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Korinth — Religion und Kultur

Korinth — Religion und Kultur

Korinth — Religion und Kultur

KORINTH war von Bedeutung, weil von dort aus Herrschaftsgewalt ausgeübt wurde und es die führende Handelsstadt Griechenlands war. Viele Leute brachten aber mit der Stadt auch Unzucht und ausschweifenden Luxus in Verbindung. Korinth war sittlich so sehr verdorben, dass der Ausdruck „Korinthisieren“ aufkam, der „Unsittlichkeit treiben“ bedeutet. All das waren die Früchte des dort ausgeübten Kultes, besonders in Verbindung mit der Göttin Aphrodite (sie entspricht der römischen Venus, der phönizischen und kanaanitischen Astarte und der babylonischen Ischtar). Auf dem Akrokorinth, einem steilen felsigen Berg, der die Agora um 513 Meter überragte, stand ein Tempel, in dem sie angebetet wurde. Paulus warnte also die Christen aus Korinth zu Recht vor einem unsittlichen Lebenswandel und gab ihnen in dieser Hinsicht deutlichen Rat (1. Korinther 6:9 bis 7:11; 2. Korinther 12:21). Natürlich gab es in Korinth noch viele weitere Tempel, die anderen Göttern oder Göttinnen geweiht waren. Im Tempel des Äskulap, des Gottes der Heilkunde, haben Archäologen Darstellungen von fleischfarbenen Teilen des menschlichen Körpers aus Terrakotta gefunden. Diese waren von Anbetern des Äskulap als Weihgaben zum Tempel gebracht worden. Jedes Teil stellte den erkrankten Körperteil (Hand, Fuß, Auge usw.) des Anbeters dar.

Außer Griechen wohnten in Korinth viele Italiker, Nachkommen früherer Ansiedler. Eine ganze Anzahl Jünger in Korinth trugen lateinische Namen, zum Beispiel Justus, Tertius, Quartus, Gajus, Krispus, Fortunatus und Achaikus. Viele Juden hatten sich dort niedergelassen und eine Synagoge gegründet. Sie hatten einige Griechen als Anhänger gewonnen (Apostelgeschichte 18:4). Dass in Korinth Juden lebten, geht auch aus einer griechischen Inschrift auf einem marmornen Sturz hervor, den man in der Nähe des Tores Richtung Lechaion gefunden hat. Die Inschrift „[Syna]gōgḗ Hebr[áiōn]“ bedeutet „Synagoge der Hebräer“. Abgesehen von denen, die sich in Korinth, einem Unterhaltungs- und Sportzentrum, vergnügen wollten, wimmelte es dort von Reisenden und Händlern. Das war zweifellos der Grund, warum die Bewohner von Korinth toleranter eingestellt waren als diejenigen anderer Städte, die der Apostel Paulus besucht hatte, beispielsweise diejenigen von Athen, dem Zentrum der griechischen Kultur. Er hatte eine Vision, in der ihm versichert wurde, dass es in Korinth noch viele gerechtigkeitsliebende Personen gab, und deshalb blieb er an diesem strategisch bedeutungsvollen Treffpunkt von Osten und Westen noch ein Jahr und sechs Monate (Apostelgeschichte 18:9-11). In dieser Zeit schrieb er wahrscheinlich seine zwei Briefe an die Thessalonicher.

Als Paulus schließlich mit dem Schiff von dem östlichen Hafen Kenchreä über das Ägäische Meer nach Ephesus (Kleinasien) fuhr, begleiteten ihn Aquila und Priscilla, seine Gefährten beim Zeltemachen und seine Mitchristen. Apollos, der sehr redegewandt war, setzte jedoch das Werk des Paulus fort, indem er den in Korinth ausgestreuten Samen begoss. Paulus war um die Versammlung, die er in Korinth gegründet hatte, sehr besorgt. Zweimal schickte er Titus dorthin, der ihn vertrat, und außerdem schrieb er an die Versammlung in Korinth zwei wichtige Briefe. Er war zwar nicht in der Lage, die Versammlung, wie geplant, auf dem Weg nach Mazedonien zu besuchen, aber später hielt er sich drei Monate in Griechenland auf — wahrscheinlich im Jahr 55/56 u. Z. —, die er teilweise in Korinth zubrachte. Von dort aus schrieb er dann seinen Brief an die Römer.