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Wieder groß im Kommen: Kleine Biester mit Biss!

Wieder groß im Kommen: Kleine Biester mit Biss!

EIGENTLICH galt die Bettwanze in den 50er-Jahren bereits als ausgerottet. Dafür hatte vor allem das Insektizid DDT gesorgt. So mancher kannte Wanzen höchstens noch durch ein altes Kinderlied wie „Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ’ne kleine Wanze“. Ab den 70er-Jahren wurde der Gebrauch von DDT dann jedoch wegen seiner Giftigkeit und der Folgen für die Natur- und Pflanzenwelt in vielen Ländern eingeschränkt oder verboten.

Gegen andere chemische Mittel wurden die Bettwanzen zunehmend resistent. Hinzu kam, dass die Menschen immer reiselustiger wurden und die kleinen Blutsauger als blinde Passagiere mitbrachten. Die Folge? In einem Bericht zur Bettwanzenkontrolle 2012 heißt es: „In den letzten 12 Jahren meldeten die USA, Kanada, der Nahe Osten, einige Länder Europas, Australien und Teile Afrikas die Rückkehr der Bettwanzen.“

So haben sich unlängst in Moskau die Beschwerden über Bettwanzen in einem einzigen Jahr verzehnfacht. Und auf der anderen Seite des Erdballs, in Australien, hat der Bettwanzenbefall seit 1999 um rund 5 000 Prozent zugenommen!

Nicht selten werden die Winzlinge aus Läden, Theatern oder Hotels unbemerkt mitgenommen. Dazu ein Hotelier in den USA: „Hast du ein Hotel, hast du auch irgendwann Wanzen. Das lässt sich heutzutage einfach nicht vermeiden.“ Wieso ist es denn so schwierig, die kleinen Biester auszutilgen? Könnte man selbst vorbeugend etwas tun? Und wenn sie doch einmal die eigenen vier Wände heimsuchen, wie wird man sie — und zwar möglichst für immer — wieder los?

Winzige Überlebenskünstler

Eine ausgewachsene Bettwanze ist nur ungefähr 5 mm lang

Bettwanzen finden fast überall Unterschlupf. Ihr flacher Körper ist nämlich nicht größer als ein Apfelkern. Sie können es sich in Matratzen, Möbelstücken, Steckdosen oder sogar im Telefon gemütlich machen, verkriechen sich aber nicht gern weiter als 3 bis 6 Meter vom Schlaf- oder Sitzbereich entfernt. Wieso das? So bleiben sie immer in Reichweite ihres menschlichen Büfetts! *

Die Plagegeister überfallen ihre Opfer oft im Schlaf. Ihren Biss merkt man meist gar nicht, weil sie einen schmerzbetäubenden Speichel haben, der es ihnen ermöglicht, sogar bis zu 10 Minuten lang ununterbrochen Blut zu saugen. Das hält dann vielleicht eine Woche bis zur nächsten Blutmahlzeit vor — man weiß allerdings, dass sie auch monatelang ohne Nahrung überleben können.

Im Gegensatz zu Mücken und anderen Insekten übertragen Bettwanzen nach heutigem Wissensstand zwar keine Infektionskrankheiten, aber die Bisse können furchtbar jucken und zu Quaddeln anschwellen. Für viele Bissopfer ist außerdem die psychische Belastung enorm. Sie schämen sich, können vielleicht nicht mehr schlafen oder es juckt und beißt sie immer noch überall, obwohl die kleinen Viecher längst fort sind. Nicht umsonst bezeichnet  ein Bericht aus Sierra Leone Bettwanzen als „Verursacher schlafloser Nächte und großer Aufregungen“ und weist auf das „soziale Stigma“ hin, das sie mit sich bringen.

Vorbeugungsmaßnahmen

Gepäck inspizieren

Ein Bettwanzenbefall kann wirklich jeden treffen. Je früher entdeckt, desto besser. Der Kluge baut also vor und macht sich mit Wanzenspuren vertraut. Sowohl daheim als auch auf Reisen empfiehlt es sich, Möbel, Fußleisten und Gepäckstücke nach kleinen Eiern abzusuchen, die wie Mohnsamen aussehen, und nach Blutflecken. Am besten nimmt man dafür eine Taschenlampe.

Ritzen und Spalten gut versiegeln

Eine gute Idee wäre auch, den Winzlingen weniger Versteckmöglichkeiten zu bieten. Ritze und kleine Spalten in Wänden und Türrahmen sollten dicht versiegelt sein. Wenngleich Unsauberkeit nicht die Ursache für einen Befall ist, lassen sich die Wanzen doch leichter ausfindig machen und bekämpfen, wenn man regelmäßig staubsaugt und weniger herumstehen hat. Im Hotelzimmer kann man das Risiko, sie von dort als „Reisebegleitung“ mitzunehmen, dadurch verringern, dass man Gepäckstücke auf keinen Fall auf dem Bett oder dem Boden abstellt.

Falls man doch Bettwanzen entdeckt

Regelmäßig gründlich saugen

Wer im Hotelzimmer oder zu Hause auf Bettwanzen stößt, ist wahrscheinlich erst einmal völlig entsetzt und schämt sich vielleicht sogar. Dave erzählt, wie es war, als er und seine Frau im Urlaub von Bettwanzen gebissen wurden: „Es war uns total peinlich! Was würden die Freunde und Verwandten zu Hause sagen? Sollten wir ihnen das überhaupt erzählen? Würden sie bei irgendwelchen juckenden Hautgeschichten nicht gleich denken, sie hätten sie sich bei uns geholt?“ Auch wenn solche Reaktionen ganz normal sind, darf man sich auf keinen Fall aus Schamgefühl davon abhalten lassen, etwas zu unternehmen. Die New Yorker Gesundheitsbehörde versichert: „Bettwanzen loszuwerden ist zwar kein Kinderspiel, aber auch nicht unmöglich.“

Nach Spuren von Bettwanzen suchen und ihnen Versteckmöglichkeiten nehmen

Herunterspielen darf man das Bettwanzenproblem natürlich auch wieder nicht. Wer Wanzen entdeckt, dürfte mit dem professionellen Service eines ausgebildeten Schädlingsbekämpfers am besten bedient sein. Kammerjäger arbeiten zwar nicht mehr mit der eingangs erwähnten chemischen Keule, setzen heute aber auf eine Kombination effektiver Bekämpfungsverfahren. Die Insektenforscherin Dini M. Miller gibt auch noch zu bedenken: „Die Bettwanzenbekämpfung kann nur funktionieren, wenn Bewohner, [Haus]verwaltung und Schädlingsbekämpfungsfirma gleichermaßen gut zusammenarbeiten.“ Das Fazit in Sachen Bettwanzen? Wer in vernünftigem Rahmen vorbeugt und sich im Ernstfall an die Anweisungen des Fachmanns hält, der tut eine ganze Menge, damit die „kleinen Biester mit Biss“ bei ihm nicht zum Zuge kommen.

^ Abs. 7 Bettwanzen zapfen aber nicht nur den Nahrungswirt Mensch an, sondern saugen auch das Blut von Haustieren oder anderen Tieren, so Insektenforscher.