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Das Buch Daniel unter Anklage

Das Buch Daniel unter Anklage

Kapitel zwei

Das Buch Daniel unter Anklage

1, 2. In welchem Sinne steht das Buch Daniel unter Anklage, und welche wichtigen Gründe gibt es, Beweise zu seiner Verteidigung in Betracht zu ziehen?

STELLEN wir uns vor, wir befänden uns in einem Gerichtssaal und verfolgten eine wichtige Verhandlung. Ein Mann wird des Betrugs angeklagt. Der Staatsanwalt behauptet, der Mann sei schuldig. Der Angeklagte genießt jedoch seit langem den Ruf, ein rechtschaffener Mensch zu sein. Wären wir nicht daran interessiert, die Beweisführung der Verteidigung zu hören?

2 Was das Bibelbuch Daniel angeht, befinden wir uns in einer ähnlichen Situation. Bei dem Schreiber handelt es sich um einen Mann, der für seine Rechtschaffenheit bekannt war. Das Buch, das seinen Namen trägt, steht seit Tausenden von Jahren in hohem Ansehen. Es präsentiert sich als glaubwürdiger Geschichtsbericht, aufgezeichnet von Daniel, einem hebräischen Propheten, der im 7. und 6. Jahrhundert v. u. Z. lebte. Die genaue Chronologie der Bibel läßt erkennen, daß sein Buch den Zeitraum von 618 bis 536 v. u. Z. behandelt und zum letztgenannten Zeitpunkt vollendet wurde. Aber das Buch steht unter Anklage. In einigen Enzyklopädien und anderen Nachschlagewerken wird andeutungsweise oder unverhohlen behauptet, es handle sich dabei um einen Betrug.

3. Was wird in einer Enzyklopädie über die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel gesagt?

3 Eine Enzyklopädie räumt zum Beispiel ein, das Buch Daniel habe früher „allgemein als wahre Geschichte mit echten Prophezeiungen gegolten“. Aber in Wirklichkeit sei dieses Buch „in späterer Zeit während einer nationalen Krise geschrieben worden — als die Juden unter schwerer Verfolgung durch [den syrischen König] Antiochos IV. Epiphanes zu leiden hatten“ (The New Encyclopædia Britannica). Man datiert das Bibelbuch in dieser Enzyklopädie in die Zeit zwischen 167 und 164 v. u. Z. Dasselbe Werk stellt die Behauptung auf, der Schreiber des Buches Daniel sage nicht die Zukunft voraus, sondern stelle lediglich „Geschehnisse, die für ihn der Vergangenheit angehören, als Prophezeiungen über künftige Ereignisse“ dar.

4. Wann setzte die Kritik am Buch Daniel ein, und was löste eine ähnliche Kritik in neueren Jahrhunderten aus?

4 Woher stammen solche Ansichten? Die Kritik am Buch Daniel ist nicht neu. Sie setzte bereits im 3. Jahrhundert u. Z. mit einem Philosophen namens Porphyrios ein. Wie viele andere im römischen Imperium sah er im Einfluß des Christentums eine Bedrohung. So verfaßte er 15 Bücher, um diese „neue“ Religion zu untergraben. Das 12. richtete sich gegen das Buch Daniel. Porphyrios bezeichnete das Buch als eine Fälschung, abgefaßt von einem Juden im 2. Jahrhundert v. u. Z. Ähnliche Angriffe gab es im 18. und 19. Jahrhundert. Vertreter der höheren Kritik und Rationalisten halten Prophetie — die Vorhersage zukünftiger Ereignisse — für unmöglich. Daniel wurde zum beliebten Angriffsziel. Man brachte ihn und sein Buch sozusagen vor Gericht. Die Kritiker behaupteten, über genügend Beweise zu verfügen, daß das Buch nicht von Daniel während des jüdischen Exils in Babylon geschrieben worden sei, sondern von jemand anders Jahrhunderte danach. * Die Angriffe häuften sich so sehr, daß ein Autor eine Verteidigung mit dem Titel „Daniel in der Kritiker-Grube“ schrieb.

5. Warum ist die Frage der Glaubwürdigkeit des Buches Daniel von Bedeutung?

5 Werden die selbstsicheren Behauptungen der Kritiker durch Beweise gestützt? Oder sprechen die Beweise für die Verteidigung? Hier steht vieles auf dem Spiel. Es geht dabei nicht nur um Ruf und Ansehen dieses alten Buches, sondern auch um unsere Zukunft. Ist das Buch Daniel eine Fälschung, so sind die darin aufgezeichneten Verheißungen hinsichtlich der Zukunft der Menschheit nur leere Worte. Wenn es aber echte Prophezeiungen enthält, möchten wir zweifellos kennenlernen, was sie für uns heute bedeuten. Untersuchen wir einmal, während wir das im Sinn behalten, einige Beschuldigungen, die gegen das Buch Daniel erhoben worden sind.

6. Welche Anschuldigung wird mitunter gegen die geschichtlichen Angaben im Buch Daniel erhoben?

6 Nehmen wir zum Beispiel die Anschuldigung in einer Enzyklopädie: „Viele historische Einzelheiten der frühen Perioden [wie die des Babylonischen Exils] sind im Buch Daniel stark entstellt worden“ (The Encyclopedia Americana). Trifft das wirklich zu? Greifen wir drei dieser angeblichen Fehler nacheinander auf.

DER FEHLENDE HERRSCHER

7. (a) Warum war es für Bibelkritiker lange Zeit ein willkommener Aufhänger, daß Daniel mehrmals Belsazar erwähnt? (b) Was ist mit der Vorstellung geschehen, Belsazar sei nur eine Phantasiegestalt?

7 Wie Daniel schrieb, regierte zu der Zeit, als Babylon eingenommen wurde, Belsazar, ein „Sohn“ Nebukadnezars, als König in der Stadt (Daniel 5:1, 11, 18, 22, 30). Diese Feststellung haben Kritiker lange Zeit angegriffen, denn der Name Belsazar tauchte außerhalb der Bibel nirgendwo auf. Historiker des Altertums bezeichneten dagegen Nabonid als Nachfolger Nebukadnezars und letzten König von Babylon. Deshalb erklärte Ferdinand Hitzig im Jahre 1850, bei Belsazar handle es sich offensichtlich um ein Phantasieprodukt des Schreibers. Scheint Hitzig mit seiner Bemerkung aber nicht etwas voreilig gewesen zu sein? Wäre denn wirklich allein dadurch, daß dieser Königsname nirgendwo erwähnt wurde — noch dazu in einer Zeit, aus der ohnehin nur äußerst spärliche geschichtliche Aufzeichnungen vorliegen —, bewiesen, daß der Namensträger nie gelebt hat? 1854 grub man jedoch in den Ruinen der babylonischen Stadt Ur im Süden des heutigen Irak einige kleine Tonzylinder aus. Diese Keilschriftdokumente des Königs Nabonid enthielten ein Gebet für „Bel-sar-ussur, meinen ältesten Sohn“. Selbst Kritiker mußten nun eingestehen, daß es sich dabei um den im Buch Daniel erwähnten Belsazar handelte.

8. Wie ist bestätigt worden, daß Belsazar von Daniel zu Recht als regierender König bezeichnet wurde?

8 Aber die Kritiker waren damit immer noch nicht zufrieden. „Das beweist nichts“, schrieb einer von ihnen, ein gewisser H. F. Talbot. Er behauptete, bei dem in der Inschrift erwähnten Sohn könnte es sich auch um ein Kind gehandelt haben, wohingegen Daniel ihn als regierenden König darstelle. Doch schon ein Jahr nachdem Talbots Bemerkung veröffentlicht worden war, entdeckte man weitere Keilschrifttafeln; darauf war zu lesen, daß Belsazar Sekretäre und Hausgesinde hatte. Da konnte kein Kind gemeint sein! Schließlich wurde die Angelegenheit durch weitere Tafeln endgültig geklärt, die zeigten, daß sich Nabonid mehrmals jahrelang nicht in Babylon aufhielt. Wie aus diesen Tafeln auch hervorging, hatte er für diese Zeiten seinem ältesten Sohn (Belsazar) über Babylon das Königtum anvertraut. Belsazar war in diesen Zeiten praktisch König, ein Mitregent seines Vaters. *

9. (a) In welchem Sinne könnte Daniel Belsazar als Sohn Nebukadnezars bezeichnet haben? (b) Wieso behaupten Kritiker zu Unrecht, Daniel spreche nicht einmal andeutungsweise von Nabonid?

9 Immer noch unzufrieden, bemängeln einige Kritiker, daß Belsazar in der Bibel nicht der Sohn Nabonids genannt wird, sondern der Sohn Nebukadnezars. Andere behaupten steif und fest, Daniel erwähne Nabonid nicht einmal andeutungsweise. Doch beide Einwände halten einer näheren Prüfung nicht stand. Nabonid heiratete allem Anschein nach die Tochter Nebukadnezars. Belsazar war somit der Enkel Nebukadnezars. Weder in Hebräisch noch in Aramäisch kennt man ein Wort für „Großvater“ oder „Enkelsohn“; „Sohn des“ kann auch „Enkelsohn des“ bedeuten oder einfach „Nachkomme des“. (Vergleiche Matthäus 1:1.) Außerdem läßt der Bibelbericht durchaus erkennen, daß Belsazar der Sohn des Nabonid war. Als ihn nämlich die geheimnisvolle Handschrift an der Wand in Schrecken versetzte, bot er demjenigen, der die Worte entziffern könne, den dritten Platz im Königreich an (Daniel 5:7). Warum den dritten und nicht den zweiten Platz? Dieses Angebot läßt erkennen, daß der erste und der zweite Platz bereits belegt waren, und zwar von Nabonid und seinem Sohn Belsazar.

10. Warum bietet Daniel in seinem Bericht über die babylonische Monarchie ein viel detaillierteres Bild als die Historiker des Altertums?

10 Wenn also Daniel Belsazar erwähnt, zeugt das nicht von einem „stark entstellten“ Geschichtsbericht. Vielmehr liefert uns Daniel — obwohl er an sich keinen Geschichtsbericht über Babylon schreibt — ein detaillierteres Bild von der babylonischen Monarchie als Historiker der Antike wie Herodot, Xenophon und Berossos. Wieso konnte Daniel über Fakten berichten, die jene Historiker unerwähnt lassen? Weil er sich am Ort des Geschehens in Babylon befand. Sein Buch ist das Werk eines Augenzeugen und stammt nicht von einem Betrüger aus einem späteren Jahrhundert.

WER WAR DARIUS, DER MEDER?

11. Wer war Darius, der Meder, gemäß dem Buch Daniel, doch was sagt man über ihn?

11 Nach dem Sturz Babylons begann ein König namens ‘Darius, der Meder’, zu regieren, berichtet Daniel (Daniel 5:31). Den Namen Darius’, des Meders, hat man bis jetzt noch nicht in weltlichen oder archäologischen Quellen gefunden. In einer Enzyklopädie wird daher behauptet, Darius sei „eine erfundene Gestalt“ (The New Encyclopædia Britannica).

12. (a) Was sollten Bibelkritiker bedenken, bevor sie kategorisch behaupten, Darius, der Meder, habe nie gelebt? (b) Wer könnte Darius, der Meder, gewesen sein, und was deutet darauf hin?

12 Einige Gelehrte sind etwas vorsichtiger. Schließlich stuften Kritiker auch Belsazar als „erfunden“ ein. Zweifellos wird der Streit um Darius ähnlich ausgehen. Aus Keilinschriften ist bereits ersichtlich, daß Cyrus, der Perser, den Titel „König von Babylon“ nicht sofort nach der Eroberung der Stadt annahm. Ein Forscher äußerte sich wie folgt: „Wer es auch immer war, der den Titel ‚König von Babylon‘ trug, es handelte sich nicht um Cyrus selbst, sondern um einen Vasallenkönig unter ihm.“ Könnte „Darius“ der Herrschertitel des mächtigen medischen Beamten gewesen sein, der über Babylon eingesetzt wurde? Einige meinen, bei Darius könne es sich um einen Mann namens Gubaru gehandelt haben. Cyrus setzte Gubaru als Statthalter in Babylon ein, und außerbiblische Aufzeichnungen bestätigen, daß er mit beträchtlicher Macht regierte. Wie aus einer Keilinschrift hervorgeht, ernannte er Unterstatthalter über Babylon. Daniel bemerkt interessanterweise, daß Darius im Königreich Babylon 120 Satrapen einsetzte (Daniel 6:1).

13. Welchen einleuchtenden Grund gibt es dafür, daß Darius, der Meder, im Bibelbuch Daniel erwähnt wird, nicht aber in weltlichen Aufzeichnungen?

13 Irgendwann mögen deutlichere Hinweise auf die genaue Identität dieses Königs ans Licht kommen. Das scheinbare Schweigen der Archäologie in dieser Hinsicht berechtigt jedenfalls kaum dazu, Darius als „legendär“ abzustempeln, und noch weniger dazu, das ganze Buch Daniel als Betrug hinzustellen. Weit vernünftiger ist es, Daniels Bericht als die Aussage eines Augenzeugen anzusehen, die ausführlicher ist als erhalten gebliebene weltliche Aufzeichnungen.

DIE HERRSCHAFT JOJAKIMS

14. Warum besteht zwischen den Büchern Daniel und Jeremia kein Widerspruch hinsichtlich der Regierungsjahre König Jojakims?

14 In Daniel 1:1 heißt es: „Im dritten Jahr des Königtums Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babylon, nach Jerusalem und ging daran, es zu belagern.“ Kritiker haben an dieser Schriftstelle etwas auszusetzen, weil sie scheinbar nicht mit Jeremias Aussage übereinstimmt, das vierte Jahr Jojakims sei das erste Jahr Nebukadnezars gewesen (Jeremia 25:1; 46:2). Widersprach Daniel Jeremia? Mit einigen zusätzlichen Informationen läßt sich das schnell klären. Als Jojakim im Jahre 628 v. u. Z. von Pharao Necho zum König gemacht wurde, war er lediglich eine Marionette jenes ägyptischen Herrschers. Das war, etwa drei Jahre bevor Nebukadnezar 624 v. u. Z. seinem Vater auf den Thron Babylons folgte. Bald darauf (620 v. u. Z.) fiel Nebukadnezar in Juda ein und machte Jojakim zu einem Vasallenkönig im Dienst Babylons (2. Könige 23:34; 24:1). Für einen Juden in Babylon war Jojakims „drittes Jahr“ das dritte Jahr dieses Königs als Vasall Babylons. Daniel schrieb aus dieser Sicht. Doch Jeremia schrieb aus der Sicht der Juden, die noch in Jerusalem lebten. Als er daher auf den Beginn der Königsherrschaft Jojakims Bezug nahm, ging er von dem Zeitpunkt aus, wo Pharao Necho ihn zum König gemacht hatte.

15. Warum ist das Argument, das gegen die Zeitangabe in Daniel 1:1 vorgebracht wird, ziemlich dürftig?

15 Eigentlich untermauert dieser angebliche Widerspruch nur noch die Beweise dafür, daß Daniel sein Buch als Jude im Exil in Babylon schrieb. Aber die Argumentation gegen das Buch Daniel hat noch einen anderen Schwachpunkt. Wir erinnern daran, daß dem Schreiber des Buches Daniel offensichtlich das Buch Jeremia zugänglich war und er sich darauf bezog (Daniel 9:2). Wenn der Schreiber ein schlauer Fälscher gewesen wäre, wie die Kritiker behaupten, hätte er es dann gewagt, einer so geachteten Quelle wie Jeremia zu widersprechen — noch dazu gleich im allerersten Vers? Bestimmt nicht!

BEWEISKRÄFTIGE EINZELHEITEN

16, 17. Inwiefern stützen archäologische Beweise Daniels Bericht darüber, (a) daß Nebukadnezar ein riesiges Standbild errichten ließ, das alle seine Untertanen anbeten sollten, und (b) daß Nebukadnezar angesichts seiner Bauprojekte in Babylon eine prahlerische Haltung einnahm?

16 Wenden wir uns jetzt vom Negativen ab und dem Positiven zu. Greifen wir einige andere Einzelheiten aus dem Buch Daniel heraus, die erkennen lassen, daß der Schreiber die Zeiten, über die er schrieb, selbst erlebt hatte.

17 Daniels Vertrautheit mit bestimmten Einzelheiten im alten Babylon beweist zwingend die Glaubwürdigkeit seiner Aufzeichnungen. In Daniel 3:1-6 wird zum Beispiel berichtet, daß Nebukadnezar ein riesiges Standbild errichten ließ, das alle Untertanen anbeten sollten. Archäologen haben tatsächlich Beweise dafür gefunden, daß dieser Monarch seine Untertanen stärker in nationalistische und religiöse Bräuche einzubeziehen suchte. Daniel berichtet auch über Nebukadnezars prahlerische Haltung angesichts seiner vielen Bauprojekte (Daniel 4:30). Erst in der Neuzeit haben Archäologen bestätigt, daß ein Großteil Babylons unter Nebukadnezar erbaut wurde. Und was das Prahlen betrifft, so stelle man sich einmal vor: Dieser Mann hatte seinen Namen sogar auf die Ziegel prägen lassen! Die Kritiker des Buches Daniel können nicht erklären, wie ihr angeblicher Fälscher aus der Makkabäerzeit (167—63 v. u. Z.) von diesen Bauprojekten wissen konnte — etwa 400 Jahre später und lange bevor Archäologen die Fakten zutage förderten.

18. Inwiefern zeugt Daniels Bericht über die unterschiedlichen Formen der Bestrafung unter babylonischer und persischer Herrschaft von Genauigkeit?

18 Das Buch Daniel enthüllt auch einige wesentliche Unterschiede zwischen dem babylonischen und dem medo-persischen Recht. Unter babylonischem Recht warf man zum Beispiel Daniels drei Gefährten in einen Feuerofen, weil sie es ablehnten, einem Gebot des Königs zu gehorchen. Jahrzehnte später wurde Daniel in eine Löwengrube geworfen, weil er es aus Gewissensgründen ablehnte, einem persischen Gesetz zu gehorchen (Daniel 3:6; 6:7-9). Manch einer hat versucht, den Bericht über den Feuerofen als Legende abzutun, doch Archäologen haben tatsächlich einen Brief aus dem alten Babylon gefunden, in dem diese Form der Bestrafung ausdrücklich erwähnt wird. Für die Meder und die Perser dagegen war Feuer heilig. Deshalb griffen sie zu anderen grausamen Formen der Bestrafung. Daß von einer Löwengrube die Rede ist, überrascht daher nicht.

19. Welchen Unterschied zwischen dem babylonischen und dem medo-persischen Rechtssystem macht das Buch Daniel deutlich?

19 Noch ein weiterer Gegensatz tritt hervor: Während Nebukadnezar, wie Daniel zeigt, Gesetze im Handumdrehen erlassen und ändern konnte, durfte Darius ‘die Gesetze der Meder und Perser’ nicht ändern — nicht einmal diejenigen, die er selbst erlassen hatte (Daniel 2:5, 6, 24, 46-49; 3:10, 11, 29; 6:12-16). Der Historiker John C. Whitcomb schreibt: „Die Altertumsgeschichte erhärtet diesen Unterschied zwischen Babylon, wo das Recht dem König unterstand, und Medo-Persien, wo der König dem Recht unterworfen war.“

20. Welche Einzelheiten in Verbindung mit dem Festmahl Belsazars lassen erkennen, daß Daniel die babylonischen Bräuche gut kannte?

20 Der spannende Bericht über Belsazars Festmahl, der in Daniel, Kapitel 5 zu finden ist, enthält eine Fülle von Einzelheiten. Anscheinend begann man mit fröhlichem Essen und vielem Trinken, da wiederholt von Wein die Rede ist (Daniel 5:1, 2, 4). In Reliefs, die ähnliche Festmähler zeigen, wird nur dargestellt, daß Wein getrunken wurde. Wein spielte demnach bei derartigen Festen eine äußerst wichtige Rolle. Daniel spricht auch davon, daß Frauen bei diesem Festmahl anwesend waren — die Zweitfrauen und Konkubinen des Königs (Daniel 5:3, 23). Die Archäologie bestätigt diese Einzelheit babylonischen Brauchtums. Bei Juden und Griechen der Makkabäerzeit galt es dagegen als anstößig, wenn Frauen zusammen mit Männern einem Fest beiwohnten. Wahrscheinlich werden gerade deshalb diese Frauen in frühen Versionen der Septuaginta (griechisch) im Buch Daniel nicht erwähnt. * Aber gerade in dieser hellenisierten (griechisch beeinflußten) Kultur hätte der angebliche Fälscher dieses Buches gelebt, vielleicht sogar in der Zeit, als die Septuaginta entstand!

21. Was ist die vernünftigste Erklärung dafür, daß Daniel mit der Zeit des Babylonischen Exils und den damals herrschenden Bräuchen vertraut war?

21 Ziehen wir diese Einzelheiten in Betracht, so erscheint es beinahe absurd, daß in der erwähnten Enzyklopädie von dem Autor des Buches Daniel gesagt wird, seine Kenntnis von der Zeit des Exils sei „unzulänglich und ungenau“ (Britannica). Wie hätte ein Fälscher in späteren Jahrhunderten mit den babylonischen und den persischen Bräuchen so gut vertraut sein können? Man bedenke außerdem, daß beide Weltreiche bereits lange vor dem 2. Jahrhundert v. u. Z. zerfallen waren. Damals gab es offensichtlich weder Archäologen, noch rühmten sich die Juden der Kenntnis von Kultur und Geschichte fremder Völker. Nur Daniel, der Prophet, konnte als Augenzeuge der von ihm geschilderten Zeiten und Ereignisse das Bibelbuch geschrieben haben, das seinen Namen trägt.

IST DAS BUCH DANIEL GEMÄSS AUSSERBIBLISCHEN BEWEISEN EINE FÄLSCHUNG?

22. Was behaupten die Kritiker in bezug auf den Platz des Buches Daniel im Kanon der Hebräischen Schriften?

22 Eines der häufigsten Argumente gegen das Buch Daniel hat mit seinem Platz im Kanon der Hebräischen Schriften zu tun. Die Bücher der Hebräischen Schriften wurden von den Rabbis in alter Zeit in drei Gruppen eingeteilt: das Gesetz, die Propheten und die Schriften. Man reihte das Buch Daniel nicht unter die Propheten ein, sondern unter die Schriften. Das bedeute, so argumentieren die Kritiker, daß das Buch zu der Zeit, als die Werke der anderen Propheten gesammelt wurden, unbekannt gewesen sei. Man habe es deshalb unter die Schriften eingeordnet, weil diese später gesammelt wurden.

23. Wie betrachteten die Juden in alter Zeit das Buch Daniel, und wieso wissen wir das?

23 Nicht alle Erforscher der Bibel sind sich allerdings darin einig, daß die Rabbis des Altertums eine starre Einteilung des Kanons schufen und das Buch Daniel nicht zu den Propheten zählten. Doch selbst wenn man davon ausgeht, daß die Rabbis das Buch Daniel unter die Schriften einordneten, würde das dann bedeuten, daß es in späterer Zeit geschrieben wurde? Nein. Angesehene Gelehrte nennen mehrere mögliche Gründe, weshalb die Rabbis das Buch Daniel nicht unter die Propheten eingereiht haben. Zum Beispiel vielleicht deshalb, weil sie sich durch das Buch beleidigt fühlten oder weil sie Daniel von den anderen Propheten insofern unterschieden, als er im Ausland ein weltliches Amt bekleidete. Was allerdings wirklich zählt, ist folgendes: Die Juden des Altertums hatten hohe Achtung vor dem Buch Daniel, und bei ihnen galt es als kanonisch. Überdies deutet alles darauf hin, daß der Kanon der Hebräischen Schriften lange vor dem 2. Jahrhundert v. u. Z. abgeschlossen war. Spätere Hinzufügungen wurden einfach nicht anerkannt, so zum Beispiel einige Bücher, die im 2. Jahrhundert v. u. Z. geschrieben wurden.

24. Wie haben Kritiker das apokryphe Buch Jesus Sirach gegen das Buch Daniel ins Feld geführt, und was beweist, daß ihre Argumentation falsch ist?

24 Es ist schon äußerst merkwürdig, daß man ausgerechnet eine solche abgelehnte Spätschrift als Argument gegen das Buch Daniel anführt. Das apokryphe Buch Jesus Sirach oder Ekklesiastikus von Jesus Ben Sirach wurde offensichtlich um 180 v. u. Z. abgefaßt. Kritiker weisen gern darauf hin, daß Daniel in der langen Aufzählung gerechter Menschen in diesem Buch fehle. Ihrer Meinung nach war er zu jener Zeit unbekannt. Diese Argumentation ist von vielen Gelehrten übernommen worden. Ziehen wir jedoch folgendes in Betracht: In derselben Aufzählung fehlen auch Esra und Mordechai (beide große Helden in den Augen nachexilischer Juden), der gute König Josaphat und der rechtschaffene Hiob; von allen Richtern wird nur Samuel erwähnt. * Müssen wir alle diese Männer für erfunden halten, nur weil sie in einer Aufzählung fehlen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und noch dazu in einem nichtkanonischen Buch enthalten ist? Der Gedanke ist einfach widersinnig.

AUSSERBIBLISCHE ZEUGNISSE ZUGUNSTEN DES BUCHES DANIEL

25. (a) Wie bestätigt Josephus die Echtheit der Berichte Daniels? (b) Worin stimmen der Bericht des Josephus über Alexander den Großen und das Buch Daniel mit geschichtlichen Fakten überein? (Siehe die Fußnote.) (c) Inwiefern sprechen sprachliche Zeugnisse für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel? (Siehe Seite 26.)

25 Wenden wir uns wieder der positiven Seite zu. Wie es heißt, ist kein anderes Buch der Hebräischen Schriften so gut bezeugt wie das Buch Daniel. Seine Glaubwürdigkeit wird zum Beispiel von dem berühmten jüdischen Historiker Josephus bestätigt. Er schreibt, daß Alexander der Große auf seinem Kriegszug gegen Persien im 4. Jahrhundert v. u. Z. nach Jerusalem kam, wo ihm die Priester ein Exemplar des Buches Daniel zeigten. Alexander sei selbst zu dem Schluß gekommen, daß sich die Worte der Prophezeiung Daniels, die man ihm zeigte, auf seinen Feldzug gegen Persien bezogen. * Das wäre etwa eineinhalb Jahrhunderte vor der „Fälschung“ gewesen, zu der es gemäß der Behauptung von Kritikern gekommen sein soll. Natürlich haben die Kritiker Josephus wegen dieser Stelle angegriffen und auch wegen seiner Bemerkung, einige Prophezeiungen des Buches Daniel hätten sich erfüllt. Aber wie der Historiker Joseph D. Wilson erklärt, „wußte [Josephus] wahrscheinlich mehr über die Angelegenheit als sämtliche Kritiker der ganzen Welt“.

26. Wieso stützen die Schriftrollen vom Toten Meer die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel?

26 Auch die Schriftrollen vom Toten Meer, die in den Höhlen von Qumran (Israel) gefunden wurden, bestätigen die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel. Zu den Funden des Jahres 1952 zählten überraschenderweise auch zahlreiche Schriftrollen und Fragmente des Buches Daniel. Das älteste wurde in das späte 2. Jahrhundert v. u. Z. datiert. Demnach war das Buch Daniel zu dieser Zeit bereits gut bekannt und weithin geachtet. In einem Werk heißt es: „Eine Datierung des Buches Daniel in die Makkabäerzeit muß jetzt allein schon deshalb aufgegeben werden, weil die Zeit zwischen der Zusammenstellung des Buches Daniel und seinem Erscheinen in Form der Exemplare in der Bibliothek einer makkabäischen Sekte unmöglich lang genug wäre“ (The Zondervan Pictorial Encyclopedia of the Bible).

27. Was ist der älteste Beweis dafür, daß Daniel tatsächlich gelebt hat und zur Zeit des Babylonischen Exils gut bekannt war?

27 Es gibt jedoch eine noch viel ältere und zuverlässigere Bestätigung für das Buch Daniel. Ein Zeitgenosse Daniels war der Prophet Hesekiel. Auch sein Dienst als Prophet fiel in die Zeit des Babylonischen Exils. In seinem Buch wird Daniel mehrmals namentlich erwähnt (Hesekiel 14:14, 20; 28:3). Die Bezugnahmen auf ihn beweisen, daß er bereits zu seinen Lebzeiten im 6. Jahrhundert v. u. Z. als ein gerechter und kluger Mann bekannt war, würdig, zusammen mit gottesfürchtigen Männern wie Noah und Hiob genannt zu werden.

DER GRÖSSTE ZEUGE

28, 29. (a) Was ist der überzeugendste Beweis für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel? (b) Warum sollten wir Jesu Zeugnis annehmen?

28 Kommen wir schließlich zum größten Zeugen für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel: Es ist niemand anders als Jesus Christus. Als er über die letzten Tage sprach, bezog er sich auf „Daniel, den Propheten“, und auf eine seiner Prophezeiungen (Matthäus 24:15; Daniel 11:31; 12:11).

29 Würde die Theorie der Kritiker stimmen, das Buch sei in der Makkabäerzeit geschrieben worden, dann wäre Jesus entweder einer Fälschung aufgesessen, oder er hätte niemals die von Matthäus zitierten Worte geäußert. Beides ist aber unhaltbar. Wenn wir uns nicht auf das Matthäusevangelium verlassen können, wie können wir uns dann auf andere Teile der Bibel verlassen? Wenn wir diese Sätze streichen, welche Worte werden wir dann als nächstes von den Seiten der Bibel verbannen? Der Apostel Paulus schrieb: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren ..., zum Richtigstellen der Dinge“ (2. Timotheus 3:16). Wenn also Daniel ein Betrüger war, dann war Paulus auch einer! Könnte Jesus auf einen Schwindler hereingefallen sein? Wohl kaum. Er befand sich im Himmel, als das Buch Daniel geschrieben wurde. Jesus sagte sogar: „Ehe Abraham ins Dasein kam, bin ich gewesen“ (Johannes 8:58). Von allen Menschen, die je gelebt haben, würde sich Jesus eigentlich am besten dafür eignen, von uns über die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel befragt zu werden. Aber das ist nicht nötig. Wie wir gesehen haben, könnte seine Zeugenaussage wohl kaum noch deutlicher ausfallen.

30. Welchen weiteren Beweis lieferte Jesus für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel?

30 Einen weiteren Beweis für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel lieferte Jesus durch seine Taufe. Damals wurde er der Messias, wodurch sich die Prophezeiung Daniels über die 69 Jahrwochen erfüllte (Daniel 9:25, 26; siehe Kapitel 11 des vorliegenden Buches). Selbst wenn die sogenannte Spätdatierungstheorie stimmen würde, hätte der Schreiber des Buches Daniel die Zukunft immerhin noch etwa 200 Jahre im voraus gekannt. Gott würde selbstverständlich keinen Fälscher dazu inspirieren, wahre Prophezeiungen unter einem falschen Namen zu äußern. Nein, gläubige Menschen nehmen Jesu Zeugnis von ganzem Herzen an. Auch wenn sämtliche Fachleute und alle Kritiker der ganzen Welt einmütig aufständen und Daniel verurteilten, so würde Jesu Zeugnis sie widerlegen, denn er ist „der treue und wahrhaftige Zeuge“ (Offenbarung 3:14).

31. Warum sind viele Bibelkritiker immer noch nicht von der Glaubwürdigkeit des Buches Daniel überzeugt?

31 Aber selbst dieses Zeugnis reicht vielen Bibelkritikern nicht aus. Nachdem wir uns eingehend mit dieser Thematik beschäftigt haben, drängt sich uns die Frage auf, ob es je genug Beweise geben wird, die sie überzeugen könnten. Ein Professor der Universität Oxford schrieb: „Durch eine Widerlegung von Einwänden ist nichts gewonnen, solange das ursprüngliche Vorurteil bestehenbleibt, es könne keine Prophezeiungen aus einer übernatürlichen Quelle geben.“ Ihre Voreingenommenheit macht die Kritiker also blind. Doch sie wollen es nicht anders — selbst wenn es zu ihrem Nachteil ist.

32. Was erwartet uns bei der Betrachtung des Buches Daniel?

32 Wie steht es jedoch mit uns? Wenn uns klar ist, daß es keinen stichhaltigen Grund dafür gibt, die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel in Frage zu stellen, dann sind wir bereit für eine spannende Entdeckungsreise. Die Berichte darin werden uns begeistern und die Prophezeiungen uns faszinieren. Wichtiger noch, wir werden feststellen, daß unser Glaube mit jedem Kapitel wächst. Niemals werden wir es bereuen, auf die Prophezeiung Daniels geachtet zu haben!

[Fußnoten]

^ Abs. 4 Einige Kritiker versuchen den Vorwurf der Fälschung dadurch zu mildern, daß sie sagen, der Verfasser habe den Namen Daniel als ein Pseudonym benutzt — eine Gepflogenheit, die man auch bei einigen nichtkanonischen Büchern kennt. Der Bibelkritiker Ferdinand Hitzig erklärte allerdings: „Der Fall des Buches Daniel, setzt man anderweiten Ursprung desselben [voraus], ist ein verschiedener. Es ist alsdann eine untergeschobene Schrift, und ihr Verfasser wollte die nächsten Leser, zwar zu ihrem Heile, täuschen.“

^ Abs. 8 Nabonid befand sich nicht in Babylon, als die Stadt fiel. Folglich wird Belsazar in dieser Zeit zu Recht als König bezeichnet. Kritiker betreiben Wortklauberei, wenn sie darauf pochen, daß Belsazar in offiziellen Urkunden nicht der Titel König gegeben wird. Wie Funde aus dem Altertum belegen, haben die Menschen zu jener Zeit selbst einen Statthalter durchaus als König bezeichnet.

^ Abs. 20 Der Hebraist C. F. Keil schreibt zu Daniel 5:3: „Die LXX haben hier u. v. 23 die Weiber weggelassen, nach der Sitte der Macedonier, Griechen und Römer.“

^ Abs. 24 In der Aufzählung treuer Männer und Frauen, die der Apostel Paulus unter Inspiration in Hebräer, Kapitel 11 erwähnte, wird allem Anschein nach auch auf Ereignisse angespielt, über die im Buch Daniel berichtet wird (Daniel 6:16-24; Hebräer 11:32, 33). Aber die Aufzählung des Apostels ist ebenfalls nicht vollständig. Viele — unter anderem Jesaja, Jeremia und Hesekiel — werden in seiner Aufzählung nicht namentlich genannt, aber das beweist wohl kaum, daß sie nie gelebt haben.

^ Abs. 25 Einige Historiker meinen, das erkläre, weshalb sich Alexander so freundlich gegenüber den Juden verhielt, die eigentlich alte Freunde der Perser waren. Alexander unternahm damals immerhin einen Feldzug, um alle Freunde Persiens zu vernichten.

WAS HABEN WIR ERKANNT?

• Wessen klagte man das Buch Daniel an?

• Wieso entbehren die Angriffe der Kritiker einer guten Grundlage?

• Welche Beweise gibt es für die Glaubwürdigkeit der Berichte Daniels?

• Was ist der überzeugendste Beweis für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel?

[Studienfragen]

[Kasten auf Seite 26]

Die Sprache

DIE Niederschrift des Buches Daniel war um 536 v. u. Z. vollendet. Es wurde in Hebräisch und Aramäisch geschrieben und enthält auch einige griechische und persische Wörter. Eine solche Vermischung von Sprachen ist zwar ungewöhnlich, aber in der Heiligen Schrift nicht einmalig. Auch das Bibelbuch Esra wurde teils in Hebräisch, teils in Aramäisch geschrieben. Einige Kritiker behaupten jedoch, die Art und Weise, wie sich der Schreiber des Buches Daniel dieser Sprachen bedient habe, beweise, daß das Buch später als 536 v. u. Z. geschrieben worden sei. Häufig wird die Feststellung eines Kritikers zitiert, der Gebrauch griechischer Wörter im Buch Daniel bedinge ein spätes Datum der Zusammenstellung. Er behauptet, das Hebräische stütze und das Aramäische erlaube zumindest ein solch spätes Datum — sogar ein so spätes wie das 2. Jahrhundert v. u. Z.

Damit gehen jedoch nicht alle Sprachforscher einig. Manche Gelehrte erklären, Daniels Hebräisch sei mit demjenigen Hesekiels und Esras vergleichbar, nicht aber mit demjenigen späterer apokrypher Werke wie Jesus Sirach. Was Daniels Gebrauch des Aramäischen betrifft, so beachte man zwei Dokumente, die unter den Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden. Auch sie sind in Aramäisch geschrieben und werden ins 1. und 2. Jahrhundert v. u. Z. datiert — nicht lange nach der angeblichen Fälschung des Buches Daniel. Aber den Gelehrten ist der große Unterschied zwischen dem Aramäisch dieser Dokumente und demjenigen des Buches Daniel aufgefallen. Deshalb erklären mehrere, das Buch Daniel müsse einige Jahrhunderte älter sein, als die Kritiker behaupten.

Was ist zu den „problematischen“ griechischen Wörtern im Buch Daniel zu sagen? Bei einigen hat es sich herausgestellt, daß sie nicht griechischen, sondern persischen Ursprungs sind. Die einzigen Wörter, die man immer noch für Griechisch hält, sind die Namen dreier Musikinstrumente. Bedingen diese drei Wörter wirklich, die Niederschrift des Buches Daniel in eine spätere Zeit zu verlegen? Nein. Archäologen haben festgestellt, daß die griechische Kultur bereits jahrhundertelang Einfluß ausübte, bevor Griechenland Weltmacht war. Überdies: Wenn das Buch Daniel im 2. Jahrhundert v. u. Z. zusammengestellt worden wäre, als die griechische Kultur und Sprache überall vorherrschend waren, enthielte es dann nur drei griechische Wörter? Wohl kaum. Sehr wahrscheinlich wären es wesentlich mehr. Folglich sprechen die sprachlichen Zeugnisse für die Glaubwürdigkeit des Buches Daniel.

[Ganzseitiges Bild auf Seite 12]

[Bilder auf Seite 20]

Oben: Diese Inschrift enthält Nebukadnezars Prahlereien über seine Bauprojekte

Unten: Auf einem babylonischen Tempelzylinder werden König Nabonid und sein Sohn Belsazar namentlich genannt

[Bild auf Seite 21]

Gemäß der Chronik des Nabonid drang das Heer des Cyrus kampflos in Babylon ein

[Bilder auf Seite 22]

Rechts: Das „Strophengedicht von den Freveltaten Nabonids“ berichtet davon, daß Nabonid seinem Erstgeborenen die Herrschaft übertrug

Links: Babylonischer Bericht über den Einfall Nebukadnezars in Juda