Nach Markus 5:1-43
Fußnoten
Studienanmerkungen
Gegend der Gadarener: Eine Gegend auf der anderen Seite, also auf der O-Seite, des Sees von Galiläa. Es könnte ein Gebiet gewesen sein, das sich vom See bis nach Gadara erstreckte, einer Stadt, die etwa 10 km vom See entfernt lag. Münzen aus Gadara, auf denen ein Schiff abgebildet ist, stützen diese Annahme. Markus und Lukas bezeichnen das Gebiet, das Jesus besuchte, als „Gegend der Gerasener“. (Siehe Anm. zu Mar 5:1.) Die Gegenden könnten sich teilweise überschnitten haben. (Siehe Anh. A7, Karte 3B, „Jesus am See von Galiläa“ und Anh. B10.)
Gerasener: In den drei Parallelberichten (Mat 8:28-34; Mar 5:1-20; Luk 8:26-39) hat die Gegend, in der sich diese Begebenheit abspielte, verschiedene Bezeichnungen. Für jede dieser drei Textstellen gibt es auch in den alten Manuskripten verschiedene Lesarten. Gemäß den zuverlässigsten noch erhaltenen Manuskripten gebrauchte Matthäus ursprünglich den Ausdruck „Gegend der Gadarener“, während Markus und Lukas die Bezeichnung „Gegend der Gerasener“ verwendeten. Wie die Anm. zu Gegend der Gerasener zu diesem Vers jedoch zeigt, beziehen sich beide Bezeichnungen im Großen und Ganzen auf ein und dasselbe Gebiet.
Gegend der Gerasener: Eine Gegend am anderen Seeufer, d. h. auf der O-Seite des Sees von Galiläa. Die Gegend lässt sich heute nicht mehr genau lokalisieren und auch ihr Grenzverlauf ist nicht bekannt. Einige bringen die „Gegend der Gerasener“ mit der Umgebung von Kursi in Verbindung, einem Ort in der Nähe der Steilhänge am O-Ufer des Sees. Andere dagegen vermuten, dass es sich um den weiteren Umkreis von Gerasa (oder Dscharasch) handelte, einer Stadt 55 km südsüdöstlich des Sees. In Mat 8:28 wird die Bezeichnung „Gegend der Gadarener“ gebraucht. (Siehe Anm. zu Gerasener in diesem Vers und Anm. zu Mat 8:28.) Die verschiedenen Gegenden lagen im Großen und Ganzen in demselben Gebiet an der O-Küste des Sees von Galiläa und könnten sich teilweise überschnitten haben. Die Parallelberichte widersprechen sich also nicht. (Siehe auch Anh. A7, Karte 3B, „Jesus am See von Galiläa“ und Anh. B10.)
ein Mann: Der Evangelist Matthäus (8:28) erwähnt zwei Männer, Markus und Lukas (8:27) dagegen sprechen nur von einem Mann. Womöglich konzentrierten sie sich nur auf einen der beiden Besessenen, weil Jesus mit diesem Mann sprach und sein Fall noch bemerkenswerter war als der des anderen. Vielleicht war er noch brutaler als der andere oder er befand sich schon länger in der Hand der Dämonen. Möglicherweise wollte auch nur dieser Mann Jesus begleiten (Mar 5:18-20).
Gräbern: Siehe Anm. zu Mat 8:28.
Gräbern: Oder „Gedenkgräbern“. (Siehe Worterklärungen zu „Gedenkgrab“.) Offensichtlich Höhlen oder in den Fels gehauene Grabkammern, die sich in der Regel außerhalb von Städten befanden. Die Juden mieden solche Grabstätten, um sich nicht rituell zu verunreinigen. Dadurch waren die Gräber ideale Schlupfwinkel für psychisch kranke oder von Dämonen besessene Menschen.
Warum sollte das meine und deine Sorge sein …?: Als Maria zu Jesus sagte: „Sie haben keinen Wein“ (Joh 2:3), war das zweifellos eine Aufforderung, etwas zu unternehmen. Interessant dabei ist, dass Jesus bis dahin noch kein Wunder gewirkt hatte. Er antwortete mit einer semitischen Redewendung, die wtl. „Was mir und dir?“ lautet. Was genau mit dieser Wendung ausgedrückt werden sollte, erschließt sich aus dem Zusammenhang. Grundsätzlich deutete sie einen gewissen Widerspruch an. Manchmal drückte sie Feindseligkeit und Abwehr aus (Mat 8:29; Mar 1:24; 5:7; Luk 4:34; 8:28), doch in diesem Fall war es eher ein sanfter Widerspruch. (Beispiele für den milderen Gebrauch der Wendung sind in den Hebräischen Schriften in 2Sa 16:9, 10 und 1Kö 17:18, Fn. zu finden.) Jesu folgende Worte zeigen, warum er zögerte. Er sagte: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Andererseits scheint Jesu Antwort nicht den Eindruck vermittelt zu haben, dass er nicht helfen wollte. Das macht Marias Reaktion in Vers 5 deutlich.
Gefängniswärtern: Das mit „Gefängniswärter“ übersetzte griechische Wort basanistḗs hat die Grundbedeutung von „Folterer“, wahrscheinlich weil Gefängniswärter Gefangene auch oft einer grausamen Folter unterzogen. Mit der Zeit wurde der Ausdruck jedoch ganz allgemein für Gefängniswärter verwendet, da die Einkerkerung an sich offensichtlich schon als Form von Folter galt, unabhängig davon, ob die Inhaftierten tatsächlich gefoltert wurden. (Siehe Anm. zu Mat 8:29.)
Was habe ich mit dir zu tun …?: Oder „Was habe ich mit dir gemeinsam …?“. Wörtlich übersetzt lautet diese rhetorische Frage: „Was mir und dir?“ Dabei handelt es sich um eine idiomatische Wendung aus dem Semitischen. Sie kommt sowohl in den Hebräischen Schriften vor (Ri 11:12, Fn.; Jos 22:24; 2Sa 16:10; 19:22; 1Kö 17:18; 2Kö 3:13; 2Ch 35:21; Hos 14:8) als auch in entsprechender griechischer Form in den Christlichen Griechischen Schriften (Mat 8:29; Mar 1:24; 5:7; Luk 4:34; 8:28; Joh 2:4). Die genaue Bedeutung hängt vom Kontext ab. In Mar 5:7 drückt die Redewendung Feindseligkeit und Abwehr aus, weshalb einige Übersetzer die Wiedergabe „Stör mich nicht!“ oder „Lass mich in Ruhe!“ befürworten. An anderen Stellen wird sie gebraucht, um eine andere Meinung auszudrücken oder um anzuzeigen, dass man sich nicht zu etwas drängen lässt; dabei schwingt aber keine Verachtung, Arroganz oder Feindseligkeit mit. (Siehe Anm. zu Joh 2:4.)
quälen: Ein verwandter griechischer Begriff wird in Mat 18:34 für „Gefängniswärter“ gebraucht (siehe Anm.). Daher ist mit „quälen“ hier anscheinend gemeint, in „dem Abgrund“ festgehalten zu werden oder eingesperrt zu sein, wie der Parallelvers Luk 8:31 zeigt.
Legionen: Die Legion war die größte römische Heereseinheit. Im 1. Jh. bestand sie aus etwa 6000 Soldaten. Mit „zwölf Legionen“ ist hier offensichtlich einfach eine unbestimmte große Menge gemeint. Jesus wollte praktisch sagen, er brauche seinen Vater nur darum zu bitten und dieser würde ihm zum Schutz mehr als genug Engel schicken.
Legion: Wahrscheinlich war „Legion“ nicht der eigentliche Name des Mannes. Anscheinend brachte ihn der Anführer dieser Dämonen dazu, sich so zu nennen. Im 1. Jh. bestand eine römische Legion aus ca. 6000 Soldaten, was den Schluss nahelegt, dass der Mann von sehr vielen Dämonen besessen war. (Siehe Anm. zu Mat 26:53.)
Schweineherde: Nach dem mosaischen Gesetz waren Schweine unrein (3Mo 11:7). Dennoch gab es unter den vielen Nichtjuden in der Dekapolis einen Absatzmarkt für Schweinefleisch. Bei den Griechen und Römern galt es als Delikatesse. Aus dem Bericht geht nicht hervor, ob die Schweinehirten Juden waren, die gegen das Gesetz verstießen (Mar 5:14).
erzähl ihnen: Normalerweise gab Jesus die Anweisung, niemandem von seinen Wundern zu erzählen (Mar 1:44; 3:12; 7:36). Doch diesen Mann forderte er auf, seinen Verwandten von dem Wunder zu berichten. Vielleicht tat Jesus das, weil er die Region verlassen sollte und deshalb dort nicht selbst predigen konnte. Außerdem wurde dadurch negativen Berichten entgegengewirkt, die möglicherweise wegen des Verlustes der Schweine in Umlauf waren.
was Jehova alles für dich getan hat: In dem Gespräch mit dem von Dämonen befreiten Mann schrieb Jesus das Wunder nicht sich selbst zu, sondern seinem himmlischen Vater. Diese Schlussfolgerung wird durch den Parallelbericht im Lukasevangelium gestützt, wo Lukas an der entsprechenden Stelle das griechische Wort theós („Gott“) verwendete (Luk 8:39). In den meisten griechischen Handschriften steht in Mar 5:19 ho kýrios („der Herr“). Es spricht jedoch einiges dafür, dass dort ursprünglich der Name Gottes stand. Deshalb wird in der Neuen-Welt-Übersetzung der Name Jehova im Haupttext verwendet. (Siehe Anh. C1 und C3, Einleitung, Mar 5:19.)
Dekapolis: Oder „Zehnstadt-Gebiet“. (Siehe Worterklärungen und Anh. B10.)
ein gewisser Vorsteher: Bei dem Vorsteher (griechisch árchōn) handelte es sich um Jairus. Das erfährt man aus den Parallelberichten in Markus und Lukas, wo Jairus als Synagogenvorsteher bezeichnet wird (Mar 5:22; Luk 8:41).
Synagogenvorsteher: Der griechische Ausdruck archisynágōgos bedeutet wtl. „Leiter einer Synagoge“. (Siehe Anm. zu Mat 9:18.)
ist schwer krank: Oder „liegt im Sterben“.
Blutungen: Siehe Anm. zu Mat 9:20.
Blutungen: Vermutlich chronische Regelblutungen. In diesem Fall wäre die Frau laut mosaischem Gesetz unrein gewesen und hätte eigentlich niemanden berühren dürfen (3Mo 15:19-27).
schlimmen Krankheit: Siehe Anm. zu Mar 5:34.
deiner schlimmen Krankheit: Wtl. „deiner Geißel“. Die wörtliche Bedeutung dieses Wortes bezieht sich auf eine Form des Auspeitschens, die oft als Folter angewendet wurde (Apg 22:24; Heb 11:36). Hier wird es bildlich gebraucht und zeigt, wie sehr die Frau unter ihrer Krankheit gelitten haben muss.
Tochter: Die einzige bekannte Begebenheit, bei der Jesus eine Frau mit „Tochter“ ansprach, vielleicht weil sie zitterte und die Situation für sie so unangenehm war (Mar 5:33; Luk 8:47). Durch diese liebevolle Anrede – die nichts über das Alter der Frau aussagt – zeigte Jesus ihr, dass er mit ihr fühlte.
Geh in Frieden: Diese Wendung wird sowohl in den Griechischen als auch den Hebräischen Schriften häufig im Sinn von „Lass es dir gut gehen“ verwendet (Luk 7:50; 8:48; Jak 2:16; vgl. 1Sa 1:17; 20:42; 25:35; 29:7; 2Sa 15:9; 2Kö 5:19). Das hebräische Wort schalṓm, das oft mit „Frieden“ übersetzt wird, hat ein breites Bedeutungsspektrum. Es bezeichnet die Abwesenheit von Kriegen oder Konflikten (Ri 4:17; 1Sa 7:14; Pr 3:8) und kann darüber hinaus den Gedanken von Gesundheit und Sicherheit (1Sa 25:6, Fn.; 2Ch 15:5, Fn.; Hi 5:24, Fn.) sowie von Wohlbefinden (Est 10:3, Fn.) oder Freundschaft (Ps 41:9) vermitteln. In den Christlichen Griechischen Schriften hat das griechische Wort für „Frieden“ (eirḗnē) den gleichen breiten Bedeutungsumfang angenommen wie das hebräische Wort schalṓm. Neben Konfliktfreiheit drückt es den Gedanken von Wohlergehen und Harmonie sowie von Rettung aus.
deiner schlimmen Krankheit: Wtl. „deiner Geißel“. Die wörtliche Bedeutung dieses Wortes bezieht sich auf eine Form des Auspeitschens, die oft als Folter angewendet wurde (Apg 22:24; Heb 11:36). Hier wird es bildlich gebraucht und zeigt, wie sehr die Frau unter ihrer Krankheit gelitten haben muss.
hab einfach nur Glauben: Oder „hab einfach weiter Glauben“. Die hier verwendete griechische Verbform kann auch eine fortlaufende Handlung anzeigen. Jairus hatte bereits Glauben bewiesen, als er sich an Jesus wandte (Mar 5:22-24). Jetzt, wo seine Tochter tot war, forderte Jesus ihn auf, an seinem Glauben festzuhalten.
ist nicht gestorben, sondern schläft: In der Bibel wird der Tod oft mit dem Schlaf verglichen (Ps 13:3; Joh 11:11-14; Apg 7:60; 1Ko 7:39, Fn.; 15:51; 1Th 4:13). Jesus war gerade im Begriff, das Mädchen wieder zum Leben zu bringen, und wollte mit seiner Aussage vielleicht zeigen, dass Menschen genauso aus dem Tod geweckt werden können wie aus einem tiefen Schlaf. Die Macht, das Mädchen aufzuerwecken, erhielt Jesus von seinem Vater, „der die Toten lebendig macht und das nicht Vorhandene ruft, als wäre es vorhanden“ (Rö 4:17).
Talitha kumi: Auch Matthäus und Lukas berichten über die Auferweckung von Jairus’ Tochter (Mat 9:23-26; Luk 8:49-56), doch nur Markus erwähnt diese Aufforderung von Jesus und übersetzt sie. In manchen griechischen Handschriften werden die semitischen Worte mit Talitha kum wiedergegeben. Einige Bibelwissenschaftler halten sie für aramäisch, während andere die Möglichkeit nicht ausschließen, dass sie auch hebräisch sein könnten. (Siehe Anm. zu Mar 7:34.)
Ephphatha: Eine Transkription ins Griechische; nach Ansicht einiger Textforscher liegt diesem Begriff eine hebräische Wortwurzel zugrunde, die in Jes 35:5 mit „geöffnet werden“ übersetzt wurde. Als Jesus dieses Wort sagte, muss das bei den Augenzeugen einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen haben. Möglicherweise war Petrus einer von ihnen und erzählte Markus später wortgetreu, was Jesus gesagt hatte. Es gibt in der Bibel nur wenige Stellen mit wortwörtlichen Zitaten von Jesus. Eine davon ist Mar 5:41, wo der Ausdruck „Talitha kumi“ festgehalten wurde.
Trance: Wtl. „Außer-sich-Stehen“. Das griechische Wort ékstasis setzt sich aus ek („aus“) und stásis („Stehen“, „Stand“) zusammen. Es beschreibt den Zustand einer Person, die sich aufgrund von Verwunderung, Erstaunen oder einer göttlichen Vision nicht in ihrer üblichen Geistes- oder Gemütsverfassung befindet – sie ist sozusagen „außer sich“. Das griechische Wort wird in Mar 5:42 mit „Freude“ wiedergegeben, in Mar 16:8 mit „völlig aufgewühlt“ und in Luk 5:26 mit „Begeisterung“. In der Apostelgeschichte wird es mit göttlichem Handeln in Verbindung gebracht. Offensichtlich wirkte manchmal der heilige Geist auf den Sinn einer Person ein und ließ sie ein Bild oder eine Vision von Gottes Vorhaben sehen, während sie sich in einem höchst konzentrierten oder in einem schlafähnlichen Zustand befand. Im Trancezustand nahm man nichts von seiner Umgebung wahr und war für eine Vision aufnahmebereit. (Siehe Anm. zu Apg 22:17.)
vor Freude: Oder „vor großer Verwunderung“. Das griechische Wort ékstasis setzt sich aus ek („aus“) und stásis („Stehen“, „Stand“) zusammen. Es beschreibt den Zustand einer Person, die aufgrund von Verwunderung, Erstaunen oder einer göttlichen Vision aus ihrer üblichen Gemütsverfassung gebracht wird. Das griechische Wort wird in Mar 16:8 mit „völlig aufgewühlt“ und in Luk 5:26 mit „Begeisterung“ wiedergegeben. In der Apostelgeschichte wird es auch mit göttlichem Handeln in Verbindung gebracht. An diesen Stellen wurde es mit „Trance“ übersetzt (Apg 10:10; 11:5; 22:17). (Siehe Anm. zu Apg 10:10.)
Medien

Die Begebenheit, als Jesus aus zwei Männern Dämonen austrieb und sie in eine Schweineherde schickte, ereignete sich am O-Ufer des Sees von Galiläa.