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Wie kam das Universum ins Dasein? — Die Streitfrage

Wie kam das Universum ins Dasein? — Die Streitfrage

Kapitel zwei

Wie kam das Universum ins Dasein? — Die Streitfrage

ASTRONAUTEN fotografieren begeistert die eindrucksvoll große Erde durch das Fenster eines Raumfahrzeugs. „Das ist das Beste am Fliegen im Weltraum“, sagte einer von ihnen. Verglichen mit unserem Sonnensystem ist die Erde jedoch winzig klein. Sie würde eine Million Mal in die Sonne hineinpassen, und es wäre noch Platz übrig. Haben solche Tatsachen über das Universum jedoch irgendeine Bedeutung für unser Leben und den Sinn des Lebens?

Machen wir in Gedanken einen kurzen Ausflug ins All, um die Erde und die Sonne im richtigen Verhältnis zu sehen. Unsere Sonne ist nur einer von scheueinflößend vielen Sternen eines Spiralarms unserer Milchstraße *, die ihrerseits nur ein winziger Teil des Universums ist. Mit bloßem Auge ist es möglich, ein paar Lichtflecken zu sehen, die in Wirklichkeit andere Galaxien sind, wie der wunderschöne, größere Andromedanebel. Die Milchstraße, der Andromedanebel und etwa 20 andere Galaxien werden gravitativ als ein Haufen zusammengehalten; sie alle sind wiederum nur ein kleiner Bereich in einem riesigen Superhaufen. Das Universum enthält zahllose Superhaufen, und das ist noch nicht alles.

Die Galaxienhaufen sind im All nicht gleichmäßig verteilt. In kleinem Maßstab abgebildet, sehen sie wie dünne Tücher und Filamente aus, die um blasenförmige Leerräume angeordnet sind. Einige Strukturen sind so lang und breit, daß sie an historische große Mauern erinnern. Das erstaunt vielleicht den einen oder anderen, der glaubt, das Universum habe sich in einer kosmischen Explosion zufällig selbst erschaffen. „Je deutlicher wir das Universum in all seinen herrlichen Einzelheiten sehen“, folgert ein langjähriger Autor in Scientific American, „desto schwieriger wird es für uns, an Hand einer einfachen Theorie zu erklären, wie es zu dem wurde, was es ist.“

Beweise, die auf einen Anfang hindeuten

All die einzelnen Sterne, die wir sehen, befinden sich in der Milchstraße. Bis zu den zwanziger Jahren schien sie die einzige Galaxie zu sein. Beobachtungen mit größeren Teleskopen haben, wie uns wahrscheinlich bekannt ist, seit jener Zeit jedoch etwas anderes bewiesen. Im Universum befinden sich mindestens 50 000 000 000 Galaxien. Das sind nicht 50 Milliarden Sterne, sondern mindestens 50 Milliarden Galaxien, von denen jede aus Milliarden von Sternen besteht, die unserer Sonne gleichen. Dennoch war nicht die unfaßbar hohe Zahl an riesigen Galaxien der Grund, weshalb die wissenschaftlichen Ansichten in den zwanziger Jahren ins Wanken gerieten. Es war der Umstand, daß sie alle in Bewegung sind.

Astronomen entdeckten nämlich etwas Bemerkenswertes: Durchläuft galaktisches Licht ein Prisma, dann ist zu beobachten, daß die Wellenlängen vergrößert sind, was ein schnelles Sichentfernen anzeigt. Je weiter eine Galaxie entfernt ist, desto schneller scheint sie sich von der Erde zu entfernen. Das weist auf ein expandierendes Universum hin. *

Man braucht weder Astronom zu sein, noch Sternkunde als Hobby zu betreiben, um zu verstehen, daß ein expandierendes Universum grundlegende Auswirkungen auf das Verständnis unserer Vergangenheit und vielleicht auch unserer eigenen Zukunft hat. Irgend etwas muß den Vorgang ausgelöst haben — eine Kraft, die so stark ist, daß sie die gewaltige Gravitation des gesamten Universums überwinden kann. Daher ist die Frage berechtigt: „Was könnte die Quelle einer solch dynamischen Kraft sein?“

Zwar verfolgen die meisten Wissenschaftler die Entstehung des Universums auf einen Anfang zurück, an dem es unendlich klein war und eine äußerst hohe Dichte besaß (eine Singularität), aber das Kernproblem bleibt bestehen: „Wenn das Universum irgendwann in der Vergangenheit einem singulären Zustand unendlich geringer Größe und unendlich großer Dichte nahe war, müssen wir uns fragen, was es zuvor gab und was sich außerhalb des Universums befand. ... Wir müssen uns mit dem Problem eines Anfangs auseinandersetzen“ (Sir Bernard Lovell).

Das erfordert mehr als nur eine gewaltige Energiequelle. Weitsicht und Intelligenz sind ebenfalls vonnöten, weil die Ausdehnungsgeschwindigkeit überaus präzise abgestimmt zu sein scheint. „Wenn das Universum ein Billionstel schneller expandierte“, sagte Lovell, „wäre jetzt alles Material zerstreut. ... Und wenn es ein Billionstel langsamer gewesen wäre, dann hätten Gravitationskräfte das Universum innerhalb der ersten Milliarde Jahre kollabieren lassen. Wiederum hätte es keine langlebigen Sterne und kein Leben gegeben.“

Versuche, den Anfang zu erklären

Können Experten heute den Ursprung des Universums erklären? Viele Wissenschaftler, denen der Gedanke, daß das Universum von einer höheren Intelligenz geschaffen worden ist, nicht behagt, mutmaßen, es habe sich durch irgendeinen Mechanismus aus dem Nichts selbst erschaffen. Klingt das aber einleuchtend? Solche Mutmaßungen hängen oft mit gewissen Abwandlungen einer Theorie (Inflationsmodell) * zusammen, die der Physiker Alan Guth 1979 aufstellte. In jüngerer Zeit räumte Dr. Guth jedoch ein, daß seine Theorie „nicht erklärt, wie das Universum aus dem Nichts entstanden ist“. Dr. Andrej Linde drückte sich in einem Artikel der Zeitschrift Scientific American deutlicher aus: „Eine solche anfängliche Singularität zu erklären, wie der Urknall sie darstellt, ist noch immer das widerspenstigste Problem der modernen Kosmologie.“

Wenn Fachleute weder den Ursprung noch die frühe Entwicklung unseres Universums wirklich erklären können, wäre es dann nicht angebracht, an anderer Stelle nach einer Erklärung zu suchen? In der Tat haben wir berechtigte Gründe, einige Beweise zu prüfen, die viele übersehen haben, die aber ein wirkliches Verständnis vermitteln. Zu diesen Beweisen gehören exakte Messungen von vier Fundamentalkräften, die alle Eigenschaften und Veränderungen bestimmen, die die Materie betreffen. Allein die Erwähnung von Fundamentalkräften läßt vielleicht einige zögern, weil sie meinen, das sei nur etwas für Physiker. Dem ist aber nicht so. Es lohnt sich, die grundlegenden Tatsachen zu betrachten, weil sie sich auf uns auswirken.

Feinabstimmung

Die vier Fundamentalkräfte spielen sowohl in der Weite des Kosmos als auch in der unendlichen Winzigkeit atomarer Strukturen eine Rolle — ja bei allem, was wir um uns herum sehen.

Elemente, die für unser Leben unerläßlich sind (vor allem Kohlenstoff, Sauerstoff und Eisen), könnte es nicht geben, wenn diese vier Kräfte, die im Universum vorhanden sind, nicht exakt abgestimmt wären. Wir erwähnten bereits eine dieser Kräfte: die Gravitation. Eine andere Kraft ist die elektromagnetische Kraft. Wäre sie deutlich schwächer, blieben die Elektronen nicht an den Kern eines Atoms gebunden. „Hätte das schwerwiegende Folgen?“ fragen sich vielleicht einige. Ja, denn die Atome könnten sich nicht miteinander zu Molekülen verbinden. Wäre diese Kraft dagegen viel stärker, säßen die Elektronen auf dem Kern eines Atoms fest. Chemische Reaktionen zwischen Atomen fänden nicht statt — was bedeutet, daß es kein Leben gäbe. Allein aus dieser Sicht ist es klar, daß unsere Existenz und unser Leben von der Feinabstimmung der elektromagnetischen Kraft abhängen.

Betrachten wir nun die Weite des Kosmos: Eine kleine Abweichung in der Stärke der elektromagnetischen Kraft würde die Sonne beeinflussen und somit das Licht ändern, das die Erde erreicht. Das wiederum würde die Photosynthese in den Pflanzen behindern oder ganz verhindern. Außerdem könnte das Wasser seine einzigartigen Eigenschaften verlieren, die für das Leben unerläßlich sind. Erneut hängt es von der Feinabstimmung der elektromagnetischen Kraft ab, ob wir leben oder nicht.

Von gleicher Bedeutung ist die Stärke der elektromagnetischen Kraft im Verhältnis zu den anderen drei Kräften. Physiker haben zum Beispiel berechnet, daß diese Kraft 10 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 (1040) Mal stärker ist als die Gravitation. Dieser Zahl eine Null hinzuzufügen (1041) könnte einem als eine geringfügige Änderung erscheinen. Es würde jedoch bedeuten, daß die Gravitation proportional schwächer wäre, und Dr. Reinhard Breuer kommentiert in dem Buch Das Anthropische Prinzip: Der Mensch im Fadenkreuz der Naturgesetze die sich daraus ergebende Situation: „Bei geringeren Schwerkräften würden die Sterne kleiner ausfallen, der Schwerkraftdruck in ihrem Innern würde die Temperaturen nicht genügend hoch treiben, um Kernverschmelzungsreaktionen in Gang zu setzen: Die Sonne könnte nicht scheinen.“ Man kann sich leicht vorstellen, was das bedeuten würde!

Wie verhielte es sich, wenn die Gravitation proportional stärker wäre, die Zahl also nur 39 Nullen hätte (1039)? „Ein Stern wie die Sonne“, erklärt Breuer, „würde schon unter dieser Bedingung seine Lebensdauer drastisch verringern.“ Andere Wissenschaftler halten die Feinabstimmung für noch präziser.

Zwei beachtenswerte Eigenschaften der Sonne und anderer Sterne sind ihr anhaltend hoher Wirkungsgrad und ihre Stabilität. Betrachten wir ein einfaches Beispiel. Es ist bekannt, daß sich bei einem Fahrzeugmotor das Kraftstoff-Luft-Gemisch entscheidend auf den Wirkungsgrad auswirkt. Konstrukteure entwickeln komplizierte mechanische und computergesteuerte Systeme, um die Leistung zu optimieren. Wenn das schon auf einen Motor zutrifft, wie verhält es sich dann mit den wirkungsvoll „brennenden“ Sternen wie unserer Sonne? Die hauptsächlich beteiligten Kräfte sind präzise abgestimmt und für das Leben optimiert. Ist diese Präzision dem Zufall zu verdanken? In alter Zeit wurde Hiob gefragt: „Kennst du des Himmels Gesetze und bestimmst du, wie seine Kräfte auf der Erde wirken?“ (Hiob 38:33, Zink, 1978). Kein Mensch hat dies bestimmt. Woher kommt die Genauigkeit dann?

Die zwei Kernkräfte

Die Struktur des Universums erfordert weit mehr als nur die Feinabstimmung der Gravitation und der elektromagnetischen Kraft. Zwei andere physikalische Kräfte wirken sich ebenfalls auf unser Leben aus.

Diese beiden Kräfte wirken im Atomkern, und sie legen ein beredtes Zeugnis für Weitsicht ab. Betrachten wir die starke Kernkraft, die die Protonen und Neutronen im Kern zusammenhält. Auf Grund dieser Bindung können verschiedene Elemente entstehen — leichte (wie Helium und Sauerstoff) und schwere (wie Gold und Blei). Es scheint, daß es nur den Wasserstoff gäbe, wenn diese Bindungskraft lediglich zwei Prozent schwächer wäre. Wäre die Kraft nur ein wenig stärker, gäbe es umgekehrt ausschließlich schwerere Elemente, aber keinen Wasserstoff. Wäre unser Leben davon betroffen? Nun, in einem Universum ohne Wasserstoff würde der Sonne der nötige Brennstoff fehlen, um lebenspendende Energie auszustrahlen. Und natürlich hätten wir kein Wasser und keine Nahrung, da Wasserstoff ein unverzichtbarer Bestandteil von beidem ist.

Die vierte Kraft in dieser Erörterung, die sogenannte schwache Kernkraft, steuert den radioaktiven Zerfall. Sie wirkt sich auch auf die thermonukleare Aktivität in der Sonne aus. Man mag sich fragen, ob auch diese Kraft genau abgestimmt ist. Der Mathematiker und Physiker Freeman Dyson erklärt: „Die schwache Wechselwirkung [Kraft] ist millionenmal schwächer als die Kernkraft. Sie ist eben schwach genug, daß der Wasserstoff in der Sonne langsam und gleichmäßig brennt. Wäre die schwache Wechselwirkung [Kraft] wesentlich stärker oder wesentlich schwächer, wären wiederum alle Lebensformen, deren Existenz von sonnenähnlichen Sternen abhängt, in Schwierigkeiten.“ Ja, diese genaue Verbrennungsrate hält unsere Erde warm — verbrennt sie aber nicht zu Asche — und hält uns am Leben.

Des weiteren glauben Wissenschaftler, daß die schwache Kraft eine Rolle bei Supernovaexplosionen spielt, Explosionen, die sie als den Vorgang betrachten, durch den die meisten Elemente erzeugt und verteilt werden. „Wenn jene Kernkräfte nur geringfügig anders wären, als sie es in Wirklichkeit sind, wären die Sterne unfähig, die Elemente zu erzeugen, aus denen jeder von uns besteht“, erklärte der Physiker John Polkinghorne.

Wahrscheinlich tritt der wesentliche Gedanke so deutlich hervor, daß sich weitere Ausführungen erübrigen. Diese vier Fundamentalkräfte sind erstaunlich genau abgestimmt. „Überall um uns herum scheinen wir Beweise dafür zu sehen, daß es die Natur genau richtig gemacht hat“, schrieb Professor Paul Davies. Ja, die Feinabstimmung der Fundamentalkräfte hat die Existenz und die Funktion der Sonne ermöglicht, die Existenz unseres schönen Planeten mit lebenserhaltendem Wasser, mit der lebenswichtigen Atmosphäre und einer breiten Palette von wertvollen chemischen Elementen. Fragen wir uns einmal selbst: „Warum gibt es diese präzise Feinabstimmung, und woher stammt sie?“

Die idealen Merkmale der Erde

Unsere Existenz setzt auch in anderer Hinsicht Präzision voraus. Betrachten wir die Maße der Erde und ihre Lage im Verhältnis zum übrigen Sonnensystem. Im Bibelbuch Hiob sind die folgenden demütig stimmenden Fragen enthalten: „Wo befandest du dich, als ich die Erde gründete? ... Wer hat ihre Maße festgesetzt, falls du es weißt ...?“ (Hiob 38:4, 5). Diese Fragen verlangen heute mehr als je zuvor nach einer Antwort. Warum? Wegen der erstaunlichen Entdeckungen, die in bezug auf unsere Erde gemacht worden sind, ihre Größe und ihre Lage im Sonnensystem eingeschlossen.

Ein Planet wie die Erde ist nirgendwo anders im Universum entdeckt worden. Zwar weisen einige Wissenschaftler auf indirekte Anzeichen hin, daß gewisse Sterne von Objekten umkreist werden, die Hunderte von Malen größer sind als die Erde. Die Erde hat aber gerade die richtige Größe, die für unsere Existenz erforderlich ist. Inwiefern? Wäre die Erde nur geringfügig größer, dann wäre die Schwerkraft stärker, und der Wasserstoff, ein leichtes Gas, würde sich ansammeln und könnte der Schwerkraft der Erde nicht entkommen. Dadurch wäre die Atmosphäre unwirtlich. Wäre die Erde allerdings geringfügig kleiner, dann entkäme der lebenserhaltende Sauerstoff, und das Oberflächenwasser würde verdunsten. In beiden Fällen könnten wir nicht leben.

Die Erde hat auch einen idealen Abstand von der Sonne, was unerläßlich für das Gedeihen von Leben ist. Der Astronom John Barrow und der Mathematiker Frank Tipler befaßten sich eingehend mit „dem Verhältnis des Erdradius zur Entfernung zur Sonne“ und gelangten zu dem Schluß, daß auf der Erde kein Leben existierte, „wenn dieses Verhältnis geringfügig anders wäre als beobachtet“. Professor David L. Block bemerkt: „Wäre die Entfernung aber um 5 Prozent geringer, dann wäre gemäß Berechnungen vor ungefähr 4 Milliarden Jahren ein übermäßiger Treibhauseffekt aufgetreten. Wäre die Erde andererseits nur ein Prozent weiter von der Sonne entfernt gewesen, dann hätte sie sich vor etwa 2 Milliarden Jahren mit einer Eisschicht überzogen“ (Our Universe: Accident or Design?).

Außer der bereits erwähnten Präzision kann noch angeführt werden, daß sich die Erde einmal am Tag um ihre Achse dreht, was gerade die richtige Geschwindigkeit ist, mäßige Temperaturen zu erzeugen. Die Venus dreht sich in 243 Tagen einmal um ihre Achse. Man denke nur an die Folgen, wenn die Erde so langsam rotieren würde. Die extremen Temperaturen, die sich bei derart langen Tagen und Nächten einstellen, könnten wir nicht ertragen.

Eine weitere wesentliche Einzelheit ist die Form der Bahn, auf der sich die Erde um die Sonne bewegt. Kometen bewegen sich auf langgestreckten elliptischen Bahnen. Erfreulicherweise ist das bei der Erde anders. Ihre Umlaufbahn ist nahezu kreisförmig. Das bewahrt uns wiederum vor todbringenden extremen Temperaturen.

Nicht übersehen werden darf auch die Lage unseres Sonnensystems. Läge es näher am Zentrum der Milchstraße, würde der gravitative Einfluß benachbarter Sterne die Umlaufbahn der Erde um die Sonne negativ verändern. Läge es dagegen am Rand unserer Galaxis, dann sähen wir am Nachthimmel fast keine Sterne. Das Licht der Sterne ist zwar nicht lebenswichtig, verleiht es aber dem Nachthimmel nicht große Schönheit? Überdies haben Wissenschaftler, gestützt auf gegenwärtige Vorstellungen vom Universum, berechnet, daß am Rand der Milchstraße nicht genügend chemische Elemente vorhanden gewesen wären, damit sich ein Sonnensystem wie das unsere hätte bilden können. *

Gesetz und Ordnung

Aus Erfahrung ist bekannt, daß alles zur Unordnung neigt. Wie jeder Hauseigentümer beobachtet hat, verfällt alles, wenn man sich nicht darum kümmert. Wissenschaftler bezeichnen diese Neigung als „den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik“. Wir können täglich beobachten, daß dieses Gesetz in Kraft ist. Wenn man ein neues Auto oder ein neues Fahrrad nicht pflegt, wird es zu Altmetall. Ein verlassenes Haus wird zur Ruine. Wie verhält es sich mit dem Universum? Hier gilt das gleiche Gesetz. Man könnte also meinen, die Ordnung im Universum würde in völlige Unordnung übergehen.

Das scheint im Universum jedoch nicht zu geschehen, wie Roger Penrose, Professor für Mathematik, entdeckte, als er den Zustand der Unordnung (oder die Entropie) des beobachtbaren Universums untersuchte. Eine logische Deutung solcher Ergebnisse besteht in der Schlußfolgerung, daß sich das Universum von Anfang an in einem geordneten Zustand befand und immer noch sehr geordnet ist. Der Astrophysiker Alan Lightman bemerkte, daß Wissenschaftler „es für mysteriös halten, daß das Universum in einem solch hoch geordneten Zustand erzeugt wurde“. Wie er weiter sagte, „sollte irgendeine erfolgreiche Theorie der Kosmologie das Entropieproblem völlig erklären“ — also die Frage, warum das Universum nicht chaotisch geworden ist.

Im Grunde genommen ist unsere Existenz diesem anerkannten Gesetz entgegengerichtet. Warum leben wir dennoch hier auf der Erde? Wie bereits erwähnt, ist das eine grundlegende Frage, auf die wir eine Antwort erhalten möchten.

[Fußnoten]

^ Abs. 4 Die Milchstraße hat einen Durchmesser von etwa einer Trillion Kilometern, ja, 1 000 000 000 000 000 000 Kilometern. Das Licht benötigt 100 000 Jahre, sie zu durchqueren, und diese eine Galaxie besteht aus über 100 Milliarden Sternen.

^ Abs. 8 Im Jahre 1995 fiel Wissenschaftlern das befremdende Verhalten des am weitesten entfernten Sterns (SN 1995K), der bisher beobachtet wurde, auf, als dieser in seiner Galaxie explodierte. Wie Supernovä in nahen Galaxien wurde dieser Stern sehr hell, und dann ließ seine Leuchtkraft nach, doch über einen längeren Zeitraum als je zuvor beobachtet. Im New Scientist war eine Grafik dazu abgebildet, und es wurde erklärt: „Die Form der Lichtkurve ... ist in bezug auf die Zeit um genau den Betrag gedehnt, den man erwartet, wenn sich die Galaxie mit nahezu halber Lichtgeschwindigkeit von uns wegbewegen würde.“ Wie lautet die Schlußfolgerung? Das hat „den bisher besten Beweis dafür erbracht, daß sich das Universum wirklich ausdehnt“.

^ Abs. 13 Die Inflationstheorie mutmaßt darüber, was sich in einem Bruchteil einer Sekunde nach dem Anfang des Universums abspielte. Verfechter des Inflationskonzepts behaupten, daß das Universum anfangs submikroskopisch klein war und dann mit Überlichtgeschwindigkeit expandierte — eine Behauptung, die im Labor nicht überprüft werden kann. Die Inflation bleibt eine strittige Theorie.

^ Abs. 34 Wissenschaftler haben festgestellt, daß die Elemente eine erstaunliche Ordnung und Harmonie aufweisen. Interessante Belege dafür werden im Anhang unter „Bausteine des Universums“ (Seite 26) angeführt.

[Kasten auf Seite 15]

Die Sterne zu zählen versuchen

Unsere Milchstraße hat schätzungsweise mehr als 100 000 000 000 (100 Milliarden) Sterne. Man stelle sich eine Enzyklopädie vor, die jedem dieser Sterne eine Seite widmen würde. Unsere Sonne und der übrige Teil des Sonnensystems wäre auf nur eine Seite zusammengedrängt. Wie viele Bände müßte die vollständige Ausgabe haben, in der alle Sterne der Milchstraße beschrieben würden?

Wenn die Bände durchschnittlich breit wären, dann würde die Enzyklopädie nicht in die öffentliche Bibliothek der Stadt New York mit ihren 412 Kilometern Regalflächen hineinpassen.

Wie lange würde es dauern, sich diese Seiten anzusehen? „Die Bände auch nur durchzublättern, eine Seite pro Sekunde, würde über zehntausend Jahre dauern“, heißt es in dem Buch Kinder der Milchstraße. Die Sterne, aus denen unsere Galaxis besteht, sind aber nur ein winziger Bruchteil der Sterne in den schätzungsweise 50 000 000 000 (50 Milliarden) Galaxien des Universums. Enthielte das Nachschlagewerk eine Seite für jeden dieser Sterne, so würden die Bände nicht einmal in alle Bibliotheksregale der Welt hineinpassen. „Je mehr wir über die Welt lernen“, heißt es in dem Buch, „um so bewußter, spezieller und genauer wissen wir, was wir nicht wissen.“

[Kasten auf Seite 16]

Jastrow — Über den Anfang

Robert Jastrow, Professor der Astronomie und Geologie an der Columbia-Universität, schrieb: „Nur wenige Astronomen hätten damit gerechnet, daß dieses Ereignis — die plötzliche Entstehung des Universums — eine bewiesene wissenschaftliche Tatsache würde, doch Himmelsbeobachtungen mit Teleskopen haben sie zu dieser Schlußfolgerung gezwungen.“

Dann kommentierte er die Folgen: „Der astronomische Beweis für einen Anfang versetzt die Wissenschaftler in eine unangenehme Lage, denn sie glauben, daß jede Wirkung eine natürliche Ursache hat ... Der britische Astronom E. A. Milne schrieb: ‚In bezug auf den Stand der Dinge [am Anfang] haben wir nichts anzubieten; bei dem göttlichen Schöpfungsakt ist Gott unbeobachtet und unbezeugt‘ “ (The Enchanted Loom—Mind in the Universe).

[Kasten auf Seite 17]

Vier fundamentale physikalische Kräfte

1. Gravitation — eine sehr schwache Kraft auf atomarer Ebene. Sie beeinflußt große Objekte — Planeten, Sterne und Galaxien.

2. Elektromagnetismus — die hauptsächliche Anziehungskraft zwischen Protonen und Elektronen, die die Bildung von Molekülen ermöglicht. Ein Blitz ist eine Erscheinungsform dieser Kraft.

3. Die starke Kernkraft — die Kraft, die Protonen und Neutronen im Atomkern zusammenhält.

4. Die schwache Kernkraft — die Kraft, die den Zerfall der radioaktiven Elemente steuert sowie die thermonukleare Aktivität der Sonne.

[Kasten auf Seite 20]

Eine „Häufung von Glücksfällen“

„Setzt man die schwache Kraft geringfügig stärker an, wäre kein Helium erzeugt worden; setzt man sie ein wenig schwächer an, hätte sich fast aller Wasserstoff in Helium verwandelt.“

„Die günstige Zeit, in der es in einem Universum Helium gibt und auch explodierende Supernovä, ist sehr kurz. Unsere Existenz hängt von dieser Häufung von Glücksfällen ab und von dem sogar noch dramatischeren Zusammentreffen von Energiezuständen in Atomkernen, die von [dem Astronomen] Hoyle vorausgesagt wurden. Im Unterschied zu allen früheren Generationen wissen wir, wie wir ins Dasein gekommen sind. Aber wie alle Generationen vor uns wissen wir immer noch nicht, warum“ (New Scientist).

[Kasten auf Seite 22]

„Die besonderen Bedingungen auf der Erde, die sich aus ihrer idealen Größe ergeben, aus der Elementzusammensetzung und aus der fast kreisförmigen Umlaufbahn in einem perfekten Abstand von einem langlebigen Stern, der Sonne, ermöglichten es, daß sich Wasser auf der Erdoberfläche ansammelte“ (Integrated Principles of Zoology, 7. Auflage). Ohne Wasser hätte kein Leben auf der Erde erscheinen können.

[Kasten auf Seite 24]

Nur das glauben, was man sieht?

Viele rational denkende Menschen akzeptieren die Existenz von Dingen, die sie nicht sehen können. Im Januar 1997 berichtete die Zeitschrift Discover, daß Astronomen etwas aufgespürt hatten, was sie für ein Dutzend Planeten hielten, die entfernte Sterne umkreisen.

„Bisher sind die neuen Planeten nur durch die Art bekannt, wie ihre Gravitation die Bewegung ihrer Muttersterne stört.“ Ja, für die Astronomen bildeten die sichtbaren Auswirkungen der Gravitation die Grundlage, an die Existenz unsichtbarer Himmelskörper zu glauben.

Mittelbare Beweise — nicht unmittelbare Beobachtung — waren für Wissenschaftler eine angemessene Grundlage dafür, das zu akzeptieren, was noch unsichtbar war. Viele Menschen, die an einen Schöpfer glauben, sind zu dem Schluß gelangt, daß sie eine ähnliche Grundlage haben, das zu akzeptieren, was sie nicht sehen können.

[Kasten auf Seite 25]

Sir Fred Hoyle erklärt in dem Buch Die Natur des Universums: „Um die Frage nach der Schöpfung zu vermeiden, müßte man annehmen, daß alle Materie des Weltalls unendlich alt sei — und das kann sie aus einem sehr praktischen Grund nicht sein. ... der Wasserstoff im gesamten Universum [wird] dauernd zu Helium umgewandelt ... Wie kommt es aber dann, daß das Weltall fast ausschließlich aus Wasserstoff besteht? Wäre die Materie unendlich alt, so wäre dieses ganz unmöglich. Wir sehen also, daß man, wie das Weltall nun einmal ist, das Schöpfungsproblem einfach nicht umgehen kann.“

[Bild auf Seite 12, 13]

Unsere Sonne (Kästchen) ist unbedeutend klein in der Milchstraße, wie dies hier an Hand der Spiralgalaxie NGC 5236 veranschaulicht wird

Die Milchstraße enthält über 100 Milliarden Sterne, und sie ist nur eine von über 50 Milliarden Galaxien in dem bekannten Universum

[Bilder auf Seite 14]

Der Astronom Edwin Hubble (1889—1953) erkannte, daß eine Rotverschiebung beim Licht entfernter Galaxien anzeigt, daß sich unser Universum ausdehnt und somit einen Anfang hatte

[Bilder auf Seite 19]

Die Feinabstimmung der Kräfte, die unsere Sonne beherrschen, führt Bedingungen herbei, die für das Leben auf der Erde gerade richtig sind