Nach Matthäus 3:1-17
Fußnoten
Studienanmerkungen
Johannes: Die lateinisch-deutsche Entsprechung des hebräischen Namens Jehohanan, kurz Johanan; bedeutet „Jehova hat Gunst erwiesen“, „Jehova ist gnädig (gütig) gewesen“.
der Täufer: Oder „der Untertaucher“, „der Eintaucher“. Wurde offensichtlich als Beiname von Johannes gebraucht, weil er dafür bekannt war, Menschen durch Untertauchen im Wasser zu taufen. Auch der jüdische Historiker Flavius Josephus schrieb in seinen Schriften von „Johannes mit dem Beinamen Täufer“.
Wildnis von Judäa: Oder „Judäische Wüste“, „Wüste Juda“; die karge, größtenteils unbewohnte Ostseite des Berglands von Judäa. Bei einem Höhenunterschied von insgesamt etwa 1200 m erstreckt sich die Wildnis bis hinunter zum Westufer des Jordan und des Toten Meeres. In dieser Gegend nahm Johannes seinen Dienst auf, und zwar in dem Gebiet nördlich des Toten Meeres.
predigte: Das griechische Wort hat die Grundbedeutung „als Herold (Amtsbote) verkünden“. Es betont die Art und Weise des Verkündens: In der Regel ist ein Ausrufen in der Öffentlichkeit gemeint, nicht eine Predigt vor einer bestimmten Gruppe.
Bereut: Das hier verwendete griechische Wort kann wtl. mit „umdenken“ übersetzt werden, womit eine Änderung der Denkweise, der Einstellung und der Absichten gemeint ist. In diesem Zusammenhang bedeutet es, dass sich jemand ändern muss, um Gott gefallen und eine Beziehung zu ihm aufbauen zu können. (Siehe Anm. zu Mat 3:8, 11 und Worterklärungen zu „Reue“.)
Königreich: Hier erscheint zum ersten Mal das griechische Wort basiléia. Es steht sowohl für Königsherrschaft als auch für das Herrschaftsgebiet und die Menschen, die von einem König regiert werden. Dieses griechische Wort kommt 162-mal im Urtext der Christlichen Griechischen Schriften vor, davon allein 55-mal im Matthäusevangelium, wo es sich meistens auf Gottes Regierung im Himmel bezieht. Da Matthäus diesen Ausdruck so oft benutzt, könnte man sein Evangelium auch als „Königreichsevangelium“ bezeichnen. (Siehe Worterklärungen zu „Gottes Königreich“.)
Königreich des Himmels: Diese Formulierung kommt nur im Matthäusevangelium vor, und zwar rund 30-mal. In den Evangelien von Markus und Lukas wird der gleichbedeutende Ausdruck „Königreich Gottes“ verwendet. Dadurch wird angezeigt, dass das Königreich seinen Regierungssitz im Himmel hat (Mat 21:43; Mar 1:15; Luk 4:43; Da 2:44; 2Ti 4:18).
ist nah: Hier in dem Sinn, dass der zukünftige Herrscher des himmlischen Königreiches bald erscheinen würde.
Jehovas: Es handelt sich hier um ein Zitat aus Jes 40:3. Dort erscheint der Gottesname im hebräischen Urtext in Form der vier hebräischen Konsonanten יהוה (JHWH). (Siehe Anh. C.) Matthäus wendet die Prophezeiung auf das an, was Johannes der Täufer tat, um den Weg für Jesus – den Repräsentanten Gottes – vorzubereiten. Im Johannesevangelium ist es Johannes der Täufer selbst, der diese Prophezeiung auf sich bezieht (Joh 1:23).
Ebnet seine Straßen: Könnte darauf anspielen, dass in alter Zeit vor der Reise eines Herrschers üblicherweise Männer vorausgeschickt wurden, um für seinen Wagen die Straßen vorzubereiten. Sie räumten große Steine weg und schütteten sogar Wege auf oder ebneten Hügel ein.
Kleidung aus Kamelhaar: Johannes’ Kleidung aus Kamelhaar und sein Ledergürtel erinnern an die Kleidung des Propheten Elia (2Kö 1:8; Joh 1:21).
Heuschrecken: Diese eiweißreichen Insekten waren nach dem mosaischen Gesetz rein und durften daher gegessen werden (3Mo 11:21, 22).
wildem Honig: D. h. Honig, der von wilden Honigbienen stammte, nicht von Bienen, die von Menschen gehalten wurden. Heuschrecken und wilden Honig zu essen war für Menschen, die in der Wildnis lebten, durchaus üblich.
taufen: Oder „eintauchen“, „untertauchen“. (Siehe Anm. zu Mat 3:11.)
gaben offen ihre Sünden zu: Diese Menschen gestanden öffentlich ein, dass sie gegen das mosaische Gesetz verstoßen hatten.
Pharisäer: Siehe Worterklärungen.
Sadduzäer: Siehe Worterklärungen.
Ihr Otternbrut: Johannes bezeichnete diese Männer so, weil ihre Bosheit und ihr negativer Einfluss für ahnungslose Menschen so gefährlich waren wie tödliches Gift.
Frucht …, die der Reue entspricht: Johannes forderte seine Zuhörer mit diesen Worten auf, unter anderem durch ihr Verhalten zu beweisen, dass sie ihre Einstellung und Denkweise geändert hatten (Luk 3:8; Apg 26:20; siehe Anm. zu Mat 3:2, 11 und Worterklärungen zu „Reue“).
taufe euch: Oder „tauche euch unter“. Das griechische Wort baptízō bedeutet „eintauchen“, „untertauchen“. Die Bibel liefert noch weitere Hinweise dafür, dass mit der Taufe völliges Untertauchen gemeint ist. Einmal taufte Johannes im Jordantal bei Salim, „weil es dort reichlich Wasser gab“ (Joh 3:23). Als Philippus den äthiopischen Eunuchen taufte, „gingen … beide in das Wasser hinunter“ (Apg 8:38). Die Septuaginta gebraucht dieses griechische Wort in 2Kö 5:14, um zu beschreiben, dass Naaman im Jordan sieben Mal untertauchte.
weil ihr bereut: Wtl. „zum Umdenken“. (Siehe Anm. zu Mat 3:2, 8 und Worterklärungen zu „Reue“.)
stärker: Bedeutet „mehr Macht haben“.
Sandalen: Jemandem die Sandalen auszuziehen und sie ihm zu tragen oder jemandem die Sandalenriemen aufzubinden (Mar 1:7; Luk 3:16; Joh 1:27) galt als niedrige Arbeit, die normalerweise von Sklaven verrichtet wurde.
mit heiligem Geist und mit Feuer taufen: Damit ist zum einen die Salbung mit heiligem Geist gemeint, zum anderen die Vernichtung durch Feuer. Die Taufe mit heiligem Geist gibt es seit Pfingsten 33 u. Z. Die Taufe mit Feuer fand im Jahr 70 u. Z. statt, als die römischen Heere Jerusalem zerstörten und den Tempel niederbrannten.
Worfschaufel: Dieses Gerät bestand vermutlich aus Holz und wurde dazu genutzt, gedroschenes Getreide in die Luft zu werfen, damit Stroh und Spreu vom Wind weggeweht werden konnten.
Spreu: Hauptsächlich die dünne, schützende Hülse oder Schale von Getreidekörnern, z. B. von Gerste und Weizen. Damit die Spreu nicht auf die Getreidehaufen zurückgeweht wurde und sie verunreinigte, war es üblich, sie zu sammeln und zu verbrennen. Johannes veranschaulicht hier durch das Worfeln, dass der Messias Menschen wie Spreu vom Weizen trennen würde.
Feuer …, das nicht gelöscht werden kann: Zeigt an, dass das Ende des kompletten jüdischen Systems unumgänglich war.
alles erfüllen …, was gerecht ist: Jesus ließ sich nicht als Zeichen der Reue taufen, denn er war ohne Sünde und hatte Gottes gerechte Gesetze vollkommen befolgt. Er ließ sich auch nicht als Zeichen der Hingabe taufen, denn er gehörte bereits zu einem Gott hingegebenen Volk. Seine Taufe war vielmehr ein Zeichen dafür, dass er sich Jehova präsentierte, um dessen gerechten Willen in Verbindung mit seiner Rolle als Messias auszuführen. Das schloss für ihn ein, als Loskaufsopfer zu sterben. Jesus handelte in Einklang mit der Prophezeiung über den Messias, die in Ps 40:7, 8 zu finden ist und in Heb 10:5-9 erklärt wird.
plötzlich: Siehe Anm. zu Mat 1:20.
öffnete sich der Himmel: Gott bewirkte offensichtlich, dass Jesus Dinge aus dem geistigen Bereich wahrnehmen und begreifen konnte. Wahrscheinlich konnte er sich auch wieder an sein Leben im Himmel erinnern, bevor er Mensch wurde.
der Himmel: Kann sich hier auf den buchstäblichen, sichtbaren Himmel beziehen oder auf den geistigen Himmel – den Bereich, in dem sich Jehova befindet.
wie eine Taube: Die Taube wurde einerseits für religiöse Zwecke verwendet und hatte andererseits eine symbolische Bedeutung. Sie war ein Opfertier (Mar 11:15; Joh 2:14-16), und sie galt als Symbol für Unschuld und Reinheit (Mat 10:16). Als Noah eine Taube aus der Arche freiließ, kam sie mit einem Olivenblatt zurück, was zeigte, dass das Wasser der Sintflut zurückgegangen war (1Mo 8:11) und eine Ära der Ruhe und des Friedens bevorstand (1Mo 5:29). Vielleicht gebrauchte Jehova bei Jesu Taufe aus diesen Gründen eine Taube. Sie sollte womöglich auf Jesu Rolle als Messias aufmerksam machen. Er war der reine, sündenlose Sohn Gottes, der sein Leben für die Menschheit opfern und so die Grundlage für eine Ära der Ruhe und des Friedens legen würde – mit ihm als König. Als Gottes Geist oder aktive Kraft auf Jesus herabkam, sah das möglicherweise wie das Flattern einer Taube aus, die sich auf einem Ast niederlässt.
Und auf einmal: Siehe Anm. zu Mat 1:20.
Eine Stimme aus dem Himmel: Die erste von drei Begebenheiten in den Evangelien, wo es heißt, dass Menschen Jehova sprechen hörten. (Siehe Anm. zu Mat 17:5; Joh 12:28.)
Das ist mein Sohn: Als Geistwesen war Jesus der Sohn Gottes (Joh 3:16). Vom Zeitpunkt seiner Geburt an war er dann wie der vollkommene Adam ein menschlicher „Sohn Gottes“ (Luk 1:35; 3:38). Doch es ist naheliegend, dass es bei Gottes Aussage hier um mehr geht als nur um Jesu Identität. Gott machte durch diese Erklärung zusammen mit der Ausgießung des heiligen Geistes offenbar deutlich, dass der Mensch Jesus sein geistgezeugter Sohn war. D. h., Jesus wurde mit der Hoffnung „wiedergeboren“, in den Himmel zurückzukehren, und mit heiligem Geist zu Gottes auserwähltem König und Hohen Priester gesalbt (Joh 3:3-6; 6:51; vgl. Luk 1:31-33; Heb 2:17; 5:1, 4-10; 7:1-3).
an dem ich Gefallen habe: Oder „an dem ich Wohlgefallen habe“, „an dem ich große Freude habe“. Dieselbe Formulierung wird in Mat 12:18 verwendet, einem Zitat aus Jes 42:1 über den angekündigten Messias oder Christus. Jesus wurde durch die Ausgießung des heiligen Geistes sowie durch Gottes Erklärung eindeutig als der Messias kenntlich gemacht. (Siehe Anm. zu Mat 12:18.)
Medien
In dieser wüstenähnlichen Gegend nahm Johannes der Täufer seine Tätigkeit auf und Jesus wurde dort vom Teufel versucht.
Die Wörter in den Ursprachen der Bibel, die mit „Wildnis“ wiedergegeben werden (hebräisch midhbár, griechisch érēmos), bezeichnen im Allgemeinen ein dünn besiedeltes, unbebautes Land. Oft handelt es sich um Steppen mit Gras und Sträuchern und sogar mit Weideflächen. Es können jedoch auch wasserlose Gegenden bzw. Wüsten gemeint sein. In den Evangelien ist mit „Wildnis“ normalerweise die Wildnis von Judäa gemeint. In dieser Gegend lebte und predigte Johannes der Täufer, und Jesus wurde dort vom Teufel versucht (Mar 1:12).
Hier ist ein von wilden Honigbienen gebautes Nest (1) sowie eine triefende Honigwabe (2) abgebildet. Der Honig, den Johannes aß, wurde wahrscheinlich von der Wildbienenart Apis mellifera syriaca produziert, die in der Wildnis von Judäa heimisch ist. Diese aggressiven Bienen sind an das dortige trocken-heiße Klima angepasst, lassen sich aber nicht gut züchten. In Israel hielt man schon im 9. Jh. v. u. Z. Honigbienen in Tonzylindern. Bei Ausgrabungen im Jordantal fand man mitten in einem ehemals städtischen Gebiet (heute Tel Rehov) zahlreiche Überreste solcher Bienenstöcke. Der Honig aus diesen Bienenstöcken wurde von einer Bienenart produziert, die möglicherweise aus dem Gebiet der heutigen Türkei importiert wurde.
Wenn in der Bibel von Heuschrecken die Rede ist, können verschiedene Heuschrecken- oder Grashüpferarten mit kurzen Fühlern gemeint sein, vor allem solche, die sich in großen Schwärmen bewegen. Sie haben einen hohen Proteingehalt und erinnern im Geschmack an Garnelen oder Krabben. Wie eine in Jerusalem vorgenommene Analyse ergab, bestehen Wüstenheuschrecken zu 75 % aus Eiweiß. Heutzutage werden sie vor dem Verzehr getrocknet, geröstet, gekocht oder frittiert; Flügel und Beine werden normalerweise entfernt.
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaar und einen Ledergürtel, an dem auch etwas befestigt werden konnte. Die Kleidung des Propheten Elia sah ähnlich aus (2Kö 1:8). Kamelhaar war ein grober Stoff, aus dem normalerweise die Kleidung der Armen gefertigt wurde. Die Reichen dagegen trugen edle Gewänder aus Seide oder Leinen (Mat 11:7-9). Da Johannes von Geburt an ein Nasiräer war, hatte er sich möglicherweise noch nie die Haare schneiden lassen. An seinem Äußeren sah man wahrscheinlich sofort, dass er ein einfaches, ganz und gar Gott gewidmetes Leben führte.
Die Pharisäer nahmen die Aussagen in 5Mo 6:6-8 und 11:18 wörtlich: Aus Selbstgerechtigkeit und Aberglauben banden sie sich eine Kapsel, die Schriftstellen enthielt, an den linken Arm und manchmal noch eine weitere an die Stirn. Die Pharisäer trugen an ihrer Kleidung auch Fransen, wie es im Gesetz vorgeschrieben war, machten sie aber besonders lang, damit diese noch mehr auffielen (4Mo 15:38; Mat 23:5).
Sowohl Johannes der Täufer als auch Jesus bezeichneten die religiösen Führer ihrer Zeit als die Brut von Ottern (oder Vipern), weil ihr negativer Einfluss für ahnungslose Menschen so gefährlich war wie tödliches Gift (Mat 3:7; 12:34). Für die hier abgebildete Hornviper ist ein spitzes Hörnchen über jedem Auge charakteristisch. Weitere gefährliche Vipern bzw. Ottern in Israel sind die Sandotter (Vipera ammodytes), die im Jordantal heimisch ist, und die Palästina-Viper (Vipera palaestinae).
In biblischer Zeit hatten Sandalen eine flache Sohle aus Leder, Holz oder anderem Faserstoff und wurden mit Lederriemen am Fuß festgebunden. Sandalen dienten bei bestimmten Rechtsgeschäften als Symbol, und man gebrauchte sie auch als bildlichen Ausdruck. Wenn sich z. B. ein Mann weigerte, mit einer Witwe die Schwagerehe einzugehen, sollte sie ihm nach dem mosaischen Gesetz die Sandale ausziehen; er bekam von da an den unehrenhaften Familiennamen „Das Haus dessen, dem man die Sandale ausgezogen hat“ (5Mo 25:9, 10). Übereignete man jemandem Eigentum oder das Rückkaufsrecht, übergab man ihm in einer symbolischen Handlung eine Sandale (Ru 4:7). Jemandem die Sandalenriemen aufzubinden oder ihm die Sandalen zu tragen galt als niedrige Arbeit, die normalerweise von Sklaven verrichtet wurde. Johannes der Täufer gebrauchte das als Bild, um zu verdeutlichen, dass er im Vergleich zum Christus eine untergeordnete Stellung hatte.
Mithilfe einer Worfgabel oder einer Worfschaufel warf der Bauer das gedroschene Getreide in die Luft. Die Körner fielen zu Boden und die leichtere Spreu wurde vom Wind davongetragen. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt, bis alle Körner von der Spreu getrennt waren.
Bei diesen zwei nachgebildeten Dreschschlitten (1) ist jeweils die mit scharfen Steinen versehene Unterseite zu sehen (Jes 41:15). Auf dem Schlitten stehend ließ sich der Bauer von einem Tier, z. B. einem Stier, über das Getreide ziehen, das er vorher auf dem Dreschplatz ausgebreitet hatte (2). Durch die Tierhufe und die scharfen Steine am Schlitten wurden die Halme zerschnitten und die Ähren aufgebrochen, sodass die Körner herausfielen. Anschließend warf der Bauer das gedroschene Getreide mit einer Worfschaufel bzw. einer Worfgabel (3) in die Luft. Der Wind trug die Spreu fort und die schwereren Körner fielen zu Boden. In der Bibel wird das Dreschen als Bild dafür gebraucht, wie Jehova seine Feinde bestraft (Jer 51:33; Mi 4:12, 13). Johannes der Täufer veranschaulichte durch das Dreschen und Worfeln, wie gerechte Menschen von den bösen getrennt würden.
Jesus ließ sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen. Die genaue Stelle ist nicht bekannt.