Nach Markus 16:1-8

16  Als der Sabbat+ vorbei war, kauften Maria Magdalẹne, Maria,+ die Mutter von Jakobus, und Sạlome aromatische Substanzen, um sie auf den Leichnam aufzutragen.+  Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe, als die Sonne aufgegangen war, zum Grab.+  Sie sagten zueinander: „Wer wird uns wohl den Stein vom Grabeingang wegwälzen?“+  Doch als sie hinschauten, sahen sie, dass der Stein, obwohl er sehr groß war, schon weggewälzt war.+  Sie gingen in die Grabkammer und sahen rechts einen jungen Mann mit einem langen weißen Gewand sitzen. Da erschraken sie sehr.   „Erschreckt nicht“,+ sagte er. „Ihr sucht Jesus, den Nazarẹner, der am Pfahl hingerichtet wurde. Er ist auferweckt worden.+ Er ist nicht mehr hier. Seht, das ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten.+  Doch nun geht und sagt seinen Jüngern und Petrus: ‚Er geht euch nach Galilạ̈a voraus.+ Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.‘“+  Da verließen sie das Grab und rannten zitternd und völlig aufgewühlt weg. Vor lauter Angst sagten sie niemandem ein Wort.+

Fußnoten

Studienanmerkungen

Sabbat: Der Sabbat (15. Nisan) endete mit dem Sonnenuntergang. Alle vier Evangelien berichten über Jesu Auferstehung (Mat 28:1-10; Mar 16:1-8; Luk 24:1-12; Joh 20:1-29).

kauften … aromatische Substanzen, um sie auf den Leichnam aufzutragen: Jesu Leichnam war bereits für das Begräbnis vorbereitet worden, „wie es bei den Juden Bestattungsbrauch“ war (Joh 19:39, 40). Doch wahrscheinlich hatte man sich dabei sehr beeilen müssen, da Jesus nur etwa drei Stunden vor Beginn des Sabbats starb und es am Sabbat nicht erlaubt war, einen Leichnam für das Begräbnis vorzubereiten. Jetzt, am ersten Tag nach dem Sabbat (also am dritten Tag, an dem Jesus tot war), wollten die Frauen den Leichnam wahrscheinlich zusätzlich mit aromatischen Substanzen und Ölen behandeln, damit er länger erhalten blieb (Luk 23:50 bis 24:1). Vermutlich hatten sie vor, die Substanzen auf die Leinentücher aufzutragen, in die der Körper eingewickelt war.

Maria Magdalene: Siehe Anm. zu Mat 27:56.

Jakobus: D. h. Jakobus dem Kleineren. (Siehe Anm. zu Mar 15:40.)

Salome: Siehe Anm. zu Mar 15:40.

ersten Tag der Woche: Siehe Anm. zu Mat 28:1.

Grab: Siehe Anm. zu Mat 27:60.

den Stein: Der Stein war offenbar rund, denn laut diesem Vers fragten sich die Frauen, wer ihn von dem Grabeingang wegwälzen würde, und in Vers 4 steht, dass er „schon weggewälzt war“. Der Stein könnte mindestens eine Tonne gewogen haben. Matthäus spricht von einem „großen Stein“ (Mat 27:60).

sagt seinen Jüngern: Siehe Anm. zu Mat 28:7.

und Petrus: Das Detail, dass der Engel in seiner Botschaft an die Jünger speziell Petrus erwähnte, ist nur bei Markus zu finden. (Vgl. den Parallelvers Mat 28:7.) Interessanterweise lief Maria Magdalene mit der Nachricht von dem leeren Grab zu „Simon Petrus und dem anderen Jünger“, d. h. Johannes (Joh 20:2). Und Jesus erschien offensichtlich erst Petrus allein, bevor er sich den Jüngern als Gruppe zeigte (Luk 24:34; 1Ko 15:5). Zweifellos muss Petrus diese besondere Aufmerksamkeit und die ausdrückliche Erwähnung seines Namens in der Botschaft des Engels davon überzeugt haben, dass ihm vergeben worden war, denn er hatte ja vorher drei Mal abgestritten, etwas mit seinem Freund Jesus zu tun zu haben (Mat 26:73-75).

sagten sie niemandem ein Wort: In den ältesten verfügbaren Handschriften endet das Markusevangelium mit den Worten aus Vers 8. Manche vertreten die Ansicht, dieser Schluss sei so abrupt, dass er unmöglich der ursprünglichen Fassung entsprechen könne. Berücksichtigt man allerdings den insgesamt sehr kurzen und prägnanten Schreibstil von Markus, ist diese Ansicht nicht unbedingt stichhaltig. Auch die Gelehrten Hieronymus und Eusebius, die im 4. Jh. lebten, sahen diesen Schluss als ursprüngliche Fassung an.

Es gibt eine Reihe von griechischen Handschriften sowie Übersetzungen in andere Sprachen, die nach Vers 8 einen kurzen bzw. einen langen Schluss hinzufügen. Den langen Schluss (zwölf zusätzliche Verse) findet man im Codex Alexandrinus, im Codex Ephraemi Syri rescriptus und im Codex Bezae Cantabrigiensis (alle 5. Jh.). Er erscheint auch in der lateinischen Vulgata, dem Cureton-Syrer und der syrischen Peschitta. Allerdings erscheint er nicht in zwei älteren Handschriften aus dem 4. Jh., dem Codex Sinaiticus und dem Codex Vaticanus. Der lange Schluss fehlt auch im Sinai-Syrer (4. oder 5. Jh.) und in den ältesten sahidisch-koptischen Handschriften (5. Jh.). Die ältesten armenischen und georgischen Handschriften enden ebenfalls mit Vers 8.

Einige jüngere griechische Handschriften sowie Übersetzungen in andere Sprachen enthalten den kurzen Schluss (bestehend aus wenigen Sätzen). Der Codex Regius (8. Jh.) enthält sowohl den kurzen als auch den langen Schluss, beginnend mit dem kurzen. Jedem Schluss geht die Bemerkung voraus, dass die betreffende Passage in manchen Gelehrtenkreisen als gültig angesehen wird. Allerdings wird im Codex Regius offensichtlich keiner der beiden Texte als authentisch eingestuft.

KURZER SCHLUSS

Der kurze Schluss nach Mar 16:8 ist nicht Teil der inspirierten Schriften. Er lautet:

Alle Dinge aber, die geboten worden waren, erzählten sie kurz denen, die sich in der Umgebung des Petrus befanden. Ferner sandte nach diesen Dingen Jesus selbst die heilige und unvergängliche Kunde von der ewigen Rettung vom Osten bis zum Westen durch sie aus.

LANGER SCHLUSS

Der lange Schluss nach Mar 16:8 ist nicht Teil der inspirierten Schriften. Er lautet:

9 Nachdem er früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst Maria Magdalene, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. 10 Sie ging und berichtete es denen, die bei ihm gewesen waren, da sie trauerten und weinten. 11 Doch als sie hörten, dass er zum Leben gekommen und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht. 12 Überdies erschien er nach diesen Dingen zweien von ihnen unterwegs, als sie aufs Land gingen, in einer anderen Gestalt; 13 und sie kamen zurück und berichteten es den Übrigen. Auch diesen glaubten sie nicht. 14 Später aber erschien er den Elf selbst, als sie zu Tisch lagen, und er hielt ihnen ihren Unglauben und ihre Herzenshärte vor, weil sie denen nicht glaubten, die ihn, den nun von den Toten Auferweckten, gesehen hatten. 15 Und er sprach zu ihnen: „Geht in die ganze Welt, und predigt der ganzen Schöpfung die gute Botschaft. 16 Wer glaubt und getauft ist, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden. 17 Ferner werden folgende Zeichen die Glaubenden begleiten: Unter Benutzung meines Namens werden sie Dämonen austreiben, sie werden in Zungen reden, 18 und mit ihren Händen werden sie Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen sicher nicht schaden. Sie werden ihre Hände Kranken auflegen, und diese werden gesund werden.“

19 Nachdem nun der Herr Jesus zu ihnen geredet hatte, wurde er in den Himmel hinaufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. 20 Sie zogen daher aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und die Botschaft durch die Begleitzeichen unterstützte.

Medien

Der Codex Sinaiticus und der Schluss des Markus­evangeliums
Der Codex Sinaiticus und der Schluss des Markus­evangeliums

Der Codex Sinaiticus ist eine griechische Pergamenthandschrift aus dem 4. Jh. Er enthält die gesamten Christlichen Griechischen Schriften sowie Teile der Septuaginta, einer griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften. Bibel­wissenschaftler betrachten den Codex Sinaiticus als eines der maßgebenden Manuskripte, die zur Rekonstruktion des Bibeltextes in Griechisch herangezogen werden. Bis Mitte des 19. Jh. befand sich der Codex im Katharinenkloster am Fuß des Sinai. Ein Großteil des Manuskripts wird heute in der British Library in London aufbewahrt, auch der hier abgebildete Auszug mit dem Ende des Markusevangeliums (1) und dem Anfang des Lukasevangeliums (2). Im Codex Vaticanus, einem ähnlich maßgebenden Manuskript aus dem 4. Jh., endet das Markusevangelium ebenfalls mit den Worten, die in heutigen Bibeln in Markus 16:8 zu finden sind. (Siehe Anm. zu Mar 16:8.)

Der Codex Vaticanus und der Schluss des Markus­evangeliums
Der Codex Vaticanus und der Schluss des Markus­evangeliums

Der Codex Vaticanus, auch als Vatikanische Handschrift 1209 bekannt, stammt aus dem 4. Jh. und wird von Textforschern als eine der maßgebenden griechischen Bibel­handschriften betrachtet. Zu sehen ist hier der Schluss des Markusevangeliums. Wie im Codex Sinaiticus, einer anderen bedeutenden Bibelhandschrift aus dem 4. Jh., endet in diesem Manuskript das Evangelium mit den Worten, die in heutigen Bibeln in Markus 16:8 stehen. (Siehe Anm. zu Mar 16:8.) Der Codex entstand wahrscheinlich in Alexandria (Ägypten). Er enthielt ursprünglich die gesamte Bibel in Griechisch und hatte wahrscheinlich ca. 820 Blätter, von denen noch 759 erhalten sind. Es fehlen der größte Teil von 1. Mose, ein Teil der Psalmen, Hebräer 9:14 bis 13:25 sowie die Bibelbücher 1. und 2. Timotheus, Titus, Philemon und Offenbarung. Der Codex Vaticanus wird nachweislich seit dem 15. Jh. in der Vatikanischen Bibliothek in Rom aufbewahrt.