gottes“, der 1963 in Kitwe stattfand, bezeugte, dass unter Zeugen Jehovas Frieden und Einheit herrschte. Fast 25 000 Delegierte, von denen manche mit Zelten oder Wohnwagen zu dem fünftägigen Ereignis angereist waren, konnten dem Programm in vier verschiedenen Sprachen lauschen. Der Vortrag, den Milton Henschel hielt, war bedeutsam; er drehte sich um das Verhältnis des Christen zum Staat. Frank Lewis erzählt: „Wir erinnern uns noch gut daran, dass er zu uns sagte, wir sollten unseren Brüdern helfen, die Neutralitätsfrage richtig zu verstehen. Wie froh wir doch über diesen aktuellen Rat waren! Die meisten der Brüder in Sambia bestanden die Prüfungen, die auf sie zukamen, und blieben Jehova treu!“
In den 1960er Jahren wurden Zeugen Jehovas vielerorts brutal verfolgt und ihr Eigentum wurde zerstört. Häuser und Königreichssäle wurden vollständig verwüstet. Erfreulicherweise reagierte die Regierung: Viele Leute, die an diesen Einschüchterungsversuchen beteiligt waren, kamen ins Gefängnis. Als aus Nordrhodesien die Republik Sambia wurde, waren Jehovas Zeugen besonders daran interessiert, wie sich die in der neuen Verfassung gewährleistete Wahrung der Menschenrechte auswirken würde. Doch sollte sehr schnell eine Welle des Patriotismus über eine nichts ahnende Zielgruppe hereinbrechen.
Staatssymbole
In Kolonialzeiten waren die Kinder von Zeugen Jehovas bestraft worden, wenn sie aus religiösen Gründen die Fahne nicht
verehrten; damals war das der Union Jack, die Flagge Großbritanniens. Ebenfalls bestraft wurden sie, wenn sie die Nationalhymne nicht mitsangen. Nachdem wir Protest eingelegt hatten, änderte die Schulbehörde ihre Meinung. Man schrieb: „Die Ansichten [Ihrer Gruppe] zum Fahnengruß sind allseits bekannt und werden respektiert, und kein Kind sollte in irgendeiner Weise bestraft werden, weil es den Fahnengruß verweigert.“ Die neue Verfassung der Republik ließ die Hoffnung wieder aufleben, dass fundamentale Freiheiten, wie die Gewissens-, Gedanken- und Glaubensfreiheit gesichert würden. Doch ließen eine neue Fahne und eine neue Hymne den Patriotismus aufwallen. An den Schulen wurden der Fahnengruß und das Singen der Nationalhymne mit großem Nachdruck wieder eingeführt. Bei einigen Kindern von Zeugen Jehovas wurde zwar eine Ausnahme gemacht, aber viele andere erhielten Schläge und wurden sogar von der Schule verwiesen.Ein neues Erziehungsgesetz, das 1966 verabschiedet wurde, ließ Hoffnung aufkommen. In dem Gesetz enthalten war, dass die Eltern oder der Vormund eines Kindes um die Befreiung von religiösen Andachten oder Feiern bitten konnte. Daraufhin wurden viele Kinder, die vom Unterricht ausgeschlossen oder von der Schule verwiesen worden waren, wieder aufgenommen. Kurz darauf wurde jedoch geschickt-unauffällig eine Gesetzeserweiterung vorgenommen, die besagte, dass die Fahne und die Nationalhymne weltliche Symbole seien, die das Nationalbewusstsein stärkten. Bis Ende 1966 wurden — trotz Gesprächen der Brüder mit der Regierung — über 3 000 Kinder wegen ihrer neutralen Haltung von den Schulen verwiesen.
Feliya darf nicht zur Schule gehen
Nun war es an der Zeit, überprüfen zu lassen, ob solch eine Vorgehensweise rechtens war. Man würde einen Präzedenzfall schaffen. Feliya Kachasu ging in Buyantanshi im Copperbelt zur Schule. Obwohl sie als Musterschülerin bekannt war, wurde
sie von der Schule verwiesen. Frank Lewis erzählt, wie der Fall vor Gericht gebracht wurde: „Herr Richmond Smith vertrat uns. Das war keine Kleinigkeit, denn es ging gegen die Regierung. Er hatte gehört, wie Feliya erklärte, warum sie die Fahne nicht grüßen wollte. Das hatte ihn überzeugt, den Fall zu übernehmen.“Dailes Musonda war damals selbst ein Schulmädchen in Lusaka. Sie erzählt: „Als Feliyas Fall vor Gericht kam, waren wir ausgesprochen hoffnungsvoll, dass es für uns gut ausgehen würde. Brüder reisten von Mufulira an, um bei der Verhandlung dabei zu sein. Meine Schwester und ich waren auch eingeladen. Ich sehe Feliya noch vor mir — in ihrem pastellfarbenen Kleid und mit ihrem weißen Hut. Die Verhandlung dauerte drei Tage. Es waren noch ein paar Missionare im Land; Bruder Phillips und Bruder Fergusson kamen daher ebenfalls. Wir dachten, ihre Anwesenheit wäre hilfreich.“
Der Oberrichter resümierte: „In diesem Fall, der Zeugen Jehovas betrifft, lässt nichts darauf schließen, dass sie Respektlosigkeit der Nationalhymne oder der Nationalfahne gegenüber zum Ausdruck bringen wollen.“ Dennoch entschied er, die Feierlichkeiten seien nichtreligiöser Natur und Feliya könne trotz ihres aufrichtigen Glaubens keine Befreiung von dem Erziehungsgesetz geltend machen. Seines Erachtens waren die Feierlichkeiten eine Forderung, die dem Interesse der nationalen Sicherheit dienen würde. Die Frage, wieso eine solche Forderung
an eine Minderjährige den Interessen des Volkes diente, wurde nie geklärt. Feliya durfte nicht zur Schule gehen, solange sie an ihrem christlichen Glauben festhielt!Dailes erzählt weiter: „Wir waren völlig enttäuscht, überließen aber alles Jehovas Händen.“ 1967, als der Druck immer stärker wurde, verließen auch Dailes und ihre Schwester die Schule. Ende 1968 waren fast 6 000 Kinder von Zeugen Jehovas betroffen.
Öffentliche Versammlungen eingeschränkt
Das Gesetz zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit von 1966 sah vor, dass sämtliche öffentliche Versammlungen mit dem Singen der Nationalhymne zu beginnen hatten. Deshalb war es nicht ratsam, Kongresse abzuhalten, zu denen auch die Öffentlichkeit eingeladen war. Die Brüder hielten sich an die Auflagen der Regierung, indem sie sich in größerem Rahmen auf privaten, eingezäunten Grundstücken versammelten, oft um Königreichssäle herum. Neugierig geworden, kamen Unmengen von Interessierten, um zu sehen, was da eigentlich vor sich ging. Die Anwesendenzahlen stiegen ständig, sodass 1967 bei der Feier zum Gedenken an den Tod Christi 120 025 dabei waren.
„In dieser Zeit brach heftiger Widerstand aus“, erzählt Lamp Chisenga. „In der Gegend um Samfya ging eine lärmende Menge auf Bruder Mabo aus der Versammlung Katansha los und tötete ihn. Manchmal griff man Brüder während der Zusammenkünfte an, und viele Königreichssäle wurden niedergebrannt. Doch die Behörden bewahrten die Achtung vor Jehovas Zeugen und einige Gegner wurden festgenommen und bestraft.“
Eine eigene Luftwaffe!
Gegner stellten nach wie vor falsche Behauptungen über Jehovas Zeugen auf, zum Beispiel, dass sie außergewöhnlich reich seien und die nächste Regierung bilden würden. Eines Tages erschien der Sekretär der Regierungspartei ohne Vorankündigung im Zweigbüro in Kitwe. Das Erste, woran die Brüder merkten,
dass sie Besuch bekamen, waren die Scharen von Polizeibeamten, die sich vor dem Tor postierten. Bei einer Besprechung mit Repräsentanten des Zweiges regte sich der Sekretär ziemlich auf und wurde laut: „Wir haben Ihnen die Genehmigung gegeben, diese Gebäude zu errichten. Was geht in diesen vor? Sind das Ihre Regierungsbüros?“Manche Behördenvertreter glaubten weiter den entstellten Gerüchten. In Sambias Nordwestprovinz setzte die Polizei Tränengas ein, um einen Kongress aufzulösen. Die Brüder konnten ein Eiltelegramm an das Zweigbüro schicken. Ein im Ausland tätiger Farmer besaß ein kleines Flugzeug und flog damit zusätzliche Brüder aus dem Zweigbüro nach Kabompo; diese sollten mithelfen, die Lage zu entspannen und eventuelle Missverständnisse zu klären. Leider trug das bei manchen nicht gerade dazu bei, ihr Misstrauen zu zerstreuen — fortan wussten sie zu berichten, die Zeugen hätten eine eigene Luftwaffe!
Auf dem Kongressgelände sammelte man die gebrauchten Tränengasbehälter sorgfältig ein. Als die Brüder vom Zweigbüro später Regierungsbeamte aufsuchten, um sich zu beschweren, waren die Behälter das Beweismaterial für den ungerechtfertigten Einsatz von Gewalt. Der Vorfall wurde an die Öffentlichkeit gebracht und die friedliche Reaktion der Zeugen blieb nicht unbemerkt.
Unseren Standpunkt erklären
Kampagnen, die Tätigkeit der Zeugen Jehovas für ungesetzlich zu erklären, liefen weiterhin auf Hochtouren. Die Brüder vom Zweigbüro wollten der Regierung unseren neutralen Standpunkt erklären. Smart Phiri und Jonas Manjoni wurden ausgesucht, vor etlichen Ministern zu sprechen. Während ihrer Anhörung wurden sie von einem Minister mit den Worten abgekanzelt: „Sie würde ich jetzt liebend gern hinausbefördern und verprügeln. Ist Ihnen denn nicht klar, was Sie getan haben? Unsere besten Leute haben Sie uns weggenommen, Prachtstücke
von Bürgern. Und was haben Sie uns gelassen? Mörder, Ehebrecher und Diebe!“Die Brüder reagierten schnell und antworteten: „Aber genau das waren vorher doch einige: Diebe, Ehebrecher und Mörder. Und dank der Kraft der Bibel haben diese Menschen sich geändert und sind zu Sambias besten Bürgern geworden. Und deswegen bitten wir Sie, uns in Freiheit predigen zu lassen“ (1. Kor. 6:9-11).
Ausweisungen und teilweises Verbot
Wie wir schon hörten, wurden unsere Missionare des Landes verwiesen. „Den Januar 1968 werden wir nie vergessen“, sagt Frank Lewis. „Ein Bruder rief uns an, um uns mitzuteilen, dass ein Beamter von der Einwanderungsbehörde gerade bei ihm gewesen war. Der Beamte hatte ihm die Ausweisungspapiere ausgehändigt, die ihm sieben Tage Zeit ließen, seine Angelegenheiten in Sambia zu regeln und aus dem Land zu verschwinden. Ein Anruf nach dem anderen kam. Schließlich rief auch noch ein Bruder an und sagte, er habe gehört, dass als Nächstes ein großer Komplex in Kitwe auf der Liste stünde.“ Diese drastischen Maßnahmen sollten wohl die Einheit der Zeugen untergraben und ihren Eifer bremsen.
Im darauf folgenden Jahr stimmte der Präsident dem Gesetz zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit zu, in dem das Predigen von Tür zu Tür untersagt wurde. Das kam praktisch einem Verbot gleich, und die Brüder mussten ihren Dienst umstrukturieren. Der informelle Dienst wurde immer bedeutsamer. Aus Unserem Königreichsdienst wurde Unser Monatsbrief. Und der Teil „Die gute Botschaft darbieten“ hieß jetzt „Unser Dienst innerhalb der Versammlungen“. Das half mit, nicht die Aufmerksamkeit der Zensoren zu erregen. Im April 1971 wurden fast 48 000 Heimbibelstudien berichtet — eine Höchstzahl —, was deutlich zeigt, dass die Einschränkung des Werks dem Eifer der Brüder kaum etwas anhaben konnte.
Clive Mountford, der heute in England lebt, war damals viel mit Missionaren unterwegs. Er erzählt: „Wir gaben zum Beispiel Zeugnis, indem wir einfach Leute in unserem Wagen mitnahmen und auf der Fahrt mit ihnen über die Wahrheit sprachen. Zeitschriften hatten wir immer so im Wagen liegen, dass sie von unseren Mitfahrern gut gesehen werden konnten.“
Biblische Unterhaltungen waren zwar nicht untersagt, ein Besuch in dieser Richtung war aber nur erlaubt, wenn der Besuchte vorher sein Einverständnis gegeben hatte. Das hieß mitunter einfach nur, jemand, den man schon kannte, einen ehemaligen Schulkameraden, einen Arbeitskollegen oder einen Verwandten, ganz normal zu besuchen. Dabei konnte man das Gespräch dann taktvoll auf die Bibel lenken. Da in Sambia der erweiterte Familienkreis ja immer groß ist, konnten die Brüder mit einer ganzen Reihe ungläubiger Verwandter oder auch mit anderen aus der Gemeinde in Kontakt kommen.
1975 berichtete der Zweig: „Tausende unserer Verkündiger haben noch nie von Haus zu Haus gepredigt. Aber neue Jünger wurden gemacht und ein gewaltiges Zeugnis konnte gegeben werden.“ Da das Predigen von Tür zu Tür eingeschränkt worden war, fanden die Brüder andere Möglichkeiten zum Zeugnisgeben. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein Bruder, der im Archiv einer Regierungsstelle arbeitete. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Namen und Angaben von Personen des öffentlichen Lebens zu archivieren. Von besonderem Interesse waren für ihn die Personen, die einen Namen aus der Bibel trugen. Er fragte sie, was sie über ihren biblischen Namensvetter denn so wussten. Dadurch konnte er oft Zeugnis geben. Einmal kam eine Mutter mit ihrer Tochter vorbei. Der Bruder bemerkte, dass das Mädchen Eden hieß. Als er die Mutter fragte, ob sie die Bedeutung von „Eden“ kennen würde, verneinte sie das. Kurz erklärte er ihr, dass die Erde schon bald so werden würde wie das ursprüngliche Paradies in Eden. Fasziniert von diesem Gedanken gab ihm die Mutter ihre Privatadresse. Ihren Mann interessierte das auch,
die Familie kam zu den Zusammenkünften und schließlich ließen sich einige aus der Familie taufen.Auch andere Verkündiger gaben an ihrem Arbeitsplatz Zeugnis. Royd, der für eine Bergwerksgesellschaft arbeitete, nutzte die Mittagspause dazu, seine Kollegen zu fragen, wie sie über bestimmte Bibeltexte dachten. Zum Beispiel fragte er sie: „Wer ist eurer Meinung nach der Fels, der in Matthäus 16:18 erwähnt wird?“ Oder: „Wer ist der Stein des Anstoßes aus Römer 9:32?“ Oft scharten sich die Kumpel direkt um ihn, weil sie gern die Erklärungen aus der Bibel hören wollten. Aufgrund dieser ungezwungenen Unterhaltungen waren mehrere von Royds Kollegen nach einiger Zeit so weit, dass sie sich Jehova hingaben und sich taufen ließen.
Der feste Standpunkt, den unsere jungen Zeugen in der Schule vertraten, bot vielen Menschen Gelegenheit, die Wahrheit zu hören. Als sich mehrere Kinder weigerten, patriotische Lieder zu singen, wurde der Lehrer wütend und schickte die Klasse nach draußen. „Der Lehrer muss gedacht haben, wir könnten sogar unsere eigenen religiösen Lieder nicht singen“, erzählt einer der damaligen Schüler. „Das sah er wohl als willkommene Gelegenheit an, uns zum Gespött zu machen. Er ließ die Schüler nach ihrer Religionszugehörigkeit Gruppen bilden. Dann sollte jede einzelne einige ihrer Kirchenlieder singen. Als zwei Gruppen überhaupt kein Lied zusammenbringen konnten, wandte sich der Lehrer an uns. Wir begannen mit dem Lied ,Dies ist der Tag Jehovas‘. Anscheinend machten wir unsere Sache gut — denn die Leute, die vorbeigingen, blieben stehen, um zuzuhören. Dann kam das Lied , „Jehova selbst ist König geworden!“ ‘ an die Reihe. Alle, auch der Lehrer, applaudierten stürmisch. Danach ging es zurück in den Klassenraum. Viele unserer Klassenkameraden fragten uns, wo wir denn so schöne Lieder lernen würden. Und einige kamen darauf mit zu den Zusammenkünften und wurden später selbst eifrige Zeugen.“
„Die die Bücher fallen lassen“
In dieser Zeit gingen die Brüder „vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ vor (Mat. 10:16). Wegen ihrer unverwechselbaren Publikationen und weil sie die Studienhilfsmittel begeistert verwendeten, gab man ihnen den Spitznamen Abaponya Ifitabo. Das heißt so viel wie: die die Bücher fallen lassen (oder: die sie abgeben). Trotz der entschiedenen Versuche der Gegner, die Brüder zum Schweigen zu bringen, ging das Königreichspredigtwerk mit voller Kraft voran. Es gab zwar immer mal wieder erbitterte Gegnerschaft, aber Anfang der 1980er Jahre hatte sich diese dann etwas gelegt.
In den 25 Jahren nach der nationalen Unabhängigkeit Sambias ließen sich fast 90 000 taufen. Die Zahl der Verkündiger,
die aktiv waren, stieg dagegen nur um 42 000 an. Woran lag das? Natürlich gab es Todesfälle und einige Brüder sind vielleicht weggezogen. „Aber auch die Menschenfurcht spielte eine Rolle“, erzählt Neldie, der damals im Zweigbüro tätig war. Viele predigten nur noch ab und zu oder gar nicht mehr. Außerdem veränderte sich durch die Unabhängigkeit so manches. Dadurch, dass Positionen im Staatsdienst und kaufmännische Stellen frei wurden, die zuvor ausschließlich von Ausländern besetzt waren, ergaben sich neue Perspektiven in Sachen Wohnung, Arbeit und Bildung. Und bei vielen Familien drehte sich das Leben immer mehr um materielle statt um geistige Interessen.Dennoch ging es voran. Der weise König Salomo schrieb: „Am Morgen säe deinen Samen, und bis zum Abend lass deine Hand nicht ruhen; denn du weißt nicht, wo dies Erfolg haben wird, entweder hier oder dort, oder ob beides gleicherweise gut sein wird“ (Pred. 11:6). Die Brüder waren emsig dabei, Samen der Wahrheit zu säen, der aufgehen und gedeihen würde, sobald die Verhältnisse günstiger werden sollten. Stetige Mehrung bedeutete auch, dass 1976 ein neuer Lastwagen für den Literaturversand gekauft werden musste. 1982 begannen die Arbeiten für den Bau einer neuen Druckerei — einige Kilometer vom Bethel entfernt. Diese praktischen Schritte gingen alle in Richtung künftiges Wachstum.
Nur in wenigen Ländern Zentralafrikas ist es so relativ friedlich wie in dem vom Bürgerkrieg verschonten Sambia. Zwar sind die Umstände zurzeit sehr günstig, ‘die gute Botschaft guter Dinge zu verkünden’, doch selbst die Erinnerung an vergangene „Drangsale“ spornt treue Christen an, weiter emsig ‘Frucht zum ewigen Leben zu sammeln’ (Röm. 10:15; 2. Kor. 6:4; Joh. 4:36).
Das Bethel wird zu klein
In den 1930er Jahren kamen Llewelyn Phillips und seine Mitarbeiter ihren Aufgaben in einem Gebäude mit zwei
Räumen in Lusaka nach. Kaum einer hätte sich damals vorstellen können, dass es heute einen 110 Hektar großen Bethelkomplex gibt, in dem über 250 Mitarbeiter untergebracht sind. Diese Brüder und Schwestern nehmen sich der geistigen Bedürfnisse von mehr als 125 000 Verkündigern und Pionieren an. Es interessiert uns jetzt noch kurz, wie diese Ausdehnung zustande kam.Wie wir schon hörten, hatte sich ja die Einstellung der Behörden bis 1936 erheblich gemildert, und man stimmte der Eröffnung eines Literaturdepots in Lusaka zu. Wegen des Wachstums brauchte man schon bald ein größeres Gebäude. Ein Wohnhaus in der Nähe der Polizeihauptwache wurde gekauft. Jonas Manjoni erzählt davon: „Das Esszimmer war die Dienstabteilung und eine Veranda die Versandabteilung.“ 1951 nahm Jonas zwei Wochen Urlaub von seiner Arbeit, um im Bethel mitzuhelfen, und später kam er dann ganz. „Alles war prima durchorganisiert und alle waren glücklich. Ich war mit Bruder Phillips zusammen im Versand, bearbeitete die Abonnements und frankierte die Zeitschriftenrollen. Es war ein schönes Gefühl, den Brüdern zu dienen.“ Später gesellte sich zu Llewelyn Phillips noch Harry Arnott hinzu. Die beiden arbeiteten Seite an Seite mit einheimischen Brüdern wie zum Beispiel Job Sichela, Andrew John Mulabaka, John Mutale, Potipher Kachepa und Morton Chisulo.
Als Sambias Kupferindustrie immer mehr boomte, sich die Infrastruktur rasant verbesserte und der Copperbelt Leute aus allen Ecken des Landes anzog, richtete sich auch die Aufmerksamkeit der Brüder vom Zweigbüro zunehmend in diese Richtung und weg von Lusaka. Ian Fergusson empfahl ein Grundstück in einer Bergbaustadt, und 1954 zog das Zweigbüro nach Luanshya in die King George Avenue. Es dauerte gar nicht lange, und es war dort einfach zu klein geworden, um sich des rapide ausdehnenden Gebiets annehmen zu können, das sich über fast ganz Ostafrika erstreckte. Bruder Nathan Knorr kam 1959
aus der Weltzentrale zu dem Kongress „Wachsame Diener Gottes“. Bei der Gelegenheit sah er sich auch infrage kommende Grundstücke an und gab grünes Licht für den Bau. Geoffrey Wheeler erzählt: „Frank Lewis, Eugene Kinaschuk und ich gingen mit einem Architekten zu dem Baugelände in Kitwe, um das genaue Grundstück für das neue Bethel abzustecken. Am 3. Februar 1962 wurde ein neues Zweiggebäude mit einem Bethelheim, einer Druckerei und einem Königreichssaal Jehova übergeben. Harry Arnott, der damalige Zweigdiener, schloss das Programm zur Bestimmungsübergabe mit dem Gedanken ab, dass es einen wichtigeren geistigen Bau gibt, an dem jeder Einzelne hart arbeiten muss — mit den Bausteinen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.Erneut dauerte es nicht lange, und es wurde auch dort zu eng; innerhalb von zehn Jahren wurden aus 30 129 Verkündigern nahezu 57 000. Ian Fergusson erzählte: „Bruder Knorr ermunterte uns, mehr zu drucken. Ich besuchte den südafrikanischen Zweig in Elandsfontein, um mich mit den Brüdern zu beraten. Schon bald wurde eine Druckmaschine per Luftfracht von dort nach Kitwe geschafft.“
In Kitwe wurde außer Literatur und Zeitschriften auch der monatliche Königreichsdienst für Kenia und andere ostafrikanische Gebiete gedruckt. In null Komma nichts wurde es in der kleinen Druckerei zu eng und man musste das Drucken woandershin verlegen. Als der Stadtrat Einwände dagegen erhob, dass wir ein verfügbares Grundstück nutzten, meldete sich ein Bruder und bot uns Land an. Das Gebäude wurde 1984 fertig. Drei Jahrzehnte lang war Kitwe Dreh- und Angelpunkt des Predigtwerks in Sambia.
In den schweren Jahren nach der Ausweisung der Missionare stieg die Zahl der Bethelmitarbeiter so stark an, dass 14 von ihnen mit ihren Angehörigen außerhalb des Bethels wohnten. Das musste sich ändern, um der Arbeit, die noch vor den
Brüdern lag, gerecht zu werden. Nach einiger Zeit kaufte man zwei Häuser und ein weiteres wurde gemietet, sodass die Bethelfamilie vergrößert werden konnte. Doch lag es auf der Hand, dass ein neues Zweiggebäude gebraucht wurde. Zum Glück sollten sich die Umstände bald gewaltig verbessern. 1986 erhielten Brüder an günstig gelegenen Orten die Aufgabe, nach einem Grundstück für ein neues Zweigbüro zu suchen. Man entschied sich für eine 110 Hektar große Farm rund 15 Kilometer westlich der Hauptstadt. Es stellte sich heraus, dass das eine kluge Entscheidung gewesen war, denn die Farm verfügt über einen großen Grundwasservorrat. Dayrell Sharp sagt dazu: „Ich glaube, dass Jehova uns zu diesem hübschen Fleckchen Erde geführt hat.“Bestimmungsübergabe und weiteres Wachstum
Am Samstag, dem 24. April 1993, kamen Hunderte von langjährigen Dienern Jehovas anlässlich der Einweihung der neuen Zweiggebäude zusammen. Zu den 4 000 einheimischen Brüdern hatten sich auch über 160 internationale Gäste gesellt, wie zum Beispiel Missionare, die das Land vor rund 20 Jahren verlassen mussten. Theodore Jaracz, einer der beiden anwesenden Brüder von der leitenden Körperschaft, sprach über das Thema „Uns als Diener Gottes empfehlen“. Er wies die langjährigen Treuen darauf hin, dass es ohne ihr Ausharren keinen Grund zum Bauen gegeben hätte. Mit den Worten des Apostels Paulus an die Korinther unterstrich er, dass ein echter Diener Gottes viel Wert auf die Frucht des Geistes legt, durch die er überhaupt erst unter Schwierigkeiten, Prüfungen und Verfolgungen ausharren kann. „Ihr habt euch als Diener Gottes empfohlen“, sagte er. „Wir mussten dieses neue Zweigbüro bauen, weil sich das Werk ausdehnt.“
2004 wurde ein neues vierstöckiges Wohngebäude mit 32 Zimmern fertig gestellt. Fast 1 000 Quadratmeter in der Druckerei wurden so umgebaut, dass dort jetzt Platz ist für 47 Übersetzungsbüros
sowie Archive, Besprechungsräume und eine Bibliothek.Ungeachtet der wirtschaftlichen Härten und anderer Schwierigkeiten sind Jehovas Zeugen in Sambia durch ihren Dienst für Gott bereichert worden. Sie sehen es als eine Ehre an, ihre geistigen Reichtümer mit anderen zu teilen (2. Kor. 6:10).
Die Wahrheit allen Menschen empfehlen
Im Lauf der Jahre konnten in Sambias familienbewusster Gesellschaft viele Kinder im Weg der Wahrheit aufwachsen. Ein Sprichwort aus der Westprovinz Sambias lautet: „Eine Kuh findet nicht, dass ihre Hörner schwer sind.“ Mit anderen Worten, Ps. 128:1-4).
es sollte nicht als Last betrachtet werden, sich um die Familie zu kümmern. Christliche Eltern erkennen an, dass sie Gott verantwortlich sind, einen guten Einfluss auf ihre Kinder zu haben und den christlichen Dienst durch Wort und Tat zu empfehlen. Und so gibt es heute viele eifrige Zeugen, die die Nachkommen solcher loyalen Diener Gottes sind (Zeugen Jehovas in Sambia freuen sich über das, was dank Jehovas Geduld und Unterstützung alles erreicht wurde (2. Pet. 3:14, 15). In der Anfangszeit halfen ihnen „wahrhaftige“ biblisch begründete Glaubensansichten durch eine Zeit der unklaren Verhältnisse hindurch. Tätige „ungeheuchelte Liebe“ ist nach wie vor das Band, das Menschen zusammenhält, die aus den verschiedensten Stämmen von der Wahrheit angezogen werden. Diese Liebe hat ein beständiges geistiges Wachstum ohne unnötigen Schmerz bewirkt. Dadurch dass Zeugen Jehovas „Waffen der Gerechtigkeit“ einsetzen, um die Wahrheit mit Güte zu verteidigen und andere mit Güte zu informieren, ist vielen ein Licht aufgegangen, auch verantwortlichen Personen. Das Ergebnis war nicht selten ein ‘guter Bericht’. Heute sind über 2 100 Versammlungen „durch Erkenntnis“ gut befestigt, denn viele, die die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung besucht haben, leisten die nötige Aufsicht. Auch wenn noch größere „Drangsale“ kommen sollten, so können Zeugen Jehovas sich doch stets freuen, wenn sie zusammenkommen (2. Kor. 6:4-10).
Im Dienstjahr 1940 folgten rund 5 000 Menschen dem Gebot Jesu, seines Todes zu gedenken. Damit kam ungefähr jeder zweihundertste Einwohner. In den letzten Jahren haben über eine halbe Million Menschen Jehova an diesem besonderen Abend geehrt — im Jahr 2005 waren es 569 891 — damit kam ungefähr jeder Zwanzigste zu diesem Anlass (Luk. 22:19). Warum wird diese Feier des Volkes Jehovas in Sambia so gut besucht? Die Ehre dafür gebührt Jehova Gott, der für das geistige Wachstum verantwortlich ist (1. Kor. 3:7).
Aber auch die sambischen Brüder und Schwestern haben ihren Teil getan. „Wir schämen uns nicht, über die gute Botschaft zu sprechen. Es ist ein Vorrecht“, bemerkt ein Bruder vom Zweigkomitee. Jeder kann sehen, dass Zeugen Jehovas ihren Dienst höflich, aber entschlossen durchführen. Kein Wunder, dass jetzt auf 90 Einwohner ein Verkündiger kommt! Doch es gibt noch mehr zu tun.
„Der Name Jehovas ist ein starker Turm. Der Gerechte läuft hinein und wird beschützt“ (Spr. 18:10). Menschen mit der richtigen Einstellung müssen heute unbedingt auf Jehovas Seite „laufen“. Durch die fast 200 000 Bibelstudien jeden Monat wird noch vielen geholfen werden, sich Jehova hinzugeben und seine eifrigen Diener zu werden. Die mehr als 125 000 fleißigen Zeugen in Sambia können dies nur empfehlen.
[Kasten auf Seite 168]
Sambia auf einen Blick
Landesnatur: Der Binnenstaat Sambia ist ein flaches Land mit unzähligen Bäumen. Sambia liegt auf einem Plateau rund 1 200 Meter über dem Meeresspiegel. Den größten Teil der Südgrenze bildet der Sambesi.
Bevölkerung: Die meisten Sambier können lesen und schreiben und zählen sich zu den Christen. In ländlichen Gegenden wohnen die Menschen in grasbedeckten Hütten und bauen Nahrungsmittel an.
Landessprache: Die offizielle Landessprache ist Englisch, allerdings werden auch über 70 Stammessprachen gesprochen.
Existenzgrundlage: Stützpfeiler der Wirtschaft sind die Kupferminen und die Kupferverarbeitung. Landwirtschaftliche Produkte sind unter anderem Mais, Sorghumhirse, Reis und Erdnüsse.
Nahrung: Mais wird gern gegessen. Zu den beliebtesten Gerichten zählt nshima, ein dicker Maisbrei.
Klima: Bedingt durch die Höhenlage ist es milder, als man es von einem Land im südlichen Zentralafrika erwarten würde. Manchmal herrscht Dürre.
[Kasten/Bild auf Seite 173-175]
Ich erhielt 17 Monate Gefängnis und 24 Peitschenhiebe
Kosamu Mwanza
Geburtsjahr: 1886
Taufe: 1918
Kurzporträt: Er ertrug Verfolgung und falsche Brüder. Bis er seinen irdischen Lauf 1989 beendete, war er ein treuer Pionier und Ältester.
Ich ging zur Armee und diente zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Sanitäter im nordrhodesischen Regiment. Im Dezember 1917 — ich war gerade auf Urlaub — lernte ich zwei Männer aus Südrhodesien kennen, die sich den Bibelforschern angeschlossen hatten. Sie gaben mir sechs Bände der Schriftstudien, die ich innerhalb von drei Tagen verschlang. Damit war für mich die Beteiligung am Krieg vorbei.
Da ein Briefwechsel mit dem Zweigbüro der Zeugen Jehovas schwierig war, waren die Brüder, mit denen ich zusammen war, und ich ohne irgendeine Anleitung tätig. Wir zogen von Dorf zu Dorf, versammelten die Leute um uns herum, hielten eine Predigt und gingen danach auf die Fragen der Zuhörer ein. Später suchten wir uns im Norden des Landes einen zentral gelegenen Platz als Zusammenkunftsort, Galiläa genannt. Von hier aus luden wir Interessierte dorthin ein, damit sie sich biblische Erklärungen anhören konnten. Ich wurde dazu bestimmt, die Sache zu koordinieren. Leider erwiesen sich viele als falsche Brüder und stifteten Verwirrung.
Unser Predigteifer war groß, doch das störte die Schäfchen der hiesigen katholischen und protestantischen Missionare empfindlich. Wir trafen uns in größerem Kreis, und ich weiß noch gut, dass sich im Januar 1919 rund 600 Menschen in den Hügeln bei Isoka versammelten. Auf der Bildfläche erschienen Polizisten und Soldaten. Sie trauten unseren Motiven nicht, vernichteten unsere Bibeln und Bücher und verhafteten viele von uns. Einige wurden in der Nähe von Kasama eingesperrt, andere in Mbala oder sogar ganz im Süden in Livingstone. Manche erhielten eine Haftstrafe von drei Jahren. Ich wurde zu 17 Monaten Gefängnis und 24 Peitschenhieben auf das Gesäß verurteilt.
Als ich freigelassen wurde, ging ich wieder in mein Heimatdorf zurück und predigte weiter. Später wurde ich erneut verhaftet und nach weiteren Peitschenhieben eingesperrt. Die Gegnerschaft hielt an. Der Häuptling entschied, die Brüder aus dem Dorf zu verstoßen. Wir zogen alle in ein anderes Dorf, wo uns der Häuptling freundlich aufnahm. Dort ließen wir uns nieder und bauten mit seiner Genehmigung unser eigenes Dorf, das wir Nazareth nannten. Wir durften dort unter der Bedingung bleiben, dass unser Wirken nicht den Frieden störte. Dem Häuptling gefiel es, wie wir uns benahmen.
Etwa Ende 1924 kehrte ich nach Isoka zurück, wo mir ein verständnisvoller Bezirkskommissar half, die englische Sprache besser zu verstehen. In dieser Zeit standen einige selbst ernannte Führer auf, die verdrehte Dinge redeten und viele in die Irre führten. Doch konnten wir weiter unauffällig in Privathäusern zusammenkommen. Jahre später wurde ich zu einem Treffen in Lusaka mit Llewelyn Phillips eingeladen, der mir die Aufgabe übertrug, Versammlungen entlang der sambisch-tansanischen Grenze zu besuchen. Ich reiste bis nach Mbeya in Tansania und stärkte dort die Brüder. Nach jeder Runde kehrte ich in meine Ortsversammlung zurück. Das machte ich, bis man in den 1940er Jahren Kreisaufseher einsetzte.
[Kasten/Bilder auf Seite 184-186]
Hilfe für Nachbarn im Norden
Im Jahr 1948 übernahm der neu eingerichtete nordrhodesische Zweig die Aufsicht über das Königreichspredigtwerk in fast ganz Britisch-Ostafrika. Damals gab es einige wenige Verkündiger im Hochland von Sambias nördlichen Nachbarn. Wer würde den demütigen Menschen dort helfen, die Wahrheit kennen zu lernen, wo man sich von behördlicher Seite der Einreise von Auslandsmissionaren weitgehend widersetzte?
Happy Chisenga hatte angeboten, in der Zentralprovinz von Sambia als allgemeiner Pionier zu wirken, und war überrascht, dass man ihn bat, dies in einem abgelegenen Gebiet in der Nähe von Njombe (Tansania) zu tun. „Als meine Frau Mary und ich das Wort ,abgelegen‘ sahen, dachten wir, wir würden in einem entlegenen Gebiet mit anderen Verkündigern zusammenarbeiten. Schnell fanden wir heraus, dass wir die Ersten waren, die dort predigten. Als wir den Leuten in ihrer eigenen Bibel den Namen Jehova und Ausdrücke wie Harmagedon zeigten, wurden sie hellhörig. Schon bald gaben sie meiner Frau den Spitznamen ,Harmagedon‘ und mir ,Jehova‘. Später wurden wir nach Arusha versetzt und konnten eine Gruppe gefestigter Verkündiger zurücklassen.“
William Lamp Chisenga erhielt 1957 die Aufgabe, als Sonderpionier in der Berggegend um Mbeya (Tansania) zu predigen. „Meine Frau Mary, unsere beiden Kinder und ich kamen im November dort an. Wir verbrachten
die ganze Nacht am Busbahnhof, denn die Hotels waren alle belegt. Kalt war es und regnerisch, und wir fragten uns erwartungsvoll, wie Jehova die Sache wohl lenken würde. Am nächsten Morgen ließ ich meine Lieben am Busbahnhof zurück und machte mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich wusste nicht so recht, wohin ich gehen sollte, aber ich nahm auf jeden Fall einige Wachttürme mit. Als ich zur Post kam, hatte ich schon diverse Zeitschriften abgegeben und traf auf einen Mann namens Johnson. Er fragte mich, woher ich käme und wohin ich wolle. Ich erzählte ihm, ich sei hier, um die gute Botschaft zu predigen. Als er hörte, dass ich ein Zeuge Jehovas bin, sagte er, er käme ursprünglich aus Lundazi in Sambias östlicher Provinz und sei ein getaufter Zeuge Jehovas, der untätig geworden war. Wir machten aus, meine Familie und unsere Habe zu ihm nach Hause zu bringen. Mit der Zeit wurden Johnson und seine Frau wieder aktiv im Glauben, und sie halfen uns, Suaheli zu lernen. Schließlich kehrte er nach Sambia zurück und wurde dort ein fleißiger Prediger der guten Botschaft. Diese Erfahrung lehrte mich, nie zu unterschätzen, dass Jehova imstande ist, zu helfen. Und sie lehrte mich, die Möglichkeiten, anderen zu helfen, auch nie unterzubewerten.“Durch den Vollzeitdienst kam Bernard Musinga mit seiner Frau Pauline und seinen Sprösslingen in so unterschiedliche Länder wie Uganda, Kenia und Äthiopien. Von einem Besuch auf den Seychellen erzählt Bernard Folgendes: „1976 sollte ich eine Gruppe auf der schönen Insel Praslin besuchen. Die Leute dort waren streng katholisch und es war zu gewissen Missverständnissen gekommen. Zum Beispiel hatte sich der kleine Sohn einer neuen Verkündigerin geweigert, im Mathematikunterricht das Plus-Zeichen zu verwenden, weil es ja, wie er sagte, ein Kreuz sei und er nicht ans Kreuz glaube. Daraufhin hatten Religionsführer lächerlicherweise behauptet, Zeugen Jehovas würden ihren Kindern den Mathematikunterricht verbieten. Bei einem Gespräch mit dem Bildungsminister erklärten wir respektvoll, was wir glauben, und konnten das Missverständnis ausräumen. Das gute Verhältnis, das wir zu dem Minister herstellten, öffnete später den Weg für die Einreise von Missionaren.“
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Happy Mwaba Chisenga
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William Lamp Chisenga
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Bernard und Pauline Musinga
[Kasten/Bild auf Seite 191, 192]
„Sie verbauen sich Ihre Zukunft!“
Mukosiku Sinaali
Geburtsjahr: 1928
Taufe: 1951
Kurzporträt: Er ist Gileadabsolvent und hat früher übersetzt. Derzeit dient er als Ältester in einer Versammlung.
An dem Tag, an dem ich mich taufen ließ, sprach mich Harry Arnott, ein Missionar, an. Man benötigte Übersetzer für die Sprache Lozi. „Kannst du helfen?“, fragte er. Schon bald bekam ich einen Brief, der mich zum Übersetzen befugte, sowie eine Ausgabe des Wachtturms. Mit Feuereifer machte ich mich noch am gleichen Abend ans Werk. Das Übersetzen war schwierig. Stundenlang schrieb ich mit einem alten Füllfederhalter. Es gab kein Wörterbuch in Lozi. Tagsüber arbeitete ich bei der Post und nachts übersetzte ich. Manchmal kam vom Zweigbüro ein Erinnerungsschreiben: „Bitte umgehend den übersetzten Text schicken!“ Oft fragte ich mich, warum ich nicht in den Vollzeitdienst ging. Schließlich kündigte ich meine Stellung bei der Post. Man hatte mich immer für vertrauenswürdig gehalten, meine Kündigung allerdings löste Misstrauen aus. Hatte ich Geld unterschlagen? Zwei europäische Inspektoren wurden geschickt, um das herauszufinden. Ihre gründliche Untersuchung förderte aber keine Ungereimtheiten zutage. Sie konnten nicht begreifen, wieso ich gekündigt hatte. Meine Arbeitgeber boten mir sogar eine Beförderung an, und als ich diese ausschlug, prophezeiten sie mir: „Sie verbauen sich Ihre Zukunft!“
Sie irrten sich. 1960 wurde ich ins Bethel eingeladen. Schon bald danach kam eine Einladung zur Gileadschule. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Es war das erste Mal, dass ich flog, und zwar über Paris und Amsterdam nach New York. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich fragte, ob sich so wohl die Gesalbten fühlen, wenn sie in den Himmel kommen. Die liebevolle Aufnahme im Bethel in den Vereinigten Staaten war überwältigend — die Brüder waren so demütig und hatten überhaupt keine Vorurteile. Für mich ging es danach wieder zurück nach Sambia, wo ich weiter beim Übersetzen half.
[Kasten/Bild auf Seite 194]
Schneller als die Adler
Katuku Nkobongo ist behindert. Er kann nicht gehen. Eines Sonntags verbreitete sich während einer Dienstwoche plötzlich die Nachricht, dass Rebellen auf dem Vormarsch in das Dorf waren, in dem er wohnte. Jedermann floh. Einer der Letzten, die das Dorf verließen, war der Kreisaufseher Mianga Mabosho. Als er sich auf sein Fahrrad schwang, um sich in Sicherheit zu bringen, hörte er eine Stimme, die ihm aus einer Hütte zurief: „Mein Bruder, lässt du mich etwa hier zurück?“ Es war Katuku. Der Kreisaufseher half ihm rasch auf’s Fahrrad und aus dem Dorf hinaus.
Ihr Weg nach Süden Richtung Sambia führte sie durch schwieriges Gelände. Bruder Nkobongo musste steile Hügel hinaufkriechen. Der Kreisaufseher erinnert sich: „Obwohl ich mit meinen beiden Beinen klettern konnte, war er eher oben auf dem Hügel angekommen als ich. Ich sagte: ,Dieser Mann ist zwar lahm, aber anscheinend hat er Flügel.‘ Als wir schließlich an einem sichereren Ort angelangt waren und uns jemand etwas zu essen gab, bat ich den Bruder, das Gebet zu sprechen. Seine tief empfundenen Worte rührten mich zu Tränen. Im Sinne von Jesaja, Kapitel 40 betete er: ,Deine Worte sind wahr, Jehova. Knaben werden sowohl müde als auch matt, und selbst junge Männer werden ganz bestimmt straucheln, doch die auf Jehova hoffen, werden neue Kraft gewinnen. Sie werden sich emporschwingen mit Flügeln wie Adler. Sie werden laufen und nicht ermatten; sie werden wandeln und nicht ermüden.‘ Und dann sagte er noch: ,Ich danke dir, Jehova, dass du mich schneller gemacht hast als die Adler am Himmel.‘ “
[Kasten/Bild auf Seite 204, 205]
Khakishorts und braune Turnschuhe
Philemon Kasipoh
Geburtsjahr: 1948
Taufe: 1966
Kurzporträt: Er ist reisender Aufseher sowie Unterweiser und Koordinator der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung in Sambia.
Mein Großvater schulte mich im Dienst. Er nahm mich oft mit zu meinen Klassenkameraden und ließ mich ihnen predigen. Großvater führte regelmäßig ein Familienstudium durch, und dösen war da nicht erlaubt! Ich freute mich immer auf das Studium.
In einem Fluss in der Nähe unseres Hauses ließ ich mich taufen. Einen Monat später hatte ich meine erste Aufgabe in der Zusammenkunft. Ich weiß noch, dass ich neue Khakishorts anhatte und braune Turnschuhe trug. Dummerweise hatte ich mir die Schnürsenkel dermaßen fest zugebunden, dass ich mich ganz unwohl fühlte. Der Versammlungsdiener merkte das und kam netterweise auf die Bühne, um sie mir zu lockern. Ich hielt dabei ganz still. Mit meiner Aufgabe lief es gut und durch seine liebevolle Tat lernte ich eine Menge. Ich kann sagen, dass ich von Jehova viel Schulung erhalten habe.
Mit eigenen Augen habe ich die Erfüllung von Jesaja 60:22 gesehen. Dadurch, dass es immer mehr Versammlungen gibt, werden auch immer mehr Älteste und Dienstamtgehilfen benötigt, die gut ausgerüstet sind, mit Verantwortung in der Versammlung umzugehen. Die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung ist genau dafür da. Es ist wirklich eine Freude, diesen jungen Männern etwas beizubringen. Ich habe gelernt, dass, wenn Jehova dir eine Aufgabe überträgt, er dir mit Sicherheit auch seinen heiligen Geist gibt.
[Kasten/Bilder auf Seite 207-209]
„Ach, das ist doch gar nichts“
Edward und Linda Finch
Geburtsjahr: 1951
Taufe: 1969 beziehungsweise 1966
Kurzporträt: Beide besuchten die 69. Gileadklasse. Edward ist Koordinator des Zweigkomitees von Sambia.
Einmal fuhren wir in der Kongresszeit durch den Norden des Landes. Es gab kaum Straßen, meistens nur Trampelpfade. Einige Kilometer außerhalb eines Dorfes sahen wir Leute, die uns entgegenkamen, darunter ein alter Mann, der vornübergebeugt mit einem Spazierstock lief. Seine Stiefel waren zusammengebunden und hingen über seinem Rücken neben einer kleinen Tasche mit Habseligkeiten. Als sie näher kamen, bemerkten wir die Kongressplaketten. Wir hielten an, um zu sehen, woher sie kamen. Der ältere Bruder richtete sich ein bisschen auf und sagte: „Wisst ihr das nicht mehr? Wir waren doch zusammen in Chansa beim Kongress. Jetzt sind wir bald wieder daheim.“
„Wann seid ihr denn vom Kongressort fort?“, wollten wir wissen.
„Am Sonntag nach Programmschluss.“
„Aber wir haben doch schon Mittwochnachmittag. Seid ihr drei Tage lang gelaufen?“
„Ja, und letzte Nacht haben wir Löwen gehört.“
„Ihr alle seid wirklich zu loben für eure hervorragende
Einstellung und die Opfer, die ihr bringt, um Kongresse zu besuchen.“Der ältere Bruder hob einfach seine Sachen auf und ging langsam weiter: „Ach, das ist doch gar nichts“, sagte er dabei. „Geht ihr mal und dankt dem Zweigbüro für den neuen Kongressort. Letztes Jahr, da mussten wir fünf Tage laufen, aber dieses Jahr waren es nur drei.“
Den meisten in Sambia ist das Jahr 1992 als Jahr der Dürre in Erinnerung. Wir waren auf einem Kongress am Ufer des Sambesi, rund 200 Kilometer stromaufwärts von den Victoriafällen. Am Abend besuchten wir verschiedene Familien. Die meisten hatten sich vor ihren kleinen Hütten um ein Feuer herum zusammengekauert. Rund zwanzig sangen gerade Königreichslieder. Wir erfuhren, dass diese Gruppe acht Tage zu Fuß unterwegs gewesen war, um zum Kongress zu kommen. Die Brüder hatten nicht das Gefühl, dass dies etwas Besonderes gewesen wäre. Ihre Kleinen, die hatten sie auf ihren Tieren untergebracht nebst Lebensmitteln, Kochutensilien und anderen notwendigen Dingen. Wo auch immer die Nacht sie einholte, da ließen sie sich zum Schlafen nieder.
Am nächsten Morgen gab es die Bekanntmachung, dass viele Brüder von der Dürre betroffen waren und man den Bedürftigen helfen werde. Abends kamen drei Brüder zu unserer Hütte. Sie hatten alle keine Schuhe an den Füßen und ihre Kleidung war alt. Wir rechneten damit, dass sie uns erzählen würden, was die Dürre bei ihnen angerichtet hatte. Stattdessen sagten sie, wie traurig sie waren, als sie erfuhren, wie sehr manche Brüder unter der Dürre litten. Einer zog einen Briefumschlag aus seiner Jackentasche heraus, prall gefüllt mit Geld, und sagte: „Lasst sie bitte nicht hungern. Kauft ihnen hiervon
etwas zu essen.“ Wir waren total überwältigt und brachten keinen Ton heraus. Nicht einmal bedanken konnten wir uns bei ihnen, so schnell waren sie wieder weg. Als sie zum Kongress gekommen waren, da hatten sie so etwas bestimmt nicht eingeplant, sodass ihre Spende ein großes Opfer ihrerseits bedeutete. Durch Erlebnisse wie diese fühlen wir uns unseren Brüdern näher denn je.[Bilder]
Trotz Härten legen viele Verkündiger große Entfernungen zurück, um bei Kongressen dabei zu sein
Oben: Auf dem Kongressgelände wird das Abendessen zubereitet
Links: Brötchenbacken im Freien
[Kasten/Bild auf Seite 211-213]
Sich versammeln — komme, was da wolle
Aaron Mapulanga
Geburtsjahr: 1938
Taufe: 1955
Kurzporträt: Er war Bethelmitarbeiter, Übersetzer und im Zweigkomitee. Heute ist er Familienvater und Ältester.
Es war im Jahr 1974. Unser Kongress fand 10 Kilometer östlich von Kasama statt. Der Häuptling vor Ort hatte uns zwar die Genehmigung dafür gegeben, aber die Polizei bestand darauf, dass wir unsere Zusammenkunft abbrachen. Schon bald kam der befehlshabende Kommandant einer paramilitärisch ausgerüsteten Einsatztruppe, ein großer Mann, mit rund hundert Leuten und umstellte unser Camp. Das Programm wurde fortgesetzt, während in einem Büro aus Gras lebhaft darüber diskutiert wurde, ob der Kongress genehmigt sei und die Nationalhymne gespielt werde.
Als es an der Zeit für mich war, auf die Bühne zu gehen, folgte mir der Befehlshaber, denn er wollte mich daran hindern, den Leitvortrag zu halten. Die Zuhörer waren gespannt, was nun wohl käme. Eine ganze Weile stand er da und starrte in rund 12 000 Gesichter. Dann stürmte er von der Bühne. Nach meinem Vortrag traf ich ihn hinter der Bühne, wo er auf mich gewartet hatte. Er war sehr wütend. Er befahl seinen Männern, die Versammlung aufzulösen, aber unter den
Verantwortlichen kam es zu einer Meinungsverschiedenheit und sie fuhren weg. Kurz darauf kamen sie zurück. Diesmal hatten sie ein großes Buch dabei. Der Befehlshaber packte es auf den Tisch und bat mich, eine bestimmte Passage zu lesen. Ich las sie mir durch.„Das stimmt“, sagte ich. „In dem Buch heißt es: ,Der Offizier ist berechtigt eine Versammlung aufzulösen, sobald sie den Frieden gefährdet.‘ “ Ich schaute auf seinen Gürtel und seinen Revolver und sagte dann: „Die einzige Bedrohung, die wir hier haben, das sind Sie und Ihre bewaffneten Männer. Wir haben nur Bibeln.“
Sofort wandte er sich an einen Nachrichtenoffizier und sagte: „Habe ich es nicht gesagt? Gehen wir!“ Und damit ging es zur Polizeistation.
In seinem Büro griff er zum Telefonhörer und unterhielt sich mit einem Offizier. Bis dahin hatten wir Englisch gesprochen. Nun hatte er auf Lozi umgestellt. Er konnte nicht wissen, dass das auch meine Sprache war. Sie sprachen über mich. Ich saß einfach nur ruhig da und versuchte, so zu tun, als würde ich nichts verstehen. Er legte den Hörer auf und sagte: „Nun hören Sie mal gut zu!“
Ich erwiderte in Lozi: „Eni sha na teeleza“, was übersetzt heißt: „Ja, Sir. Ich höre.“ Er war sichtbar verblüfft und sah mich eine ganze Weile an. Dann stand er auf, ging zu einem großen Kühlschrank, der in der Ecke stand, und gab mir etwas Kühles zu trinken. Die Atmosphäre entspannte sich.
Später traf auch ein Bruder ein, der ein geachteter Geschäftsmann in der Gegend war. Wir machten praktische Vorschläge, durch die sich die Befürchtungen des Kommandanten etwas legten, und die Krise war ausgestanden. Mit Jehovas Unterstützung wurde es danach einfacher, Kongresse zu planen und abzuhalten.
[Kasten/Bild auf Seite 221]
Nur noch ein Strich in der Landschaft
Michael Mukanu
Geburtsjahr: 1928
Taufe: 1954
Kurzporträt: Er war reisender Aufseher und ist heute im Bethel in Sambia.
Mein Kreis ging bis hinunter in ein Tal hinter einem Steilhang. Tsetsefliegen machten mir viel zu schaffen. Um den Insekten und der Hitze des Tages aus dem Weg zu gehen, bin ich meist morgens um 1 Uhr aufgestanden und habe mich dann auf den Weg zur nächsten Versammlung gemacht. Es ging über Berg und Tal. Weil ich so viel laufen musste, nahm ich nur ganz wenig mit. Ich hatte nicht viel zu essen und so war ich nur noch ein Strich in der Landschaft. Die Brüder im Kreis dachten daran, an das Zweigbüro zu schreiben und darum zu bitten, mich woandershin zu schicken, denn sie meinten, ich würde über kurz oder lang sterben. Als sie mir das sagten, erwiderte ich: „Das ist sehr lieb von euch, aber ihr solltet bedenken, dass Jehova mich hierher geschickt hat, und er kann das auch wieder ändern. Falls ich sterben sollte, werde ich wohl kaum der erste Mensch sein, den man hier begräbt, oder? Lasst mich einfach weitermachen. Falls ich sterbe, dann gebt dem Zweigbüro Bescheid.“
Drei Wochen später erhielt ich eine andere Aufgabe. Es stimmt, Jehova zu dienen, kann schon eine Herausforderung sein, aber man muss immer weitermachen. Jehova ist der glückliche Gott. Und sollten seine Diener einmal nicht glücklich sein, kann er etwas unternehmen, damit sie freudig ihren Dienst fortsetzen.
[Kasten/Bild auf Seite 223, 224]
Aberglaube wird von uns nicht unterstützt
Harkins Mukinga
Geburtsjahr: 1954
Taufe: 1970
Kurzporträt: Er war früher mit seiner Frau im Reisedienst und ist heute in Sambia im Bethel.
Im Reisedienst hatten meine Frau Idah und ich unseren Sohn mit dabei. In einer Versammlung wurden wir und unser Zweijähriger überaus herzlich von den Brüdern empfangen. Donnerstag früh fing unser Sohn an zu weinen und hörte gar nicht mehr auf. Um 8 Uhr ließ ich ihn in Idahs liebevollen Händen zurück und ging zum Treffpunkt für den Predigtdienst. Als ich eine Stunde später ein Bibelstudium durchführte, erhielt ich die Nachricht, dass unser Sohn gestorben war. Zu unserem Kummer kam noch hinzu, dass eine Reihe Brüder meinte, jemand habe das Kind verhext. Wir versuchten, vernünftig mit ihnen zu argumentieren, damit sie nicht dieser allgemein gehegten Furcht verfielen. Aber die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer im gesamten Gebiet. Ich erklärte ihnen, dass Satan zwar mächtig ist, er aber Jehova und seine loyalen Diener nicht überwältigen kann. „Zeit und unvorhergesehenes Geschehen“ trifft uns alle, doch sollten wir nicht voreilige Schlüsse ziehen, die auf Ängsten beruhen (Pred. 9:11).
Am nächsten Tag wurde unser Sohn beerdigt und nach der Beerdigung hielten wir die reguläre Zusammenkunft ab. Daraus lernten die Brüder etwas, nämlich dass wir weder böse Geister fürchten, noch Aberglauben unterstützen. Obwohl der Verlust unseres Kindes uns zutiefst schmerzte, setzten wir die Woche der besonderen Tätigkeit fort und machten uns danach auf den Weg in die nächste Versammlung. Anstatt dass die Versammlung uns in unserem Kummer tröstete, trösteten und ermunterten wir die Brüder damit, dass schon bald der Tod der Vergangenheit angehören wird.
[Kasten/Bild auf Seite 228, 229]
Tapfer zogen wir los
Lennard Musonda
Geburtsjahr: 1955
Taufe: 1974
Kurzporträt: Er ist seit 1976 im Vollzeitdienst. Er verbrachte sechs Jahre im Reisedienst und ist jetzt in Sambia im Bethel.
Um das Jahr 1985 herum besuchte ich Versammlungen hoch im Norden des Landes. In den Jahren davor war dort der politische Druck immens gewesen. Ich war gerade frisch zum Kreisaufseher ernannt worden und bekam nun Gelegenheit, Glauben und Mut zu zeigen. Eines Tages waren wir nach dem Treffpunkt für den Predigtdienst gerade so weit, in ein nahe gelegenes Dorf zu gehen. Da sagte ein Bruder, er habe gehört, dass Zeugen Jehovas von der gesamten Dorfgemeinschaft verprügelt würden, falls sie versuchen sollten, dort zu predigen. Es hatte da zwar in den späten 1960er und frühen 70er Jahren Pöbelangriffe gegeben, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir es zum jetzigen Zeitpunkt mit einem gesamten Dorf zu tun bekommen würden.
Dennoch wurden einige Verkündiger ängstlich und blieben zurück. Wir anderen — es waren ziemlich viele — zogen tapfer los. Was wir in dem Dorf dann erlebten, war schon erstaunlich. Wir gaben viele Zeitschriften ab und führten nette Gespräche mit den Leuten, die da waren. Allerdings hatten einige alles stehen und liegen lassen, als sie uns in das Dorf kommen sahen. In einsamen Kochtöpfen kochte das Essen über und in manchen Häusern standen die Türen offen. Statt auf Konfrontation war man wohl eher auf Rückzug aus.
[Kasten/Bild auf Seite 232, 233]
Ich musste um mein Leben rennen
Darlington Sefuka
Geburtsjahr: 1945
Taufe: 1963
Kurzporträt: Er war Sonderpionier, reisender Aufseher und Bethelmitarbeiter in Sambia.
Es war das Jahr 1963 — eine turbulente Zeit. Im Predigtdienst liefen oft politisch engagierte Gruppen von Jugendlichen vor uns her und warnten die Leute davor, uns zuzuhören. Sie drohten, dass sonst jemand kommen würde, der ihnen Fenster und Türen einschlägt.
Eines Abends, es war gerade zwei Tage nach meiner Taufe, wurde ich von 15 Jugendlichen fürchterlich zusammengeschlagen. Das Blut floss mir aus Mund und Nase. An einem anderen Abend wurden ein Bruder und ich von einer Gruppe von rund 40 Jugendlichen angegriffen, die uns in meine Unterkunft gefolgt waren. An das zu denken, was unser Herr Jesus erlebt hatte, machte mich stark. Die Taufansprache von Bruder John Jason hatte deutlich gezeigt, dass das Leben eines Christen nicht ohne Probleme verlaufen wird. Was ich mitmachte, kam für mich also nicht überraschend, sondern es machte mir sogar Mut.
Damals wollten die Politiker, dass man sie im Kampf um die Unabhängigkeit unterstützte, und unsere neutrale Haltung wurde uns als Anschluss an die Europäer und Amerikaner ausgelegt. Religionsführer, die die politischen
Gruppen unterstützten, sorgten dafür, dass dem negativen Gerede über uns auch ja weiter Nahrung gegeben wurde. Vor der Unabhängigkeit Sambias war die Lage schwierig gewesen, und sie blieb es auch danach. Viele Brüder verloren ihr Geschäft, weil sie keine Parteikarten kauften. Manche zogen aus der Stadt zurück in ihr Heimatdorf und nahmen schlecht bezahlte Arbeiten an, damit man sie nicht um Spenden für politische Aktionen bitten konnte.Als ich noch ein Jugendlicher war, kümmerte sich mein Cousin um mich, der kein Zeuge Jehovas ist. Wegen meiner neutralen Haltung wurden seine Angehörigen bedroht und eingeschüchtert. Sie hatten Angst. Eines Tages sagte mein Cousin, bevor er zur Arbeit ging: „Wenn ich heute Abend wiederkomme, will ich dich hier nicht mehr sehen.“ Zuerst dachte ich, er meine das nicht ernst, da ich ja sonst keinen Verwandten in der Stadt hatte und nicht wusste, wohin ich sollte. Aber mir wurde schnell klar, dass er es doch ernst gemeint hatte. Denn als er heimkam und mich sah, raste er vor Wut. Er hob Steine auf, jagte hinter mir her und schrie: „Ab mit dir zu den anderen Hunden!“ Ich musste um mein Leben rennen.
Mein Vater hörte davon und ließ mir mitteilen: „Wenn du bei deiner neutralen Haltung bleibst, wirst du nie wieder einen Fuß über die Schwelle meines Hauses setzen!“ Das war hart. Ich war erst 18. Wer würde mich aufnehmen? Die Versammlung tat es! Oft denke ich über die Worte König Davids nach: „Falls mein eigener Vater und meine eigene Mutter mich verließen, würde ja Jehova selbst mich aufnehmen“ (Ps. 27:10). Ich kann euch nur versichern, dass Jehova sein Versprechen wirklich wahr macht.
[Kasten/Bild auf Seite 236, 237]
Durch mein Verhalten gewann ich den Respekt vieler Lehrer
Jackson Kapobe
Geburtsjahr: 1957
Taufe: 1971
Kurzporträt: Er ist als Versammlungsältester tätig.
Die ersten Verweisungen von Schulen gab es 1964. Das Zweigbüro half Eltern zu erkennen, dass sie ihre Kinder vorbereiten sollten. Ich weiß noch, wie sich mein Vater mit mir nach der Schule hinsetzte und 2. Mose 20:4, 5 besprach.
Bei Schulveranstaltungen hielt ich mich im hinteren Bereich auf, um Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Wer die Nationalhymne nicht mitsang, wurde nach vorn gerufen. Als der Schulleiter mich fragte, warum ich nicht singen wollte, antwortete ich mit Bibeltexten. Da rief er aus: „Also, lesen, das willst du — aber singen, das willst du nicht!“ Er meinte damit, dass ich der Regierung gegenüber zur Loyalität verpflichtet bin, weil sie für Schulen sorgt, die mir das Lesen beibringen.
Schließlich wurde ich im Februar 1967 von der Schule verwiesen. Ich war enttäuscht, denn ich lernte gern und war ein guter Schüler. Obwohl mein Vater von Arbeitskollegen und Angehörigen, die keine Zeugen Jehovas
waren, unter Druck gesetzt wurde, versicherte er mir immer wieder, dass ich das Richtige tat. Auch meine Mutter stand unter Druck. Wenn ich mit ihr aufs Feld zum Arbeiten ging, verspotteten uns die anderen Frauen und fragten: „Ja, warum ist er denn nicht in der Schule?“Aber das hieß nicht, dass nichts mehr für meine Bildung getan wurde. Ab 1972 wurde größerer Nachdruck auf Lese- und Schreibunterricht in der Versammlung gelegt. Mit der Zeit entspannte sich die Atmosphäre an den Schulen etwas. Unser Haus stand genau auf der anderen Straßenseite von der Schule. Der Schulleiter kam öfter und wollte kaltes Wasser zum Trinken haben oder Besen zum Fegen der Klassenräume ausleihen. Einmal wollte er sich sogar Geld von uns leihen. Das gütige Verhalten meiner Familie muss ihn berührt haben, denn eines Tages fragte er: „Will Ihr Sohn wieder zur Schule gehen?“ Vater erinnerte ihn daran, dass ich nach wie vor Zeuge Jehovas war. „Kein Problem“, erwiderte der Schulleiter. „In welche Klasse willst du?“, fragte er mich. Ich wollte in die sechste Klasse. Die gleiche Schule, der gleiche Schulleiter, die gleichen Klassenkameraden — nur, dass ich dank des Lese- und Schreibunterrichts im Königreichssaal besser lesen konnte als die meisten anderen Schüler.
Durch meine harte Arbeit und mein Verhalten hatte ich den Respekt vieler Lehrer gewonnen, wodurch es in der Schule leichter wurde. Ich lernte fleißig und legte einige Prüfungen ab. Dadurch konnte ich eine verantwortungsvolle Stellung in den Minen bekommen und später für meine Familie sorgen. Ich bin froh, dass ich treu geblieben bin und nie mitgesungen habe.
[Kasten/Bild auf Seite 241, 242]
„Wie könnten wir aufhören zu predigen?“
Jonas Manjoni
Geburtsjahr: 1922
Taufe: 1950
Kurzporträt: Er war mehr als 20 Jahre im Bethel in Sambia und ist heute allgemeiner Pionier und Ältester.
Mitten im Zweiten Weltkrieg kam mein Bruder aus Tansania zurück und brachte eine Bibel und diverse Bücher mit, unter anderem Regierung und Versöhnung. Die Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas waren ja noch immer verboten, und deshalb interessierte mich, wieso man eigentlich so viel Aufhebens um sie machte. Ich las das Buch Versöhnung, fand es aber schwer zu verstehen. Einige Jahre später besuchte ich meinen Bruder und ging mit ihm zu einer Zusammenkunft mit. Einen Königreichssaal gab es nicht; man versammelte sich auf einem gerodeten Stück Land, das mit Bambus eingezäunt war. Eine gedruckte Disposition wurde nicht verwendet, aber wie zufriedenstellend es doch war, einen Vortrag direkt aus der Bibel zu hören! Die biblischen Erklärungen waren ganz anders als in der Kirche, in die ich ging. Dort war man darauf erpicht, die Fahne zu grüßen und Trommeln zu schlagen, und man zankte sich auch noch über Stammesunterschiede und in welcher Sprache gesungen werden sollte. Bei dieser Zusammenkunft hier hörte ich dagegen schöne Lieder zum Lobpreis Jehovas. Und ich sah ganze Familien zusammensitzen, die geistige Speise in sich aufnahmen.
Ich ließ mich taufen und arbeitete weiter als Sanitäter, was mich in den Bergbaugebieten in die verschiedensten Orte brachte. 1951 nahm ich zwei Wochen Urlaub und verbrachte die Zeit im Zweigbüro in Lusaka. Schon bald darauf lud man mich ganz ins Bethel ein. Zuerst war ich im Versand tätig und später, als das Büro nach Luanshya verlegt wurde, half ich bei der Korrespondenz und in der Übersetzung mit. Auch wenn Anfang der 1960er Jahre politische Veränderungen in der Luft lagen, waren die Brüder nach wie vor produktiv im Predigtdienst und bewahrten ihre Neutralität inmitten politischer Unruhen.
Im März 1963 traf ich mit Dr. Kenneth Kaunda zusammen, der bald Präsident von Sambia werden würde. Es ging darum, zu erklären, warum wir weder einer Partei beitreten noch Parteikarten kaufen. Wir baten um seine Unterstützung, die Einschüchterungen vonseiten politischer Gegner zu beenden; und er erbat sich mehr Informationen. Einige Jahre danach lud uns Dr. Kaunda ins Staatshaus ein, wo wir vor dem Präsidenten und seinen wichtigsten Ministern sprechen konnten. Die Versammlung dauerte bis spätabends. Zwar hatte der Präsident nichts gegen Jehovas Zeugen als Religion, aber er fragte, ob wir uns nicht einfach wie andere Religionen versammeln könnten, ohne zu predigen. „Wie könnten wir aufhören zu predigen?“, erwiderten wir. „Jesus predigte. Er baute nicht einfach nur einen Tempel neben dem der Pharisäer.“
Dennoch wurde unser Dienst teilweise verboten. Aber wie immer, so fanden sich auch diesmal Mittel und Wege, Jehova zu loben und zu ehren — ihn, der seine Diener gebraucht, um seinen Vorsatz zu verwirklichen.
[Kasten/Bild auf Seite 245, 246]
Ich war enorm wissensdurstig
Daniel Sakala
Geburtsjahr: 1964
Taufe: 1996
Kurzporträt: Er ist Ältester in einer Versammlung.
Ich gehörte der Zion Spirit Church an, als ich die Broschüre Learn to Read and Write (Lerne lesen und schreiben) erhielt. Zwar war ich Analphabet, aber enorm wissensdurstig. Nachdem ich also die Broschüre erworben hatte, verwandte ich viel Zeit auf sie. Ich bat andere, mir zu helfen, neue Wörter zu lernen. Dadurch kam ich gut voran, obwohl ich keinen Lehrer hatte, und in kurzer Zeit hatte ich grundlegende Schreib- und Lesekenntnisse.
Jetzt konnte ich in der Bibel lesen! Allerdings entdeckte ich dabei einiges, was mit den Gepflogenheiten in meiner Kirche kollidierte. Mein Schwager, ein Zeuge Jehovas, schickte mir die Broschüre Geister von Verstorbenen — Können sie dir helfen oder dir schaden? Gibt es sie wirklich?. Was ich darin las, veranlasste mich, meinem Pfarrer ein paar Fragen zu stellen. Einmal war ich in der Kirche und las 5. Mose 18:10, 11 vor. Ich fragte: „Wieso machen wir Sachen, die in der Bibel verurteilt werden?“
„Wir müssen unsere eigene Rolle spielen“, lautete die Antwort des Pfarrers. Damit konnte ich nichts anfangen.
Dann las ich Prediger 9:5 und fragte: „Warum halten wir Menschen dazu an, die Toten zu ehren, wenn doch in der Bibel steht, dass sich die Toten ,nicht des Geringsten bewusst‘ sind?“ Weder der Pfarrer noch die anderen in der Kirche erwiderten darauf irgendetwas.
Später kamen einige auf mich zu und sagten: „Wir sind doch keine Zeugen Jehovas! Warum sollten wir also aufhören, die Toten zu ehren und unseren Bräuchen zu folgen?“ Das verwirrte mich. Ich hatte doch in unserer Gesprächsrunde ausschließlich die Bibel benutzt, aber die Gemeinde schlussfolgerte sofort, ich wäre mit den Zeugen Jehovas verbunden. Von da an ging ich gemeinsam mit zwei anderen aus meiner ehemaligen Kirche in den Königreichssaal. In den ersten drei Monaten konnte ich verschiedene enge Familienangehörige dazu ermuntern, auch zu den christlichen Zusammenkünften zu gehen. Drei von ihnen sind heute getaufte Zeugen Jehovas — eine davon ist meine Frau.
[Übersicht auf Seite 176, 177]
SAMBIA — EINIGE WICHTIGE ETAPPEN
1910
1911: Schriftstudien gelangen ins südliche Afrika.
1919: Kosamu Mwanza und rund 150 andere werden ausgepeitscht und inhaftiert.
1925: Büro der Bibelforscher in Kapstadt schränkt Predigtwerk und Taufe ein.
1935: Regierung beschränkt Literaturimport. Zwanzig Veröffentlichungen werden verboten.
1936: Unter der Aufsicht von Llewelyn Phillips wird in Lusaka ein Depot eröffnet.
1940
1940: Regierung verbietet Import und Verbreitung unserer Literatur. Es finden wieder Taufen statt.
1948: Die ersten Gileadabsolventen treffen ein.
1949: Regierung hebt Verbot des Wachtturms auf.
1954: Zweigbüro wird nach Luanshya verlegt.
1962: Zweigbüro wird nach Kitwe verlegt.
1969: Regierung verbietet uns, öffentlich zu predigen.
1970
1975: Missionare werden ausgewiesen.
1986: Missionare dürfen wieder einreisen.
1993: Bestimmungsübergabe der heutigen Zweigeinrichtungen in Lusaka.
2000
2004: Weitere Gebäude des Zweigbüros in Lusaka werden der Bestimmung übergeben.
2005: 127 151 Verkündiger sind in Sambia tätig.
[Übersicht]
(Siehe gedruckte Ausgabe)
Gesamtzahl der Verkündiger
Gesamtzahl der Pioniere
130 000
65 000
1910 1940 1970 2000
[Karten auf Seite 169]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO
SAMBIA
Kaputa
Mbala
Isoka
Kasama
Samfya
Lundazi
Mufulira
Kalulushi
Kitwe
Luanshya
Kabwe
LUSAKA
Senanga
Sambesi
Livingstone
BOTSUANA
SIMBABWE
MOSAMBIK
MALAWI
[Ganzseitiges Bild auf Seite 162]
[Bild auf Seite 167]
Thomson Kangale
[Bild auf Seite 170]
Llewelyn Phillips
[Bild auf Seite 178]
Harry Arnott, Nathan Knorr, Kay und John Jason sowie Ian Fergusson (1952)
[Bild auf Seite 193]
Rechts: Manda Ntompa mit seiner Familie im Flüchtlingslager Mwange (2001)
[Bild auf Seite 193]
Unten: Ein typisches Flüchtlingslager
[Bild auf Seite 201]
Die erste Klasse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung in Sambia (1993)
[Bild auf Seite 202]
Unterweiser der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung Richard Frudd und Philemon Kasipoh mit einem Schüler
[Bild auf Seite 206]
Kongressstätten wurden aus Lehm, Gras oder anderen heimischen Baustoffen errichtet
[Bild auf Seite 215]
Links: In Kostümen aufgeführtes biblisches Drama (1991)
[Bild auf Seite 215]
Unten: Taufbewerber beim Bezirkskongress „Boten des göttlichen Friedens“ (1996)
[Bild auf Seite 235]
Herr Richmond Smith mit Feliya Kachasu und ihrem Vater Paul
[Bilder auf Seite 251]
Freudige Arbeiter beim Bau des derzeitigen Zweigbüros in Lusaka
[Bilder auf Seite 252, 253]
(1, 2) Vor kurzem gebaute Königreichssäle
(3, 4) Das sambische Zweigbüro in Lusaka
(5) Stephen Lett bei der Bestimmungsübergabe der Zweigerweiterungen (Dezember 2004)
[Bild auf Seite 254]
Das sambische Zweigkomitee (von links nach rechts): Albert Musonda, Alfred Kyhe, Edward Finch, Cyrus Nyangu und Dayrell Sharp