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Aufstieg und Fall von „Fachleuten“

Aufstieg und Fall von „Fachleuten“

Aufstieg und Fall von „Fachleuten“

GIBT man im Internet die Wörter „Erziehung“ und „Rat“ in eine bekannte Suchmaschine ein, erhält man im Handumdrehen über 2 Millionen Suchergebnisse. Würden sich Eltern mit jeder Fundstelle auch nur fünf Minuten beschäftigen, wäre ihr Kind bereits erwachsen und aus dem Haus, bevor sie bei der letzten angelangt wären.

Wo suchten Eltern Rat, als es noch keine Kinderärzte, Kinderpsychologen und noch kein Internet gab? Gewöhnlich wandten sie sich an andere innerhalb der Großfamilie. Mütter, Väter, Tanten und Onkel gaben gern ihre Erfahrungen weiter, boten finanzielle Unterstützung und halfen beim Beaufsichtigen der Kinder. Solch ein enger Familienzusammenhalt ist allerdings wegen der starken Landflucht in vielen Ländern selten geworden. Häufig stehen Mütter und Väter mit der schwierigen Aufgabe der Kindererziehung allein da.

Das ist zweifellos einer der Gründe, warum Kinderbetreuungsdienste heute so gefragt sind. Ein weiterer Grund ist die weit verbreitete Wissenschaftsgläubigkeit. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts glaubten viele Amerikaner, die Wissenschaft würde sich auf jeden Lebensbereich vorteilhaft auswirken. Warum also nicht auch auf die Kindererziehung? Als sich 1899 der amerikanische National Congress of Mothers öffentlich über die „Unfähigkeit der Eltern“ beklagte, traten schnell eine Reihe „wissenschaftlicher“ Fachleute auf den Plan. Sie wollten strapazierten Müttern und Vätern helfen, bessere Eltern zu werden.

Praxisferne Bücher über Erziehung

Was haben die Fachleute aber erreicht? Haben die Eltern von heute bei der Kindererziehung weniger Sorgen und sind sie besser dafür gerüstet als die Eltern von damals? Das ist anscheinend nicht so, denn gemäß einer kürzlich durchgeführten Umfrage in Großbritannien suchen rund 35 Prozent der Eltern kleiner Kinder immer noch nach vertrauenswürdigem Rat. Andere denken, ihnen bleibe nichts anderes übrig, als sich auf ihr Gefühl zu verlassen.

Ann Hulbert beschreibt in dem Buch Raising America: Experts, Parents, and a Century of Advice About Children, wie sich die Fachliteratur über Kindererziehung im Laufe der Zeit geändert hat. Wie Hulbert, selbst Mutter von zwei Kindern, zeigt, stützten sich die Erkenntnisse der Fachleute selten auf nachgewiesene Tatsachen. Statt auf objektive Beweise gründeten sich die Ratschläge anscheinend vielmehr auf die eigene Lebenserfahrung. Rückblickend kann man sagen, dass viele Aussagen in diesen Büchern unausgeglichen, widersprüchlich und manchmal geradezu lächerlich waren.

In welcher Situation befinden sich demnach Eltern von heute? Offen gesagt fühlen sich viele wegen der Unzahl von Ratschlägen, Ansichten und widersprüchlichen Aussagen überfordert. Das muss aber nicht so sein. Überall auf der Erde gibt es Eltern, die auf ein altes Buch vertrauen, das voller Weisheiten ist. Wie der nächste Artikel zeigt, handelt es sich dabei um einen äußerst vertrauenswürdigen Ratgeber.